Aktuelles:



Gerne weisen wir auf die in Kürze beginnende neue Sonderausstellung der Stadt Schiltach im „Museum am Markt“ hin:
 
 
 

Eduard Trautwein –
Ein deutscher Künstler aus dem Schwarzwald

 
 
 
Eduard Trautwein (1893–1978) macht sich mit seinen eine „gute alte Zeit“ darstellenden Werken bereits in jungen Jahren einen Namen als ausdrucksstarker Künstler des Schwarzwalds. 1930 tritt Trautwein der NSDAP bei. Seine Werke propagieren auch die NS-Ideologie. Der Kunstmaler ist daher bis heute umstritten. 2023 kocht einmal mehr die Diskussion über Werk und Leben des vielfach geehrten Eduard Trautwein auf. Die Ausstellung zeigt sowohl seine historisierenden Stadtbilder, seine Trachtendarstellungen, die expressionistischen Landschaftsbilder als auch den Nationalsozialismus verherrlichende Propagandawerke. Sie alle prägen sein künstlerisches Schaffen. Trautwein, ein „Kind seiner Zeit“? Machen Sie sich Ihr eigenes Bild. Den Flyer zur Ausstellung finden Sie hier.
 
 

2024-03-11 Plakat Trautwein
 

 
 
Schiltach, den 11. März 2024/ am, rm
 




Neues zur frühen Schenkenzeller Geschichte soeben erschienen:
  
 
Von der alten Schenkenzeller St. Ulrichskirche
zurück zu den Anfängen von ‚Cella‘ im oberen Kinzigtal
 

 

Cella * Bergbau * Lehensleute

 
 
Im Frühjahr 1774 bot sich den Schenkenzellern ein eigenartiger Anblick: auf dem Kirchplatz am Pfarrberg stand nur noch ein kleiner Turm – gerade war die alte St. Ulrichskirche abgebrochen worden. 250 Jahre ist das jetzt her. An den alten kleinen Kirchturm wurde eine neue und viel größere Kirche angebaut. Noch im gleichen Jahr konnte die Gemeinde dasWeihnachtsfest in der neu errichteten Pfarrkirche feiern.
 
In dem gerade erschienenen Buch
„Cella * Bergbau * Lehensleute“ beschreibt Michael Eble die Baugeschichte der alten St. Ulrichskirche. Interessante Einzelheiten zur Ausstattung des kleinen Kirchleins werden vorgestellt. Eng verknüpft mit der alten Pfarrkirche ist die Gründung der Pfarrei. Schon vor deren erstmaligen Erwähnung im Jahr 1275 stand wohl am Pfarrberg die kleine Kirche für die Höfe der Umgebung und die bereits bestehende kleine Siedlung. Alte Flurnamen wie ‚Wideme‘, ‚Heilig Garten‘ und ‚Herrenberg‘ weisen darauf hin.
 
Genauso spannend sind die allerersten Anfänge von ‚Cella‘ im oberen Kinzigtal. Das Gebiet um die Mündung der kleinen Kinzig in die große Kinzig mit ‚Cella‘, dazu das ‚Witticher Tal‘ und dazwischen der Bereich ‚Vor dem Tal‘ gehörte damals dem Kloster St. Gallen. Diese „terra beati Galli“ war ein frühes mittelalterliches Bergbaurevier. Mehrere Burgen wurden darin errichtet. Die späteren Gemarkungen von Schenkenzell und Kaltbrunn sind aus diesen Anfängen heraus entstanden.
 
Bis heute ein markanter Punkt ist der ‚Hangende Stein‘ an der Kinzig auf halbem Weg zwischen Schenkenzell und Alpirsbach. Als „Wagodenstein“ ist er schon um 1100 in Urkunden vermerkt. Dieser frühe Grenzpunkt im oberen Kinzigtal markiert zugleich den ältesten bislang bekannten Beleg zur Schenkenzeller und Kaltbrunner Ortsgeschichte.
 


 
Cella-Bergbau-Lehensleute

 
Das Buch
„Cella * Bergbau * Lehensleute“ von Michael Eble ist für 10 € zu den üblichen Öffnungszeiten bei der TouristInfo im Rathaus Schenkenzell erhältlich.
 
 
Schenkenzell, den 06. März 2024 / me, rm










Auch für 2024 haben wir uns wieder einiges vorgenommen!


Nach einem abwechslungsreichen Jahresprogramm 2023 hat die Vorstandschaft auch für das laufende Jahr wieder einen vielseitigen Veranstaltungskalender zusammengestellt, der Vorträge, Exkursionen, einen Literaturabend, eine kleine Ausstellung sowie anlässlich der Mitgliederversammlung einen lokalhistorischen Kurzvortrag vorsieht. Da für das zweite Halbjahr noch einige Details in Klärung sind, möchten wir daher vorerst lediglich unsere Vorhaben bis Juni vorstellen.

Eröffnet wird das Veranstaltungsjahr mit einem Vortrag aus der kleinen Serie „Unsere Nachbarstädte“. Nach dem Blick auf Alpirsbach im vergangenen Jahr wird Carsten Kohlmann, Leiter des Stadtarchivs und Stadtmuseums Schramberg, am Freitag, 22. März Schiltachs südlichen Nachbarn, die große Kreisstadt Schramberg, vorstellen. Kohlmann, Historiker und Kulturwissenschaftler, wird in der Friedrich-Grohe-Halle ein stadtgeschichtliches Porträt präsentieren und dabei einen Bogen von den früheren Herrschaftsverhältnissen über die Entwicklung des Marktfleckens zur Industriestadt bis zur heutigen „Großen Kreisstadt“ als Mittelzentrum im Kreis Rottweil spannen. Dazu wird er auch die historischen Berührungspunkte zwischen Schramberg und Schiltach aufzeigen.

Ältere Einwohner unserer Gemeinden erinnern sich noch lebhaft an die Ausgrabungen auf dem „Schlössle“, dem Bergkegel oberhalb des Schwenkenhofes, wo die Gemarkungen von Schenkenzell, Schiltach und Lehengericht zusammenstoßen. Lange wurde spekuliert, doch erst Grabungen der Heimatfreunde Fritz Laib und Herbert Pfau in den 1960er Jahren brachten Ruinen einer mittelalterlichen Burg zum Vorschein, die auf alten Landkarten als „Willenburger Burgstall“ verzeichnet ist. Exkursionsleiter Hans Harter wird am Samstag, 20. April die Überreste und Funde erklären und auf die Bedeutung der Anlage eingehen, die schon vor der Gründung der Stadt Schiltach um 1240 bestanden hat. Treffpunkt zur Bildung von Fahrgemeinschaften ist der Parkplatz der Friedrich-Grohe-Halle.

Bereits zum elften Mal laden Günther Bentele und Wolfgang Tuffentsammer dazu ein, mit ihnen in die reiche Welt der Literatur einzutauchen. Für Freitag, 7. Juni haben sich die beiden Literaturbegeisterten ein „Literarisches Gespräch“ zu Leben und Werk des Dichters E. T. A. Hoffmann vorgenommen. Hoffmann war einer der Dichter mit der größten Wirkung auf die Entwicklung der deutschsprachigen Literatur, der zudem bis weit ins Ausland ausstrahlte. In einer über die Jahre erprobten einzigartigen Mischung aus biographischen Fakten sowie Lesebeispielen und deren Interpretation gewähren die beiden Literaturexperten tiefe Einblicke in Zeit und Lebenswelt des jeweiligen Dichters. Bei günstiger Witterung wird das Literarische Gespräch wieder unter der Friedenslinde im Stadtgarten stattfinden, andernfalls in der Evangelischen Stadtkirche.

Kooperationspartner sämtlicher drei Veranstaltungen ist die Volkshochschule Schiltach-Schenkenzell, die weiterhin um Anmeldung bittet. Details und Kontaktdaten finden Sie
hier und in dem ab 3. Februar erhältlichen neuen VHS-Frühjahr/Sommer-Programm.


Schiltach, den 27. Januar 2024 / rm




Wir wünschen frohe Weihnachten und ein gutes Neues Jahr!
Einladung zum Schiltacher Silvesterzug

 
 
 
Liebe Mitglieder, Unterstützer und Freunde,
 

fast am Ende des Jahres 2023 angelangt, können wir auf ein erfolg- und ereignisreiches Vereinsjahr mit vielfältigen Aktivitäten zurückblicken. Vier thematisch äußerst unterschiedliche Vorträge, das beliebte Literarische Gespräch, eine Multivisionsshow über Pilgerreisen nach Einsiedeln sowie eine eindrucksvolle Exkursion nach Straßburg waren die Eckpunkte unseres Programms.
 
Die Restaurierung des Feldkreuzes in der Schenkenzeller Bahnhofstraße, die nicht zuletzt dank des Einsatzes von Willy Schoch in vollem Umfang über Spenden finanziert werden konnte, war uns ein großes Anliegen. Sie ist ein schönes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement und zeigt den Sinn der Einwohnerschaft für den Erhalt solch historisch bedeutsamer kleiner Bauwerke, die auf den Gemarkungen unserer Gemeinden in großer Vielfalt vorkommen, manchmal an prominenter Stelle, oft aber auch unscheinbar und abseits des öffentlichen Bewusstseins.
 
In den sechs Sitzungen des ablaufenden Jahres begleiteten die Vorstandschaft neben der Organisation und Durchführung der Veranstaltungen u. a. Themen wie die Gestaltung der Gedenkstätte auf dem Schrofen, die Entwicklung des Schlossberges, der Erhalt bedeutsamer Grabmale und Grabanlagen sowie eine Sicherung und mögliche Restaurierung der ehemaligen Trafostation auf dem Hinterholz. Die neu aufgeflammte Auseinandersetzung mit Leben und Werk des Kunstmalers Eduard Trautwein war in diesem Jahr in Schiltach und Wolfach ebenso ein Thema wie der zunehmende Antisemitismus in unserem Land, zu dem sich die Vorstandschaft klar positionierte.
 
Auch 2024 gibt es wieder runde Jahrestage zu feiern und allerhand weitere interessante Themen, von denen sich einige in unserem neuen Jahresprogramm widerspiegeln, das wir Ihnen im Januar hier vorstellen möchten. Wir hoffen, dass wir bei allen Mitgliedern und Freunden damit wieder Interesse am Besuch unserer Veranstaltungen im kommenden Jahr wecken können.   

 

Ermuntern und einladen möchten wir zur regen Teilnahme am traditionellen Schiltacher Silvesterzug, der am Altjahrsabend wie gewohnt vom Marktplatz aus startet. Der Zug setzt sich um 20.30 Uhr zum Klang der großen Glocke der Evangelischen Stadtkirche in Richtung Pfarrhaus in Bewegung.

 
Die Vorstandschaft dankt Ihnen für Ihre Treue und Verbundenheit, wünscht frohe, besinnliche und gesegnete Weihnachtstage sowie Gesundheit und alles Gute fürs Jahr 2024.
 

Schiltach, den 19. Dezember 2023 / rm






Der Vorstand berichtet von der Mitgliederversammlung 2023 des Gesamtvereins
Steigende Kosten machen Beitragsanhebung unausweichlich

 

von Markus Armbruster und Reinhard Mahn

 
 
Zur jährlichen Versammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden am 8. Oktober luden das Präsidium und die Mitgliedergruppe Zell in den trefflich restaurierten „Rundofen“-Bau ein.
 
Das Präsidium des Gesamtvereins war zur Mitgliederversammlung vollzählig angereist. Im Hinblick auf das Amt des Präsidenten gab es 2022 eine Satzungsänderung, sodass die ursprünglichen Aufgaben erstmals von den drei gleichberechtigten Co-Präsidenten Dr. Cornelius Gorka, Dr. Ewald Hall und Bertram Sandfuchs wahrgenommen wurden. Das Gremium wird komplettiert durch Dr. Martin Ruch (Redakteur), Dr. Heinrich Schwendemann (Kassier), der von Sabine Birk unterstützt wird und Martin Lietzau (Vertreter der Bibliothek). Der Eröffnung und Begrüßung durch Cornelius Gorka, der erfreulich viele Vereinsvertreter willkommen heißen konnte, folgte ein Grußwort von Bertram Sandfuchs, der gleichzeitig Vorsitzender der Mitgliedergruppe Zell ist.
 
Beim Totengedenken wurde namentlich an den ehemaligen Geschäftsführer Theo Schaufler erinnert, der Anfang Oktober im Alter von 97 Jahren verstorben war. Unsere Mitgliedergruppe ist mit Schaufler dankbar verbunden, da er 2007 den Anstoß zur Bildung des damaligen Initiativkreises und damit zu neuen Aktivitäten gab. 
 
Der Bericht des Präsidiums informierte über Modernisierungen an der Vereinshomepage, die Ewald Hall vorangetrieben hatte. So besteht seit diesem Jahr für die Mitgliedergruppen die Möglichkeit, auf ihre örtlichen Veranstaltungen hinzuweisen. Alle geschichtlich Interessierten können sich auf
www.historischer-verein-mittelbaden.de einen Überblick über Veranstaltungen im Vereinsgebiet verschaffen und daraus auswählen. Angesichts zurückgehender Mitgliederzahlen sei Werbung von Neumitgliedern durch die einzelnen Orts- und Regionalgruppen unerlässlich, gute Arbeit vor Ort erleichtere diese Bemühungen. Zudem wurde berichtet, dass auch Gespräche zur Wiederbelebung ehemaliger Mitgliedergruppen geführt würden.  
 
Der Kassenbericht war geprägt von steigenden Kosten für die Herstellung des Jahrbuchs „Die Ortenau“ bei gleichzeitig sinkender Auflage. Ein Fehlbetrag in der Jahresbilanz war daher nicht zu vermeiden. Auch die bereits eingeleiteten und umgesetzten Einsparmaßnahmen werden das weitere Abschmelzen der Rücklagen nicht verhindern können. Die Kassenprüfer bestätigten eine einwandfreie Kassenführung. 
 
Redakteur Martin Ruch blickte auf die im September erschienene aktuelle 103. Ausgabe des Jahrbuchs zurück. Er zeigte sich erstaunt, dass zum Schwerpunktthema „Geld“ lediglich zwei Beiträge eingegangen waren. Bei den „freien“ Beiträgen berichtete er dagegen von einem Überhang, sodass bereits ein Grundstock an Aufsätzen für „Die Ortenau“ 2024 vorhanden sei. Das kommende Leitthema sei „Seuchen“. Mit seinem Dank an die Autoren und den Verlag verband er die Ermutigung, auch weiterhin fleißig Forschungsarbeiten zur Veröffentlichung einzureichen.
 
Martin Lietzau berichtete aus der vereinseigenen Dieter-Kauß-Bibliothek in Kork. Die neue Software arbeite weiterhin nicht fehlerfrei, zudem würden händeringend weitere Mitstreiter gesucht. Aus den Reihen der Delegierten wurden Fragen zu Kosten und Nutzen der Bibliothek aufgeworfen.  
Beim nächsten Tagesordnungspunkt ging es um die unausweichliche Beitragserhöhung. Den Mitgliedergruppen waren vom Präsidium im Vorfeld zwei Modelle zur Auswahl vorgestellt worden. In Anbetracht der unbestrittenen Notwendigkeit einer Anpassung entschieden sich die Mitgliedergruppen für eine Erhöhung der Beiträge ab 2024 um vier Euro je natürlichem und juristischem Mitglied, die in vollem Umfang dem Gesamtverein zugutekommen sollen (unsere Mitglieder werden dazu noch gesondert informiert).
 
Die anstehenden Wahlen zum Präsidium und der Kassenprüfer verliefen einmütig, da sich alle Amtsträger für eine weitere Wahlperiode zur Verfügung stellten. Auf Antrag des Präsidiums wurde abschließend der Zeller Heimatforscher Dieter Petri für seine vielfältigen Aktivitäten und Verdienste von den Delegierten zum Ehrenmitglied gewählt.
 
Dem Empfang durch die Stadt Zell folgte der Vortrag von Prof. Dr. Fritz Riehle
„Über zwei Jahrhunderte Zeller Keramikindustrie“. Nach dem gemeinsamen Mittagessen konnten die versammelten Vereinsvertreter beim Nachmittagsprogramm aus drei Angeboten auswählen: Einer Besichtigung und Erläuterung des historischen Rundofens, einer Stadtführung sowie dem Besuch der Ausstellung „Keramik zwischen Design und Kunst“. Die jährliche Zusammenkunft bietet immer wieder aufs Neue die Möglichkeit zum Kennenlernen, zur Kontaktpflege und zum kollegialen Austausch, was gerne wahrgenommen wurde.
 
Unsere Mitgliedergruppe dankt dem Präsidium für seine engagierte und zielstrebige Arbeit im ablaufenden Jahr und wünscht auch für 2024 viel Schwung und Erfolg bei der Bewältigung anstehender Aufgaben.
 
 
Schiltach, den 27. November 2023
 
 
 


Das neue Jahrbuch „Die Ortenau“ hilft,
die Geschichte der Region (be-)greifbar zu machen –
auch die beiden Beiträge Schiltacher Autoren tragen dazu bei


von Reinhard Mahn


Von etlichen Vereinsmitgliedern bereits freudig erwartet, wurden Mitte September fast 90 Exemplare der zwischenzeitlich bereits 103. Ausgabe des Jahrbuches „Die Ortenau“ in Schenkenzell angeliefert und danach zügig an die Mitglieder verteilt. Die leuchtend roten Bände gehen dabei nicht nur an Empfänger in Schiltach und Schenkenzell, sondern auch ins Umland sowie per Post an ehemalige SchiltacherInnen und SchenkenzellerInnen, die heute in anderen Bundesländern leben.

Mit 543 Seiten Umfang bietet der stattliche Jahresband dem Leser – gewohnt solide gestaltet und in Farbdruck – ein breites regionalgeschichtliches Themenspektrum. Beim Pressegespräch merkte Redakteur Martin Ruch an, dass das gewählte Schwerpunktthema „Das Geld“ bei den Autoren erstaunlicherweise auf wenig Resonanz gestoßen sei, lediglich zwei Beiträge gingen dazu ein. In einem davon wird über einen Münzschatz berichtet, der während des Bauernkriegs versteckt, 1955 entdeckt, dann wieder vergessen und erst 2012 gemeldet und registriert wurde. Allerdings füllen den aktuellen Jahresband weitere 21 durch die Bank lesenswerte Aufsätze zu anderen (freien) Themen und sorgen für eine große Bandbreite.

So beschäftigen sich Beiträge zum Beispiel mit der italienischen Arbeitsemigration in die Ortenau in der Zeit vor 1914, beleuchten das Leben einer Familie am Rande der dörflichen Gemeinschaft im ausgehenden 18. Jahrhundert, portraitieren das Überleben eines deutsch-jüdischen Kinderarztes im letzten Jahrhundert und vergleichen den Ablauf der „Arisierung“ in badischen Großstädten und kleinen Landgemeinden.

Die beiden Beiträge Schiltacher Autoren sind ebenfalls in der NS-Zeit angesiedelt. Nachdem sich Historiker Dr. Hans Harter bereits im vorigen Jahresband Briefen der westfälischen Lehrerin Luise Schulte am Esch an ihre Freundin Elisabeth Karlin in Schiltach widmete, konnte er deren Beobachtungen zum Zeitgeschehen nach der Auswertung weiterer Brieffunde aus Jahren zwischen 1933 und 1939 ergänzen. Die aufgeführten Briefzitate unter der Überschrift „So eine Heuchelei“ bettet er zum besseren Verständnis in den zeitgeschichtlichen Zusammenhang ein und dokumentiert damit, wie die NS-Ideologie zusehends ins persönliche und gesellschaftliche Leben einschlich, sich dessen schließlich auf erdrückende Weise bemächtigte und wenig Spielräume für Abgrenzungen ließ.

Auch Heimatforscher Dr. Helmut Horn gehört seit Jahren zur Autorenriege des Jahrbuchs. Im vorliegenden Beitrag betrachtet er Durchführung und Ablauf der „Entnazifizierung in Schiltach“. Er berichtet über Internierungen, die für führende Nationalsozialisten angeordnet wurden, führt die Urteile an, die die „Spruchkammer“ gegen ehemalige Schiltacher NSDAP-Mitglieder verhängte, liefert dazu beispielhaft Begründungen, verweist aber auch auf Unstimmigkeiten und Fehlurteile. Horn kommt zur Feststellung, dass die erste Phase der Entnazifizierung der Entfernung von Nationalsozialismus und Militarismus diente. Die zweite Phase, die die Demokratisierung Deutschlands und damit die Rehabilitierung aller Deutschen und nicht deren Bestrafung zum Ziel hatte, würdigt der Autor rückblickend als „weise und vorausschauend“.

Ortenau 2023 Einband
Eine Gedenkmünze anlässlich des 300. Geburtstags von Ludwig Wilhelm Markgraf von Baden ziert den Einband des neuen „Ortenau“-Bandes



Zur Abrundung des Jahresbands 2023 dürfen die Rubriken „Neue Literatur“ und „Nachrichten“ nicht fehlen. Berichte über die Aktivitäten von 15 Mitglieder- und fünf Fachgruppen geben Einblick in die Vielfalt der Vereinsarbeit in der Region und komplettieren die von Redakteur Dr. Martin Ruch wieder mit viel Einfühlungsvermögen und Sorgfalt zusammengestellte Publikation.

Das Jahrbuch kann im Buchhandel oder über unseren Vorstand zum Preis von EUR 36,00 erworben werden. Günstiger wird es allerdings, wenn Sie Mitglied in unserer örtlichen Mitgliedergruppe werden, denn dann ist der Jahresband im Jahresbeitrag bereits inbegriffen. Ansprechpartner ist Marcus Löffler, Tel. 07836/378020, oder senden Sie eine Mail an vorstand@geschichte-schiltach-schenkenzell.de.


Schiltach, den 25. September 2023



Feldkreuz erstrahlt in neuem Glanz

Anfang August legte Steinbildhauer Uwe Hagel aus Reinerzau letzte Hand an das Feldkreuz in der Schenkenzeller Bahnhofstraße. Den Anstoß zur überfälligen Restaurierung gab der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell, spendete einen Teilbetrag der erwarteten Kosten als Grundstock zur Finanzierung. Heimatforscher Willy Schoch rührte zudem eifrig die Werbetrommel für weitere Spenden, sodass schlussendlich die aufwändige Restaurierung des Kleindenkmals aus dem späten 19. Jahrhundert in vollem Umfang finanziell abgesichert war.


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Das Feldkreuz wird auf den ebenfalls überarbeiten Sockel gesetzt. Foto: W. Sum



Wir danken an dieser Stelle allen Gebern ebenso wie Steinmetz Hagel, der Gemeindeverwaltung sowie dem Bauhof Schenkenzell für ihre Beiträge zum Gelingen des Vorhabens und sind sicher, dass das schmucke Kreuz an der Bundesstraße in der Schenkenzeller Ortsmitte Bevölkerung, Gäste und vorbeiziehende Wanderer gleichermaßen erfreuen und innehalten lassen wird.

Einen ausführlichen Bericht von Willy Schoch zur Geschichte des Feldkreuzes sowie ein Foto des restaurierten Kreuzes finden Sie
hier.

Schenkenzell, den 22. August 2023/rm





Mitgliederversammlung informierte umfassend über das aktuelle Vereinsgeschehen

 
Kritische Auseinandersetzung mit den Fassadenmalereien am Schiltacher Rathaus im Kurzvortrag von Historiker Dr. Hans Harter 
 
 

Von Reinhard Mahn

 
 
Die Mitglieder des Historischen Vereins Schiltach/Schenkenzell trafen sich am Freitag, 21. Juli 2023 zur jährlichen Zusammenkunft, die witterungsbedingt sicherheitshalber in die evangelische Stadtkirche verlegt wurde.
 
Der Vorsitzende Markus Armbruster hieß Mitglieder wie Gäste willkommen, namentlich den Co-Präsidenten des Gesamtvereins Bertram Sandfuchs aus Zell. a. H. Anschließend gedachten die Versammlungsteilnehmer zwei verstorbener Vereinsmitglieder. Der Jahresbericht von Schriftführer Reinhard Mahn war allen Mitgliedern bereits mit der Einladung zugestellt worden, sodass sich der mündliche Rückblick auf ausgewählte Projekte konzentrieren konnte.
 
Heimatforscher Willy Schoch informierte umfassend über den Fortgang der Restaurierung des Feldkreuzes in der Schenkenzeller Bahnhofstraße. Schoch freute sich, dass die Spendenaufrufe nicht ungehört verhallten. Leidenschaftlich appellierte er an den Schenkenzeller Gemeinderat, die Schwallungen als historische Flößerbauwerke in Kaltbrunn zu sichern und nicht weiter dem Verfall preiszugeben, sondern nach Jahren des Stillstands endlich zu handeln. 
 
Enttäuscht war Projektleiter Klaus Wolber von den Anforderungen des Denkmalamts für ein Gutachten zur Renovierung des 100 Jahre alten einstigen Transformatorenhauses in Lehengericht, das die Möglichkeiten des Vereins überstieg. Die Sache sei zwischenzeitlich an die Stadt Schiltach abgegeben worden, die sich nun um den weiteren Fortgang kümmere. Zudem habe eine Projektgruppe durch Ortsbegehungen und mit Hilfe einer Drohne die Überlieferung überprüft, dass es im 14. Jahrhundert eine akustische oder visuelle Verbindung von der Lehengerichter Klingenburg zur Schilt­eck nach Schramberg und zum Schiltacher Schlossberg gegeben haben könne. Da man zu damaliger Zeit von einer weithin zurückgenommenen Bewaldung ausgehe, sprächen alle Anzeichen für die Möglichkeit von Signalübermittlung.

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       Foto: M. Buzzi

 
 
Falko Vogler berichtete von der gelungenen Exkursion im April 2023 nach Straßburg. Neunzehn Teilnehmer genossen einen herrlichen Frühlingstag. Nicht die Altstadt war das Ziel, sondern das wilhelminische Viertel „La Neustadt“ mit dem „Palais du Rhin“ am „Place de la République“ sowie die St. Thomaskirche. In entspannter Atmosphäre informierte Gästeführer Klaus Gras an allen Stationen kurzweilig viel Wissenswertes zu Vergangenheit und Gegenwart.  
 
Der Vorsitzende Markus Armbruster rief die Suche nach verbliebenen Angehörigen des 1942 in Schiltach hingerichteten polnischen Zwangsarbeiters Bernard Podziński ins Gedächtnis, die schließlich 2022 zum Erfolg führte. Beim Besuch von Familienangehörigen im November letzten Jahres in Schiltach ging es nicht zuletzt um deren Einverständnis, dem Gedenkstein im neu zu gestaltenden Gelände rund um das Gedenkkreuz auf dem Schrofen einen neuen, würdigen Standort zu geben.
 

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Foto: M. Buzzi

 
 
Michael Buzzi informierte über die Gründe, die den Historischen Verein bewogen hatten, bei der Stadt den Austausch der bisherigen Infotafel am Rathaus anzuregen. Die Rathausfassade wurde 1942 von dem 1893 in Schiltach geborenen Kunstmaler Eduard Trautwein mit den noch heute sichtbaren Motiven bemalt. Trautwein engagierte sich schon früh in der NSDAP, Werte, Ausdruckformen und Symbolik des Nationalsozialismus prägten fortan seinen Stil, was sich an der Fassade bis heute unschwer ablesen lässt. Eine Arbeitsgruppe unter Einbeziehung Schiltacher Studierender sei im vergangenen Jahr nach gründlicher Auseinandersetzung mit der Geschichte des Gebäudes und dessen Fassadenmalerei nach nationalsozialistischem Duktus zum Ergebnis gekommen, dass die Betrachter besser auf die entsprechenden Zusammenhänge aufmerksam gemacht werden sollten. Die vom Historischen Verein vorgeschlagene neue Beschilderung wird von der Stadtverwaltung derzeit umgesetzt.

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               Foto: R. Mahn

 
Kassierer Marcus Löffler berichtete von einem kleinen Überschuss in der Vereinskasse und war erfreut, dass dem Verein derzeit 87 Mitglieder die Treue halten. Zu Rechnungsprüfern wurden Martin Janetzko und Ursula Wagner gewählt.
 
Helmut Horn gab einen Ausblick auf die weiteren Veranstaltungen dieses Jahres. Neu im Kalender steht am
Dienstag, 26. September um 19.30 Uhr im neuen Martin-Luther-Haus eine Multivisionsshow über „Zwei Pilgerreisen nach Einsiedeln“, die Horn mit seiner Frau zusammen im Jahr 2021 unternahm. Weiter wird es am Freitag, 20. Oktober um 19.30 Uhr in der Friedrich-Grohe-Halle einen Vortrag mit dem Archäologen Christoph Wulfmeier unter dem Titel „ganz.schön.alt“ geben. Der Mitarbeiter des Landesamts für Denkmalpflege wird dabei neue archäologische Funde im Landkreis Rottweil vorstellen. Im Blick auf die vor hundert Jahren im Jahr 1923 grassierende Inflation geht es am Freitag, 10. November um 19.30 Uhr im „Adler“-Saal beim Vortrag von Stadtarchivar Andreas Morgenstern ums Thema „Wenn das Geld allen Wert verliert“.
Möglich sei auch eine Exkursion zur archäologischen Fundstelle
„Heidentor“ bei Egesheim im Kreis Tuttlingen. Bei Interesse bitte Kontaktaufnahme unter vorstand@geschichte-schiltach-schenkenzell.de.
 
Anschließend stellte Eugen Günter aus Aichhalden den dortigen Heimatverein vor. Gegründet Ende 2019 zählt er 20 Mitglieder. Organisiert wurden bisher erfolgreich Krippenausstellungen und Ausstellungen zu Vereinsjubiläen. Er übergab Markus Armbruster einen Druck mit historischen Schiltach-Motiven, der gleich seinen Weg ins Stadtarchiv fand.

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Foto: M. Buzzi
 

 
Co-Präsident Sandfuchs verwies in seinem Grußwort auf einen Artikel von Dr. Hans Harter über das „Pulverhäusle“ in der aktuellen Publikation „Denkmalpflege in Baden-Württemberg – Nachrichtenblatt der Landesdenkmalpflege”. Die Denkmalpfleger heben die Initiative zum Erhalt des Kleindenkmals als Beispiel für "besonderes bürgerschaftliches Engagement hervor". Sandfuchs empfahl jedem Interessierten den Bezug dieses Heftes des Landesamtes für Dekmalpflege Baden-Württemberg, es kann von jedem Interessierten über
https://www.denkmalpflege-bw.de/publikationen/nachrichtenblatt/abonnement kostenlos angefordert werden. Weitergehende Informationen zur Landesdenkmalpflege im Allgemeinen sowie zu Onlinepublikationen sind unter https://www.denkmalpflege-bw.de/ zu finden.
 

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Foto: M. Buzzi

 
Nach kurzer Pause griff Historiker Hans Harter in seinem Kurzvortrag „Die Fassade(n) des Schiltacher Rathauses“ nochmals die Notwendigkeit der Neubeschilderung auf und befasste sich sodann eingehend mit der Baugeschichte des Rathauses. Er verwies auf vier historische Abschnitte: Den Bau des Rathauses im Renaissance-Stil 1593, die Ergänzung durch den Staffelgiebel 1907, das Aufbringen der Fassadenmalerei durch Kunstmaler Eduard Trautwein 1942 im für die NS-Zeit typischen monumentalen „Stil der neuen Zeit“ sowie die Entfernung des Hakenkreuzes und Hitlerzitates 1945 und dessen Ersatz durch ein Handwerkerlob 1959.

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Foto: M. Buzzi

 
Die Malerei sei als historisches Zeugnis denkmalgeschützt und gelte als stadtgeschichtliches Bilderbuch. Ausdrücklich müsse auf die auch heute noch sichtbare eindeutig nationalsozialistische Symbolik hingewiesen werden. So seien alle dargestellten Personen als wahre Kraftgestalten überzeichnet. Die Bilder eines Arbeiters mit Hammer und metallenem Zahnrad sowie einer Arbeiterin mit Tuchballen spiegelten nicht nur die (damals) industrielle Gegenwart im Städtle, sondern symbolisieren zusammen mit den beiden sich per Handschlag begegnenden Männern unter der ursprünglichen Hakenkreuz-Fahne auch „die Arbeiter der Faust und der Stirn“. Die weiteren Themen der Freskomalerei habe Trautwein der Stadtgeschichte entnommen, die kraftstrotzenden Figuren drückten laut Harter die nationalsozialistische Idee des Gestaltenwollens und der vermeintlichen Überlegenheit aus. Mit dem Stadtherren Reinold von Urslingen in martialischer Ritterrüstung, dem Teufel und der Magd als Sinnbild für die Stadtbrände und Flößern mit ihrem Floß beim immer auf Neue riskanten Passieren eines Wehres, wurden – zu einer Zeit, als die Wehrmacht ihre größten Erfolge erzielte – Motive gewählt, die ganz im Sinne des nationalsozialistischen Verständnisses Kraft, Stärke und Unbeugsamkeit eindrücklich zur Schau stellten. Er gab zu bedenken, dass es ohne weiteres möglich gewesen wäre, das Rathaus mit „friedlicheren“ Motiven zu versehen, die seinerzeit aber ausschieden, da sie nicht ins Weltbild passten. Den Zuhörern gab er mit auf den Weg, dass eine dauernde Auseinandersetzung mit dem Großkunstwerk Trautweins notwendig sei, denn wechselnde Zeiten brächten auch unterschiedliche und neue Sichtweisen. Der Abend endete mit einem Gedankenaustausch in lockerer Runde.
 
Der Autor dankt Martina Baumgartner und Dr. Andreas Morgenstern, die auch mitgeschrieben hatten.
 
 
Schiltach, den 01. August 2023
 
 





Der Historische Verein gab den Anstoß:
 
In Schenkenzell wird derzeit ein Feldkreuz restauriert
 
Von Willy Schoch

 
Ein besonders schönes Feldkreuz in der Bahnhofstraße mit einem auffällig gotischen Kreuzbalken wird auf Initiative der Gemeinde Schenkenzell und des Historischen Vereins derzeit restauriert. Bis Mitte Juli werden die aufwendigen Arbeiten abgeschlossen sein. Dann wird das 450 Zentimeter hohe Steinkreuz an der B 294/B 462 in Höhe des „Heilig Garten“ die Bürger und Wanderer in neuem Glanz erfreuen.
 
Seit Ende des 19. Jahrhunderts steht das Feldkreuz an dieser Stelle. Der Einfluss von Wetter und Witterung hat dem Kleindenkmal in all den Jahrzehnten erheblich zugesetzt. Auch die Standfestigkeit hatte gelitten und war zusehends nicht mehr gegeben.
 
Mängel am Sandstein
 
Die Steinmetzarbeiten wurden von der Gemeinde an den Steinbildhauer Uwe Hagel aus Reinerzau vergeben. Mit dem Abbau des Kreuzes kamen die Mängel am Sandstein aber erst richtig zum Vorschein. Teile des Stammes mussten ausgewechselt und Risse verklebt werden. Der Fuß für die Standfestigkeit wird künftig filigraner gestaltet. Auch die im Sockel vorhandene Inschrift und die beiden Monogramme IHS (Jesus, Heiland, Seligmacher) und der Muttergottes (Maria) wurden sauber herausgearbeitet.
 
Damit diese Schriften und Initialen besser zur Geltung kommen, wurde der Sockel durch den Bauhof mit einem abgestuften Sandsteinmauerwerk freigestellt. Der gusseiserne Korpus befindet sich derzeit noch bei einem Restaurator zur Aufarbeitung.
 

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Steinbildhauer Uwe Hagel bei der Auffrischung der Inschrift und der Monogramme.  Foto: Schoch

 
Kosten stark überschritten
 
Durch die unerwartet zu Tage getretenen Schäden werden nach Abschluss aller Arbeiten die voraussichtlichen Kosten nach heutigem Stand wesentlich überschritten werden.
 
Nach dem ersten Spendenaufruf Ende des vergangenen Jahres als Anschub für die Aktion gingen bei der Gemeindeverwaltung Beträge in erfreulicher Höhe ein, ein Beweis dafür, dass von Seiten der Bürgerschaft am Erhalt historischer Kleindenkmale in der Gemeinde Schenkenzell ein großes Interesse besteht. Aufgrund der zu erwartenden Mehrkosten hoffen die Initiatoren nun auf weitere Spenden.
 
Hierfür stehen zwei Konten zur Verfügung:
 
Sparkasse Wolfach                        IBAN: DE09 6645 2776 0000 0320 03         
Volksbank Kinzigtal                       IBAN: DE69 6649 2700 0033 2289 02         
 
Konto-Inhaber: Gemeinde Schenkenzell, Verwendungszweck/Stichwort: „Feldkreuz“
 
 
 
Schenkenzell, den 25. Juni 2023/rm







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Die Stadt Schiltach präsentiert bis zum 3. Oktober 2023 im „Museum am Markt“ die Sonderausstellung
„Kindheit – Leben, Spielen, Lernen“

Der Veranstalter schreibt dazu:
Kindheit – der erste Lebensabschnitt prägt das ganze Leben…
Wir lernen in der Kindheit die Welt kennen, knüpfen erste und vielfach langlebige Beziehungen. Bereits in dieser frühen Lebensphase prägen uns unterschiedliche Erlebnisse und Erfahrungen. Startbedingungen ins Leben unterscheiden sich nach dem privaten und gesellschaftlichen Umfeld des Kinds.
Kindheit unterscheidet sich auch nach dem Zeitpunkt der Geburt. Familiäre Geborgenheit litt bei manchem Kind vor allem in wirtschaftlich schweren Jahren frühzeitig unter dem Zwang zum Erwerb des Lebensunterhalts. In der Diktatur wurden Kinder bevorzugtes Ziel der Propaganda. Kindheit ist aber auch eine Zeit voller Spaß, des unbeschwerten Spielens und Lernens.
Szenen dieser besonderen Lebensphase nicht nur in Schiltach, aber mit besonderem Blick auf die Stadt, beleuchtet die Ausstellung.

2023-04-20 Plakat Schiltach Kindheit

Schiltach, den 12. April 2023 / am, rm


Herzliche Einladung zum Schiltacher Silvesterzug mit seiner rund 200-jährigen Tradition

Am Samstag, den 31. Dezember, findet wieder der traditionelle Silvesterzug in der historischen Schiltacher Innenstadt statt. Dazu ist die Bevölkerung eingeladen.
Die Überlieferung besagt, dass während des Silvesterzuges an die unbeleuchteten Fenster Kerzen oder ein Christbaum gestellt werden sollen. Dies ist eine der »Regeln«, um deren Einhaltung Stadtverwaltung und Kirchengemeinde die Anwohner bitten, um diesen alten Brauch »in althergebrachter Weise weiterzuführen.« Die Geschäftsinhaber im Bereich des
Silvesterzuges sind gebeten, ihre Reklame- und Schaufensterbeleuchtungen während der Dauer des Silvesterzuges auszuschalten.

2022-12-23 Silvesterzug Foto SchwaBo
Foto: Schwarzwälder Bote

Um 20.15 Uhr begibt sich die Gemeinde zum Marktplatz. Um 20.30 Uhr, während die große Glocke der Evangelischen Stadtkirche erklingt, formiert sich der Silvesterzug und setzt sich in Richtung Pfarrhaus in Bewegung. Der vordere Teil des Silvesterzuges sollte sich vor dem Pfarrhaus nach oben, in Richtung Hohensteinstraße, verteilen. Nach der Ansprache von Pfarrer Markus Luy gehen die Teilnehmer zum Marktplatz zurück. Vom Rathaus aus hält Bürgermeister Thomas Haas seine Ansprache.

Nach althergebrachter Weise sollen beim Silvesterzug nur Laternen, jedoch keine Taschenlampen oder Lampions mitgeführt werden. Auch wird darum gebeten, sich nicht in den in den in Bewegung befindlichen Zug einzudrängen, da dadurch Ordnung und Gesang empfindlich gestört würden. Gewünscht ist, sich deshalb am Ende des Zuges anzuschließen und auch mitzusingen.

Damit Text und Melodie der überlieferten Lieder eingängig werden, hat sich Emma Schuffenhauer, FSJlerin im Bereich Kirchenmusik, bereit erklärt, die Lieder des Silvesterzuges vorab am Mittwoch, 28. Dezember, 18 Uhr, im Treffpunkt, Bachstraße 36 in Schiltach, zu proben. Alle Interessierten sind dazu eingeladen. Das Liederbuch für den Schiltacher Silvesterzug mit alten Liedern und historischen Anmerkungen kann im Rathaus, Marktplatz 6, Bürger-Info, kostenlos abgeholt werden und steht auch auf der Homepage der Stadt unter www.schiltach.de bereit.
»Ruhestörungen aller Art, vor allem das Abschießen von Feuerwerkskörpern, müssen während des gesamten Silvesterzuges unterbleiben«, weist die Stadt Schiltach abschließend auf die Regeln hin.

Schiltach, den 23. Dezember 2022


Ein kleiner Blick zurück auf das Jahr 2022
sowie unsere Weihnachts- und Neujahrsgrüße

 
 

von Reinhard Mahn



Liebe Mitglieder und Freunde,

schon bei unseren Planungen für 2022 hatten wir geahnt, dass die Pandemie wohl auch in diesem Jahr noch das Veranstaltungsgeschehen beeinträchtigen könnte. So haben wir unsere Vorhaben ganz bewusst in große Räumlichkeiten mit Abstandsmöglichkeiten gelegt, oder sofern möglich als Freiluftveranstaltungen mit Ausweichoption geplant, was sich rückblickend als richtig erwies, da wir alle Vorhaben durchführen konnten. Ein kleiner Blick zurück möchte die Aktivitäten in Erinnerung rufen.
 
Im März beteiligten sich Mitglieder an der Gemeinschaftsaktion „Sauberes Schiltach“, ein sinnvolles Projekt mit dem verbindenden Ziel, unsere unmittelbare Umgebung wieder von Hinterlassenschaften gedankenloser Zeitgenossen zu befreien. Im Folgemonat April luden wir zum Rundgang „Entdeckungen auf dem Schiltacher Friedhof“ ein. Historiker Dr. Hans Harter hatte sich bemerkenswerte Grabstätten ausgesucht, zu denen er die 15 Teilnehmer führte. Angesichts der rasanten Veränderungen, denen die Friedhofskultur derzeit unterworfen ist, wurde in unserem Verein ein „Arbeitskreis Friedhof“ ins Leben gerufen, der sich die Erfassung besonders erhaltenswerter Grabmale zur Aufgabe macht.
 
Ende April luden wir zum Vortrag „Die Zähringer“ mit Michael Kolinski ein. Der junge Lehrer und Heimatforscher stellte den zahlreichen Zuhörern beeindruckend das den deutschen Südwesten prägende Adelsgeschlecht mit seinen bedeutendsten Vertretern vor. Anfang Juli konnten wir zur Freude der Zuhörer die beiden hier bestens bekannten Literaturfreunde Günther Bentele und Wolfgang Tuffentsammer unter der Friedenslinde im Stadtgarten zum „Literarischen Gespräch“ über den jungen Friedrich Schiller willkommen heißen. Zwei Wochen später kamen wir an gleicher Stelle zur Mitgliederversammlung zusammen. Aus Anlass der abgeschlossenen Restaurierung des „Pulverhäusles“ blickte unser Ehrenmitglied Hans Harter anschließend auf die Geschichte dieses kleinen Bauwerks zurück.
 
Im Rahmen des Sommerferienprogramms der Stadt Schiltach organisierten Marcus Löffler und Falko Vogler Anfang September einen spannenden Nachmittag für unsere jüngsten Geschichtsfreunde. 16 Kinder beteiligten sich an einer „Städtle-Rallye“ bei der es manches zu entdecken und zu enträtseln gab.
Ein „Briefschatz“ sowohl in literarischer wie geschichtlicher Hinsicht war Ende September Grundlage einer kommentierten Lesung. Hans Harter hatte aus Briefen von Luise Schulte am Esch an ihre Freundin Elisabeth Karlin aus den Jahren 1931 bis 1943 Kommentare zum politischen und gesellschaftlichen Zeitgeschehen zusammengestellt. Annika Morgenstern las die Passagen einfühlsam und zeigte eindrucksvoll den Zwiespalt auf, in dem sich die Lehrerin in den Jahren des NS-Regimes befand. Bereits wenige Tage später bauten wir beim „Aktionstag Geschichte“ in Oberndorf gemeinsam mit dem Stadtarchiv unseren Stand auf. In der ehemaligen Klosterkirche stellten Museen, Archive, Geschichtsvereine und Initiativen aus den Landkreisen Rottweil, Tuttlingen und Schwarzwald-Baar ihre Arbeit vor.
Unsere mit fast 100 Interessierten bestbesuchte Veranstaltung 2022 war Mitte November der Vortrag von Willy Schoch in Schenkenzell. Unter dem Titel „Flucht und Vertreibung – Menschen ohne Heimat – Integration“ verdeutlichte er am Beispiel der Gemeinde Schenkenzell die Aufnahme von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen aus den ehemals deutschen Ostgebieten während der Jahre 1944 bis 1952 und die damit verbundenen enormen Herausforderungen. Zwei Schenkenzellerinnen, die die Flucht aus Ostpreußen als Kinder erleiden mussten, schilderten dabei authentisch Erlebnisse und Erinnerungen.
 
Tief beeindruckt waren alle Beteiligten Ende November vom Besuch von Angehörigen des 1942 im Zellersgrund ermordeten polnischen Zwangsarbeiters Bernard Podziński (fälschlicherweise auch als „Perzynski“ überliefert). Als Vertreter der Familie, die bis zum Zeitpunkt der ersten Kontaktaufnahme keinerlei Informationen über das Schicksal ihres Verwandten hatte, waren sein Großneffe Marek Podziński mit Ehefrau Magdalena auf Einladung der Stadt Schiltach ins Städtle gekommen. Drei Dolmetscherinnen sorgten während des Aufenthalts für eine reibungslose Kommunikation. Im Mittelpunkt des gemeinsam von der Stadt und dem Historischen Verein ausgearbeiteten Besuchsprogramms stand eine Stadtführung mit Bezugspunkten zu Bernard Podziński und die Kranzniederlegung am Gedenkstein (siehe Fotos). Die Beteiligten begriffen das „Aufeinander-Zugehen“ als kleinen Schritt im Bemühen um Aussöhnung, gegenseitiges Verstehen und Völkerverständigung, die von unten wachsen muss und – wie Beispiele aus der Vergangenheit zeigen – sich nicht von oben verordnen lässt. Unser besonderer Dank gilt Bürgermeister Thomas Haas für sein persönliches Engagement sowie Gemeinderat und Stadtverwaltung für ihre Offenheit und Unterstützung, die wesentliche Voraussetzungen für ein Gelingen des Treffens waren.   
 

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v.l.n.r.: Stadtarchivar Dr. Andreas Morgenstern, Dolmetscherin Izabela Kluczyk-Keller sowie Marek Podziński und seine Ehefrau Magdalena     Foto: R. Mahn


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Kranzniederlegung am Gedenkstein      Foto: M. Buzzi


Unsere Vorstandschaft tagte im nun ablaufenden Jahr fünf Mal, wobei uns verschiedenste Themen wie der Schutz bedeutender Grabsteine, die laufenden Planungen rund ums Gedenkkreuz, die Bemühungen um den Erhalt der ehemaligen Trafostation Hinterholz und die derzeit leider ruhende Sanierung der Schwallungen in Kaltbrunn durchs Jahr begleiteten.
 
Unsere Internetpräsenz „www.geschichte-schiltach-schenkenzell.de“ versuchen wir ständig aktuell zu halten. Hier gibt es auch weitergehende Informationen zu den zuvor nur kurz angeführten Veranstaltungen, von denen wir vier wieder in bewährter Zusammenarbeit mit der Volkshochschule durchführen konnten. Falls Sie Fragen, Hinweise oder Anregungen für künftige Veranstaltungen haben, freuen wir uns über Ihre Kontaktaufnahme. 

Die Zahl der Mitgliedschaften zeigt trotz pandemiebedingter Unsicherheiten entgegen dem allgemeinen Trend leicht nach oben, was uns sehr optimistisch stimmt. Auch für 2023 haben wir ein interessantes und vielseitiges Veranstaltungsprogramm vorbereitet, über das wir ab Mitte Januar hier auf unserer Homepage sowie im Amtlichen Nachrichtenblatt informieren.
 
Die Vorstandschaft wünscht Ihnen frohe, besinnliche und gesegnete Weihnachtstage sowie Gesundheit und alles Gute fürs Jahr 2023, bleiben Sie weiterhin achtsam, interessiert und zuversichtlich.   
 
 
Schiltach, den 22. Dezember 2022
 






Mitgliederversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden in Hohberg informiert und bringt Satzungsänderung auf den Weg

Von Reinhard Mahn

 
Mitte Oktober trafen sich das Präsidium, Vertreter von 16 der 26 Mitgliedergruppen, Fachgruppenleiter sowie einige Ehrenmitglieder unseres Gesamtvereins im Rathaus der Gemeinde Hohberg in Hofweier. Die dortige Mitgliedergruppe sowie die politische Gemeinde hatten im Jahr 2022 drei Jubiläen zu feiern: 50 Jahre Zusammenschluss der drei Teilgemeinden Diersburg, Hofweier und Niederschopfheim zur Gemeinde Hohberg, 40 Jahre Mitgliedergruppe im Historischen Verein sowie 30 Jahre Heimatmuseum. Unsere Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell war mit zwei Teilnehmern vertreten.
 
Der erste stellvertretende Präsident Cornelius Gorka begrüßte die Teilnehmer und eröffnete die Sitzung. Der Totenehrung schloss sich der Bericht des Präsidiums an, hier nahmen Rückblicke auf die Sommertagung in Kork, die Reorganisation des Präsidiums sowie die wesentlich verbesserte Internetpräsenz des Vereins breiteren Raum ein (www.historischer-verein-mittelbaden.de). Die Sommertagung war ein erster Anlauf, zusammen mit Vertretern der Mitgliedergruppen Konzepte zur Mitgliedergewinnung, der Digitalisierung und der Zusammenarbeit mit anderen Vereinen oder Einrichtungen zu erarbeiten. Die Protokolle sind in der aktuellen, 102. Ausgabe der „Ortenau“ nachzulesen.
 
Der Kassenbericht von Heinrich Schwendemann bot wenig Anlass zur Euphorie, schrumpfte das Vereinsvermögen im vergangenen Jahr doch beträchtlich. Die wesentlichen Gründe lagen in der Herstellung des Jahrbuchs „Die Ortenau“. Aufgrund ständig steigender Kosten für Papier und Druck sowie sinkender Mitgliederzahlen mussten die Reserven angetastet werden. Gegengesteuert wurde durch zusätzliches persönliches Engagement beim Vertrieb des Jahrbuchs, wodurch nicht unerhebliche Einsparungen erzielt werden konnten. Der folgende Bericht der Kassenprüfer bescheinigte eine vorbildlich geführte Kasse. Die daraufhin von Ehrenpräsident Wolfgang M. Gall beantragte Entlastung des Rechners sowie des gesamten Präsidiums erfolgte einstimmig im vereinfachten Abstimmungsverfahren.
 
Der Bericht des Redakteurs Martin Ruch war ebenfalls geprägt von den Bemühungen um Kostenreduzierungen bei der Herstellung des Jahrbuchs, dem Flaggschiff des Vereins. Dem Schwerpunktthema „Mundart“ im laufenden Jahr werden die Schwerpunkte „Geld“ (2023) sowie „Corona, Pest und Cholera“ (2024) folgen. Ruch dankte allen Autoren für die eingereichten Beiträge, was „Die Ortenau“ 2022 wieder zu einer abwechslungsreichen und spannenden Lektüre mache. Die Nachfrage nach der „E-Book“-Version des Jahrbuchs sei weiterhin sehr verhalten. 
 
Anstelle von Martin Lietzau verlas Cornelius Gorka den Bericht des Bibliotheksteams. Die Vereinsbibliothek in Kork hatte im vergangenen Jahr nochmals unter den Bauarbeiten im Handwerkermuseum zu leiden, trotzdem konnten Besucher beraten und Mailanfragen bearbeitet werden. Eine neue Software soll künftig die Suche in den Beständen wesentlich erleichtern, zudem sei sie benutzerfreundlicher. Das Team würde sich freuen, wenn Bestände an Fach-, Regional- und lokaler Literatur z. B. aus Nachlässen und Wohnungsauflösungen an die Bibliothek gegeben würden, anstatt sie unbesehen zu entsorgen (unsere Mitgliedergruppe ist im Zweifelsfall gerne dabei behilflich, bitte kontaktieren Sie vorstand@geschichte-schiltach-schenkenzell.de).

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Blick in die Versammlung Foto: R. Mahn



Danach stand die geplante Satzungsänderung auf der Tagesordnung. Die bisherige, stark auf das Präsidentenamt ausgerichtete Satzung sollte an die derzeitigen Erfordernisse angepasst werden, die den Fokus stärker auf ein Führungsteam legen wird. Der Wortlaut, der den Teilnehmern vorlag wurde ohne weitere Aussprache in vereinfachtem Abstimmungsverfahren einstimmig angenommen. Anschließend wurde der Vorschlag des Präsidiums, das langjährige und aktive Mitglied Johannes Werner (Elchesheim) zum Ehrenmitglied zu ernennen, ebenfalls einstimmig befürwortet.
Abschließend lag den Delegierten der Antrag einer Mitgliedergruppe vor, die bei der Sommertagung erarbeiteten Themen weiter zu vertiefen und die vor Jahren angebotene Sommerakademie wiederzubeleben, was eine kontroverse Diskussion auslöste.
Die Teilnehmer stimmten den Vorschlägen schließlich mehrheitlich zu, nun geht es darum, Interessierte aus den Mitgliedergruppen zum Mitmachen zu gewinnen und geeignete Referenten zu finden.
 
Es folgte ein Grußwort von Bürgermeister Andreas Heck sowie der Empfang der Gemeinde Hohberg. Die seltene Gelegenheit zum Austausch wurde gerne wahrgenommen.
Im Anschluss kündigte Lucien Mutzig, Vorsitzender der Mitgliedergruppe Hohberg, den Festvortrag von Verena Göppert an. Die aus Hofweier stammende stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des Deutschen Städtetages sprach zum Thema "Kunst und Kultur unser Lebenselixier – welchen Beitrag können die Kommunen leisten?" Sie zeigte die vielfältigen Aufgaben der Städte und Gemeinden auf, die durch ständig neue Aufgaben und Ziele, die ihnen von Bund und Land aufgebürdet werden, stetig wachsen. Die damit verbundenen finanziellen Belastungen seien teilweise enorm, sodass oft kaum noch Luft für Ausgaben im künstlerischen und allgemein kulturellen Bereich bleiben würden. Dabei sei längst klar, dass Kunst und Kultur der „Kitt“ unserer Gesellschaft sei und Entwicklungen im zwischenmenschlichen Bereich – im Großen wie im Kleinen – anstoße.
 
Nach dem gemeinsamen Mittagessen standen den Teilnehmern als Nachmittagsprogramm drei Führungen zur Auswahl. „Jüdische Spuren in Diersburg“, „Philippshof und Burg Tiersberg“ sowie ein Besuch der Ausstellung „Die Entstehung der Gemeinde Hohberg vor 50 Jahren“ im Heimatmuseum in Niederschopfheim.
 
Die Vorstandschaft unserer Mitgliedergruppe dankt dem Präsidium für seine vielfältige und mutige Arbeit und den Kollegen in Hohberg für die gelungene Ausrichtung der Versammlung und den abwechslungsreichen Tag zwischen Rheinebene und Vorbergzone. 


Schiltach, den 03.11.2022







Das neue Jahrbuch „Die Ortenau“ mit dem Schwerpunktthema „Mundart“
ist bunt, vielfältig und abwechslungsreich – und auch Autoren aus dem oberen Kinzigtal machen wieder auf lokale Themen aufmerksam

 
 

von Reinhard Mahn

 
 

In der letzten Septemberwoche wurden uns die druckfrischen Exemplare der neuen „Ortenau“ angeliefert. Die Verteilung wurde umgehend in die Wege geleitet und jedes Mitglied müsste das leuchtendrote Jahrbuch – zwischenzeitlich bereits die 102. Ausgabe – persönlich erhalten oder in seinem Briefkasten vorgefunden haben.
 
Nach der ersten Durchsicht und einigen „Leseproben“ kann man zufrieden feststellen, dass die „Ortenau“ des Jahrgangs 2022 mit einem Gesamtumfang von 540 Seiten und der gewohnt klaren und übersichtlichen Struktur wieder viele interessante Aufsätze – darunter auch Beiträge aus dem oberen Kinzigtal enthält – und insgesamt die lange Reihe der inhaltlich und qualitativ überzeugenden Bände fortsetzt.
 
Vierzehn Beiträge beleuchten auf gut 100 Seiten die unterschiedlichsten Facetten des Themenschwerpunktes „Mundart“. Darunter sind Arbeiten von Dr. Ewald M. Hall, der Grundsätzliches wie auch Amüsantes zum Themenkreis Mundart präsentiert, von José F. A. Oliver aus Hausach, der zwischenzeitlich zum Präsidenten des PEN-Zentrums Deutschland gewählt wurde sowie zwei Aufsätze über die elsäßische Mundart, sowie eine Arbeit von Dr. Helmut Horn, der im Rahmen der Reihe „Beiträge zur Stadtgeschichte“ schon vor einigen Jahren eine Dokumentation zur Schiltacher Mundart vorlegte. Horn lokalisiert und beschreibt Schiltach in seinem neuen Beitrag als vorgeschobenen Brückenkopf des westschwäbischen Dialektes im oberen Kinzigtal und erklärt dies u. a. anhand der politischen Entwicklung, die Schiltach eine weit über 400jährige Zugehörigkeit zu Württemberg, damit verbunden die Reformation und wesentliche und jahrhundertelange Verbindungen ins schwäbische Hinterland bescherte. Der Autor stellt die Frage, warum Ortsdialekte allgemein, aber gerade der Schiltacher auf dem Rückzug sind, verwässert werden und von Kindern oft nicht mehr oder nur noch als allgemeine Umgangssprache gesprochen werden. Anhand einer Vielzahl von Vergleichen mit dem benachbarten Niederalemannischen macht Horn die Unterschiede sicht- und erlebbar, denn er verwendet dabei eine verständliche und leicht zu lesende Lautschrift. Selbst die beispielhaft angeführten Dialoge eines „Stammtisch“- sowie eines „Straßen-Geschwätzes“ lesen sich, sofern man sich etwas auf die Situationen einlässt, flüssig und man kann sie auf der Zunge zergehen lassen. 
 

Ortenau2022

 
Die nächsten 300 Seiten sind freien Beiträgen vorbehalten, die thematisch u. a. von neuen Forschungen zu „Burgen im Einzugsbereich des Kinzigtales“ über Versuche der digitalen Rekonstruktion des Ostturms der ehemaligen Klosterkirche Ettenheimmünster, Bahnwärterhäuschen entlang der Schwarzwaldbahn bei Gremmelsbach, das in den 1930er Jahren in Offenburg betriebene jüdische Café bis zur Analyse des Themas „Nationalsozialismus und Naturdenkmäler“ reichen. Auch ein aktuelles Schiltacher Thema ist in diesem Bereich zu finden. Erst kürzlich stellten Dr. Hans Harter und Annika Morgenstern aus einem umfangreichen Briefwechsel entnommene Aussagen der Lehrerin Luise Schulte am Esch zur politischen und gesellschaftlichen Entwicklung in den Jahren 1931 bis 1943 bei einer gut besuchten kommentierten Lesung in der Friedrich-Grohe-Halle vor. Hans Harters Aufsatz, der wie die Lesung „Ich kann einfach da nicht mit. Eine Lehrerin im Zwiespalt“ betitelt ist, beschreibt die Auswertung der zum Redaktionsschluss bekannten ersten hundert Briefe nach Schiltach. Die Aussagen der mit einem wachen und kritischen Verstand gesegneten jungen Frau zeigt Harter zum einen im Blick auf ihre unter besonderer Beobachtung stehenden beruflichen Tätigkeit auf, zum andern in Zusammenhang mit Schicksalen und Ereignissen in der Unternehmerfamilie Karlin.   
 
Es folgen Beiträge junger Autoren, dazu Rezensionen neuer Literatur, wo auch das von Dieter Rübesamen erarbeitete „Ortsfamilienbuch Schiltach und Lehengericht 1658-1811“ eine verdiente Würdigung erfährt. Die Fleißarbeit steht allen Interessierten als PDF-Datei über die Homepage der Stadt Schiltach für eigene Nachforschungen zur Verfügung. Die Vereinsnachrichten vermerken u. a. die Verleihung des Ehrenschildes an Dr. Hans Harter durch die Stadt Schiltach. Tätigkeitsberichte der Mitglieder- und Fachgruppen zeigen eindrücklich die örtlichen Schwerpunkte und die Vielfältigkeit der Vereinsarbeit auf und komplettieren die von Redakteur und Präsidiumsmitglied Dr. Martin Ruch wieder mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail zusammengestellte Publikation. 
 
 „Die Ortenau“ Ausgabe 2022 kann zum Preis von EUR 36,00 über den Buchhandel bezogen werden. Einfacher und wesentlich kostengünstiger ist es allerdings für Mitglieder des Historischen Vereins, denn sie erhalten den Jahresband umsonst, da er im Mitgliedsbeitrag von EUR 26,00 bereits enthalten ist. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Marcus Löffler, Tel. 07836/378020 oder vorstand@geschichte-schiltach-schenkenzell.de.
 
 
Schiltach, den 18. Oktober 2022
 






Gerne weisen wir auf die folgende Veranstaltung hin:
 
 
„Tag der Regionalgeschichte“
am Feiertag 3. Oktober 2022
im Freilichtmuseum Vogtsbauernhof in Gutach
 
 
von Reinhard Mahn

 
 
Dieser Geschichtstag der Region Mittel-/Südbaden ist eine kleine aber feine Veranstaltung, die sich, ursprünglich im Elzacher Stadtteil Yach beheimatet, über die Jahre einen hervorragenden Ruf erworben hat. Zwischenzeitlich „wandert“ die Veranstaltung, so fand der 6. Regionale Geschichtstag 2019 unter dem Motto „Leben am Rand?! Lebensgeschichten aus Südbaden“ im Schiltacher Adlersaal statt.
 
Der „Tag der Regionalgeschichte“ 2022 steht unter dem Motto „Der ländliche Raum im Wandel“. Noch dazu findet er ganz in unserer Nähe statt, denn die Austragung des Geschichtstages hat freundlicherweise das „Freilichtmuseum Vogtsbauernhof“ in Gutach/Schw. übernommen.
 
Die Veranstaltung beginnt am „Tag der Deutschen Einheit“ um 9.30 Uhr, der erste der sechs geplanten Vorträge startet um 10 Uhr. Dazwischen steht ein „Streifzug in die Vergangenheit“ durch das Freilichtmuseum auf dem Programm. Die Vorträge sind jeweils maximal 25 Minuten lang, eine Mittags- sowie eine Kaffeepause runden eine Veranstaltung ab, die genügend Zeit für Gespräche lässt.
 
Die Vorstandschaft kann diese Veranstaltung allen Geschichtsinteressierten uneingeschränkt empfehlen. Die Verantwortlichen und Referenten freuen sich über Ihren Besuch. Zum Schutz anderer und auch zum eigenen Schutz verweisen wir auch bei dieser Veranstaltung auf die die aktuelle Corona-Verordnung §2.
 
 
Eine kleine Liste Orientierungsliste finden Sie hier.
 
 
 
Schiltach, den 19. September 2022   
 

 


Der Historische Verein und das Stadtarchiv Schiltach sind dabei:
 
„Aktionstag Geschichte“ am Sonntag, 25. September 2022 von 12 bis 17.30 Uhr
in Oberndorf/Neckar

 
 
Der „Aktionstag Geschichte“ ist ein Forum, bei dem Archive und Museen sowie Geschichts- und Heimatvereine, Geschichtswerkstätten und -initiativen aus der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (Landkreise RW, TUT, VS) sich und ihre Aktivitäten vorstellen. Er bietet allen Geschichtsinteressierten die Möglichkeit, sich zu informieren und miteinander ins Gespräch zu kommen. Dies ist insofern von besonderem Interesse, da die Verbindungen unseres Vereins naturgemäß eher kinzigabwärts und damit Richtung Rhein ausgerichtet sind.
 
In der Einladung zur Veranstaltung ist zu lesen: »Parallel zur Geschichtsmesse (Präsentation der Archive, Vereine usw.) gibt es den ganzen Nachmittag über Projektpräsentationen, in denen innovative Wege der Geschichtsvermittlung vorgestellt werden. Unter dem Motto „Geschichte erleben – in der Region“ rückt das weite Feld der „Public History“ in den Fokus. Dabei liegt der Akzent auf dem Erlebniswert, der im Idealfall mit geschichtlichen Erkenntnissen verbunden ist. Wie kann „Geschichte“ einem interessierten Publikum nahegebracht werden? Attraktiv und anschaulich, populär, aber ohne Effekthascherei – und dies vor allem im regionalen und lokalen Kontext. Moderiert wird das Programm von Bernhard Rüth und Simon Zimmermann.
 
Ausrichter des 8. Aktionstages Geschichte in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ist diesmal die Stadt Oberndorf am Neckar in Verbindung mit dem Landkreis Rottweil. Den attraktiven Rahmen bildet eines der bedeutendsten Kulturdenkmale zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb: die ehemalige Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf.
 
Die Stadt und der Landkreis laden für den 25. September 2022 alle interessierten Bürgerinnen und Bürger herzlich in die Stadt Oberndorf am Neckar ein.«
 
Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Andreas Morgenstern und der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell werden das obere Kinzigtal, in der äußersten nordwestlichen Ecke der Region gelegen, mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Der Historische Verein wird dem Publikum dabei schwerpunktmäßig einen Abriss zur Entwicklung der Mitgliedergruppe und einen Blick auf Veranstaltungen der vergangenen Jahre und aktuelle Projekte präsentieren sowie die Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ vorstellen. Der Stadtarchivar bietet Informationen und eine Auswahl von Publikationen zur Stadtgeschichte an, auch Infomaterial über die Gemeinde Schenkenzell und Veröffentlichungen zur Geschichte werden an unserem Tisch ausliegen.
 
Die Veranstalter sowie alle Aussteller und Aktiven freuen sich auf regen Besuch. Es gelten die zum Zeitpunkt der Veranstaltung aktuellen Corona-Regeln. Darüber hinaus empfehlen wir eine FFP2-Maske oder einen medizinischen Mund-Nasen-Schutz zu tragen.
 
Das Faltblatt mit näheren Angaben zum Ablauf sowie zu Anfahrt und Parkmöglichkeiten finden Sie hier.  
 
 
Schiltach, den 10. September 2022 / rm
 
 




Unser Beitrag zum Sommerferienprogramm der Stadt Schiltach 2022
 
Mit dem Historischen Verein auf Entdeckungstour im Städtle
 

16 Kinder waren mit dem Historischen Verein Schiltach/Schenkenzell im Städtle auf den Spuren der Geschichte. Nach einem verregneten Vormittag klarte es wie auf Kommando auf und bei trockenem und sonnigem Wetter begann die Spurensuche am Marktplatz. Unter der Leitung von Falko Vogler erfolgte eine kurze Einweisung und Gruppenaufteilung, um in drei Gruppen das Städtle zu erkunden. Bald schallte es durch die Fachwerkstadt „Wo ist denn Gottes Brünnlein?“ oder „Wer waren die Gründer von Schiltach?“ In einer Art Stadtrallye durften die Kinder Fragen beantworten oder Bilder zuordnen.
 
Eine Pause wurde am „Roten Brummer“, dem Museums-Triebwagen an der oberen Bahnhofsbrücke eingelegt, wo sich alle wieder trafen. Hier wartete auf die Teilnehmer eine kleine Stärkung mit Brezeln und Getränken. Eine besondere Überraschung für die jungen Entdecker war dann die Möglichkeit, die Wagen von innen zu besichtigen, am Modell über die ursprüngliche Ausdehnung des Bahnhofsareals zu staunen und sogar mal auf dem Fahrersitz Platz zu nehmen.
Die Stadtrallye endete wieder am Marktplatz wo die Fragebögen ausgewertet und die teils kniffligen Fragen beantwortet wurden. Die Kinder hatten viel Spaß und konnten von ihrer Begleiterin Esther Sum und ihren Kollegen Falko Vogler, Marcus Löffler, Florian Löffler, Frank Sum und Klaus Wolber) nach einem ereignisreichen Nachmittag mit tollen Eindrücken verabschiedet werden.
  

Bildschirmfoto 2022-09-16 um 16.45.50
Alle sind gespannt … gleich geht’s los! … Foto: R. Mahn

Bildschirmfoto 2022-09-16 um 16.46.03
Gottes Brünnlein … gefunden! War doch gar nicht sooo schwer… Foto: M. Löffler

Bildschirmfoto 2022-09-16 um 16.46.35
Und zum Abschluss eine Erinnerung an einen erlebnisreichen Nachmittag… Foto M. Löffler


Schiltach, den 9. September 2022 / ml, rm







Trotz Corona gab es viel zu tun:
 
Bericht von der Mitgliederversammlung am 15. Juli 2022 und dem Kurzvortrag
„Das Pulverhäusle: Wiedergewinnung eines Kleindenkmals“ von Dr. Hans Harter
 
 
von Reinhard Mahn
 
 

Zur Jahresversammlung im Stadtgarten konnte Werner Sum als 2. Vorsitzender achtzehn Vereinsmitglieder sowie einige auswärtige Gäste begrüßen, darunter Hubert Maier-Knapp, den Vorsitzenden der benachbarten Mitgliedergruppe Hausach. Markus Armbruster, dem Vorsitzenden unserer Mitgliedergruppe, der krankheitsbedingt leider ausfiel, galten die besten Genesungswünsche. Im Schatten der gut 150 Jahre alten Friedenslinde berichtete die Vorstandschaft über die Aktivitäten im vergangenen Vereinsjahr, informierte über derzeit aktuelle Projekte und weckte bei den Zuhörern die Neugierde auf die geplanten Herbstveranstaltungen.
 
Sum führte durch die Versammlung und berichtete, dass Vorträge, Exkursionen und Sitzungen wie schon in den Vorjahren unter coronabedingten Einschränkungen litten. Trotzdem konnten in der zweiten Jahreshälfte 2021 zusammen mit der Volkshochschule Schiltach/Schenkenzell noch drei Veranstaltungen realisiert werden. Diese und andere Ereignisse wurden im Jahresrückblick von Schriftführer Reinhard Mahn gewürdigt, den die Mitglieder bereits vorab schriftlich erhalten hatten.

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Werner Sum führte durch die Versammlung      Foto: R. Mahn

 
Daneben gab es aber auch Aktivitäten, die weiter vorangebracht werden konnten und die bei der Versammlung vorgestellt werden sollten. Marcus Löffler berichtete von einem neu gebildeten Arbeitskreis, der sich um den Erhalt künstlerisch und historisch wertvoller Grabmale kümmern werde. Michael Buzzi informierte über das Thema Gedenkkultur und die in nächster Zeit geplante Neugestaltung des Areals rund um den Schrofen. Die Kontaktaufnahme zu Nachkommen der Familie des 1942 in Schiltach ermordeten polnischen Zwangsarbeiters Bernard Podzinski, an der auch die Stadtverwaltung maßgeblich beteiligt sei, gestalte sich allein schon aufgrund der Sprachbarriere nicht einfach. Erfreulicherweise hätten aber die Bemühungen um Einbeziehung des „Polensteins“ in die neu zu gestaltende Gedenkstätte bereits mehrfach Zuspruch erhalten, darunter auch von polnischer Seite. Sum würdigte die Initiative von Willy Schoch, dem Bildstöckle an der Schenkenburg eine Nachfertigung des ursprünglichen Luitgard-Bildes zurückzugeben, zudem sprach er den Sachstand beim Erhalt der Schwallungen und der aktuellen Sanierung einer Gewölbebrücke in Hinterkaltbrunn an. Klaus Wolber vermeldete Fortschritte bei Kontakten zum Eigentümer, zu Stadt und Denkmalamt sowie zu Handwerkern im Blick auf den Erhalt des historischen Transformatorenhauses Hinterholz, das einst die Fa. Junghans mit Strom versorgte. Nachdem es in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts seine Funktion verloren hatte, sollte das Industriedenkmal schon vor geraumer Zeit abgerissen werden. Auf fast wundersame Weise entging es jedoch diesem Schicksal und so können wir demnächst auf hundert Jahre seines Bestehens zurückblicken.
 
Die Rechnungsprüfer Stefan Maier und Klaus-Ulrich Neeb bestätigten Kassier Marcus Löffler eine einwandfreie Kassenführung, weshalb Maier zu dessen Entlastung und gleichzeitig zur Entlastung der gesamten Vorstandschaft aufrief, die ohne weiteren Gesprächsbedarf einstimmig erfolgte. Zu Rechnungsprüfern des neuen Vereinsjahres wurden Neeb und Martin Janetzko gewählt. 
 
Anschließend moderierte Helmut Horn den Ausblick auf die weiteren Veranstaltungen im zweiten Halbjahr. Wir hoffen, diese trotz der für den Herbst befürchteten ernsteren Pandemielage anbieten und durchführen zu können. Marcus Löffler berichtete, dass für die Stadtrallye im Rahmen des Sommerferienprogramms der Stadt Schiltach bereits neunzehn Anmeldungen vorliegen. Eine kommentierte Lesung stellte Ehrenmitglied Dr. Hans Harter für Ende September in Aussicht. Kürzlich aufgetauchte Briefe der Lehrerin Luise Schulte am Esch aus den Jahren 1931 bis 1943 an ihre Freundin Elisabeth Karlin in Schiltach enthalten neben Persönlichem auch eine Fülle an Notizen zur verhängnisvollen politischen Entwicklung jener Jahre. Auszüge daraus wird Annika Morgenstern vortragen. Willy Schoch kündigte seinen Vortrag über Flucht und Vertreibung in Folge des Zweiten Weltkriegs an und welche Herausforderungen dies für Gemeinden wie Schenkenzell bedeutete. Andreas Morgenstern wies auf den „Aktionstag Geschichte“ der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg in Oberndorf/N. hin, an dem sich der Verein sowie das Stadtarchiv gemeinsam beteiligen werden, ebenso auf den Regionalen Geschichtstag, ein breitgefächerter Thementag im „Freilichtmuseum Vogtsbauernhof“ in Gutach, der den Wandel im ländlichen Raum thematisieren wird. 
 
Hinweis: Daten, Veranstaltungsorte und nähere Informationen zu den aufgeführten Veranstaltungen finden Sie hier.     
                                                

 DSI04985 Schwendemann
Heinrich Schwendemann überbrachte Grüße des Präsidiums      Foto: M. Buzzi

 
 
In seinem Grußwort würdigte Dr. Heinrich Schwendemann (Steinach) als Vertreter des Präsidiums des Historischen Vereins für Mittelbaden die vielfältigen Aktivitäten der Mitgliedergruppe. „Dies wird in Offenburg sehr wohl registriert und mit Freude zur Kenntnis genommen. Die Homepage Ihres Vereins spiegelt die vielfältigen Tätigkeiten wider und braucht keinen Vergleich zu scheuen“ ermunterte er zur weiteren Arbeit. Annette Fuchs, neue Vorsitzende des Museums- und Geschichtsvereins Schramberg überbrachte Grüße aus der Nachbarschaft, wies auf Veröffentlichungen in der „Kräz“ sowie auf Vorhaben ihres Vereines hin. Die Ortsvorsteher Maier (Kaltbrunn) und Kipp (Lehengericht) würdigten die Arbeit des Vereins auf vielen Ebenen und bestätigten, dass dies wie auch die Berichte in Presse und Nachrichtenblatt von der Bevölkerung mit Interesse wahrgenommen und verfolgt werden.
Da keine Wortmeldungen mehr zu verzeichnen waren, schloss Werner Sum die Versammlung kurz vor 21 Uhr.

Es folgte ein Kurzvortrag von
Hans Harter über "Das Pulverhäusle: Wiedergewinnung eines Kleindenkmals"

 
Schiltach, den 01. August 2022
 
 
 






Bildstock an der Schenkenburg bekommt wieder ein Bild
 

Von Stefanie Müller
 

 
Vor gut 50 Jahren wurde das Keramikbild des Bildstocks an der Schenkenburg zerstört. Heimat­forscher Willy Schoch gab nun eine Nachbildung in Auftrag. Möglich wurde dies durch Spenden.
 
Schon lange störte sich Heimatforscher Willy Schoch daran, dass in der Nische des Bildstocks auf dem Rücken des Schlossbergs am Zugang zur Ruine Schenkenburg das Keramikbild fehlt. „Kleindenkmäler liegen mir am Herzen“, begründet er sein Engagement. Daher hat er vor einiger Zeit die Initiative ergriffen und die Töpferei Klampfleuthner auf der Fraueninsel im Chiemsee mit einer Nachbildung beauftragt. Vor Kurzem hat er das Bild in Bayern abgeholt, jetzt muss es nur noch in den Bildstock eingepasst werden. „Leider ist es für die Nische etwas zu groß. Jetzt muss noch ein Steinmetz ran“, erzählt Schoch. Dann ist das Projekt abgeschlossen, das Schoch einige Mühen gekostet hat.

 

„Vor ein bis zwei Jahren habe ich damit begonnen, jemand zu suchen, der das Bild von der ursprünglichen Kachel nachfertigen kann“, erinnert er sich. Doch keine Werkstatt in Baden, die er anfragte, sah sich in der Lage, eine Replik anzufertigen. Erst durch einen Artikel in einer Zeitschrift wurde er auf die Inseltöpferei aufmerksam. Töpfermeister Georg Klampfleuthner nahm sich der Sache an. Er modellierte, brannte und bemalte das Keramikbild.
Geklärt werden musste auch die Finanzierung. Da die Gemeinde Schoch nicht unterstützen konnte, bat er bei einem Vortrag, den er beim Seniorenwerk Ende April hielt, um Spenden für das Vorhaben. Wie viel Geld er dabei bekam, wollte er nicht verraten, doch reichte es für das Keramikbild.
 

2022-06-22 BildstSchBurgWS Stefanie Mueller
 
Heimatforscher Willy Schoch mit dem neuen Keramikbild für den Bildstock an der Schenkenburg. ©Stefanie Müller

 
Zur Geschichte des Bildstocks:
 
Der Bildstock stammt aus dem Jahr 1788. Er wurde zur Erinnerung an den Flößer Mathias Bühler aus dem Kaibach angefertigt, der bei der Ausübung seines Berufs an der Kinzig verunglückte.
 
In der Nische des Kleindenkmals wurde 1955 anlässlich der 700-Jahrfeier von Schenkenzell ein Keramikbild angebracht. Es zeigt die Selige Luitgard von Wittichen vor der Schenkenburg, wo sie 1325 den Vogt um eine Spende für die Gründung ihres Klosters bat.
Etwa 1970 wurde die ­Figur der Luitgard mutwillig aus dem Bild herausgebrochen. Als 1986 der Bildstock restauriert wurde, wurde der Rest des Bildnisses entfernt. Seither stand die Nische leer.
 
Dieser Bericht erschien erstmals am 22.06.2022 im „Offenburger Tageblatt“. Herzlichen Dank an Frau Müller für ihre Zustimmung zur Veröffentlichung auf dieser Seite!   
 
 
Schiltach, den 25. Juni 2022 / rm    





"Flößerei im Postkartenformat"
Gerne laden wir zum Besuch der aktuellen Sonderausstellung der Stadt Schiltach im „Museum am Markt“ ein.
(siehe Hinweis)




Historischer Verein bringt
das Kleindenkmal „Pulverhäusle“ auf Vordermann

 

von Johannes Fritsche

 
Mit Eigenarbeit und einem finanziellen Beitrag der Stadt Schiltach hat der Historische Verein Schiltach-Schenkenzell das kleine Steinbauwerk zur Lagerung von Sprengpulver vor dem Verfall bewahrt und renoviert.
 
Am Hang oberhalb des Sägergrüns war das Pulverhäusle, ein kleiner, 200 Jahre alter Bau aus Granitbruchsteinen, nahe dem Zerfall, bis der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell sich ab 2012 seiner annahm und sich öffentlich für seinen Erhalt einsetzte. Es hat dann lange gedauert – aber jetzt nach zehn Jahren ist die Renovierung abgeschlossen.
 
Am Freitag, den 11. März trafen sich nachmittags Mitglieder des Vereins am Pulverhäusle, um das Ergebnis zu präsentieren und sich über den erfolgreichen Abschluss des Projekts zu freuen: Ein schmuckes Steinhäuschen, gedeckt mit Rotsandsteinplatten vom Sulgener Steinbruch Roth, daneben lädt eine von Michael Buzzi gestiftete Sitzbank Spaziergänger und Wanderer zum Verweilen ein. "So schön hat es noch nie ausgesehen", soll der in Schiltach gut bekannte Mitbürger "Bier-Fritz" das Ergebnis kommentiert haben.

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Klaus-Ulrich Neeb und Hans Harter bei der Bestandsaufnahme im April 2013. Foto: Vereinsarchiv

 
"Es war überwuchert mit Büschen und Bäumen wie Dornröschens Schloss", beschrieb Hans Harter vom Historischen Verein den ursprünglichen Zustand. Die Uhr tickte für das Pulverhäusle, denn Bäume drohten das Mauerwerk zu sprengen. Es wäre schade um seinen Verlust gewesen. Nicht nur, weil Generationen von Schiltacher Kindern – Harter selbst auch – es in ihre Spiele einbezogen hatten: Schon 2014 hatte der damalige Gebietsreferent Hendrik Leonhardt vom Landesdenkmalamt eine heimatgeschichtliche und wissenschaftliche Bedeutung des kleinen Baus testiert, der als Zeugnis regionaler Geschichte verloren zu gehen drohte. Zumal es nur ein weiteres Pulverhäusle bei Staufen und eins in Sachsen-Anhalt geben soll.
 
Auf das Bauwerk gestoßen war der Verein bei der im Jahr 2012 vom Landesdenkmalamt angestoßenen Erfassung regionaler Kleindenkmäler im Landkreis Rottweil, bei dem seine Mitglieder tatkräftig mitmachten. "Die Tür stand auf, man konnte rein und innen stehen. Das Mauerwerk war in gutem Zustand, es war nicht feucht drin", erzählte Harter von der damaligen ersten Begutachtung.
 
Harter hatte danach im Schiltacher Stadtarchiv nach der Geschichte des Häuschens gegraben, unterstützt von Archivleiter Andreas Morgenstern: Ein Protokoll des Gemeinderats von 1830 besagte, dass der Kaufmann Wilhelm Haas bei der Stadt Schiltach "das Ansuchen gestellt hat", ein von den Häusern abseits gelegenes Gewölbe zur Sprengpulverlagerung zu bauen. "Zehn Schuh (ein Schuh entspricht 30 Zentimetern) lang und zehn Schuh breit". Der Gemeinderat stimmte zu. Haas zahlte einen Gulden für das Grundstück, baute das Häuschen und lagerte Pulver. 1891/92 wurde die daran vorbeiführende Eisenbahnlinie nach Schramberg gebaut – nicht weit vom Pulverhäusle sieht man den verbarrikadierten, halb zugewachsenen Tunneleingang – und die Bahn kaufte das Grundstück von Haas und stoppte die Nutzung.
 
Für die Renovierung musste der Verein einige Hürden überwinden. Die höchste war die Kostenschätzung eines Gutachters von 30.000 Euro für die Instandsetzung. Der Gemeinderat machte eine Begehung und unterstützte das Projekt letztlich mit 7.000 Euro unter der Bedingung, dass der Verein die "Bauherrschaft" übernimmt und Eigenleistung einbringt. Nachdem auch die Bahn dem Vorhaben zustimmte, konnte es losgehen. Viel musste organisiert werden und viele haben mitgemacht. So griffen unter anderem Hans Harter, die Vorstandsmitglieder Markus Armbruster, Klaus Wolber und Peter Rottenburger zu Spitzhacke, Schaufel und Säge. Marcus Löffler erledigte die Erdarbeiten, ein Schiltacher Bauhandwerker die Mauerarbeiten und eine einheimische Schlosserei steuerte die Halterung für die Infotafel bei.
 
Nun konnten die Vereinsmitglieder schließlich das in bürgerschaftlichem Engagement entstandene gelungene Ergebnis begutachten, eine "vereinspolitische Leistung", wie Vorsitzender Markus Armbruster es formulierte. In diesem Sinne will der Verein auch weitermachen: Das historische Trafo-Häusle bei der "Hinterholz-Stube" in Hinterlehengericht könnte ein weiteres ähnliches Projekt werden.

 

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Markus Armbruster (von links), Peter Rottenburger, Klaus Wolber, Klaus-Ulrich Neeb, Hans Harter und Michael Buzzi vom Historischen Verein freuen sich über das renovierte Pulverhäusle. Foto: Fritsche

 
 
Der Bericht erschien erstmals am 15. März 2022 im „Schwarzwälder Bote“.
 
 
Schiltach, den 24. März 2022 / rm
 

Gesegnete Weihnachten und einen guten Start ins neue Jahr

Liebe Mitglieder und Freunde,

obwohl wir bereits am Ende des zweiten Corona-Jahres stehen, befinden wir uns noch immer mitten in der Pandemie. In Anbetracht dessen sind wir froh und dankbar, dass in bewährter Zusammenarbeit mit der Volkshochschule zumindest seit Mitte des laufenden Jahres drei öffentliche Veranstaltungen stattfinden konnten, dazu unsere in den Sommer verschobene Mitgliederversammlung mit Kurzvortrag. Themen waren der Dichter Friedrich Hölderlin, die Friedenslinde im Stadtgarten, Verweise auf Schiltach und Schenkenzell in der Zimmerischen Chronik sowie die vor 200 Jahren gegründete evangelische Landeskirche in Baden. Zur Durchführung der Veranstaltungen waren wir auf großzügige und luftige Räumlichkeiten angewiesen, die sich mit der Stadtkirche – unser Dank gilt der evangelischen Kirchengemeinde Schiltach-Schenkenzell – und der Friedrich-Grohe-Halle anboten. Die notwendigen Anmeldungen sowie die Einhaltung der jeweiligen Coronavorschriften bis hin zur 2G-Regelung erwiesen sich eindeutig als Hürden, was die Besucherzahlen weit hinter die gewohnt guten Werte zurückfallen ließ.
So waren die sichtbaren Aktivitäten also auch im Jahr 2021 merklich eingeschränkt. Hinter den Kulissen allerdings wurden verschiedene Projekte begleitet und weiterentwickelt, dazu neue Vorhaben angestoßen, von denen einige im kommenden Jahr vorgestellt werden. Zudem konnten die Sanierungsarbeiten am Pulverhäusle endlich abgeschlossen werden. Mit seinem roten Sandsteindach und der neuen Verfugung wurde es zu einem richtigen „Hingucker“, ergänzt durch eine Infotafel und eine Sitzbank, die zum Verweilen und zu einem Blick übers Städtle einlädt. Ende September wurde unser Vereins-Jahrbuch „Die Ortenau“ im Rahmen einer Pressekonferenz erstmals in Schiltach der Öffentlichkeit vorgestellt und im Oktober konnten wir an der Jahresversammlung unseres Gesamtvereins in Ettenheim teilnehmen, immer wieder eine schöne Gelegenheit, Erfahrungen, Gedanken und Ideen auszutauschen und Verbindungen zu vertiefen.

In unserer Vorstandschaft gab es 2021 spürbare Veränderungen. Auf eigenen Wunsch ausgeschieden sind unsere langjährigen und verdienten Mitglieder Klaus-Ulrich Neeb und Willy Schoch sowie Ehrenmitglied Dr. Hans Harter, denen wir nochmals herzlich für ihr Engagement danken aber auch weiterhin auf ihre Forschungen und Expertise hoffen. Neu ins Gremium gewählt wurden Dr. Andreas Morgenstern und Frank Sum. Es fanden vier Vorstandsitzungen statt, teils als Videoschaltung, teils als Präsenzveranstaltung. Unseren Autoren danken wir für ihre Aufsätze in der „Ortenau“, die Berichte in der Tagespresse und im ANB, gleichzeitig möchten wir sie dazu ermuntern, ihr Quellenstudium und ihre wertvollen Nachforschungen auch 2022 unvermindert fortzuführen.

Für das neue Jahr haben wir vorsichtig wieder einige Veranstaltungen geplant, inwieweit und unter welchen Bedingungen sie sich durchführen lassen, wird maßgeblich vom Fortgang der Pandemie abhängen. Über die Eckpunkte unserer Planung für das kommende erste Halbjahr werden Sie ab Mitte Januar 2022 unsere Homepage www.geschichte-schiltach-schenkenzell.de und das ANB informieren. Die Mitgliederversammlung ist frühestens für Mai vorgesehen.


Wir danken allen Mitgliedern und Freunden für das Interesse an unserer Arbeit, alle Rückmeldungen und Kontakte im zu Ende gehenden Jahr. Wir freuen uns, wenn Sie unser Tun auch künftig konstruktiv begleiten und sind optimistisch, dass sich im Neuen Jahr wieder manches in Richtung Normalität bewegen wird.

Die Vorstandschaft wünscht Ihnen frohe und besinnliche Weihnachtstage sowie ein gesundes und gutes Jahr 2022, bleiben Sie weiterhin interessiert, achtsam und zuversichtlich.



Schiltach, den 17. Dezember 2021 (rm)



Jahresversammlung 2020/21 in Ettenheim
Präsidium fast wieder komplett
Vereinsvertreter vertiefen Kontakte und bringen viele Eindrücke mit


von Reinhard Mahn


Nachdem die Jahresversammlung 2020 pandemiebedingt ausfallen musste, konnte sie in diesem Jahr unter Beachtung der derzeit gültigen Coronaregeln erfreulicherweise realisiert werden. Dabei konnte sich den Teilnehmern ein fast wieder vollzähliges Präsidium präsentieren.


Die Mitgliedergruppe Ettenheim beging 2020 ihr 100jähriges Bestehen, so lag es nahe, dass sie die Ausrichtung der aktuellen Jahresversammlung übernahm. Die Teilnehmer trafen sich am Sonntag, den 24. Oktober in der Aula der Heimschule St. Landolin in Ettenheim.


Thomas Dees, Vorsitzender der dortigen Mitgliedergruppe konnte das neu formierte Präsidium unseres Gesamtvereins sowie die Vertreter von 15 Mitglieder- sowie einigen Fachgruppen begrüßen. Er verwies darauf, dass Ettenheim die Jahresversammlung bereits zum sechsten Mal ausrichte und stellte die derzeit aktuellen Projekte der Mitgliedergruppe vor. Einer der Schwerpunkte ist die Digitalisierung der umfangreichen Datenbestände der Barockstadt.


Anschließend hieß der erste stellvertretende Präsident Cornelius Gorka Bürgermeister Bruno Metz, die Vorstände, die anwesenden Ehrenmitglieder sowie alle Teilnehmer willkommen. Bei der Totenehrung gedachte er namentlich des Anfang 2020 verstorbenen Präsidenten Klaus Kaufmann und des früheren Redakteurs Karl Maier. Es folgte der Bericht des Präsidiums, Gorka berichtete aus dem Vereinsgeschehen in schwierigen Zeiten, den Einschränkungen durch die Lockdowns, der Absage der letztjährigen Versammlung sowie den per Briefwahl durchgeführten Wahlen zum Präsidium. Die Stelle des Präsidenten bleibt zwar weiterhin vakant, dafür fanden sich Bewerber für alle anderen Ämter im Präsidium. Neben Gorka sind dies Ewald Hall (2. stellv. Präsident), Bertram Sandfuchs (3. stellv. Präsident), Heinrich Schwendemann (Kassenführung), Martin Ruch (Redakteur) sowie Martin Lietzau (Vereinsbibliothek), dazu Ehrenpräsident Wolfgang Gall als außerordentliches Mitglied.


Gorka betonte, dass es Freude mache, in dem neuen Team mitzuarbeiten, das Präsidium hätte sich gut organisiert und könne den Verein gut nach innen und außen vertreten. Leider sei die Mitgliederzahl auch im vergangenen Jahr rückläufig gewesen, vor diesem Hintergrund ermutigte er zur Mitgliederwerbung. Er regte den gegenseitigen Besuch von Veranstaltungen und Erfahrungsaustausch an und empfahl länderübergreifende Kontakte. Renate Demuth, langjährige Leiterin der Bibliothek wurde letztes Jahr zum Ehrenmitglied ernannt und die Vereinshomepage sei grundlegend überarbeitet worden.


Den Kassenberichten für 2019, 2020 und 2021 zum 30. September von Sabine Birk folgte der Bericht von Patricia Hemmer, die im Namen der Kassenprüfer eine einwandfrei und transparent geführte Kasse bestätigte. Ehrenpräsident Wolfgang Gall moderierte die Entlastung von Kassiererin und Präsidium, was jeweils einstimmig erfolgte. Auch er freute sich über den neuen Schwung und das Engagement, das die Vereinsleitung trotz keiner leichten Ausgangssituation an den Tag lege.


Redakteur Martin Ruch ging kurz auf die Entstehung der „Ortenau“-Jahresbände 2020 und 2021 ein. Im Gegensatz zur Zahl der Mitglieder nehme die Zahl der Autoren erfreulicherweise nicht ab, er ermutigte ausdrücklich zur Einreichung von Beiträgen zum Schwerpunktthema „Mundart“ in der Ausgabe 2022.


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Blick in die Mitgliederversammlung



Martin Lietzau berichtete für das Bibliotheksteam, dessen Arbeit durch Umbauarbeiten im Handwerkermuseum in Kork und durch die Auswirkungen der Pandemie in doppelter Hinsicht beeinträchtigt war. Die Zahl der Bibliotheksbesuche nahm zwar ab, die Anfragen per Mail jedoch zu. Abschließend teilte das Präsidium mit, dass die nächste Jahresversammlung im Oktober 2022 in Hohberg stattfinden werde.


In seinem Grußwort hob Bürgermeister Metz hervor, welch reiches historisches Erbe seine Stadt aufzuweisen habe. Gerade auf dem Gebiet der Archäologie seien in den vergangenen Jahren reiche Funde gemacht worden, die von der Römerzeit bis ins Neolithikum zurück reichten.

Jörg Sieger, kath. Theologe und Heimathistoriker beschritt mit seinem Festvortrag „Wie kommt der Abt auf den Balkon?“ praktisch Neuland, indem er Wissen und Erkenntnisse über die im 19. Jahrhundert abgerissene ehemalige Benediktinerabtei Ettenheimmünster mit modernsten Möglichkeiten der virtuellen Rekonstruktion via 3-D-Technik verband und Ungenauigkeiten und Fehler der der Programmierung zugrundeliegenden Originalpläne aufdeckte. So sei beispielsweise kein Zugang zu jenem Balkon überliefert, auf dem sich der Abt seinen Untertanen zeigte, was ihn zum Titel seines Vortrages inspirierte. Auch Gemälde und zeitgenössische Ansichten seien oft ungenau und fehlerhaft, was die Nachbildung zusätzlich erschwere. Tatkräftig unterstützt wird er bei seinen Nachforschungen von Karlheinz Häfele. Die Präsentation zeigte eindrucksvoll auf, wie längst verschwundene Gebäude mit Hilfe moderner Technik virtuell neu erstehen und uns so heute einen realistischen Eindruck ihrer Funktion und ihres Aussehens vermitteln können.


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Teilnehmer des Rundgangs durch die Barockstadt Ettenheim Fotos: Mahn


Das Nachmittagsprogramm bot für die Vereinsvertreter drei Alternativen. So konnte man sich bei strahlendem Sonnenschein auf die Spuren der ehemaligen jüdischen Gemeinde Ettenheim machen, an einer Führung durch die „Barockstadt Ettenheim“ teilnehmen oder aber die Wallfahrtskirche St. Landolin besichtigen und Hörproben von der dortigen Silbermann-Orgel genießen. Mit guten Gesprächen und Anregungen im Gepäck, sowie vielerlei Eindrücken traten die Teilnehmer aus Schiltach, Schenkenzell und Wolfach den Heimweg an.


Weitere Informationen zum Verein: www.historischer-verein-mittelbaden.de


Schiltach, den 29. Oktober 2021


Geschichte und Geschichten rund ums Wasser:
„Die Ortenau“ 2021 wurde kürzlich in Schiltach vorgestellt


von Reinhard Mahn


Der Historische Verein für Mittelbaden hat am 24. September die aktuelle Ausgabe seines Jahrbuches „Die Ortenau“ mit dem Schwerpunktthema „Wasser“ der Öffentlichkeit vorgestellt. Was lag da für das Präsidium näher, als für die Präsentation einen Ort im Vereinsgebiet zu wählen, dessen wirtschaftliche Ausrichtung jahrhundertelang eng mit dem Wasser verbunden war und dessen führendes Unternehmen bis heute erfolgreich Produkte mit direktem Bezug zum Wasser fertigt?

Im Namen der Hansgrohe SE begrüßte Andrea Rombach die Vertreter des Historischen Vereins für Mittelbaden in der Aquademie auf der Aue. Das Leitthema passe perfekt, freute sie sich, denn: „Das Herz von Hansgrohe schlägt schon seit 1901 für das Wasser“.

Redakteur Martin Ruch stellte den druckfrischen Jahresband 2021 daraufhin der Presse vor. Zunächst erläuterte er, dass der jahrzehntelang geführte Name „Zeitschrift“ schon seit längerem nicht mehr passend sei und der Verein seine Veröffentlichung erstmals "Jahrbuch" nenne, was angesichts eines Umfangs von rund 600 Seiten die Sache wesentlich besser treffe. Mit zwanzig Beiträgen zum Schwerpunktthema (z. B. Wasserland Ortenau, Flüsse als Verkehrswege, Rheinfähren, Hochwassergeschichte der Kinzig, Volksbäder, außergewöhnliche Brunnen, Flucht aus Syrien übers Mittelmeer nach Nordrach) sowie dreizehn freien Aufsätzen (z.B. Hexenverfolgung in Offenburg, Blattern in Zell a. H., NS-Sondergerichtsurteile, Archäologie und Heimatforschung im frühen 21.Jahrhundert, Kindsmord in historischer Zeit) fänden sich in der 101. Ausgabe des Jahresbandes des Historischen Vereins für Mittelbaden wieder eine Fülle an Themen, so Ruch.

Markus Armbruster, der als Vorsitzender zusammen mit Hans Harter und Klaus-Ulrich Neeb unsere Mitgliedergruppe bei der Präsentation vertrat, konnte freudig vermelden, dass die Neuerscheinung auch wieder Beiträge aus und über Schiltach enthalte, so von Vorstandschaftsmitglied Helmut Horn, Andreas Morgenstern (Stadtarchivar und Vorstandschaftsmitglied) und Ehrenmitglied Hans Harter.

Historiker Hans Harter, dessen Beiträge bereits seit 1969 in der "Ortenau" erscheinen, widmet sich in seinem diesjährigen Aufsatz der Flößerei. Anlässlich der Pressekonferenz berichtete er, wie Flößer aus Schiltach und Wolfach Kinzigflöße in Richtung Rhein brachten, wie sie dort zu Rheinflößen umgebaut wurden und wie der ein oder andere Kinzigtäler Flößer sein Holz sogar bis in die Niederlande begleitete. Souvenirs aus Holland gebe es noch heute im Heimat- und Flößermuseum Wolfach zu bestaunen, so Harter.

Helmut Horn widmet sich wie schon in früheren Aufsätzen der Gewässernamenkunde und untersucht am Beispiel des Flussnamens der Schiltach dessen mögliche Bedeutung und Herkunft. Er betrachtet dazu die beiden zugrunde liegenden Namenselemente und vergleicht sie mit Vorkommen im Keltischen, Germanischen, Alt- und Mittelhochdeutschen sowie deren Verbreitung in Süddeutschland, dem Elsaß, Österreich und der Schweiz.

Andreas Morgenstern nahm sich die seit 1808 geführten Familienbücher vor und zeigt auf deren Basis am Beispiel von Schiltach Lebensperspektiven im 19. Jahrhundert auf. Die ausgewerteten Familienbücher umspannen die Zeit bis Mitte des 20. Jahrhunderts und geben u. a. Aufschluss über die Neugeborenen, die Kindersterblichkeit, die durchschnittliche Kinderzahl pro Familie, das erreichte Lebensalter und vieles mehr, darunter auch eine Auswertung der seinerzeit modernen Vornamen.

Hinweise auf neue regionale Literatur, Vereinsnachrichten, Berichte der Mitgliedergruppen sowie der Fachgruppenleiter runden diese durchweg lesenswerte Veröffentlichung ab.

2021-10-10 Titel Ortenau2021

Die Auslieferung der Jahrbücher an die Mitgliedergruppen erfolgte in der letzten Septemberwoche, die Verteilung an unsere Mitglieder in Schiltach und Schenkenzell sowie an unsere auswärtigen Mitglieder erfolgte unmittelbar nach Erhalt.

Das 101. Jahrbuch „Die Ortenau“ gibt es im Buchhandel für 35 Euro zu kaufen, als elektronische Ausgabe (e-Book) ist die Publikation für 32 Euro erhältlich. Für Vereinsmitglieder ist das Jahrbuch kostenlos, da der Bezugspreis im jährlichen Beitrag von 26 Euro enthalten ist.

Falls Sie Mitglied im Historischen Verein werden und das Jahrbuch somit zum Vorzugspreis erhalten möchten, wenden Sie sich bitte an Marcus Löffler, Tel. 07836/378020 oder jedes andere Mitglied der Vorstandschaft.

Sämtliche zwischen 1910 und 2015 in der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ veröffentlichten Beiträge stehen über das Online-Archiv der Universitätsbibliothek Freiburg jederzeit kostenlos zur Verfügung: http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau


Dank an Marco Armbruster für seine dem Artikel zugrunde liegende Berichterstattung von der Pressekonferenz.


Schiltach, den 10. Oktober 2021






Höchste Auszeichnung der Stadt Schiltach
für Historiker Hans Harter


von Martina Baumgartner


Historiker Hans Harter ist in Schiltach unverzichtbarer Partner in Sachen Kultur und historischer Forschungsarbeit. Für sein Engagement wurde ihm die höchste Auszeichnung der Stadt verliehen.

Nach einem Stehempfang zum besonderen Anlass verlieh Schiltachs Bürgermeister Thomas Haas in der darauffolgenden Gemeinderatssitzung dem Historiker Hans Harter am 22. September 2021 den Ehrenschild der Stadt: „Kaum ein anderer, vielleicht sogar kein anderer, hat sich um die Geschichtsschreibung der Stadt Schiltach so verdient gemacht“, nannte Haas den Grund für die hohe Auszeichnung, deren Wert durch ihre Seltenheit gekennzeichnet ist (Stichwort I).

Haas beschrieb den „unglaublichen Einsatz“, den Harter bei seiner Forschung an den Tag lege, dass er den Disput nicht scheue sowie gewissenhaft und wissenschaftlich bis ins Detail arbeite. „Despektierlich gesagt: Sie sind eben ein gelernter Historiker“, so Haas. Zu dessen Markenzeichen gehöre sein breites Forschungsinteresse: „Im Oberen Kinzigtal ist nichts vor Ihnen sicher“, vermutete Haas. Der Bürgermeister ging auf den Werdegang Harters und dessen zahlreiche Aktivitäten, Veröffentlichungen und Beiträge ein, die später von Bernhard Rüth, Dezernent des Landkreises Rottweil, und Cornelius Gorka, Vertreter des Historischen Vereins Mittelbaden (HVfM), ergänzt wurden (Stichwort II). Haas überreichte Harter den ersten Ehrenschild einer neuen Reihe, der von einer Künstlerin in Potsdam gestaltet und in Bremen gegossen wurde, sowie die gerahmte Urkunde dazu.


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Hans Harter (Mitte), begleitet von seiner Partnerin Beatrix Beck, erhielt von Bürgermeister Thomas Haas den neugestalteten Ehrenschild der Stadt Schiltach samt Urkunde.




Als Experte bekannt

Bernhard Rüth, Amtsleiter für Archiv, Kultur und Tourismus im Landratsamt Rottweil, stellte fest, dass sich Harter bleibende Verdienste um die historische Forschung und Bildung auch in der weiteren Region erworben habe und als Experte für die Geschichte des Oberen Kinzigtals gelte. „Vom Epizentrum Schiltach aus hat Hans Harter den Aktionsradius seiner historischen Studien in konzentrischen Kreisen erweitert – auf den gesamten Mittleren Schwarzwald und das angrenzende Land am Oberen Neckar“, erklärte Rüth. Er stellte den Schiltacher als versierten Mediävisten vor, dessen Arbeit zu jener Epoche zu den Standardwerken zählt, und als profunden Kenner mit überregionaler Relevanz bei weiteren Forschungsgebieten. Harters Expertisen und sein Engagement machten ihn zu einem „unverzichtbaren Partner in der Kulturarbeit des Landkreises Rottweil“, schätzte Rüth den Forscher.


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Bernhard Rüth überreicht Hans Harter im Namen des Landkreises Rottweil ein Präsent



Cornelius Gorka, Vertreter des HVfM, lobte Harters Forschungsweise: „Er ist einer, der im wahrsten Sinne des Wortes der Geschichte auf den Grund geht“, sagte er und freute sich, dass dieser seine Forschungsergebnisse „nicht für sich behält. Geschichte darf nicht vergessen, sondern muss den Menschen vermittelt werden“. Das tue Harter, indem er nicht nur „im stillen Kämmerlein“ forsche, sondern den Kontakt zu weiteren Geschichtsinteressierten suche. Er wünschte ihm noch viel Freude an der Heimatgeschichte und „Geduld mit uns Archivaren“.

„Im Abglanz des Ehrenschilds“ freute sich Markus Armbruster als Vorsitzender und Vertreter der hiesigen Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell, dem Vereinskollegen zur Auszeichnung gratulieren zu dürfen. „Nicht ganz selbstlos“ wünschte er dem Historiker, dass dessen geradezu jugendliche Produktivität noch lange anhalte.

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CorneliusGorka — Markus Armbruster


Harter selbst wollte so viel Lob und Ehre, die ihn traf, gerne „relativieren“. Nach bescheidenen „Werbeblöcken“, bei denen er einige in Zusammenarbeit mit Kollegen entstandene Veröffentlichungen erwähnte, stellte er seine Beziehungen zu ihn seinerzeit begleitenden Lehrern und Kollegen vor. Ebenso wie von Schiltacher Mitbürgern habe er von ihnen Impulse erhalten, die ihn zu dem machten, „was aus mir geworden ist“, so der Historiker (Stichwort II). „Sie gaben mir, und ich habe hoffentlich nicht nur genommen, sondern auch zurückgegeben“, so Harter.

Sternstunden erlebt

Er erinnerte sich an Sternstunden, „die man als Forscher ab und zu erlebt.“ Dazu zählte sein Fund eines rätselhaften Objektes bei den Ausgrabungen auf der Willenburg, an denen er als Student teilnahm. Erst Jahre später wurde des Rätsels Lösung gefunden, es handelte sich um einen knöchernen Abzugsbügel einer Armbrust.

Ebenso mit Hilfe von Schiltacher Mitbürgern gelang ihm die Zuordnung eines alten Fotos mit einer historischen Flößerszene, die landschaftlich lange nicht einzuordnen war. Wie sich später herausstellte, entstand das Foto an der österreichischen Ybbs, wo Kinzigtäler Flößer im 19. Jahrhundert den Holztransport zu Wasser organisierten.

Besonders hob der Forscher das handgeschriebene Protokollbuch der ehemaligen Schiltacher Ortsgruppe des „Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold“ heraus, sowie das fast neuwertige Banner, das nach Verbot der Organisation durch die Nationalsozialisten gut verpackt auf einem Dachboden versteckt wurde und das er gemeinsam mit einer Schiltacherin vor Jahren barg. Mitglieder dieser deutschlandweiten Organisation kämpften gegen den Nationalsozialismus, und Harter konnte diesen Widerstand historisch auch in Schiltach verorten.

Eine der schönsten Bestätigungen seiner Arbeit seien allerdings die Fragen, die ihn manchmal auf der Straße treffen wie: „Kannst du mir sagen, wieso?“ Damit dankte er dem „wohlweisen Rat“ für die Auszeichnung.


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Stichwort I:

Ehrenschilde
In den vergangenen 50 Jahren verliehene Ehrenschilde der Stadt Schiltach für Verdienste um Kultur und Heimatgeschichte:

2001 Rolf Rombach 1973 Julius Hauth 1972 Fritz Laib 1969 Wolfgang Bühler

Zu den ausgezeichneten Wegbegleitern möchte Hans Harter auch Herbert Pfau, Träger der Verdienstmedaille der Stadt, zählen.



Stichwort II:

Meilensteine der Arbeiten Hans Harters
1960er-Jahre: Beteiligung an den Ausgrabungen der Schiltacher Willenburg ab 1969: Gut 30 Aufsätze im Jahrbuch des HVfM „Die Ortenau“ mit insgesamt über 600
Seiten Umfang
1980: Koordination und maßgebliche Beteiligung am Schiltach-Buch „Schwarzwaldstadt im
Kinzigtal“ sowie Festvortrag „700 Jahre Schiltach – Schiltach vor 700 Jahren“
1989: Dissertation „Adel und Burgen im Oberen Kinziggebiet“ (Standardwerk) ab 2004: Buchreihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach“
März 2007: Beteiligung an der Wiederbelebung der Mitgliedergruppe Schiltach des HVfM,
zunächst im Initiativkreis, 2018-2021 im Vorstand und heute als Ehrenmitglied tätig
seit 2007: allein 15 Vorträge in Schiltach und Umland, viele Aufsätze und mehr als 135
Zeitungsartikel
seit 2009: Erforschung der Geschichte der Flößerei, auch als aktiver Schiltacher Flößer
2012/13: Beteiligung an der Erfassung der Kleindenkmale im Landkreis Rottweil,
federführende Koordination im westlichen Kreisgebiet
2017: maßgebliche Beteiligung und Fachlektorat des Lehengericht-Buches Leitung zahlreicher Exkursionen und Führungen über die Grenzen Schiltachs hinaus Mitorganisation von Ausstellungen im städtischen Museum am Markt Pflege der Gedenkkultur mit Forschung und Aktivitäten


Abgesehen von einigen Ergänzungen Erstveröffentlichung im „Offenburger Tageblatt“ am
25. September 2021


Alle Fotos: © Michael Buzzi




Schiltach, den 09. Oktober 2021 (rm)









Pilgerreise in Etappen: Von Schiltach zum Kloster Einsiedeln im Frühjahr 2021

Angespornt durch einen Artikel von Willy Schoch über die Pilgerreisen einer Schenkenzellerin zum Kloster Einsiedeln im 19. Jahrhundert, machten sich Dr. Helmut Horn, Mitglied der Vorstandschaft und seine Ehefrau Iris Fleig-Horn zwischen Ende Mai und Ende Juni 2021 auf, die Strecke in elf Etappen zu erwandern und die Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Den Bericht über die Pilgerreise finden Sie
hier.

Schiltach, den 23. September 2021 (rm)




Tagung vom 30. September bis 2. Oktober 2021 in Schiltach:


Wassergeschichte(n) vom Schwarzwald
und vom Oberrhein


unter der Leitung von Prof. Dr. Werner Konold und Dr. Norman Pohl



Gerne weisen wir auf die in Kürze in der Hansgrohe Aquademie, Auestraße 9 in Schiltach stattfindende Tagung hin, an der von unserer Mitgliedergruppe Dr. Hans Harter, Willy Schoch und Matthias Zizelmann mit Beiträgen beteiligt sind.

Veranstaltet wird die Tagung vom Alemannischen Institut Freiburg e. V. in Zusammenarbeit mit der Deutschen Wasserhistorischen Gesellschaft e. V. und dem Wasserwirtschaftsverband Baden-Württemberg.

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Wir bitten um Beachtung, dass nur die Gesamtveranstaltung gebucht werden kann. Die Teilnahme an einem Tag oder an einzelnen Veranstaltungen ist nach Angaben der Veranstalter leider nicht möglich. Stand 10.09.21 waren noch 10 Plätze frei.

Den Flyer als PDF finden Sie
hier.

Schiltach, den 11. September 2021 (rm)




Berichte – Verabschiedungen – Wahlen – Vortrag:
Unsere Mitgliederversammlung am Freitag, den 16. Juli 2021


von Reinhard Mahn



Zu gerne hätte die Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell ihre Mitglieder unter der Friedenslinde im Stadtgarten begrüßt, die Wetterkapriolen an den vorangegangenen Tagen zwangen die Verantwortlichen jedoch, die Versammlung unter das schützende Dach der evangelischen Stadtkirche zu verlegen.

Vorsitzender Markus Armbruster konnte 22 Mitglieder und zwei Gäste willkommen heißen, gleichzeitig entschuldigte er den zweiten Vorsitzenden Werner Sum, der krankheitshalber nicht teilnehmen konnte. Anschließend gedachten die Mitglieder den im vergangenen Vereinsjahr verstorbenen langjährigen Mitgliedern Fritz Götz und Karl Trautwein. Der Jahresbericht des Schriftführers entfiel, da jedes Mitglied die Unterlagen bereits mit der Einladung erhalten hatte.

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Rückblickend berichteten mehrere Mitglieder der Vorstandschaft über die Herausforderungen des Pandemiejahres 2020 und einzelne erwähnenswerte Aktivitäten. Dr. Helmut Horn erinnerte an die sich ändernde Form der Zusammenkünfte, zu Jahresbeginn 2020 noch in gewohntem Rahmen, im Sommer im Freien und im Spätherbst dann erstmals als Videokonferenz.
Michael Buzzi konnte von der Sanierung des „Pulverhäusles“ in Schiltach berichten, dessen Mauerwerk komplett neu ausgefugt und vor kurzem mit einem schmucken Sandsteindach versehen wurde. Zudem konnte der ursprüngliche Sandsteinboden freigelegt werden. Eine Sitzbank mit Widmung lädt nun zum Verweilen ein, eine erklärende Beschilderung folgt in Kürze. Unser Dank gilt der Stadt Schiltach, den ausführenden Handwerkern sowie den freiwilligen Helfern, die in zahlreichen Arbeitseinsätzen die Sanierung erst ermöglichten und begleiteten.

Klaus Wolber informierte über die ergriffenen Maßnahmen zum Erhalt des in Privatbesitz befindlichen Transformatorenhauses auf dem Hinterholz in Lehengericht, bei dem es sich um ein eingetragenes Kulturdenkmal handle, das 2022 hundert Jahre alt werde. Das Denkmalamt sei eingeschaltet, der Verein habe die notwendigen Kontakte vermittelt und werde die Maßnahmen begleiten.

Ehrenmitglied Dr. Hans Harter erläuterte die Beschlussfassung des Historischen Vereins zur Gestaltung des Gedenkareals auf dem Schrofen und der Einbeziehung des sogenannten „Polensteins“, der seit seiner Versetzung vor dreißig Jahren lediglich einen provisorischen Standort hat. Der dreisprachige Gedenkstein stehe für ein typisches rassepolitisches Verbrechen der NS-Zeit. Da der Volkstrauertag in den letzten Jahrzehnten eine Wendung weg von der ursprünglichen Soldatenehrung hin zum Gedenken an alle Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft genommen habe, würde die Integration des Denkmals für den ermordeten Zwangsarbeiter Bernard
Podziński diesen zurück in den Kreis aller Opfer holen. Es wäre ein Stück Erinnerungskultur mit Warnfunktion, was derartige Regime auch in Schiltach angerichtet hätten. Zudem wäre eine zentrale Gedenkstätte wesentlich leichter auszuschildern und damit für jeden Besucher einfacher aufzufinden.

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Markus Armbruster befasste sich anschließend mit der Stellungnahme des Vereins zum geplanten Baugebiet „Hinter dem Schloss“. Die ursprüngliche Planung wäre dem Gedenkareal bedrohlich und unangemessen nahegekommen. Die nun aus verschiedenen Gründen zur Bebauung vorgesehene verkleinerte Fläche komme den Vorstellungen des Vereins entgegen und habe in der jetzigen Form keine unmittelbaren Auswirkungen mehr auf die Gedenkstätte.

Marcus Löffler, verantwortlich für Kasse und Mitgliederbetreuung konnte von einem ruhigen und ausgeglichenen Kassenjahr berichten. Die Mitgliederzahl des Vereins sei konstant, zudem gab er bekannt, dass das Jahrbuch „Die Ortenau“ ab 2022 wie gewohnt als Druckausgabe – oder aber alternativ als e-book bezogen werden könne. Rechnungsprüfer Dr. Andreas Morgenstern, der auch für seinen verhinderten Kollegen Frank Sum sprach, bescheinigte eine einwandfrei geführte Kasse, worauf Marcus Löffler wie auch dem gesamten Vorstand die einstimmige Entlastung erteilt wurde.

Schriftführer Reinhard Mahn informierte über die für den Herbst geplanten Veranstaltungen, wonach Karl Kimmich am 24. September in Kooperation mit der VHS zum Thema „Geschichtssplitter über Schiltach und Schenkenzell aus der Zimmerischen Chronik“ und Pfarrer Hans-Michael Uhl am 24. November den Zusammenschluss der ehemals reformierten und lutherischen Kirchen zur Evangelischen Landeskirche in Baden referieren werde, was sich 2021 zum 200. Mal jähre. Dieser Vortrag ist eine Gemeinschaftsveranstaltung von evangelischer Kirchengemeinde, VHS, Stadtarchiv und Historischem Verein. Nähere Informationen finden Sie auf dieser Homepage unter „Termine“.

Drei verdiente Mitglieder der Vorstandschaft kandidierten auf eigenen Wunsch nicht mehr für eine neue Amtsperiode und schieden aus dem Gremium aus. Dr. Hans Harter und Klaus-Ulrich Neeb waren seit Gründung des Initiativkreises im Jahre 2007 dabei, Willy Schoch seit 2011. Der Vorsitzende Markus Armbruster verwies darauf, dass es unmöglich sei, die Verdienste der drei umfassend zu würdigen und beschränkte sich jeweils auf einen Satz. Für Schoch seien die Integration von Schenkenzell in den Verein und seine Forschungen zu seiner Heimatgemeinde charakteristisch und Neeb zeichne sein gestalterisches Können und sein Engagement bei Ausstellungen aus. Unermüdliche Forschungen sowie fundierte Beiträge zur Geschichte von Schiltach und des oberen Kinzigtales seien bezeichnend für Dr. Hans Harter. Alle seien in den vergangenen Jahren an der Vereinsarbeit maßgeblich beteiligt und stets Antreiber gewesen und er freue sich, dass sie der Vereinsarbeit auch künftig verbunden blieben. Als kleinen Dank überreichte Armbruster jedem ein Präsent.

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Vor den Wahlen erklärte der Vorsitzende, dass er aus persönlichen Gründen kürzertreten und mehr Aufgaben auf andere Schultern verteilen müsse. Der Verein sei in den vergangenen Jahren unter Volldampf gefahren, hier könne es notwendig werden, insgesamt etwas Tempo rauszunehmen. Falko Vogler dankte Armbruster für seinen Einsatz und die in den vergangenen drei Jahren geleistete Arbeit, er hätte einen „Super-Job“ gemacht.

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Bürgermeister Heinzelmann führte sodann souverän durch die Wahlen. Vorsitzender bleibt weiterhin Markus Armbruster, zweiter Vorsitzender Werner Sum, dessen Einverständnis vorlag. Weitere acht Kandidaten wurden en bloc in die Vorstandschaft gewählt: Michael Buzzi, Dr. Helmut Horn, Marcus Löffler (Kassier), Reinhard Mahn (Schriftführer), Dr. Andreas Morgenstern (neu), Frank Sum (in Abwesenheit, neu), Falko Vogler und Klaus Wolber. Alle Kandidierenden erhielten ein einstimmiges Votum der anwesenden Vereinsmitglieder. Zu Rechnungsprüfern wurden Stefan Maier und Klaus-Ulrich Neeb gewählt.

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Den Reigen der Grußworte eröffnete Bürgermeister Heinzelmann. Er dankte dem Verein für die geleistete Arbeit, wünschte weiterhin gutes Gelingen und eine positive Zukunft und bestätigte, dass Willy Schoch gerade im Hinblick auf Schenkenzell in der Tat ein wahrer Antreiber sei. Er stellte in Aussicht, dass ab Herbst in der alten Schule Räumlichkeiten für Veranstaltungen zur Verfügung stünden und lud zu einer regen Nutzung ein.

Der Kaltbrunner Ortsvorsteher Stefan Maier dankte vor allem Willy Schoch für das gute Miteinander und hob die Verwirklichung des Projekts „Bildstöckle“ am Laybach im vergangenen Jahr hervor. Auch das Vorhaben „Schwallungen“ stehe ja noch am Anfang und bedürfe weiterhin der Koordination und Begleitung. Er empfahl, die örtliche Bevölkerung bei anstehenden Aktionen mitzunehmen und einzubinden, da sicher auch weiterhin bürgerliches Engagement notwendig sein werde.
Thomas Kipp, Ortsvorsteher von Lehengericht, richtete sein Grußwort auch im Namen von Bürgermeister Thomas Haas an den Verein. Die Pandemiezeit sei für die Vereinsarbeit im Allgemeinen nicht einfach gewesen, umso mehr freue er sich, dass der Erhalt des Pulverhäusle ein voller Erfolg sei und auch das Vorhaben Sicherung der Trafostation Hinterholz sicher zu einem guten Abschluss gebracht werden könne. Er versicherte, dass die Gemeinde im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch künftig Unterstützung leisten werde, brachte zum Ausdruck, dass es eine Freude sei, lohnende Objekte aus früheren Zeiten zu erhalten und wünschte dem Historischen Verein weiter viel Erfolg.


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Den Abschluss der Mitgliederversammlung bildete der Kurzvortrag „Die Schiltacher Friedenslinde von 1871“ von Dr. Hans Harter. Harter führte in das Thema ein und bemerkte, dass der Deutsch-Französische Krieg von 1870 im Allgemeinen aus der Erinnerung verschwunden und durch die beiden Weltkriege des 20. Jahrhunderts stark überlagert worden sei. Er betrachtete die Stimmung sowie den Stimmungsumschwung im Verlauf des Krieges, den Sieg, den Dank, dass in unseren Orten keine Opfer zu beklagen waren, die damit einhergehende Freude und Friedenssehnsucht, die sich in vielen Orten schließlich in der Pflanzung von Lindenbäumen ausdrückte. In Schiltach geschah dies gleich zweimal, zum einen im Frühjahr 1871 auf dem Schlossbergplateau, wo sechs Linden gepflanzt wurden, die noch heute stehen, zum anderen ein weiterer Baum im Juli 1871 hinter der evangelischen Kirche, der den heutigen Stadtgarten maßgeblich prägt. Eine Audio-Version des Vortrages finden Sie
hier.

Unser besonderer Dank gilt der evangelischen Kirchengemeinde Schiltach-Schenkenzell, die uns die Nutzung des würdigen Kirchenraumes für die Versammlung ermöglichte.


Schiltach, den 04. August 2021









Nicht nur für Schenkenzeller und Freunde der Kirchenbaukunst von Interesse


Soeben erschienen:

„Spurensuche zur Geschichte der Pfarrkirche St. Ulrich in Schenkenzell“ von Michael Eble


Auf Einladung der Volkshochschule und des Historischen Vereins hielt Michael Eble im vergangenen Oktober „unter Corona-Bedingungen“ in der Kirche St. Ulrich einen Vortrag mit anschließender Führung zur Geschichte des Kirchengebäudes seiner Heimatgemeinde. Einen bebilderten Bericht darüber finden Sie
hier. Um die Fülle an Informationen, die er im Laufe vieler Jahre akribisch zusammengetragen hat, auch einem größeren Publikum zugänglich zu machen, legt Michael Eble nun eine schriftliche Zusammenfassung seiner umfangreichen Forschungen vor.

In der druckfrischen Abhandlung wird auf gut 100 Seiten die jüngste Geschichte der Pfarrkirche vorgestellt, beginnend mit dem Jahr 1774, aus dem die frühesten noch vorhandenen Bauten auf dem Pfarrberg stammen. Mit Fotos, Zeichnungen, Bauplänen sowie Skizzen belegt Eble die Bautätigkeit seit etwa 1770. Seine Ausführungen erlauben Einblicke in die immer wieder erfolgten Aus- und Umbauten der Kirche, Änderungen ihrer künstlerischen Ausgestaltung und der heute vorhandenen barocken Kirchenausstattung. Berücksichtigung finden auch die weiteren Bauten auf dem Pfarrberg, wie die Umfassungsmauer, das Beinhaus, der Kirchturm sowie das Pfarrhaus. Eng verknüpft mit der Baugeschichte ist natürlich auch die Geschichte der Pfarrei sowie die der Gemeinde Schenkenzell, in denen sich gesellschaftliche Entwicklungen in Kirche und Staat widerspiegeln.

Der mit zahlreichen Anmerkungen und Verweisen versehene Text bietet dem interessierten Leser ausführliche Quellenangaben und zeigt Verbindungen zur Fachliteratur auf. Ergänzt werden die Ausführungen durch eine Zeittafel zur Baugeschichte der Kirche St. Ulrich, einer Liste der Schenkenzeller Pfarrer seit Beginn der Bautätigkeit sowie einem Personen- und Sachregister.

Die Ausgabe ist eine wertvolle Ergänzung zu bereits bekannten Veröffentlichungen zur Schenkenzeller Geschichte, ist sowohl für Einheimische wie auswärts lebende Schenkenzeller von Interesse und eignet sich auch gut als kleines Geschenk.

Zu erwerben ist das im Eigenverlag erschienene Buch zum Selbstkostenpreis von EUR 10,00 bei der TouristInfo im Rathaus der Gemeinde Schenkenzell zu den bekannten Öffnungszeiten.

Ausschließlich
nach telefonischer Voranmeldung unter 07836/96853 ist der Band auch beim Pfarrbüro St. Johannes B. in Schiltach erhältlich, das coronabedingt derzeit für den Publikumsverkehr noch geschlossen ist. Die aktuellen Dienstzeiten finden Sie unter „Kirchliche Nachrichten“ im ANB.


Schiltach, den 08. Juni 2021 / rm


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Liebe Mitglieder und Freunde,

zu Beginn des Jahres 2020 schienen alle unsere Pläne, die wir für das laufende Jahr geschmiedet hatten noch umsetzbar. Aber das Jahr entwickelte sich in eine für uns alle unvorhersehbare Richtung und stellte uns dabei vor einige Herausforderungen.
Bereits Ende Februar zeichnete sich ab, dass durch die unaufhaltsame Ausbreitung des Corona-Virus einschneidende Änderungen im Hinblick auf unsere Vorhaben nicht zu umgehen waren.

Nach der Mitgliederversammlung im Januar mussten wir alle Veranstaltungen im ersten Halbjahr absagen, erst wieder Anfang September beteiligten wir uns am Sommerferienprogramm der Stadt Schiltach. „Kleine Räume meiden, sich anmelden und Abstand halten“ waren die Vorgaben für unsere beiden Herbstveranstaltungen zusammen mit der Volkshochschule. Wir freuen uns, dass wir hierzu als großzügige und luftige Räumlichkeiten die evangelische Kirche in Schiltach („Die Revolution von 1918 und ihre Auswirkungen auf Schiltach in Baden“ mit Dr. Helmut Horn) und die katholische Kirche in Schenkenzell („Spurensuche – Die Kirche St. Ulrich und der Schenkenzeller Pfarrberg“ mit Michael Eble) nutzen durften.

So war das Jahr 2020 durch stark eingeschränkte öffentliche Aktivitäten geprägt. Die während der Pandemie fehlende Präsenz versuchten unsere fleißigen Autoren durch reichlich
angebotenen, ganz unterschiedlichen Lesestoff wettzumachen. Wolfgang Tuffentsammer machte den Anfang, er hatte drei Texte verfasst und zeigte im ANB am Beispiel der Dichter Boccaccio, Manzoni und Hölderlin auf, wie sich Epidemien vergangener Jahrhunderte in deren Werke niederschlugen. Willy Schoch stellt seit Mitte des Jahres im Offenburger Tageblatt Bildstöcke und Wegkreuze in Schenkenzell und Kaltbrunn sowie deren Geschichte vor. Dr. Hans Harter veröffentlichte in der Presse das ganze Jahr über gut zwanzig Berichte zu vielerlei heimatgeschichtlichen Themen, die in der Bevölkerung immer wieder auf reges Interesse stießen und nicht selten zum Dialog mit dem Autor führten. Zudem ließ Willy Schoch in sechs Beiträgen im ANB Schenkenzeller Ereignisse aus dem Jahr 1960 Revue passieren und auch auf unserer Homepage www.geschichte-schiltach-schenkenzell.de findet sich immer wieder Neues aus der lokalen Forschung. Für das neue Jahr haben wir wieder einige Veranstaltungen vorgesehen, inwieweit sie sich realisieren lassen, wird maßgeblich vom Fortgang der Pandemie abhängen. Die Eckpunkte unserer Planung werden Sie ab Mitte Januar 2021 auf unserer Homepage finden.

Die Vorstandschaft dankt allen Mitgliedern und Freunden für das Interesse an unserer Arbeit und alle Begleitung und Unterstützung im zu Ende gehenden Jahr. Wir freuen uns, wenn Sie unser Tun auch künftig konstruktiv begleiten und sind guter Hoffnung, dass sich im Neuen Jahr wieder manches zum Besseren wenden wird.

Die Vorstandschaft wünscht Ihnen frohe und besinnliche Weihnachtstage sowie ein gutes Jahr 2021, bleiben Sie weiterhin interessiert, zuversichtlich, achtsam und gesund.





Silvesterzug abgesagt

Wie bereits bekannt, wird der traditionelle Schiltacher Silvesterzug aufgrund der Corona-Pandemie in diesem Jahr nicht stattfinden. Dies wurde vom Gemeinderat in seiner Sitzung am 4. November 2020 beschlossen. Stattdessen werden die Reden von Pfarrer Markus Luy und Bürgermeister Thomas Haas im Vorfeld aufgezeichnet und am Silvesterabend über die Homepage der Stadt Schiltach (www.schiltach.de) abrufbar sein. So können auch auswärts lebende Schiltacherinnen und Schiltacher dieses digitale Angebot wahrnehmen, denen eine Teilnahme am Silvesterzug sonst nicht möglich wäre. Machen Sie von diesem Angebot Gebrauch!



Mitgliederversammlung wird verschoben

Unsere jährliche Mitgliederversammlung fand bisher üblicherweise in der zweiten Hälfte des Monats Januar statt. Aufgrund der geltenden Einschränkungen des öffentlichen Lebens ist die Vorstandschaft in ihrer letzten Sitzung übereingekommen, die Versammlung in den Frühsommer 2021 und damit in die wärmere Jahreszeit zu verschieben, wofür wir um Verständnis bitten. Einzelheiten werden rechtzeitig bekannt gegeben.


Schiltach, den 17. Dezember 2020 / rm





Erlebte Geschichte aus Mittel- und Südbaden zum Nachlesen
Beitrag aus Schiltach befasst sich mit Gewalt im Schulalltag

 „Leben am Rand?! Geschichten aus Südbaden“ lautet der Titel des neuen von Schiltachs Stadtarchivar Andreas Morgenstern und der Kehler Archivarin Ute Scherb herausgegebenen Buches.

Der neue Band in der Reihe „Lebenswelten im ländlichen Raum. Historische Erkundungen in Mittel- und Südbaden“ beinhaltet die Ergebnisse des
„6. Tages der Regionalgeschichte für Mittel- und Südbaden“, der 2019 in Schiltach stattgefunden hatte.

„Ganz unterschiedliche Gründe brachten die vorgestellten Personen und Gruppen in eine Randrolle. Sie galten als Fremde oder wegen ihrer Jugend als rechtlos.

Schicksal der Hütekinder im Fokus

Betroffene mussten sich daher am Rande der dörflichen oder kleinstädtischen Gesellschaft zurechtfinden“, schreibt Morgenstern in einer Pressemitteilung.

Pünktlich zur in diesem Jahr rein digitalen Frankfurter Buchmesse sei das Werk erschienen. „Mehrere Beiträge des Bands blicken auf das Schicksal der Hütekinder. In weiteren Aufsätzen begegnet der Leser südbadischen Originalen oder auch dem ‚Seher vom Kinzigtal‘.

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Druckfrisch: „Leben am Rand?! Geschichten aus Südbaden“ ©Andreas Morgenstern


Von Gewalt mitbestimmter Schulalltag

Nachgezeichnet wird schließlich das harte Leben einer Vagantenfamilie sowie der Mitglieder einer Familie, die im Nationalsozialismus als Juden zunächst diskriminiert wurden, deren weiteres Schicksal dann aber gar Flucht und Ermordung kennzeichnete.“

Auch Schiltach ist vertreten: „Historiker Hans Harter blickt auf das harte Schicksal manches Schülers im von Gewalt mitbestimmten Schulalltag – hier konnte auch noch mancher ältere Mitbürger aus eigenen Erlebnissen berichten.“ 


INFO: „Leben am Rand?! Geschichten aus Südbaden“, 136 Seiten, 14,90 Euro.
ISBN 978-3-95505-229-4. Erhältlich ist das Buch im Buchhandel sowie direkt beim Heimat- und Landschaftspflegevereins Yach, Heiko Haumann, Dorfstr. 25, 79215 Elzach-Yach




Schiltach, im November 2020 / am, rm






Gerne weisen wir auf die neue Sonderausstellung der Stadt Schiltach im „Museum am Markt“ hin:

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„Rolf Rombach – Fotos von Tag zu Tag“


von Anna Teresa Agüera


Der Schiltacher Rolf Rombach hat das Leben in der Stadt über Jahrzehnte festgehalten. Seine Fotografien stehen im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung im „Museum am Markt“.

Corona hatte der vergangenen Sonderausstellung einen Strich durch die Rechnung gemacht: Keine Vernissage, geschlossene Ausstellungsräume und das über Wochen hinweg. Eine Bilderserie in der Presse konnte etwas darüber hinwegtrösten. Anfang Mai dann war es soweit: Die Sonderausstellung „Schiltach in Agfa-Color“ konnte in den Räumen des Museums besichtigt werden. Am 13. September ging die Ausstellung zu Ende. Und die Aufnahmen aus dem Schiltacher Alltag um 1940 machten Platz für eine neue Bilderserie aus jüngerer Vergangenheit.

Im Mittelpunkt der neuen Sonderausstellung „Rolf Rombach – Fotos von Tag zu Tag“ stehen die Aufnahmen des 82-jährigen Schiltachers, der über mehrere Jahrzehnte das Leben im Oberen Kinzigtal in Text und Bild festgehalten hat. Unter anderem berichtete er nämlich ab 1967 für die lokale Presse über das Geschehen in der Stadt.

„Nach und nach und fast ‚nebenbei‘ entsteht so eine Sammlung von Fotografien aus dem Leben der Schiltacher von herausragender Bedeutung“, beschreibt Schiltachs Stadtarchivar Andreas Morgenstern die Ausstellung. Gezeigt werden Fotografien von 1967 bis 2002: „In diesen Jahren verändert nicht nur Schiltach selbst sein Gesicht, der Redakteur hält daneben viele besondere Ereignisse und Alltagsszenen fest. Er rückt Schiltachs Geschichte ins Bild.“

2012 legte Rolf Rombach, der „nimmermüde Chronist des Fachwerkstädtchens“, wie ihn eine Zeitung einmal beschrieb, Stift und Kamera aus der Hand – aber noch immer erscheinen von ihm Fotografien. 2016 übergab er dann seinen umfassenden Fotonachlass an die Stadt Schiltach. Beispiele aus dem reichen Fundus werden nun ab heute in der neuen Ausstellung präsentiert. Eine Vernissage findet aber coronabedingt auch diesmal nicht statt. 

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Foto: Andreas Morgenstern


Interessierte haben bis Sonntag, den 1. November 2020 die Möglichkeit, in Erinnerungen zu schwelgen. Das „Museum am Markt“ ist montags bis sonntags jeweils von 11 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

Achtung: Coronabedingt muss die vorgesehene Öffnung der Ausstellung zwischen Weihnachten und dem Dreikönigstag 2021 unterbleiben. Ein Großteil der ausgestellten Fotos ist zwischenzeitlich - neben anderen Raritäten aus Schiltach und Lehengericht - über die Museumsplattform bawue.museum.digital zu finden und kann auch für private Zwecke herunter geladen werden.


Schiltach, den 26. September 2020 / Der Artikel wurde am gleichen Tag im „Offenburger Tageblatt“ veröffentlicht. Ergänzung am: 28. Dezember 2020, rm






Fotos und Gemälde aus Schiltach und Lehengericht
im Internet abrufbar


Seit Ende der 1930er Jahre, also vor etwa 80 Jahren, war es auch Hobbyfotografen möglich, ohne Stativ und großen technischen Aufwand „echte“ Farbfotos zu „schießen“. Zur Erinnerung an diese umwälzende Neuerung auf dem Gebiet der Fotografie zeigte das Schiltacher „Museum am Markt“ den Sommer 2020 über die Sonderausstellung „Schiltach in Agfa-Color“. Bedingt durch die Auflagen zur Eindämmung der Covid19-Epidemie war die Ausstellung zuerst gar nicht, später dann eingeschränkt zu besichtigen, was sich natürlich ganz enorm auf die Besucherzahlen der Ausstellung auswirkte. Stadtarchivar Dr. Andreas Morgenstern betrat bereits nach den ersten verfügten Maßnahmen Neuland, indem er über einige Monate hinweg in beiden in Schiltach vertretenen Tageszeitungen eine Auswahl von in der Ausstellung präsentierten vorstellte und kommentierte.
Vor kurzem endete die Ausstellung am Marktplatz. Die teils seltenen Fotos sind für die Öffentlichkeit jedoch weiter zugänglich. Zusammen mit andere Raritäten aus Schiltach und Lehengericht sind sie im Internet über die Museumsplattform
bawue.museum.digital zu finden und können auch für private Zwecke heruntergeladen werden.

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Nach Angaben des Stadtarchivars ist diese Präsentation Teil des Digitalisierungsprogramms der Städtischen Museen Schiltach. Die Stadt Schiltach und auch der Historische Verein wünschen viel Freude und manche Entdeckung beim Betrachten der Bilder.

Schiltach, den 21. September 2020 / am, rm



"Schnitzeljagd auf der Schenkenburg"
Unser Beitrag zum Sommerferienprogramm 2020
der Stadt Schiltach


Zum ersten Mal führte das Sommerferienprogramm der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins für Mittelbaden auf die sagenumwobene Ruine Schenkenburg direkt „vor unserer Haustür“. Unsere aktiven Mitglieder Marcus Löffler und Falko Vogler hatten ein abwechslungsreiches und kurzweiliges Programm ausgetüftelt. Die Vorstandschaft freute sich über die riesige Nachfrage, leider konnten bei weitem nicht alle Anmeldungen berücksichtigt werden. Vielleicht stehen die Chancen für alle, die zu kurz gekommen sind, beim „Sommerferienprogramm 2021“ besser …

Mit 12 Kindern begann das Programm bei bestem Wanderwetter vom Bahnhof Schenkenzell aus. Alle teilnehmenden Kinder kamen aus Schiltach, so konnte am frühen Nachmittag des 10. September 2020 der Sturm auf die Schenkenzeller Burg beginnen. Unterteilt in drei Gruppen konnten die Kinder bei den Spielen „Sprungfuchsen“, „Nicht Lachen“ und „Wasserkette“ ihr Geschick beweisen. Mit den Unterbrechungen durch die Spiele war der Aufstieg kurzweilig und die Kinder besetzten stolz den Bergfried.


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Falko Vogler mit seiner Gruppe auf Erkundung



Nach einer Stärkung mit Brezeln und Apfelsaftschorle mussten die drei Gruppen auf dem Burggelände versteckte Puzzleteile suchen und zu einem Bild zusammensetzen, das eine Rekonstruktion der imposanten mittelalterlichen Burg zeigte. Mit großem Eifer und viel Einsatz begann die Suche. Die Betreuer Markus Armbruster, Marcus Löffler und Falko Vogler waren erstaunt über die Schnelligkeit mit der die Aufgabe gelöst wurde. Bis zum Abstieg blieb noch Zeit, die dann mit Dosenwerfen vertrieben wurde. Am Fuß der Burg konnten die Eltern die körperlich erschöpften aber zufriedenen Kinder nach einem spannenden Nachmittag an der frischen Luft wieder in Empfang nehmen.

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Ein Erinnerungsfoto an einen solch schönen Nachmittag ist einfach ein „Muss“ …



Die Vorstandschaft dankt den Organisatoren und Betreuern für ihre Ideen und ihren Einsatz sowie den Kindern für ihre Begeisterung und ihr Mitmachen!

Fotos: © Historischer Verein Schiltach/Schenkenzell


Schiltach, den 14. September 2020 / rm








Nun ist der neue Bildstock an der „Lay“ in Kaltbrunn komplett:
Mutter-Gottes-Bild ergänzt das Denkmal perfekt


Der neu geschaffene und kürzlich am Laybach aufgestellte Bildstock ist ohne Zweifel handwerklich solide gearbeitet und ohne Fehl und Tadel. Trotzdem wirkte er auf den Betrachter bisher etwas fremd, leblos und reserviert. Das ließ auch Initiator Willy Schoch keine Ruhe. Er machte sich auf die Suche nach einer passenden Ergänzung und schon bald stieß er auf eine Wandkachel, die wie das Tüpfelchen auf das „i“ passt: Ein Keramik-Relief, gefertigt von der Karlsruher Majolika und von den Maßen her wie geschaffen für die Nische des von Bildhauer Uwe Karl Hagel nach dem Original gefertigten schlichten Sandsteinbildstocks.

Bildstock mit Maria
Ein echtes Schmuckstück:
Durch die Anbringung des Marienbildes wurde der Bildstock spürbar aufgewertet
Foto: W. Schoch




Das Bildnis haucht dem steinernen Kleindenkmal spürbar Leben ein, nun ist der Gedenkstein ein Blickfang geworden, hat gewaltig an Ausstrahlung gewonnen und lädt den Wanderer zum Betrachten, Innehalten und Verweilen ein. Ein herzlicher Dank an Willy Schoch wie auch an Bildhauer Hagel, der das Relief kostenlos an seinem neuen Bestimmungsort angebracht hat.

Schiltach/Schenkenzell, den 13. Juli 2020 / rm







Unter veränderten Vorzeichen ins zweite Halbjahr
Drei Veranstaltungen unter Dach und Fach:
Dank an unsere Kooperationspartner


von Reinhard Mahn



Nachdem in den vergangenen Wochen von der Landesregierung verschiedene Einschränkungen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie zurückgenommen bzw. gelockert werden konnten, hat sich die Vorstandschaft des Historischen Vereins in Abstimmung mit der Volkshochschule Schiltach-Schenkenzell und dem Jugendbüro der Stadt Schiltach darauf verständigt, im zweiten Halbjahr wieder Veranstaltungen anzubieten.

Dabei wird sichergestellt, dass die
zum Zeitpunkt der Vorträge geltenden Abstands- und Hygienemaßnahmen zum Gesundheitsschutz umgesetzt und eingehalten werden. Um den geforderten „Sicherheitsabstand“ gewährleisten zu können, haben wir einen der ursprünglich drei geplanten Vorträge aus dem Programm genommen und ins kommende Jahr verschoben.

Beim ersten Vortrag nach der Sommerpause können wir erstmals die evangelische Stadtkirche als Veranstaltungsort nutzen, einen ganz herzlichen Dank an dieser Stelle an die evangelische Kirchengemeinde Schiltach-Schenkenzell, die mit den Worten von Pfarrerin Dr. Marlene Schwöbel-Hug so „Kultur und Kirche zusammenbringt, und damit den Platz der Kirche mitten in der Gemeinde unterstreicht“. Wir freuen uns auf einen Vortrag von Dr. Helmut Horn am Freitag, den 18. September 2020 um 19.30 Uhr als Auftaktveranstaltung des VHS-Herbstsemesters, der sich dem Thema „Die Revolution 1918 und ihre Auswirkung auf Schiltach in Baden“ widmen wird. Diese viel zu wenig gewürdigte Revolution ist der Grundbaustein unserer heutigen Demokratie. Der Referent, Mitglied der Vorstandschaft unserer Mitgliedergruppe, hat hierzu gründlich recherchiert und kann so Zusammenhänge und Wirkungen den Zuhörern fundiert näherbringen.

Die zweite Veranstaltung in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule ist eine Kombination aus Exkursion, Vortrag und Besichtigung. Sie führt uns am Samstag, den 10. Oktober 2020 um 15 Uhr in die katholische Kirche St. Ulrich nach Schenkenzell, wo Michael Eble, gebürtiger Schenkenzeller mit Wohnsitz in Offenburg, sich mit uns auf Spurensuche nach der Geschichte des Bauwerks und dessen zugehörige Bauten begeben wird sowie uns mit den Kunstwerken der Kirche vertraut machen wird. Um auch hier den Abstandsregelungen gerecht zu werden, haben wir den ursprünglich in der „Unterkirche“ vorgesehenen Vortrag in den luftigen Kirchenraum verlegt, wo im Anschluss dann der Referent auch das aus verschiedenen Quellen stammende Inventar der Kirche vorstellen und erläutern wird. Hier gilt unser Dank den Verantwortlichen der Katholischen Seelsorgeeinheit „Kloster Wittichen“, die diese sicher nicht nur Schenkenzeller/innen ansprechende Veranstaltung ermöglicht haben sowie der VHS, die derzeit unter schwierigsten Rahmenbedingungen ein ansprechendes Herbstprogramm zusammenstellt.

Starten ins zweite Halbjahr werden wir allerdings bereits Anfang September mit unserer Beteiligung am Sommerferienprogramm der Stadt Schiltach. Am Donnerstag, den 10. September 2020 von 14 bis 17 Uhr laden Marcus Löffler und Falko Vogler, beide in der Vorstandschaft unserer Mitgliedergruppe aktiv, Kinder und Jugendliche zur „Schnitzeljagd auf der Schenkenburg“ ein. Zu ihrem Vorhaben schreiben die beiden: „Die Schenkenburg ist ein spannender Ort mit Geschichte und hoher Anziehungskraft. Wir machen die Geschichte spielerisch wieder lebendig und zeigen wie es auf der Burg aussah als sie noch »in Betrieb« war“. Eine Anmeldung über das Jugendbüro der Stadt Schiltach ist zwingend erforderlich.

Näheres zu allen drei Veranstaltungen finden Sie
hier.
Im Falle eventueller pandemiebedingter Änderungen werden wir umgehend informieren.


Schiltach, den 28. Juni 2020




Spenden ermöglichen Anfertigung eines neuen Bildstocks
Erinnerung an Unglück am Laybach vor etwa 300 Jahren


von Anna Teresa Agüera


Der neu angefertigte Bildstock Lay ist fertig und steht nun wieder an seinem geschichtsträchtigen Platz im Kaltbrunner Wald. Bildhauer Uwe Karl Hagel hat ihn nach dem Original aus dem 18. Jahrhundert angefertigt.

Ein Denkmal von kulturgeschichtlicher Bedeutung, so beschreibt Kaltbrunns Ortsvorsteher Stefan Maier den Bildstock Lay, der nun wieder an seinem Platz tief im Kaltbrunner Wald steht. Es sei faszinierend, was für ein Kulturgut in so einem Kleindenkmal stecke – und dann noch in einer so geschichtsträchtigen Lage in unmittelbarer Nähe zum unteren Floßweiher neben dem Laybach. 

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Der neue schlichte Bildstock aus Sandstein auf seinem ursprünglichen Fundament




Die Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins um Willy Schoch haben es sich zur Aufgabe gemacht, den Bildstock zu erhalten und zu retten, denn von dem Kleindenkmal waren nur noch Bruchstücke übrig. Das Erinnerungsmal wurde vermutlich Anfang bis Mitte des 18. Jahrhunderts erbaut, führt Heimatforscher Willy Schoch aus, „weil es so schlicht, einfach und schmucklos war“. Es bestand aus einer Ädikula, ein Häuschen mit Satteldach und Nische, sowie aus einer schmucklosen Stele. Ob dort einmal ein eingravierter Text an einen Unglücksfall erinnerte, das kann heute nicht mehr nachvollzogen werden: „Sandstein verwittert mit der Zeit“, so Schoch. Es liege wegen seines Standorts aber nahe, dass es sich um ein Erinnerungsmal an einen Holzhauer oder Flößer handle. Denn an dieser Stelle endeten fünf Holzriesen vom Roßberg.

Die Stämme wurden dort, unterhalb des Floßweihers mit Wieden zusammengebunden und mit Hilfe des Schwellwassers vom Floßweiher auf den Weg in Richtung Rhein und bis nach Holland geschickt. In der Nähe des Bildstocks Lay gibt es auch einen Gedenkstein an einen 19-jährigen Waldarbeiter, der beim Riesen ums Leben kam. „Die Arbeit war kräfteraubend und gefährlich“, fasst Schoch zusammen. 

Doch zurück zum Bildstock, der stand dort fast 300 Jahre, bis er plötzlich um das Jahr 2000 verschwunden war, schildert Schoch, „entführt ins Wolftal“. Dort sei er in einem Vorgarten aufgetaucht und zufällig wiederentdeckt worden. Der Entwender habe den Bildstock dann aber nach gutem Zureden wieder nach Kaltbrunn zurückgebracht, allerdings hätte dieser unter den Transporten gelitten und sei nicht mehr standhaft gewesen. Er zerbrach und blieb so einige Jahre liegen. „Wir konnten das so nicht lassen,“ so Schoch. 
 
Und so startete das Projekt, an dem sich viele Kaltbrunner beteiligten und direkt vor Ort bei der Freilegung des Fundaments mithalfen. Das ist nämlich noch das Original. Der Rest, Stele und Ädikula, fertigte Steinbildhauer Uwe Karl Hagel aus Reinerzau neu an, aus Portalsteinen der alten Schlossbrücke bei der Schenkenburg, die 1873 erbaut wurde. Eine Neuanfertigung erschien sinnvoller. „Ich habe das Häusle so gemacht, wie es war“, beschreibt Hagel. Die Oberfläche des Dachs ist allerdings diesmal glatt, „die Ursprünge konnte man nicht mehr definieren.“  Die Stele wurde vergrößert, sie war in etwa halb so hoch. Vier Tage Arbeit hat der Bildhauer in das Kleindenkmal gesteckt. 

Finanziert wurde das Projekt, etwa 1000 Euro hat die Arbeit des Bildhauers gekostet, über Spenden von Kaltbrunner Bürgern und Vereinen sowie der Schiltacher Flößer und des Historischen Vereins. Schoch zeigte sich darüber dankbar: Das zeuge von einem großen Interesse an dem Erhalt solcher Denkmäler.  

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Uwe Karl Hagel (Mitte) hat den neuen Bildstock angefertigt. Ortsvorsteher Stefan Maier (links) und Initiator Willy Schoch präsentierten das neue Denkmal an seinem alten Platz.
Fotos: Anna Teresa Agüera




Jetzt steht der Bildstock wieder und kann von Wanderern auf dem Weg auf den Roßberg bestaunt werden. Eine passende Infotafel soll noch angebracht werden, sagt Maier. Apropos Wandern: Ziel sei es, so Maier, Schritt für Schritt die Kulturgeschichte um und auf dem Roßberg erlebbar zu machen. Ein alter Wanderweg wurde zum Beispiel bereits inzwischen wiederhergerichtet, der neugefertigte Bildstock ist ein weiterer Schritt: „All das soll miteinander in Verbindung gebracht werden“, so Maier. 


Quelle: „Offenburger Tageblatt“, 10. Juni 2020. Herzlichen Dank an Frau Anna Teresa Agüera.

Einen Bericht von Johannes Fritsche zum neuen Bildstock am Laybach finden Sie
hier





So werden Sie im Schiltacher Stadtarchiv leichter fündig …


Das Stadtarchiv Schiltach vereinfacht für alle Interessierten die Recherche in seinen Beständen. Auf der Homepage
www.schiltach.de/de/Unser-Städtle/Kultur/Stadtarchiv
finden Sie jetzt online die aktualisierten Findbücher, sortiert nach den Bereichen „Schiltach“, „Lehengericht“, „Fremdbestände“ (u. a. Reichenbächle, Firmen, Vereine) und „Druckschriften“. Schauen Sie doch einfach einmal rein!

Schiltach, den 16. April 2020 / am




8. Aktionstag Geschichte in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg abgesagt

Erst vor wenigen Tagen haben wir auf den "8. Aktionstag Geschichte" in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg aufmerksam gemacht, der am Sonntag, 15. März, in der ehemaligen Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf am Neckar stattfinden sollte.

Die Stadtverwaltung Oberndorf und das Landratsamt Rottweil haben auf Empfehlung des Gesundheitsamts entschieden, die Geschichtsmesse in Anbetracht der epidemiologischen Lage abzusagen, um die Gefahr einer Infektion von Ausstellern und Besuchern mit dem Corona-Virus auszuschließen. Wir bitten um Ihr Verständnis.

Die Veranstalter prüfen, ob der Aktionstag Geschichte zu einem späteren Zeitpunkt nachgeholt werden kann.

Oberndorf/Rottweil/Schiltach, den 06. März 2020 / rm




„Geschichte erleben – in der Region“

Mitgliedergruppe und Stadtarchiv beteiligen sich am
„8. Aktionstag Geschichte“ in Oberndorf am Neckar
Sonntag, 15. März 2020 von 12.00 bis 17.30 Uhr




Der „Aktionstag Geschichte“ ist ein Forum, bei dem Archive und Museen sowie Geschichts- und Heimatvereine, Geschichtswerkstätten und -initiativen aus der gesamten Region Schwarzwald-Baar-Heuberg (Landkreise Rottweil, Schwarzwald-Baar und Tuttlingen) die Möglichkeit haben, sich und ihre Aktivitäten vorstellen.

Er findet dieses Mal in der ehemaligen
Augustiner-Klosterkirche in Oberndorf/N. statt und bietet allen Geschichtsinteressierten die Möglichkeit, miteinander ins Gespräch zu kommen und sich auszutauschen.

Der Historische Verein für Mittelbaden, Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell und Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Andreas Morgenstern werden das obere Kinzigtal, am nordwestlichen Rand der Region gelegen, in bewährter Weise mit einem Gemeinschaftsstand vertreten. Die Mitgliedergruppe wird dem Publikum dabei schwerpunktmäßig einen Abriss zur Vereinsgeschichte und einen Blick auf Tätigkeit und Veranstaltungen der vergangenen Jahre präsentieren sowie die Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ vorstellen.

Der Stadtarchivar bietet Informationen und eine Auswahl von Publikationen zur Stadtgeschichte an. Zudem werden Prospekte und Broschüren zu touristischen Zielen in unseren Gemeinden zur Mitnahme ausliegen.

Die Veranstaltung wird um 10 Uhr mit Grußworten und einigen Impulsreferaten eröffnet. Die „Geschichtsmesse“, also die Präsentation der Träger der Geschichtskultur in der Region, beginnt dann um 12.00 Uhr.

Nachmittags zwischen 14.00 und 17.00 Uhr stehen sieben Kurzvorträge auf dem Programm, die sich unterschiedlichsten Themen wie dem Landeskundeportal, genealogischen Wissensdatenbanken, digitalen Strategien und einer lebendigen Geschichtsvermittlung widmen werden. Zudem werden zwei offene Führungen durch das Waffenmuseum angeboten.

Programm, Anfahrt und Parkmöglichkeiten finden Sie hier (pdf).


Die Stadt Oberndorf/N., der Landkreis Rottweil sowie alle Aussteller und Aktiven laden zum „8. Aktionstag Geschichte“ herzlich ein, freuen sich auf Ihren Besuch und anregende Gespräche.




Schiltach, den 28. Februar 2020 / rm





Lesung von Wolf Biermann in Schiltach - Vorverkauf gestartet

Die Stadt Schiltach begrüßt am Samstag, den 29. Februar 2020 um 20:00 Uhr Wolf Biermann zu einer Lesung in der Friedrich-Grohe-Halle.

„Barbara – Liebesnovellen und andere Raubtiergeschichten“ heißt das neue Buch von Wolf Biermann. Der 1936 in Hamburg geborene Liedermacher war die Stimme des Widerstands in der DDR und wurde 1976 ausgebürgert. Seitdem gibt er Konzerte weit über Deutschland hinaus. Für seine Dichtung wurde er vielfach ausgezeichnet, darunter mit dem Georg-Büchner-, dem Heinrich-Heine- und dem Hölderlin-Preis.

Eindringlich, komisch und liebevoll erzählt Wolf Biermann vom mächtigsten aller Gefühle und von tapferen Menschen in bewegten Zeiten. Der fabelhafte Erzähler, den wir aus „Warte nicht auf bessre Zeiten“ kennen, berichtet, wen die Liebe wie getroffen hat.


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Da ist Ruth Berlau, die tragische Geliebte Brechts, die sich von Biermann ihre übermächtige Feindin Helene Weigel nicht kleinreden lassen will. Und schon gar nicht klein singen! Da ist der galante Koh-len-Otto, der sich nie ohne Schnittblumen den Damen nähert – ein plebejischer Flaneur, der im VEB-Knast verblüht. Die beißwütige Barbara in Biermanns Lotterbett. Der Stricher, dessen Frau Monika ihm aus Eifersucht ein Messer in den Rücken rammt. Miriam Makeba, die den langen Kummerton im Liebeslied richtig deuten kann. Der Sohn Manuel, der von einem Löwen geleckt wird. Der Vater, der seinem Sohn den Rücken zudreht, damit er nicht die Finessen seines Gitarrenbaus ablernen kann. Oder der SS-Mann, der in Ostberlin fragt: Bin ick’n Mensch?

Erstmals erzählt Biermann von der Hochzeit seiner Oma Meume, von Sexualaufklärung und warum seine Mutter ihn ein einziges Mal ohrfeigte. Und da ist Biermanns Geliebte Garance, die sich nach dem Bau der Mauer in den Fesseln der Stasi in Westberlin prostituiert.

Wolf Biermann wird begleitet vom Theaterintendanten und Regisseur Manuel Soubeyrand als Vorleser und dem Publizisten Andreas Öhler, der den Abend moderiert.

Tickets zum Preis von € 18,00 gibt es ab sofort bei der TouristInfo im Rathaus Schiltach am Marktplatz und bei allen Reservix-Vorverkaufsstellen.

www.schiltach.de email: jaeckels@stadt-schiltach.de



Schiltach, den 14. Februar 2020 / cj, rm



Bericht von der Mitgliederversammlung am Freitag, 24. Januar 2020
mit PowerPoint-Präsentation zur Vereinsgeschichte im „Treffpunkt“


von Reinhard Mahn


In der gemütlichen Kaffeestube des „Treffpunkt“ kamen 27 Mitglieder und Freunde unseres Vereins zur Jahresversammlung zusammen. Nach der Begrüßung durch unseren Vorsitzenden Markus Armbruster gedachten die Mitglieder des erst kürzlich verstorbenen Präsidenten des Historischen Vereins für Mittelbaden, Klaus G. Kaufmann, der in der Führung des Vereins eine schmerzliche Lücke hinterlässt. Er hatte sein Amt seit 2011 inne. Armbruster hob die Verdienste des Verstorbenen hervor und unterstrich, dass Kaufmann eine enge Beziehung mit der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell verband, schließlich sei er an deren Reaktivierung im Frühjahr 2007 maßgeblich beteiligt gewesen.

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Vorsitzender Markus Armbruster leitete die Mitgliederversammlung



Danach blickte Schriftführer Reinhard Mahn auf das vergangene Vereinsjahr zurück und erinnerte an eine ganze Reihe von Veranstaltungen, darunter fünf Vorträge, ein Literarisches Gespräch, zwei Exkursionen sowie als Höhepunkt die Ausrichtung der Jahrestagung des Gesamtvereins Ende Oktober.

Marcus Löffler, dem die Kasse und die Mitgliederbetreuung obliegt, konnte sieben neue Mitglieder vermelden, sodass zum Jahresende mit 86 der höchste Mitgliederstand seit 1919 erreicht wurde. Die Kassenprüfer Otto Schinle und Andreas Morgenstern bestätigten eine einwandfreie Kassenführung, worauf Schinle anschließend die Mitglieder zur Entlastung des Vorstandes aufforderte, was einstimmig erfolgte. Zu Kassenprüfern für das Jahr 2020 wurden Andreas Morgenstern und Frank Sum gewählt.

Im Anschluss stellte der zweite Vorsitzende Werner Sum das Jahresprogramm 2020 vor. Er wies auf den „Aktionstag Geschichte“ der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg in Oberndorf hin, an dem sich unser Verein zusammen mit dem Schiltacher Stadtarchiv präsentieren wird (15.03.). Das Angebot an Vorträgen spannt sich vom bedeutenden südwestdeutschen Adelsgeschlecht der Zähringer (28.03.) über die Auswirkungen der Revolution von 1918 auf Schiltach und Baden (23.11.) bis zu Einblicken in die Zimmerische Chronik, einem Geschichtswerk aus der Mitte des 16. Jahrhunderts und was es über Schiltach und Schenkenzell zu berichten weiß (25.09.). Eine Exkursion nach Straßburg (06.06.) wird unbekannte Seiten der Europametropole aufzeigen und eine Nachmittagsveranstaltung (10.10.) wird sich der Kirche St. Ulrich in Schenkenzell unter historischen und kunstgeschichtlichen Aspekten widmen. Auch das Literarische Gespräch hat wieder seinen festen Platz (14.05.) und wird Friedrich Schillers Aufenthalte im heutigen Baden beleuchten. Darüber hinaus ist erstmals eine Beteiligung am Sommerferienprogamm in Schenkenzell fest eingeplant. Unser Jahresprogramm finden Sie unter „Termine“.

In seinem Grußwort lobte Bürgermeister Bernd Heinzelmann aus Schenkenzell auch im Namen seines Schiltacher Kollegen Thomas Haas die Arbeit im Verein, die große Vielfalt der Veranstaltungen und damit auch einen bedeutenden Beitrag zum kulturellen Leben in den beiden Gemeinden. „Ich bin mir sicher, dass bei dieser thematischen Bandbreite auch in diesem Jahr wieder für jeden etwas dabei sein dürfte“.

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Bürgermeister Heinzelmann würdigte die Arbeit des Historischen Vereins



Nach einer kurzen Pause warteten die Vereinsmitglieder gespannt auf den Vortrag „100 Jahre Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell – ein Blick zurück“. Erstmals seit Gründung im Jahr 1919 wurde die Entwicklung der Mitgliedergruppe anhand verschiedener Quellen, wie zeitgenössischen Zeitungsberichten, Meldungen in der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ sowie dem vereinseigenen Archiv von Mitgliedern der Vorstandschaft recherchiert, chronologisch erfasst und dokumentiert. Dr. Helmut Horn hat aus diesen vielfältigen Informationen eine ansprechende Präsentation mit einer Vielzahl von Fotos und Dokumenten zusammengestellt.

Horn berichtete von der Initiative des evangelischen Pfarrers Max Mayer kurz nach dem Ersten Weltkrieg eine Mitgliedergruppe zu gründen, den ersten Aktivitäten und dem Glück, dass im Laufe der Jahrzehnte aus den hier tätigen Lehrern und der Bürgerschaft mehrere namhafte Heimatforscher hervor gingen. Er hob dabei Otto Beil, Hermann Fautz, Julius Hauth, Fritz Laib, Herbert Pfau, Historiker Dr. Hans Harter und Willy Schoch hervor. 1959 begannen Grabungen auf der Willenburg, die Ergebnisse wurden damals in Vorträgen und Ausstellungen einer interessierten Öffentlichkeit präsentiert.


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Nach einem allmählichen Niedergang bekam die Mitgliedergruppe im Jahr 2007 neuen Schwung. Peter Rottenburger leitete fortan einen zuletzt zehn Mitglieder umfassenden Initiativkreis, 2014 wurde der Name der Gruppe um Schenkenzell erweitert. Rottenburger bereitete auch die Vereinsgründung vor, die vor zwei Jahren vollzogen wurde. Dr. Helmut Horn wartete mit einer Fülle an Informationen zu den früheren Obleuten, wie Max Mayer, Johann Friedrich Bühler, Dr. Wolfgang Bühler, Renatus Schuler, Theo Becker und Peter Rottenburger auf, betrachtete die Entwicklung der Mitgliederzahlen, die Aktivitäten und Forschungsschwerpunkte und stellte eine Auswahl aus den über die Jahre erschienenen zahlreichen heimatgeschichtlich bedeutsamen Publikationen vor. Dazu konnte er auch auf seltene und bisher noch nie gezeigte Fotografien zurückgreifen, die den kurzweiligen Rückblick anschaulich machten und abrundeten, wofür die Zuhörer Helmut Horn mit anhaltendem Applaus dankten. Die Mitgliederversammlung klang in gemütlicher Runde aus.


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Helmut Horn ließ die 100jährige Geschichte der Mitgliedergruppe Revue passieren.




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Die drei Forscher unserer Mitgliedergruppe beim Fachsimpeln

Alle Fotos: © M. Buzzi


Schiltach, den 30. Januar 2020






Wir trauern um Klaus G. Kaufmann, unseren Präsidenten des Historischen Vereins für Mittelbaden

2020-01-27 Nachruf HVfM
Offenburg/Haslach, den 27. Januar 2020



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Die Vorstandschaft dankt allen Mitgliedern und Freunden für ihr Interesse an unserer Arbeit und alle Unterstützung im zu Ende gehenden Jahr, wünscht frohe und besinnliche Weihnachtstage sowie ein gutes und gesundes Neues Jahr.


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Ausdrücklich einladen möchten wir zum traditionellen
Schiltacher Silvesterzug. Die Teilnehmer treffen sich am Silvesterabend, den 31.12.2019 um 20.15 Uhr auf dem Marktplatz, von wo aus sich der Zug um 20.30 Uhr in Bewegung setzt. Unser Tipp: die Texte der dabei gesungenen alten Lieder können unter https://www.schiltach.de/de/Zeitzeugen/Schiltacher-Silvesterzug herunter geladen und ausgedruckt werden. Sie sind auch als Textheft mit zusätzlichen Erläuterungen bei der Tourist-Info im Rathaus kostenlos erhältlich.



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Bereits heute möchten wir auf unsere

Mitgliederversammlung am Freitag, den 24. Januar 2020 um 19 Uhr

im „Treffpunkt“ in Schiltach hinweisen. Neben einem Rückblick auf die Aktivitäten im Jahr 2019 sowie dem Kassenbericht erwartet Sie ein Ausblick auf die Vorhaben im kommenden Jahr. Alle Mitglieder erhalten rechtzeitig eine Einladung.



Schiltach, den 18. Dezember 2019 / rm




Spenden ermöglichen Neufertigung eines abgegangenen Bildstockes in Kaltbrunn

Von Willy Schoch


In der vorwiegend katholischen Bevölkerung der ehemals fürstenbergischen Herrschaftsgebiete war die Errichtung steinerner Bildstöcke ein Zeichen der Volksfrömmigkeit und im 18. und 19. Jahrhundert ein guter Brauch. Sie stehen am Wegesrand um den Vorübergehenden ins Auge zu fallen. So auch in Wittichen und Kaltbrunn, wo der Bergbau intensiv betrieben und die Holzbewirtschaftung und Flößerei zu Hause war.

Sie sind Erinnerungsmerkmal an ein Unglück, an eine fromme Stiftung oder ein Zeugnis des Dankes. Drei solcher Bildstöcke sollten es auf Kaltbrunner Gemarkung sein. Von einem davon findet man nur noch Stückwerk in der Landschaft. Es ist der Bildstock in der "Lay" unterhalb des Floßweihers. Keine Inschrift gibt Auskunft über das Alter und die genaue Bedeutung des Bildstockes.
Die schlichte Form lässt vermuten, dass dieses Kleindenkmal Anfang des 18. Jahrhunderts erstellt wurde. Sicherlich liegt es nahe, dass es sich um ein Erinnerungsmal an einen Holzhauer oder Flößer handelt, der hier einem Unglück zum Opfer gefallen war.



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Die Teile des ehemaligen Bildstockes in der Lay Foto: Schoch

Die noch vorhandenen Bruchstücke des ehemaligen Bildstockes sind nicht mehr verwendbar. Eine Neuanfertigung würde nach einem Angebot rund 1.000 Euro kosten. Der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell ist bemüht, hier Ersatz zu schaffen.

Dies findet die Unterstützung der Bürger. Bei einem Vortrag über die "Großwasserkraftanlage im Kaltbrunner Tal" im Gasthof "Martinshof" startete Heimatforscher Willy Schoch einen Spendenaufruf zur Finanzierung der Kosten. Spontan stiftete das Witticher Altenwerk einen namhaften Betrag. Weitere Spenden gingen zwischenzeitlich bei der Gemeindekasse ein. Sobald die Neuanfertigung des Bildstockes durch Spenden finanziert ist, kann der Auftrag an den Steinmetzbetrieb vergeben werden.

Schenkenzell, den 02. November 2019



Nachtrag: Am 19. November konnte Willy Schoch der Vorstandschaft des Historischen Vereins berichten, dass das anvisierte Spendenziel erreicht sei und der Auftrag vergeben werden könne.

Allen Spendern gilt unser herzlicher Dank!








Gerne weisen wir auf die folgende Veranstaltung hin:


Der SPD-Ortsverein lädt ein zu einem Vortrag
mit dem Historiker Dr. Hans Harter, Schiltach:


"Im Kampf für die Demokratie.
Die Ortsgruppe Schiltach des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold
1926-1933."


Dieser Vortrag, der durch verschiedene Ereignisse der letzten Zeit leider wieder sehr an Aktualität gewonnen hat, findet am


Dienstag, den 5. November, um 19.00 Uhr im Adlersaal,
Hauptstraße 20 (DG des Gasthofes „Adler 1604“) in Schiltach statt.

Bitte benutzen Sie den Seiteneingang, ein Aufzug steht zur Verfügung.
Der Vortrag ist kostenfrei.

Alle Mitbürgerinnen und Mitbürger sind zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen.

Reichsbanner

Schiltach, den 23. Oktober 2019 / iwb, rm




Die Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell feiert ihr
100jähriges Bestehen und freut sich auf die

Jahresversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden
am Sonntag, den 27. Oktober 2019 in Schiltach

von Reinhard Mahn


Mit gut 2.500 Mitgliedern und 27 Mitglieder- und Regionalgruppen gehört der 1910 in Offenburg gegründete „Historische Verein für Mittelbaden e. V.“ zu den großen Geschichtsvereinen in Deutschland. Räumlich umfasst er das Gebiet von Rastatt im Norden bis Ettenheim und Triberg im Süden – und von Kehl im Westen bis Schiltach/Schenkenzell im Osten. Als Vereinszweck nennt die Satzung die „Förderung von Geschichtsforschung und Geschichtsvermittlung der Region. Der Verein leistet damit Beiträge zur Volks- und Heimatkunde, zur Pflege von Kunst, Kultur und Denkmalschutz“. Ende Oktober jeden Jahres lädt das Präsidium zur Jahresversammlung ein, die jeweils von einer der Mitgliedergruppen ausgetragen wird.

Da unsere Mitgliedergruppe in diesem Jahr Jubiläum feiert, hat die Vorstandschaft unter Führung ihrer beiden Vorsitzenden Markus Armbruster und Werner Sum die Jahresversammlung 2019 nach Schiltach geholt und zusammen mit dem Präsidium die Organisation der Veranstaltung übernommen.

Vor 100 Jahren, im Sommer 1919, wenige Monate nach dem Ende des Ersten Weltkriegs, fanden sich in Schiltach über 50 heimat- und geschichtsbewusste Bürger zusammen und hoben in schwieriger Zeit eine Mitgliedergruppe aus der Taufe. Sie war der elfte örtliche Ableger des Vereins – und nach Offenburg und Haslach die dritte in einer Stadt unmittelbar an der Kinzig.

Treibende Kraft vor Ort war der evangelische Pfarrer Max Mayer, ermutigt und unterstützt durch den Offenburger Professor Ernst Batzer. Eine Reihe bedeutsamer Heimatforscher prägten die Arbeit vor Ort mit ihren Forschungen und Veröffentlichungen. Im Jahre 2007 wagte die Mitgliedergruppe einen neuen Aufbruch und der Vorstand kann mit Genugtuung auf die Arbeit der vergangenen zwölf Jahre und auf den derzeit höchsten Mitgliederstand seit 1919 blicken. Nach der stillen und von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommenen Auflösung der 1923 gegründeten Mitgliedergruppe Wolfach/Oberwolfach Ende Juli 2019 sind uns heute die Kollegen in Schapbach, Hausach, Haslach i. K. und Hornberg/Triberg geographisch am nächsten. Eine gute Vernetzung mit vielen der anderen Mitgliedergruppen erleichtert die Kommunikation. Kontaktpflege und Zusammenarbeit mit den benachbarten württembergischen Geschichtsvereinen in Alpirsbach und Schramberg sowie zu kommunalen und staatlichen Stellen besitzen für uns ebenfalls hohen Stellenwert.


Seit ihrem Bestehen hat unsere Mitgliedergruppe damit nach 1961, 1973 und 1991 zum vierten Mal das Präsidium sowie die Abordnungen und Kollegen aus der ganzen Ortenau in unserer Stadt des Fachwerks, der Flößer und Gerber zu Gast. Die Jahresversammlung bietet allen Teilnehmern die Chance zum persönlichen Kennenlernen und fachlichen Austausch der sonst unabhängig voneinander agierenden Mitgliedergruppen.

Das Programm wird am Sonntag um neun Uhr im „Adler-Saal“ mit der Mitgliederversammlung durch Vizepräsident Cornelius Gorka stellvertretend für den Präsidenten Klaus G. Kaufmann eröffnet. Der Begrüßung durch Bürgermeister Thomas Haas und dem Empfang der Teilnehmer durch die Stadt Schiltach schließt sich um 11.15 Uhr der öffentliche Festvortrag mit Stadtarchivar und Vereinsmitglied Dr. Andreas Morgenstern an. Zum Thema „Eine Fachwerkstadt ersteht neu – die Sanierung der Schiltacher Altstadt ab 1970“ wird er Maßnahmen und Schritte zur Erhaltung der denkmalgeschützten Schiltacher Altstadt aufzeigen, über Jahrzehnte eine gewaltige Aufgabe, die unter dem damaligen Bürgermeister Peter Rottenburger mutig angegangen wurde und bis heute in verschiedener Form ihre Fortsetzungen findet.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen folgen nachmittags alternativ in Schiltach Führungen durch das „Städtle“ und die Museen sowie in Wittichen der Besuch des Klosters sowie des Klostermuseums.

Die Vorstandschaft wünscht der Zusammenkunft am Sonntag ein gutes Gelingen und allen Gästen einen angenehmen und bereichernden Aufenthalt in Schiltach und Schenkenzell.

Informationen zum Verein: https://www.historischer-verein-mittelbaden.de/


Schiltach, den 21. Oktober 2019








„Die Ortenau“ 2019 bietet wieder eine Fülle an breitgefächertem Wissen


Im Vorfeld der Versammlung erscheint jährlich im September der von vielen Mitgliedern bereits mit Spannung erwartete Jahresband „Die Ortenau“, der immer mit einem Schwerpunktthema und einem breiten Spektrum an regionalgeschichtlichen Beiträgen aufwartet. Das Jahrbuch stellt das verbindende Element zwischen dem Präsidium und den einzelnen Mitgliedergruppen dar. Hauptthema der diesjährigen, 99. Ausgabe ist „Straßburg und die Ortenau“, unter den freien Beiträgen ist auch das obere Kinzigtal wieder mit Aufsätzen, Berichten und Rezensionen vertreten, wobei Ablauf und Auswirkungen der Revolution von 1918 in Schiltach hinterfragt werden. Dazu gibt es Neues zu Burgen rund um Schiltach und der Burgruine Wolfach, ferner werden u. a. die Entzifferung eines römischen Meilensteins, der in der Kinzig gefunden wurde, sowie die Beziehungen von Bad Rippoldsau und Triberg zu Straßburg vorgestellt.

Ortenau 2019 Umschlag
"Die Ortenau" 2019 bietet auf über 540 Seiten wieder kompaktes Wissen über die Region


Das Buch kann bei Interesse über unseren Verein zum Preis von EUR 28,50 erworben werden. Ansprechpartner ist Marcus Löffler, Tel. 07836/378020 oder jedes andere Mitglied der Vorstandschaft. Falls Sie Mitglied im Historischen Verein werden möchten ist „Die Ortenau“ im Jahresbeitrag enthalten.

Sämtliche zwischen 1910 und 2015 in der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ veröffentlichten Beiträge stehen über das Online-Archiv der Universitätsbibliothek Freiburg jederzeit kostenlos zur Verfügung:

http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau


Schiltach, den 19. Oktober 2019 / rm








Neu im „Museum am Markt“ in Schiltach:


Wanderausstellung

"Für Freiheit und Republik!
Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf
für die Demokratie 1924 bis 1933"



Mit einem Rundgang wurde am Samstag, 28. September 2019 die Wanderausstellung "Für Freiheit und Republik! Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold im Kampf für die Demokratie 1924 bis 1933" im „Museum am Markt“ eröffnet.

Präsentiert wird eine um Schiltacher Exponate ergänzte Wanderausstellung der Berliner Gedenkstätte Deutscher Widerstand zum Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold.

ReichsbannerAusstellung


Das Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, Bund der republikanischen Kriegsteilnehmer, wird nach den politischen Unruhen 1923 als parteiübergreifende Organisation zum Schutz der Weimarer Republik gegründet. 1926 entsteht auch in Schiltach eine Ortsgruppe. Seine Mitglieder engagieren sich für die noch junge deutsche Demokratie. Der Verband setzt sich die Festigung der Republik und die Achtung der Verfassung zum Ziel.
Schnell entwickelt sich das Reichsbanner zu einer Massenorganisation mit bis zu drei Millionen Mitgliedern. Nach dem Wahlerfolg der Nationalsozialisten 1930 verstärkt das Reichsbanner seinen Einsatz gegen die nationalsozialistische Gewalt und schließt sich Ende 1931 mit Gewerkschaften, SPD und Arbeitersportorganisationen zur Eisernen Front zusammen. Doch mit der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler am 30. Januar 1933 ist die Niederlage der Republikaner besiegelt. Das Reichsbanner wird verboten, seine Aktivisten werden verfolgt, inhaftiert und ins Exil getrieben.

Auf 19 Themenbannern dokumentiert die Ausstellung den umfassenden Einsatz des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold für die demokratische Republik von Weimar.

Die Ausstellung ist bis Sonntag, 3. November, täglich von 11 bis 17 Uhr geöffnet, der Eintritt ist frei!

Herzliche Einladung!


Schiltach, den 01. Oktober 2019 / am, rm




„Warmer Regen“ für Schiltacher Vereine:
Würdigung der Arbeit des Historischen Vereins Schiltach/Schenkenzell



Mehrere Vereinsvertreter aus Schiltach haben sich gefreut: Die Volksbank Mittlerer Schwarzwald spendete 10.500 Euro für ihre gemeinnützige Arbeit an und in der Gesellschaft. Die Übergabe fand am Donnerstag, den 22. August 2019 in der Schiltacher Filiale des Geldinstituts statt. Möglich machten dies die Gewinnsparer des Geldinstituts. Sie haben sich für ein Los entschieden, für das zehn Euro monatlich von ihrem Konto abgebucht wird. 7,50 Euro fließen auf deren persönliches Sparbuch und 2,50 Euro davon legt die Bank in einen Topf für ehrenamtliches Engagement in den jeweiligen Teilmärkten der Bank. Der Betrag wird einmal im Jahr in der Region ausgeschüttet. Zudem werden Geldpreise und ein Auto unter den Gewinnsparern verlost. 

»Mit der Vereinsspende möchten wir Danke sagen, für Ihr ehrenamtliches Engagement, es fördern und hoffen, dass es in 20 Jahren auch noch so wie heute praktiziert wird«, betonte Martin Heinzmann, Vorstandsvorsitzender der Volksbank Mittlerer Schwarzwald.

Voba würdigt Vereinsarbeit
Foto: Mittelbadische Presse



Diesmal konnten Martin Heinzmann, Stefan Mäntele, Filialleiter in Schiltach, und Martin Guhl, Teilmarktleiter für Alpirsbach und Umgebung, den Vereinsvertretern einen symbolischen Scheck von jeweils 1.500 Euro in der Schiltacher Filiale überreichen. Mäntele hatte sich gut zum Engagement der Schiltacher Vereine vorbereitet und nannte gezielt den Verwendungszweck des Geldes: Werner Sum und Marcus Löffler von der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins für Mittelbaden nahmen das Dokument für die Planungsunterstützung der Neugestaltung des Areals um das Gedenkkreuz auf dem Schiltacher Schrofen und den Erhalt von Kleindenkmalen im Allgemeinen entgegen.


Diesen Informationen liegt die Berichterstattung im „Offenburger Tageblatt“ vom 27. August 2019 zugrunde.








Der Lehengerichter Ortschaftsrat auf historischen Pfaden


Von Hans Harter


Nicht zufällig bestiegen die Lehengerichter Ortschaftsräte, Ortsvorsteher Thomas Kipp und die Kandidaten für die Kommunalwahlen kürzlich die „Willenburg“. Schon 1967 unternahmen ihre kommunalen Vorgänger, Bürgermeister Gustav Kramer und die Gemeinderäte, diese Tour, um so das 150-jährige Bestehen der Gemeinde zu würdigen.

Dort auf dem „Schlössle“ fanden damals Ausgrabungen statt, großteils auf Lehengerichter Gemarkung, die ihnen der Heimatfreund Fritz Laib als die „ältesten historischen Zeugnisse“ ihrer Gemeinde erläuterte. Zu Tage gekommen war eine sonst unbekannte Burg, für die der Heimatforscher Hermann Fautz in Akten von 1491 den Namen „Burgstall Willenburg“ fand.

Nach dem 2017/18 gefeierten 200-jährigen Lehengerichter Jubiläum sollte die neuerliche kommunale Exkursion dessen Schlusspunkt sein, auf den Spuren der Vorgänger von 1967. Dieses Mal mit dem Historiker Hans Harter, der seinerzeit Grabungshelfer war.

Über einen mittels mächtiger Erdbewegungen geschaffenen Ringwall erklomm die Gruppe den 663 m hoch gelegenen Gipfel. Er ist von einer Umfassungsmauer aus Sandsteinquadern umgeben, die eine bebaute Fläche von 720 qm beschützte. Darin liegen zwei noch gut erkennbare Räume, ein Hofareal sowie ein 30,3 m tief in den Fels gehauener Brunnenschacht. Auffällig sind die glatt bearbeiteten Türgewände, die eine gehobene Wohnkultur andeuten. Dazu gehören auch romanische Architekturstücke, die im „Museum am Markt“ in Schiltach aufbewahrt werden: eine Konsole und eine Maske. Für einen aus dem Brunnen geborgenen Balken ergab sich eine Fällung zwischen 1194 und 1200. In diese Zeit gehört auch die Keramik, sodass die Willenburg vor etwas mehr als 800 Jahren erbaut und bewohnt wurde.

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Lehengerichter auf der Willenburg. Foto: B. Beck


Die Lehengerichter waren von diesen Überresten sichtlich beeindruckt, hatten aber noch viele Fragen zu den Erbauern und Funktionen der Burg. Urkundlich ist dazu nichts überliefert. Doch kann erschlossen werden, dass sie wohl von Herzog Adalbert von Teck, aus dem Hause der Zähringer, erbaut wurde. 1186 begründete er eine eigene Herrschaft, zu der Oberndorf und die Rottweiler Mittelstadt gehörten. Die Burg lag direkt über der „Staig“, dem alten Weg zwischen Neckar und Kinzigtal, wie wenn sie hier die Kontrolle ausgeübt hätte. Um 1250 übernahm diese Aufgabe dann die von Herzog Ludwig von Teck begründete Burg und Stadt Schiltach, worauf die unwirtlich gelegene Willenburg verlassen und zum „Burgstall“ wurde.

Wie 1967 gab es als Abschluss ein gemeinsames Vesper, das noch lange unter dem Eindruck des „ältestes Gemäuers Lehengerichts“ stand.



Schiltach, den 24. Mai 2019




Deutsch-polnisches Gedenken am „Polenstein“


Von Hans Harter


Auch dieses Jahr hat die Initiative "Gedenkstätte Eckerwald", beheimatet im Zollernalb- und im Landkreis Rottweil, zu einer "Woche der Begegnung" eingeladen. Angesprochen waren vor allem Angehörige von Menschen, die im Nationalsozialismus gelitten hatten. Unter ihnen befand sich eine Überlebende des Vernichtungslagers Auschwitz, dazu eine Anzahl weiterer Gäste aus Polen. Auf Initiative von Landrat Wolf-Rüdiger Michel suchten sie den "Polenstein" in Schiltach auf.

Dort wurden sie und die begleitenden Mitglieder der Initiative Eckerwald von Pfarrer Adam Borek, gebürtiger Pole, und dem Historiker Hans Harter zu einer Informations- und Gedenkstunde empfangen. Der Landrat begrüßte und informierte über die Aktivitäten der Initiative Eckerwald, die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach zu halten.
Dazu gehört ein Gedenkpfad durch das 1944/45 errichtete Schieferölwerk "Wüste 10". Für dieses mussten über 1000 Zwangsarbeiter schuften, bei hoher Sterberate, wie man in dem von der Initiative ebenfalls betreuten KZ-Friedhof Schörzingen (Zollernalbkreis) sehen kann.

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Die Redner (v. l.) Historiker Harter, Landrat Michel und Pfarrer Borek mit Dolmetscherin


Dann ging es um ein 1941/42 vom Nationalsozialismus in Schiltach begangenes Unrecht, dem zwei junge Menschen zum Opfer fielen: Der polnische Zwangsarbeiter Bernard Podzinski und die dort zur Fabrikarbeit dienstverpflichtete Amalie Fischer aus Offenburg. Sie begannen ein Liebesverhältnis, das für sie in ihrer gemeinsamen Zwangslage, trotz Verbots, die einzig mögliche emotionale Zuflucht war. Doch denunzierte sie ein Hausbewohner.

Die NSDAP-Ortsgruppe erstattete Anzeige, wohl wissend um die Folgen: Verhaftung, brutale Verhöre, Höchststrafe. Die Frau kam ins Konzentrationslager Ravensbrück, das sie nicht überlebte. Podzinski musste zurück nach Schiltach, um dort am 14. Januar 1942 von der Gestapo durch Erhängen getötet zu werden. Er erhielt kein Grab, seine Leiche verschwand in der Freiburger Anatomie.


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Beim "Polenstein" wird die Erinnerung an die Opfer des Nationalsozialismus wach gehalten.
Fotos: B. Beck



An sein Schicksal als "Opfer der Nazi-Tyrannei" erinnert der 1946 geschaffene "Polenstein" am Gründlebühl, unweit der Tötungsstelle. Von seinem und dem Schicksal von Amalie, das mangels Unterlagen nicht genau geklärt ist, waren die Teilnehmer sichtlich beeindruckt. Sie fanden sich in einem gemeinsamen, auf Deutsch und Polnisch gebeteten Vaterunser. Die Vergangenheit hinter sich lassend, aber nicht vergessend, beschwor Monsignore Borek anschließend die aktuellen deutsch-polnischen Beziehungen. Er sprach von den Gesten der Versöhnung und der gerade von der jungen Generation praktizierten Annäherung: "Partnerschaft ist ein Zeichen unserer Zeit", wie er für alle Beteiligten hoffnungsvoll schloss.

Dazu gehört bald auch die vom Historischen Verein vorgeschlagene und vom Gemeinderat befürwortete Verlagerung des Polensteins von seinem abgelegenen Platz an eine Stelle unterhalb des Gedenkkreuzes auf dem Schrofen. Dies im Sinne des Gedenkens an jedes Opfer von Krieg, Hass, Willkür und Verfolgung – sei es Soldat oder Zivilist, Deutscher oder Ausländer. Wie auf dem Polenstein in drei Sprachen zu lesen ist: "Ehre seinem Andenken."


Schiltach, den 23.05.2019




Neue Sonderausstellung im „Museum am Markt“ in Schiltach:


Den Menschen im Blick –
Holzschnitte von Conrad Felixmüller nach 1945



Conrad Felixmüller (1897-1977) gehört zu den bedeutendsten deutschen Künstlern des 20. Jahrhunderts. Sein umfassendes Werk umfasst neben der Malerei insbesondere den Holzschnitt. „FM“ – so sein allgegenwärtiges Signum - schätzt am Holzschnitt die spontane Arbeitsweise, die eine direkte und unmittelbare Reaktion auf tagesaktuelles Geschehen und Erlebnis erleichtert. Holzschnitte erfordern vor allem Vereinfachung. Die Reduktion auf elementare Formen und eine flächige Farbgebung erleichtert eine herbe, kraftvolle Ausdrucksweise. Felixmüller erschafft so eindrucksvolle Konturen.


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Der kritische Blick auf die schweren Lebensverhältnisse der Menschen steht im Zentrum Felixmüllers Schaffens. Kunst betrachtet er zeit seines Lebens als „gesellschaftliche Aufgabe“. Missstände zeigt er offen auf. Besonders beeindruckende Holzschnitte dokumentieren das harte Leben nach 1945. Felixmüller beweist sein Talent für eine scharfe Beobachtung scheinbar unbedeutender Alltäglichkeiten. Ein ungewöhnlicher Eindruck einer Schlüsselzeit unserer Geschichte entsteht.

Diese Ausstellung der Stadt Schiltach wurde am 05. April 2019 eröffnet und ist bis 15. September 2019 zu sehen.

Die Öffnungszeiten des Museums sind täglich 11-17 Uhr, der Eintritt ist frei!

Zu dieser sehenswerten Sonderausstellung laden wir herzlich ein.


Schiltach, den 25. April 2019 / am, rm




Mitgliederversammlung 2019
Dr. Hans Harter zum ersten Ehrenmitglied ernannt



Von Reinhard Mahn



Im Gasthaus »Sonne« am Marktplatz kamen am Freitag, den 18. Januar 2019 24 stimmberechtigte Mitglieder des Historischen Vereins Schiltach/Schenkenzell sowie sechs Gäste zur Jahresversammlung zusammen. Nach der Begrüßung durch den Vorsitzenden Markus Armbruster blickte Schriftführer Reinhard Mahn auf das vergangene Vereinsjahr zurück und erinnerte an eine ganze Reihe von Veranstaltungen, darunter fünf Vorträge, ein Literarisches Gespräch, zwei Exkursionen, die zweimal präsentierte Lehengericht-Ausstellung, das Sommerferienprogramm sowie den Aktionstag Geschichte in Villingen. Dazu kamen die Teilnahme an den Tagungen des Gesamtvereins im Frühjahr in Kork sowie im Herbst in Schutterwald.

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Der Vereinsgründung Anfang 2018 folgte Ende Februar der Eintrag ins Vereinsregister. Damit endete die Zeit des sogenannten »Initiativkreises« unter Führung des langjährigen Sprechers Altbürgermeister Peter Rottenburger, der die Geschicke der Mitgliedergruppe seit 2007 maßgeblich mitbestimmt habe und dem dafür ein großer Dank des Vereins gebühre. Die Anwesenden quittierten Rottenburgers Engagement mit spontanem und herzlichem Beifall.

Dass der Verein offiziell erst ein Jahr besteht hält Vorstandschaft und Mitglieder jedoch nicht ab, heuer das 100-jährige Bestehen zu feiern, so Markus Armbruster, denn bereits seit Sommer 1919 sei die Gruppe als örtlicher Ableger des Gesamtvereins mit Sitz in Offenburg in Sachen Geschichtsforschung aktiv. »Um dies zu feiern haben wir die Mitgliederversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden dieses Jahr nach Schiltach geholt«, erklärte der 2. Vorsitzende Werner Sum bei der Vorstellung der Planung für 2019. Termin sei der 27. Oktober, am Rahmenprogramm werde derzeit gearbeitet. Daneben konnte er Exkursionen ins Haus der Geschichte Baden-Württemberg (9. Februar) und ins ehemalige Bergbaurevier Wittichen (23. März) bekannt geben ebenso wie das obligatorische Literarische Gespräch (16. Mai), bei dem die Verbindungen des Schriftstellers Mark Twain zum Schwarzwald betrachtet werden. Zwei Vorträge zur lokalen Postgeschichte (27. September) und zu Grenzen und Grenzsteine um Schiltach und Lehengericht (22. November) sowie die Mitwirkung am Tag der Regionalgeschichte (16. Juni in Schiltach) runden das Jahresprogramm ab.

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Werner Sum stellte das Jahresprogramm 2019 vor


Die Kasse wies für 2018 einen leichten Gewinn aus, was hauptsächlich auf die Anhebung der Mitgliedsbeiträge zurück zu führen sei, berichtete Vereinsrechner Marcus Löffler, zu dessen Aufgaben auch die Betreuung der Mitglieder gehört. Die beiden Kassenprüfer Peter Brand und Otto Schinle konnten eine geordnete Kassenführung bestätigen. Nach der Entlastung des Vorstandes ergriff Peter Rottenburger das Wort: »Es ist schön hier sein zu können, ohne Verantwortung zu haben. Ihr habt im vergangenen Jahr wieder ein breites Angebot an Veranstaltungen auf die Beine gestellt, für jeden war etwas dabei, danke für eure Arbeit«.

In seinem Grußwort an die versammelten Mitglieder zeigte sich Klaus Kaufmann, Präsident des Gesamtvereins aus Haslach, von den Aktivitäten vor Ort tief bewegt und lobte die Rührigkeit des Vereins: »Wenn ich zu Ihnen kommen darf, geht mir das Herz auf«, sagte er, erinnerte an die Reaktivierung der Gruppe im Jahre 2007 bei der er »Geburtshelfer« sein durfte und stellte bedauernd fest, dass die Situation unter den 29 Orts- und Regionalgruppen derzeit leider nicht überall so erfreulich sei.

Auch Schiltachs Bürgermeister Thomas Haas war beeindruckt von der Arbeit, die der Verein für die Kommunen Schiltach und Schenkenzell und deren Bürger leiste. »Die geschichtliche Forschung hat in Schiltach Tradition und wir haben eine außerordentlich gute Aktenlage, die auch der weiteren Forschung zugute kommen wird«, stellte er fest. Seine Würdigung und Unterstützung der Vereinsarbeit unterstrich Haas symbolisch durch seinen Beitritt zum Historischen Verein.

Zum Abschluss des offiziellen Teils wurde es nochmals förmlich, der Vorsitzende Markus Armbruster hatte nämlich noch eine Überraschung parat. Auf seinen Antrag hin votierten die Mitglieder einstimmig dafür, Historiker Dr. Hans Harter zum ersten Ehrenmitglied des Vereins zu ernennen. Kein Lebender hätte sich um die Heimatforschung in Schiltach und im oberen Kinzigtal derart verdient gemacht wie Harter, sagte er. »Allein in der Zeitschrift des Historischen Vereins für Mittelbaden hast Du in 50 Jahren gut 600 Seiten veröffentlicht«, hatte Armbruster gezählt. Harter, der sichtlich überrascht war, nahm die Urkunde gerührt entgegen und erinnerte an seine Vorbilder in der Heimatforschung. Besonders sein Schiltacher Lehrer Julius Hauth hätte ihm neben dem Lesen, Schreiben und Rechnen auch ein Gespür für Geschichte mitgegeben.



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Sichtlich überrascht zeigte sich Dr. Hans Harter (li) über die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft




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Der Geehrte und der Vorsitzende Markus Armbruster beim offiziellen Pressefoto
(Foto: © R. Mahn)



Anschließend erläuterte Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Andreas Morgenstern in seinem Vortrag »Das Kreuz auf dem Schrofen – Schiltachs Opfergedenkort im Wandel der Zeit« die Beweggründe die zu dessen Errichtung führten und zeigte auf, dass sich der Umgang mit dem Gedenken über die Jahrzehnte immer wieder änderte. Ursprünglich von Eduard Trautwein entworfen und als »Kriegergedenkkreuz« vom Krieger- und Militärverein für die Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkriegs aus Schiltach und Lehengericht gestiftet, wurde es während der Zeit des Nationalsozialismus zur Heldenverehrung und Kriegsverherrlichung missbraucht.

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Andreas Morgenstern referierte über Geschichte und Bedeutung des Gedenkkreuzes auf dem Schrofen



Heute rückt es als Gedenk- und Mahnmal für alle Opfer von Kriegen, Machtmissbrauch, Unrecht und Terror immer stärker ins Bewusstsein. Eine zeitgemäße Umgestaltung des Areals um das Gedenkkreuz ist aktuell auch Thema im Gemeinderat. Die jüngst vom Planungsbüro vorgelegten Entwürfe werden dabei von der Stadt Schiltach auch mit dem Historischen Verein erörtert, der seine Ideen und Vorstellungen in die Planung einbringen kann.



Herzlichen Dank an Martina Baumgartner und Johannes Fritsche.
Alle Fotos – außer gesondert vermerkt – © Michael Buzzi



Schiltach, den 24. Januar 2019








Buch neu erschienen:
Kleindenkmale im Landkreis Rottweil



Mit der Erfassung der Kleindenkmale im Landkreis Rottweil durch 140 ehrenamtliche Kräfte hat das Langzeitprojekt in den Jahren 2012/2013 begonnen. Ende November 2018 wurde die Schlussbilanz dieser "kreisweit tätigen Bürgerinitiative" in Form des neuen Buches "Kleindenkmale im Landkreis Rottweil" vorgestellt.


Die Herausgeber beschreiben die ansprechende Publikation mit den Worten: „Dieses Buch präsentiert die Vielfalt an Kleindenkmalen, die der Landkreis Rottweil zwischen Schwarzwald und Schwäbischer Alb aufzuweisen hat. In Überblicks-Beiträgen werden die Kleindenkmal-Landschaften ebenso wie landschaftstypische Kleindenkmal-Gattungen vorgestellt. Im topographischen Teil des Buches sind herausragende Kleindenkmale, gegliedert nach Gemeinden, in repräsentativer Auswahl beschrieben. Das reich illustrierte Kleindenkmal-Buch, ein Gemeinschaftswerk von 26 sachkundigen Autoren und Autorinnen, vereinigt die Vorzüge eines Sachbuchs mit denen eines Bildbands“.

Auch die Raumschaft Schiltach und Schenkenzell, im äußersten Nordwesten des Landkreises gelegen, wird in mehreren Beiträgen dieses brandneuen, 320seitigen Bandes vorgestellt. Dr. Hans Harter macht auf die „Kleindenkmal-Landschaft“ von Schiltach und Lehengericht, Willy Schoch auf die von Schenkenzell und Kaltbrunn mit ihren jeweiligen Besonderheiten aufmerksam.

Das Kapitel „Kleindenkmal-Gattungen“ tangiert unsere Gemeinden in mehrfacher Hinsicht. Hier werden u. a. die Grenzsteine der benachbarten Raumschaften „Schramberg“ (Carsten Kohlmann) und „Aichhalden-Rötenberg“ (Jürgen Hils) vorgestellt, von denen nicht wenige entlang unserer Gemarkungsgrenzen zu finden sind. Zudem finden Zeugnisse des Bergbaus im Raum Schiltach in einem Artikel von Dr. Hans Harter Anerkennung und Beachtung.

Dieser berichtet in der Sammlung „Kleindenkmale erzählen Geschichte(n)“ auch über den Schiltacher „Polenstein“ und die erschütternden Ereignisse, die zu seiner Errichtung führten.

Das umfangreichste Kapitel des Bandes widmet sich Kleindenkmalen „in den Städten und Gemeinden von A-Z“. Hier werden außergewöhnliche, landschaftsprägende und/oder für die jeweiligen Kommunen charakteristische Kleindenkmale in Wort und Bild beschrieben. Für die Gemeinde Schenkenzell und für die Stadt Schiltach haben wiederum Willy Schoch und Dr. Hans Harter diese Kleinode in einen Gesamtzusammenhang gebracht und in erklärende und gut lesbare Texte eingebunden.
Die verwendeten Fotos stammen von 140 Kleindenkmalerfassern, die im Rahmen einer kreisweiten Erfassung in den Jahren 2012 und 2013 mit Fotoapparat, Zollstock und Aufnahmebogen ausgerüstet über 6.600 Kleindenkmale im Landkreis dokumentierten.

Buchdeckel Kleindenkmale RW


Der ansprechend gestaltete Band weckt Interesse, sich mit den Kleindenkmalen vor unserer Haustür näher zu beschäftigen und vielleicht das ein oder andere bei einem Sonntagsspaziergang oder Ausflug gezielt aufzusuchen. Dabei wird die Aufmerksamkeit auf manchen vermeintlich bekannten oder auch unscheinbaren Schatz unserer Heimat fallen. Dies kann helfen unseren Blick zu schärfen, zum Nachdenken anzuregen sowie zum behutsamen Umgang mit diesen in zunehmendem Maße bedrohten Zeugen menschlicher Gestaltungskraft beizutragen.


Im Auftrag des Landkreises Rottweil herausgegeben von Bernd Rüth und Armin Braun.

verlag regionalkultur (vr), 76698 Ubstadt-Weiher

ISBN: 978-3-89735-973-4

Erhältlich in allen Buchhandlungen sowie ab sofort auch bei der Tourist-Info
im Rathaus Schenkenzell zum Preis von € 22,32 (inkl. Nachlass).



Schiltach, den 14. Dezember 2018 (rm)



Vom Schiltacher „Pulverhäusle“


Von Hans Harter


Zeitgleich mit dem Erscheinen des empfehlenswerten Buches „Kleindenkmale im Landkreis Rottweil“ (Verlag regionalkultur), kann die im Gang befindliche Rettung eines von ihnen, des Schiltacher „Pulverhäusle“, gemeldet werden. Am Hang des Sägergrüns war es, ein 200 Jahre alter, hübscher Bau aus Granitbruchsteien, nahe am Zerfallen, bis der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell sich seiner annahm und die Renovierung betrieb, durch Eigenarbeit sowie einen finanziellen Beitrag der Stadt Schiltach.

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In diesen Tagen ist ein Schiltacher Bauunternehmer dabei, das vielen Mitbürgern von Jugend auf vertraute „Häusle“, das einst zur Aufbewahrung von Pulver außerhalb des Städtchens diente, fachgerecht zu reparieren, um es wieder zu dem baulichen Schmuckstück zu machen, das es einmal war.

Schiltach, den 11. Dezember 2018





Drei Aufsätze über das obere Kinzigtal in der aktuellen „Ortenau“:

Kriegsende 1918 in Schiltach, Legenden um den Bau
der Schwarzwaldbahn und Bestandsaufnahme
der Burgen rund um Schenkenzell


von Reinhard Mahn


In diesem Herbst konnte die 98. Ausgabe der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ an die 2.500 Vereinsmitglieder zwischen Rastatt, Ettenheim, Kehl und Schiltach/Schenkenzell ausgeliefert werden. Obwohl sich sicher schon viele Empfänger intensiv mit dem „roten Buch“ beschäftigt haben, soll hier für alle anderen nochmals auf diese bemerkenswerte Publikation aufmerksam gemacht werden. Jedes Jahr prägt ein Schwerpunktthema die Veröffentlichung, wobei natürlich auch für freie Beiträge jederzeit genügend Raum ist. Wie das Ende des Ersten Weltkrieges, die Revolution, der Untergang des Kaiserreiches, die Nachkriegswirren und die Anfänge der ersten deutschen Demokratie in Mittelbaden, also „auf dem Land“, abseits der großen Politik empfunden und erlebt wurden, davon berichtet der aktuelle Jahresband. Er umfasst gut 600 Seiten, enthält zehn Beiträge zum Schwerpunktthema und zwanzig freie Arbeiten, die vom Spektrum her weit gespannt sind und unterschiedlichste Aspekte der Regionalgeschichte beleuchten.

So gibt es u. a. Aufsätze, die den Ersten Weltkrieg anhand der Briefe und Postkarten von Zivilisten und Soldaten widerspiegeln, Oberharmersbach zu Beginn der Weimarer Republik aufzeigen und Politiker aus Mittelbaden vorstellen, die in der jungen Republik an entscheidender Stelle Weichen stellten. Im „freien Teil“ sind Beiträge über weibliche Wohngemeinschaften im spätmittelalterlichen Offenburg zu finden, ebenso über badische Verfassungsfeiern im Renchtal, Frauen, die in der Heilanstalt Illenau Verantwortung trugen sowie eine ausführliche Betrachtung des Schutterner Mosaiks vor dem Hintergrund der Klosterreformen im frühen 12. Jahrhundert.

Der „Schwarzwälder Bote“ zitiert Redakteur Dr. Martin Ruch anlässlich der Vorstellung des Jahrbuchs „Die Ortenau“ im Kloster Unserer lieben Frau Mitte September in Offenburg: „Die Geschichte der Ortenau ist eine Dauerbaustelle, an der nach wie vor intensiv gearbeitet wird“ und die „Mittelbadische Presse“ ergänzt: „Der neue Jahresband zeigt auf, wie die Region das geworden ist, was sie heute ist“.

Wir freuen uns, dass der Band auch wieder mit Beiträgen zur Geschichte von Schiltach und Schenkenzell aufwarten kann. Stadtarchivar und Vereinsmitglied Dr. Andreas Morgenstern beleuchtet die letzten Jahre des Ersten Weltkriegs sowie den Übergang vom Kaiserreich zur Republik am Beispiel einer Kleinstadt wie Schiltach. Sein Fokus liegt zum einen auf der sich dramatisch verschlechternden Versorgungslage im ganzen Reich, zum andern auf der sich allmählich bildenden neuen staatlichen Ordnung, die selbst in unserer Heimatstadt kurzzeitig von einem Arbeiter- und Soldatenrat begleitet wurde, der sich später in „Volksrat“ umbenannte.
Historiker Dr. Hans Harter räumt in seinem Beitrag mit Legendenbildungen um den Bau der Schwarzwaldbahn auf. Er geht auf die unterschiedlichen Interessenlagen entlang der für den Bau in Frage kommenden Trassen durch das Gutach- oder Schiltachtal ein und zeigt die Argumente auf, mit denen Wirtschaft und Interessengruppen nicht immer redlich, ja mitunter hart am Rande zur Unwahrheit versuchten, sich bei den beiden Kammern der Volksvertretung in Karlsruhe und damit letzten Endes bei der großherzoglichen Regierung Gehör und Vorteile zu verschaffen.
Ein weiterer Artikel liefert neue Datierungen und die historische Einordnung zu Burgen rund um Schenkenzell. Der Archäologe Dr. Heiko Wagner hat dazu 2017 in Vorbereitung eines Vortrages für den Historischen Verein die vorhandenen Ruinen „Burgstall“, „Schlössle“, „Schenkenburg“ und „Wittichenstein“ begangen, Funde ausgewertet und deren zeitliche und wissenschaftliche Einordnung auf den neuesten Stand gebracht.

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Ende der Monarchie und Aufbruch zur Demokratie: Eine Propagandapostkarte mit Kaiser Wilhelm II und ein Bild des Reichskanzlers Constantin Fehrenbach schmücken den Einband des 98. „Ortenau“-Bandes



Der „Stadtanzeiger“ zitiert Klaus Kaufmann, den Präsidenten des Historischen Vereins für Mittelbaden: „Gerade die Vielfalt unserer Autoren macht „Die Ortenau“ so interessant. Wir möchten jedem historisch Interessierten, ob Historiker oder Laie, die Möglichkeit geben, seine Aufsätze zu veröffentlichen.“ Einzige Voraussetzung sei die sorgfältige Arbeit. „Da der Historische Verein für alle offen sein will und der Jahresband gut lesbar sein soll, gelte es immer wieder den Spagat zwischen wissenschaftlicher und populärer Darstellung zu bewältigen“, greift die „Badische Zeitung“ die Worte von Redakteur Dr. Ruch auf.

Abgerundet wird „Die Ortenau“ durch die Rubriken Neue Literatur (u. a. mit Rezension des „Lehengericht“-Buches), Nachrichten und Berichte. 20 Mitglieder- und fünf Fachgruppen geben Einblick in die Vielfalt der Vereinsarbeit in der Region und komplettieren die vom Redakteur mit viel Einfühlungsvermögen zusammengestellte und von den ausführenden Firmen wieder mit großer Sorgfalt hergestellte Publikation.

Das Buch kann bei Interesse über unseren Verein zum Preis von EUR 28,50 erworben werden. Ansprechpartner ist Marcus Löffler, Tel. 07836/378020 oder jedes andere Mitglied der Vorstandschaft, die Kontaktdaten finden Sie unter www.geschichte-schiltach-schenkenzell.de. Falls Sie Mitglied im Historischen Verein werden möchten, erhalten Sie „Die Ortenau“ zum Vorzugspreis.


Schiltach, 30. November 2018





Bericht von der Jahresversammlung
des Historischen Vereins für Mittelbaden
am Sonntag, 28. Oktober 2018 in Schutterwald


von Reinhard Mahn


In diesem Jahr lud die Mitgliedergruppe Schutterwald zur Jahresversammlung in die Mörburg-Schule ein. Anlass war das 750jährige Bestehen der Gemeinde, das im Sommer mit einem großen Fest unter engagierter Beteiligung des örtlichen Historischen Vereins gefeiert wurde.

Aus Schiltach und Schenkenzell waren vier Vertreter angereist, wo sie neben den Abgesandten der weiter entfernten Mitgliedergruppen auch auf ihre Kinzigtäler Kollegen aus Schapbach, Hornberg, Triberg, Steinach, Biberach, Zell a. H., Nordrach, Oberharmersbach und Gengenbach trafen.


Klaus Kaufmann als Präsident des Gesamtvereins hieß das Präsidium und die Teilnehmer herzlich willkommen und eröffnete die Sitzung. Unmittelbar danach gedachten die Teilnehmer der verstorbenen Vereinsmitglieder. Anschließend hielt der Präsident in seinem Bericht eine Rückschau auf Veranstaltungen und Ereignisse des vergangenen Vereinsjahres. Auch die im Mai 2018 in Kraft getretene Datenschutzgrundverordnung beschäftigte Präsidium und Vereinsvertreter.

Präsident Kaufmann übt derzeit kommissarisch auch das Amt des Kassiers aus, wobei er durch eine angestellte Kassenführerin unterstützt wird. Die Schwierigkeiten bei der Übernahme der Rechnertätigkeit vom früheren Geschäftsführer seien überwunden, inzwischen laufe alles reibungslos. Er erläuterte, dass sich der Vermögensstand des Vereins im Geschäftsjahr 2017 weiter verringert habe, was u. a. auf die Finanzierung verschiedener Projekte sowie die zurückgehende Mitgliederzahl zurückzuführen sei.
Kassenprüferin Frau Gras stellte auch in Vertretung ihrer verhinderten Kollegin Frau Hemmer den Prüfbericht vor. Die Kontobewegungen wurden überprüft, dabei wurden keine Unregelmäßigkeiten festgestellt. Sie bestätigte eine einwandfreie, den steuerlichen und gesetzlichen Erfordernissen entsprechende Kassenführung.

Dr. Ruch berichtete als verantwortlicher Redakteur der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ über die Entstehung des aktuellen Jahresbandes 2018 mit dem Leitthema „100 Jahre Kriegsende, Revolution, Weimarer Republik“ (hierzu werden wir noch gesondert berichten). Er bedankte sich beim Vorstand und bei den Autoren und betonte, dass er „Die Ortenau“ zusehends als offenes Forum für die regionale Geschichtsforschung sehe. Als Schwerpunktthema 2019 kündigte er „Straßburg und die Ortenau“ an und bat um zahlreiche Einsendungen. Als mögliche Termine für die Frühjahrsversammlung in Kork wurden die Samstage 16. oder 23. März 2019 vorgeschlagen. Der Termin für die Jahresversammlung 2019 dagegen stehe bereits fest, sie finde am 27.10.2019 in Schiltach statt. Damit war der geschäftliche Teil der Versammlung beendet.

Unmittelbar daran schloss sich der Empfang der Gemeinde Schutterwald an. Präsident Kaufmann sprach zuerst ein Grußwort an Bürgermeister Holschuh, an den Vorsitzenden der Mitgliedergruppe Schutterwald, Clemens Hermann und die anwesenden Vereinsvertreter. Der Bürgermeister hieß die Versammlungsteilnehmer in seiner Kommune willkommen, wies auf die zurückliegende 750-Jahrfeier seiner Gemeinde hin und erwähnte lobend das Engagement des örtlichen Historischen Vereins. In einer informativen PowerPoint-Präsentation stellte er dann seine 7.200 Einwohner zählende Gemeinde vor den Toren Offenburgs, ihre Gliederungen, das bisher Erreichte und die Vorhaben vor. Die Zeit bis zum Beginn des Festvortrages nutzen die Vereinsvertreter aus Schiltach und Schenkenzell zur Kontaktaufnahme und -vertiefung sowie zum persönlichen Gespräch.

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Foto: Cornelius Gorka


Anschließend folgte der Festvortrag von Oberstudienrat Martin Ritter (Schutterwald) zum Thema „Schutterwälder Auswanderer in die USA“. Über Nachforschungen zu eigenen Vorfahren drang er über die Jahre immer stärker in die Materie vor und machte dabei erstaunliche Entdeckungen. So berichtete er über verschiedene Auswanderungswellen (nach 1816, dem „Jahr ohne Sommer“ und wieder verstärkt ab 1846 bis in der Zeit nach der niedergeschlagenen Revolution. Er veranschaulichte die Beweggründe anhand einzelner Personen und Schicksale, was seinen Ausführungen eine unglaubliche Authentizität verlieh. Sein spannender Vortrag wurde mit viel Applaus quittiert.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen traf man sich abermals in der Mörburgschule zum Nachmittagsprogramm „Virtueller Rundgang durch Schutterwald“. Das Schutterwälder Vorstandsmitglied Klemens Hansert konnte mit eindrucksvollen Bildern und Zahlen aufwarten und flocht die Aktivitäten der Mitgliedergruppe (z. B. Hausbeschilderungen) gekonnt in seinen Bildervortrag ein. Die ganze Präsentation war kurzweilig und technisch perfekt inszeniert. Zum Schluss zeigte er auf, dass auch die Mitgliedergruppe Schutterwald vor dem Problem des Überalterns stehe und warb dafür, gemeinsam entsprechende Strategien zur Mitgliedergewinnung zu entwickeln.

Nach einem erfüllten Tag mit vielerlei neuen Eindrücken und freundschaftlichen Begegnungen traten die Vereinsvertreter wieder die Heimreise ins obere Kinzigtal an. Den Kollegen in Schutterwald sowie dem Präsidium gilt unser Dank für Organisation und Durchführung der Veranstaltung.

Schiltach, den 11. November 2018


Das aktuelle Buch:

Historische Erkundungen in Mittel- und Südbaden –
Erinnerungen an dunkle Epoche der Geschichte



von Andreas Morgenstern



Der 14. Januar 1942: Ein Schreckenstag in der jüngeren Schiltacher Geschichte. Der aus Polen in den Schwarzwald verschleppte Bernard Podzinski wird im Zellergrund hingerichtet.
Das vorgebliche Vergehen des Zwangsarbeiters ist "Rassenschande". Er soll eine Liebesbeziehung mit der Deutschen Amalia Fischer gehabt haben. Nachdem deren Mann in den Krieg ziehen musste, ist die Offenburgerin zur Kriegsproduktion bei der Firma Grohe "dienstverpflichtet".

Unterkunft erhält sie im Haus des Fuhrunternehmers Sautter an der Schiltacher Hauptstraße, bei dem der Kriegsgefangene Podzinski als Knecht Zwangsarbeit leisten muss.

Es kommt, wie es in den Jahren des NS-Regimes erschreckend oft geschah: Fischer und Podzinski werden denunziert, danach zerstört die Terrormaschinerie die Leben der Opfer. Amalia Fischer kommt zuerst in "Schutzhaft", dann ins KZ Ravensbrück, ihre Tochter muss zu Pflegeeltern, Bernard Podzinski verliert sogar sein Leben. Die Hinrichtung wird zu einer Machtdemonstration der Nationalsozialisten.

Hans Harter erinnert in seinem detaillierten Aufsatz "Die Erhängung des polnischen Zwangsarbeiters Bernard Podzinski (Perzynski) 1942 in Schiltach" an dieses schlimme Kapitel der Heimatgeschichte. Hier wird das Leben, aber eben auch dessen Zerstörung in der dunkelsten Zeit im Kinzigtal sichtbar. Harters Beitrag ist einer von 13 eindrucksvollen Aufsätzen, die hier die Lebenswirklichkeit in den 1940er Jahren widerspiegeln.

Daneben erinnert Karl Volk eindrucksvoll an seine Kindheit in Triberg und Gremmelsbach. Berührend seine Schilderung, wie der auf den Schlachtfeldern des Zweiten Weltkriegs verwundete und halb verhungerte Onkel den kleinen Jungen zurechtwies, die Behauptung des Lehrers über die Schuld der Polen am Krieg sei Unfug. Dazu Volk: "Ich wusste für immer Bescheid." Nachdenklich macht Heiko Haumanns Fazit der Nachkriegszeit im Elztal. Kein Aufbruchsgefühl, "stattdessen verstärkte sich eher eine Tendenz zur Entpolitisierung, zur Apathie und Resignation".

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Die vor den Schwarzwäldern stehenden gewaltigen Aufgaben sollten dennoch geschafft werden. Das "Wirtschaftswunder" war Ergebnis harter Arbeit und eines vergleichsweise günstigen internationalen Umfelds.

Mit Recht richtet der Band den Blick auf die engere Heimat und beschränkt sich dabei auf die Entwicklung in der Südhälfte Badens. Er bietet so Einblicke in das alltägliche Leben in der bei solchen Darstellungen leider allzu oft ausgeblendeten Provinz, in der die Menschen auch ihren Weg finden mussten.

Erschienen sind die Texte in dem neuen, reich bebilderten Sammelband

"Vom Nationalsozialismus zur Besatzungsherrschaft.
Fallstudien und Erinnerungen aus Mittel- und Südbaden“
.


Die Herausgeber Heiko Haumann und Uwe Schellinger haben vielfältige interessante Aspekte zur Geschichte des Dritten Reichs, aber auch des Neubeginns nach 1945 aus der Region zusammengetragen. Es entsteht ein umfassender Einblick in die Durchsetzung der NS-Herrschaft vor Ort, aber auch in die Zeit unter französischer Besatzung, in der viele Fundamente der heutigen Gesellschaft gelegt wurden.

Das Buch: Heiko Haumann/Uwe Schellinger (Hrsg.): Vom Nationalsozialismus zur Besatzungsherrschaft, Fallstudien und Erinnerungen aus Mittel- und Südbaden, Verlag Regionalkultur, Ubstadt-Weiher 2018, 270 Seiten, 22,80 EUR; ISBN: 978-3-95505-079-5. Erhältlich im Buchhandel sowie im „Museum am Markt“ in Schiltach.

Schiltach, den 13.07./28.09.2018






Der Historische Verein beteiligt sich am Sommerferienprogramm 2018



von Reinhard Mahn



Schon acht Jahre ist es her, seit sich unsere Mitgliedergruppe letztmals am Sommerferienprogramm der Stadt Schiltach beteiligt hat. Damals stand unser Beitrag unter dem Motto „Schiltach – Stadt und Burg“, was die Teilnehmer ans Modell der Burg ins „Museum am Markt“ und anschließend auf den Schlossberg führte, wo die spärlichen Reste der einst stattlichen Anlage in Augenschein genommen wurden.

Unter dem Motto „Wie gut kennst Du die Stadt?“ haben dieses Jahr Marcus Löffler und Falko Vogler einen neuen Anlauf gewagt und ein ansprechendes Programm für einen kurzweiligen Nachmittag für die acht- bis zwölfjährigen Teilnehmer ausgedacht.

Die Initiatoren schreiben dazu: „Entdecke mit dem Historischen Verein spannende Ecken von Schiltach. Wer waren die Gründer von Schiltach und wo steht das „Gottes Brünnlein“? Finde diese und andere Informationen selbst heraus, Du wirst überrascht sein, was es hier alles zu entdecken gibt … Ihr sucht nach Hinweisen und löst die Rätsel, die wir für Euch ausgedacht haben. Bei Regenwetter erkunden wir die Schiltacher Museen.“


Sommerferienprogramm


Das Nachmittagsprogramm am Donnerstag, den 6. September 2018 ist erfreulicherweise schon ausgebucht, weitere Anmeldungen können daher nicht mehr berücksichtigt werden.



Schiltach, den 14.08.2018





Immer mehr Schiltacher Archivalien online verfügbar


Das Stadtarchiv Schiltach und das städtische „Museum am Markt“ verstärken ihre moderne digitale Wissensvermittlung. Darüber informierte Stadtarchivar und Museumsleiter Dr. Andreas Morgenstern.

Das digitale Angebot kommt zum einen den Museumsbesuchern zugute, die mittels der neuen Infoterminals auf deutsch, englisch und französisch nicht nur vertiefende Informationen zu den wertvollsten Ausstellungsstücken erhalten, sondern auch umfassende Hinweise auf weiterführende Angebote zur Schiltacher und Lehengerichter Geschichte abrufen können.

Zum andern ist die zunehmende Digitalisierung des Stadtarchivs gerade für die einheimische Bevölkerung und hier vor allem für Heimat- und Familienforscher hilfreich. Wichtige Inhalte stehen nun der Öffentlichkeit über die Internetpräsenz des Stadtarchivs auf der Homepage der Stadt Schiltach zur Verfügung. Derzeit zwar noch etwas versteckt, aber mit einiger Beharrlichkeit durchaus zu finden.


Bild Stadtarchiv
Foto: StA Schiltach


Ob es sich um Verordnungen zur Flößerei, frühe Lagerbücher (1591!), Bürgerbücher oder Dokumente der Ortsgruppe des Reichsbanners Schwarz-Rot-Gold während der Weimarer Republik handelt, die Unterlagen können bequem und jederzeit von zuhause aus eingesehen und „studiert“ werden. Archivar Dr. Morgenstern weist zudem darauf hin, dass der Umfang der Angebote weiter kontinuierlich ausgebaut wird.

Damit Sie nicht lange suchen müssen, hier der Link:
https://www.schiltach.de/de/Unser-Staedtle/Kultur/Stadtarchiv/Stadtarchiv-weitere-Informationen

Schiltach, den 04. August 2018 / rm




Lehengericht im Bilde der Kunst


Noch bis Anfang Oktober ist im „Museum am Markt“ diese beeindruckende Sonder-Ausstellung anlässlich des Lehengericht-Jubiläums zu besichtigen. Mitglieder der Vorstandschaft unseres Vereins und einige Gäste nahmen die Gelegenheit wahr und ließen sich die dort präsentierten Künstler und ihre Motive fachkundig erläutern. Dr. Hans Harter, der neben Beatrix Beck und Peter Brand die Ausstellung konzipierte, berichtete über die Suche nach geeigneten Werken, die Kontaktaufnahme zu Museen und privaten Leihgebern, die daraus entstehende Ausstellung und die Aufgabe, die Exponate in einem ansprechenden Rahmen zu präsentieren.

Hans Harter erklärt


Zu sehen sind Werke von zwischenzeitlich dreizehn Künstlern, die alle aus der näheren Umgebung stammten oder zumindest enge Verbindungen hierher hatten: Rudolf Ackermann, Kurt Bächle, Fritz Braun, Heinrich Eyth, Ernst Feuerstein, Wilhelm Hasemann, Fritz Karlin, Wilhelm Kimmich, Franz Kinle, Karl Isaak Kunz, Werner Leonhard, Curt Liebich und Eduard Trautwein.

Sie schufen mit Bleistift, Pinsel und Farbe unter Anwendung unterschiedlicher Arbeitsweisen und Stile Eindrücke aus Lehengericht, seinen Menschen und seiner Landschaft. Aber auch Handwerk, Tracht und Industrialisierung inspirierten die Künstler und ließen sie zeitgenössische Szenen aus ihrem jeweiligen persönlichen Blickwinkel heraus festhalten. Gut lassen sich in direkter Gegenüberstellung die unterschiedlichen Maltechniken und ihre Wirkung auf den Betrachter vergleichen.

Zum Besuch dieser vielseitigen Bilderschau wird herzlich eingeladen, der Eintritt ist frei. Für den Betrachter liegt im Ausstellungsraum (Dachgeschoss) zum leichteren Verständnis ein bebilderter „Ausstellungsbegleiter“ aus.




Blick in die Ausstellung


Schiltach, den 29. Juli 2018 / rm






Der „Hansjakobweg“ – Kein Wanderweg wie jeder andere


von Willy Schoch



Der Schwarzwald bietet viele, ganz unterschiedliche Wanderwege. Als etwas Besonderes erweisen sich aber die beiden „Hansjakobwege“ im oberen und mittleren Kinzigtal. Wie in einem Buch werden dem Wanderer die Geschichte und das Brauchtum unserer Heimat vorgeführt. Heinrich Hansjakob (1837 - 1916), ein gebürtiger Haslacher, war katholischer Pfarrer, Politiker, Historiker und Volksschriftsteller.

Seine Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung festigte sich bereits in Kindertagen, als er im Alter von zwölf Jahren die Badische Revolution miterlebte. Bis an sein Lebensende sollte er den vergrößerten „Heckerhut“ tragen, der für ihn als Symbol für den Kampf um Freiheit und Demokratie gestanden hat. Genau dieser schwarze Heckerhut wurde nun als „Hansjakobhut“ in weißer Raute zum Markierungszeichen, das den Wanderer seit 1981 über Berg und Tal führt.

Hansjakobhut


Weg führt von Schapbach zum Roßberg, durch das Kaltbrunner Tal nach Wittichen

Der "kleine" Hansjakobweg mit einer Länge von 44 Kilometern ist ein Rundweg im oberen Kinzigtal und im Wolftal. Er wurde Heinrich Hansjakob gewidmet, um dessen literarisches Erbe wach zu halten.
Der Wanderweg verläuft von Schapbach-Dorf (Start und Ziel) über den Schmidsberger Platz zum Roßberg, hinunter durch das Kaltbrunner Tal nach Wittichen (ein Abstecher nach Schenkenzell ist zusätzlich ausgeschildert) und wieder hinauf zur Salzlecke nach Hinterheubach.

Vom (ehemaligen) Gasthaus Auerhahn führt der Weg am Abrahamsbühl und Teufelstein vorbei nach St. Roman und von dort weiter über Kohlplatz, Waldhans, Bürlehof und Bäch zurück ins Wolftal. Beim Gasthof Ochsen in Schapbach geht es wieder bergauf zum Schwarzenbruch, Hirschbach und über Wildschapbach zurück nach Schapbach-Dorf. Das Abwandern ist in drei gemütlichen Tagestouren möglich.

Geschichte und Brauchtum des Mittleren Schwarzwalds lässt sich nachempfinden

Auf seinem Weg bekommt der Wanderer die Geschichte und das Brauchtum des mittleren Schwarzwalds vorgeführt. 50 Erklärtafeln erinnern an die Erzählungen des Volksschriftstellers Heinrich Hansjakob. Der Weg führt an die Orte seiner Schilderungen in den Büchern "Erzbauern", "Waldleute" und "Abendläuten". Es ist ein Weg, der nicht schnell zum Ziel führen, sondern zum Nachdenken auffordern will. Der Wanderer soll die Heimat erwandern und neu erleben.

Bildtafel Vogtshof
Die Bildtafel am Standort des ehemaligen Vogtshofs, der Heimat des
berühmten Kaltbrunner Vogts und Bauernfürsten Andreas Harter.


Die Entwürfe für die Hinweisschilder lieferte der Schiltacher Grafiker Peter Homberg-Harter. Die Texte basierten größtenteils auf Aufzeichnungen des Historikers Hermann Fautz. Gelohnt hatte sich der damalige Einsatz von Schwarzwaldverein, Forstverwaltung, der Landkreise Freudenstadt, Rottweil und Ortenau sowie der Gemeinden Bad Rippoldsau-Schapbach, Oberwolfach, Wolfach und Schenkenzell zweifelsohne.





Schwarzwaldverein kümmert sich um die Pflege und Betreuung des Wanderwegs

Die Pflege und Betreuung des „Hansjakobwegs“ liegt noch heute in der Verantwortung des Schwarzwaldvereins. Seit der Einrichtung des Wanderwegs sind nun 37 Jahre vergangen. Die Hinweistafeln litten in dieser langen Zeit unter vielerlei Witterungseinflüssen. Die Beschriftungen waren vielfach nicht mehr lesbar und die Bilder verblasst. Marode waren auch das Holz und die Abdeckungen.

Die betroffenen fünf Gemeinden waren sich einig, Abhilfe zu schaffen. Nahezu alle 50 Tafeln wurden in digitalem Druck hergestellt und erneuert, dazu wurde neues Holzwerk beschafft. Mit 27 Tafeln und rund 10 000 Euro hatte die Gemeinde Schenkenzell die Hauptlast zu tragen. Diese Investition lohne sich aber, so Martin Schmid von der Tourist-Info. Nach seiner Aussage gebe es ständig Anfragen nach diesem Wanderweg, ein Zeichen dafür, dass der "kleine" Hansjakobweg nach wie vor sehr gut angenommen wird.


Bildtafel Schwallung Wüstenbach
Die Tafel am ehem. Witticher Floßweiher Fotos: Schoch



Nachdem der Hansjakobweg im Bereich des oberen Kinzig- und des Wolftals einen solch guten Anklang fand, wurde zwei Jahre später der Hansjakobweg II im mittleren Bereich des Kinzig- und Harmersbachtals eingeweiht. Er hat eine Gesamtlänge von 106 Kilometern und ist ebenfalls ein Rundweg, der von Haslach über den Brandenkopf, Zell am Harmersbach und südlich der Kinzig über die Höhenhäuser wieder zurück zum Ausgangspunkt führt.

Schenkenzell, den 12. Juli 2018







Mit Mut und Beharrlichkeit zum Zwischenziel –

Willy Schoch berichtete über die Bemühungen
zum Erhalt von Schwallungen und Floßweihern


Begonnen hatte alles im Jahr 2015 mit einem „großen Arbeitskreis“ zum Thema „Schwallungen und Floßweiher“. Um die Abläufe „schlanker“ zu gestalten, verfolgt der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell gemeinsam mit den Schiltacher Flößern den Erhalt von Bauwerken aus der Zeit der Flößerei, seit einiger Zeit allerdings mit einer kleinen aber schlagkräftigen Kernmannschaft.

Was nun bisher alles gelaufen ist und was dabei erreicht wurde, darüber berichtete der Sprecher der Arbeitskreise Willy Schoch am Dienstag, den 17. April 2018 in der ehemaligen Grundschule in Schenkenzell. Schoch erklärte, dass dabei folgende Zielvorstellungen entwickelt worden seien:

1. Die kulturgeschichtliche Aufarbeitung der Holzbringungsanlagen im Gebiet der oberen
Kinzig, der Wolf und der Schiltach
2. Der Erhalt einzelner Bauwerke (Riesen, Schwallungen, Weiher),
3. Die touristische Nutzung.

Doch bis diese Ziele erreicht seien, brauche der Arbeitskreis, so Schoch, noch jede Menge Beharrlichkeit und Mut. Man wolle ganz einfach die vom Menschen gestalteten Kulturbauwerke der vorigen Jahrhunderte und hier gezielt die aus der Flößerzeit wieder ins Bewusstsein rufen und erhalten, da sonst die Gefahr der unwiederbringlichen Zerstörung bestehe. Er habe das Gefühl, dass die Arbeit der Schiltacher Flößer und des Historischen Vereins bei den Bürgern, bei den Gemeinden und Behörden auf große Resonanz stoße.

Mit der Zielvorstellung 1 sei man schon sehr weit gekommen. Für die wissenschaftliche Studie zur kulturhistorischen Bedeutung der Holzbringungsanlagen wurde mit Professor Konold aus Freiburg ein profunder Kenner gefunden. Die Studie trage den Titel „Riesen, Schwallungen und Flößerei im Gebiet der Kinzig, Wolf und Schiltach“. Die Kosten der Studie belaufen sich auf rund 37.500 Euro. Davon übernimmt der Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord 22.000 Euro als Förderung. An den restlichen Kosten von 15.500 € beteiligen sich die Kommunen im ehemaligen Einzugsgebiet der Flößerei als Träger eines interkommunalen Projektes. Bis November 2018 soll die Studie vom Forscherteam um Professor Konold abgeschlossen sein.

Auch bei der Zielvorstellung 2, dem Erhalt einzelner kulturhistorischer Bauwerke, der Schwallungen im Witticher Tal, im Kaltbrunner Tal (Grüß-Gott und Laybach) sowie im Heubachtal seien Fortschritte erzielt worden. Nach mehreren Gesprächen und Besichtigungen vor Ort hat das Landesdenkmalamt großes Interesse an dem geplanten Vorhaben gezeigt. Es wurde signalisiert, dass die formalen Voraussetzungen für eine Denkmalförderung gegeben und die Aussichten auf eine finanzielle Förderung gut seien. Dies sei ein sehr erfreulicher Zwischenstand, so der Sprecher Willy Schoch.

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Schwallung Lay (Foto: Schoch)


Zielvorstellung 3 ist die touristische Nutzung der Schwallungen. Seit einigen Jahren besteht der Flößerpfad Kinzigtal von Loßburg bis Wolfach und wird sehr gut angenommen. Dieser soll aber weiter verbessert werden. Vorgesehen ist eine Weiterentwicklung für eine kultur- und geschichtsinteressierte Zielgruppe, so z. B. Abstecherrunden vom Flößerpfad hin zu den Schwallungen und Riesen für Wanderer und Biker. Ideenentwürfe liegen bereits vor. Die Tourist-Büros des Kinzigtales arbeiten zusammen mit einer Werbeagentur daran.

Schoch verwies darauf, dass sein Team für die Arbeit an und über die Schwallungen auf Geld aus Fördertöpfen und Spenden angewiesen sei. So kam eine Spende des Narrenvereins Schenkenzell-Kaltbrunn über € 200 mehr als gelegen, die Fabian Allgeier dem Sprecher des Arbeitskreises an diesem Abend überreichte.

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Fabian Allgaier, Willy Schoch (Foto: M. Baumgartner)



Schenkenzell, den 23. April 2018 / Red.






Lehengericht-Logo

Bilder-Ausstellung



„Lehengericht im Bilde der Kunst“
im „Museum am Markt“ in Schiltach



Das Lehengericht-Jubiläum 2017/18, das an die Bildung der einstigen Gemeinde vor 200 Jahren erinnert, ist Anlass, auch die künstlerischen Aspekte des heutigen Schiltacher Ortsteils zu würdigen. Mit seiner abwechslungsreichen Landschaft, den typischen Hofgebäuden und einer bäuerlichen Tracht, die zu den schönsten des Schwarzwalds zählt, bietet Lehengericht vielfältige Motive für regionale und lokale Künstler des 19. und 20. Jahrhunderts, die seine Eigenheiten mit Bleistift, Pinsel und Farbe festhielten.


Zusammengestellt und konzipiert von unserem bewährten Ausstellungsteam Beatrix Beck, Peter Brand und Dr. Hans Harter.

Die Ausstellung ist täglich geöffnet – Eintritt frei!


Zum Flyer über die Ausstellung gelangen Sie hier.

Blick in Lehengericht Ausstellung


Die Stadt Schiltach, die Museumsleitung sowie der Historische Verein für Mittelbaden, Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell laden zum Besuch dieser Ausstellung herzlich ein!


Schiltach, den 25. März 2018






Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell
wird eigenständiger Verein


Aus der Gründungsversammlung am Freitag, den 19. Januar 2018


von Martina Baumgartner,
Johannes Fritsche und Reinhard Mahn


Mit der Vereinsgründung begann für den Historischen Verein Schiltach/Schenkenzell am vergangenen Freitag eine neue Zeitrechnung. Die Leitung der Gründungsversammlung war Peter Rottenburgers letzte Amtshandlung als Sprecher des der neuen Vorstandschaft vorausgehenden „Initiativkreises“. 
Während so mancher Mitgliedergruppe des Historischen Vereins für Mittelbaden die Mitglieder ausgehen, prosperiere die Interessengruppe Schiltach/Schenkenzell, stellte der Präsident des Gesamtvereins, der aus 28 eigenständigen Mitgliedergruppen besteht, Klaus Kaufmann erfreut fest. Er war am Freitag aus Haslach zur Gründungsversammlung in den Schiltacher „Treffpunkt“ gekommen.
Dabei gibt es die Gruppe der Schiltacher Geschichtsfreunde schon erstaunlich lange. Über 50 historisch interessierte Bürger fanden sich bereits im Sommer 1919 in Schiltach zusammen, um eine örtliche Mitgliedergruppe des damals noch jungen Historischen Vereins mit Sitz in Offenburg zu gründen, waren jedoch nie ein rechtlich eigenständiger Verein. Die Forschungen von Hermann Fautz, Julius Hauth und Fritz Laib hielten über die Jahrzehnte das Interesse an der reichen Geschichte wach. Mit den Ausgrabungen auf der Willenburg in den 60er und 70er Jahren des letzten Jahrhunderts, also mit „Geschichte zum Erleben und Anfassen“ erreichte die Mitgliedergruppe ihren bisher höchsten Mitgliederstand. Mitte der 1990er Jahre wurde es still um die Gruppe, bis sie vor fast elf Jahren auf Initiative von Bürgermeister Haas sowie den Herren Schaufler und Kaufmann vom Gesamtverein durch einige tatkräftige Schiltacher wiederbelebt wurde. 
Peter Rottenburger wurde der Sprecher eines sogenannten „Initiativkreises“, der sich aktiv für die Aufarbeitung historischer Themen engagierte und zuletzt aus zehn Personen bestand. Schnell kamen interessierte Schenkenzeller hinzu, und die Bürger der Nachbargemeinden kümmerten sich gemeinsam um Themen aus deren Geschichte. Seit 2014 hat die Gruppe zudem „Schenkenzell“ in ihrem Namen verankert. Nun schien es an der Zeit, die Weichen in Richtung eines selbständigen, gemeinnützigen, eingetragenen Vereins zu stellen.

Für drei Jahre gewählt

Rottenburger stellte die neue Satzung Punkt für Punkt vor, sie wurde von den Mitgliedern am Ende ohne Gegenstimme gebilligt. Anschließend führte er durch die gut vorbereiteten Wahlen zur ersten Vorstandschaft des Vereins, die drei Jahre amtieren wird. Die Mitglieder entschieden sich jeweils einstimmig für die zur Wahl stehenden Kandidaten. Neue Vorsitzende und jeweils allein handlungs- und vertretungsberechtigt sind Markus Armbruster (1. Vorsitzender) aus Schiltach und Werner Sum (2. Vorsitzender) aus Schenkenzell. Kassierer ist Marcus Löffler und Schriftführer Reinhard Mahn, beide begleiteten ihre Ämter schon bisher. 
Die Satzung sieht die Möglichkeit vor, bis zu sieben Beisitzer in die Vorstandschaft zu wählen. Da sich ausreichend Bewerber gemeldet hatten, wurde dieses Kontingent voll ausgeschöpft. In ihre Ämter wurden ebenfalls einstimmig gewählt: Michael Buzzi, Dr. Hans Harter, Dr. Helmut Horn, Klaus-Ulrich Neeb, Willy Schoch, sowie Falko Vogler und Klaus Wolber. Nach dem ersten Vereinsjahr prüfen Otto Schinle und Peter Brand die Kassenführung.


Die einstimmig gewählte Vorstandschaft. Geführt wird der Verein von Markus Armbruster (3. v. r.)
und Werner Sum (5. v. r.) Foto: J. Fritsche




Dank an Sprecher Peter Rottenburger

Bereits bei der letzten Versammlung im Januar 2017 kündigte Peter Rottenburger seinen Rückzug aus dem Rampenlicht an. Michael Buzzi und Markus Armbruster verabschiedeten Peter Rottenburger mit Wehmut als aktives Mitglied der bisherigen Führungsriege. Seinen Posten als Sprecher des Initiativkreises hätte der Altbürgermeister 2007 mit den Worten »Da habt ihr mir ja was Schönes eingebrockt« übernommen, verriet Buzzi in seiner Abschiedsansprache für den verdienten Vereinskollegen.
Er erinnerte an Rottenburgers »unautoritäre Autorität mit Augenmaß« und dankte ihm für die Struktur, die er der Vereinsarbeit und den Sitzungen der Gruppe gab. Der Sprecher hätte das »gute Bild« der Gruppe nach außen getragen und über die Jahre bei 40 Veranstaltungen, sieben Ausstellungen und 14 Exkursionen mitgewirkt und auch »so manche Falte bei heiklen Gesprächen gebügelt«.


Foto: R. Mahn

Beschenken lassen wollte sich Rottenburger nicht, und deshalb zitierte der neue Vorsitzende Markus Armbruster den römischen Geschichtsschreiber Livius, der von Cincinnatus berichtete. Dieser verrichtete seine Dienste als Konsul und Diktator in den Jahren um 458 vor Christus, rettete Rom, legte danach sein Amt nieder und zog sich, ohne Dank zu erwarten, auf sein Landgut zurück. Cincinnatus galt seither als Musterbeispiel für Bürgertugenden. »So wie Peter Rottenburger – allein diktatorische Züge wollten sich bei ihm nicht einstellen«, stellte Armbruster zum Abschluss humorvoll vergleichend fest.




Foto: R. Mahn


Rückblick und Ausschau

Nach einer kurzen Pause blickte Schriftführer Reinhard Mahn auf Veranstaltungen und Unternehmungen des abgelaufenen Vereinsjahres zurück. Dem schloss sich der Bericht von Kassier Marcus Löffler an, in dessen Ressort gleichzeitig die Mitgliederbetreuung fällt. Der neue Vereinsvorsitzende Markus Armbruster stellte dem Präsidenten sowie den 24 anwesenden Gründungsmitgliedern daraufhin die Vorhaben des laufenden Jahres 2018 vor.


Foto: R. Mahn


Die Teilnahme am regionalen Geschichtstag in Villingen, die Wiederholung der Ausstellung „Leben und Arbeiten in Lehengericht“, ein Vortrag zur Geschichte der Lehengerichter Höfe, das obligatorische „Literarische Gespräch“, dieses Mal zu Eduard Mörike, sowie im Herbst Vorträge über den aus Schiltach stammenden Kunstmaler Eduard Trautwein, über die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung unserer Vornamen sowie über Grabungen des Landesamts für Denkmalpflege Baden-Württemberg im Kreis Rottweil in den vergangenen Jahren beschreiben ein buntes Spektrum an Veranstaltungen.


Der Lehengerichter Ortsvorsteher Thomas Kipp bedankte sich auch in Vertretung von Schiltachs Bürgermeister Thomas Haas für die eindrucksvolle Bilanz der zurückliegenden Jahre. "Es ist erfreulich, dass der neue Verein aus beiden Gemeinden heraus entstanden und damit ein weiteres Bindeglied zwischen ihnen ist", sagte Kipp und ergänzte "Es gibt so vieles hier in Schiltach und Schenkenzell – der geschichtliche Acker, der bearbeitet werden muss, ist riesig. Es ist toll, dass es Leute in dieser Gesellschaft gibt, die sich dafür interessieren".

Der Schenkenzeller Bürgermeister Bernd Heinzelmann, selbst erst wenige Tage im Amt, würdigte die Arbeit des gemeindeübergreifenden Vereins. "Sie haben mit der Gründung des Vereins einen wichtigen Schritt gemacht. Dass er schon ein lebendiger Verein ist, sieht man an der tollen Veranstaltungsliste für das laufende Jahr."…

Ein zwangloser Gedankenaustausch und anregende Gespräche ließen den Abend ausklingen.
Unser Dank gilt dem Bewirtungsteam Evelyne Schinle, Maria Wolber und Beatrix Beck.


Schiltach, den 25. Januar 2018





Nach erfolgter Restaurierung: Wegkreuz steht wieder


Von Willy Schoch


Ein nicht zu übersehendes Wegekreuz wird angefahren, beschädigt und der Verursacher ergreift die Flucht: So geschah es im Juli vergangenen Jahres. Der Verursacher war von der Polizei nicht zu ermitteln. Das schmucke Sandsteinkreuz mit einer Höhe von 2,20 Metern lag am Boden.

Seit einer Woche steht das von einem Steinmetz restaurierte Wegekreuz wieder zwischen Schloßbrücke und Freibadparkplatz, umgeben von zwei Lebensbäumen. Das Wegkreuz aus Sandstein weist neogotische Stilmerkmale auf und wurde vermutlich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts geschaffen. Auf dem Inschriftensockel "Das Blut Jesu Christi macht uns rein von aller Sünde" erhebt sich der Kreuzesstamm mit einer gusseisernen Christusfigur.


Das Sandsteinkreuz steht zwischen Schlossbrücke und Freibadparkplatz
Foto: Schoch



Seit dem 17. und 18. Jahrhundert wurden vielfach solche, das Bild der Landschaft prägende, Wege- und Flurkreuze errichtet. Sie sind als Ausdruck der tief verwurzelten Religiosität der ländlichen Bevölkerung anzusehen. Wer und aus welchem Grund dieses Kreuz nun aufstellte, ist heute leider nicht mehr nachvollziehbar.

Schon einmal beschädigt wurde es 1932. Damals war es Helene Armbruster von der Weinhandlung „Alter Ochsen“, die die Instandsetzungskosten übernahm. Wohl, weil das Kreuz auf ihrem Grundstück stand. Auch der Standort des Wegkreuzes wechselte. Ursprünglich stand es unmittelbar an der alten Schloßbrücke, welche 1873 mit dem Ausbau der Kinzigtalstraße gebaut wurde. Mit dem Brückenneubau 1988/1989 anlässlich des Ausbaues der B294 war eine geringfügige Versetzung erforderlich.


Die durch die neuerliche Arbeit des Steinmetzes angefallenen Kosten von rund 1100 Euro übernahm die Gemeinde Schenkenzell im Rahmen ihres Budgets zur Erhaltung örtlicher Kleindenkmale.


Schenkenzell, den 05. November 2017




Bericht von der Jahresversammlung
des Historischen Vereins für Mittelbaden am Sonntag, den 29. Oktober 2017 in Schuttern



von Reinhard Mahn


Die Jahresversammlung führte die Vereinsvertreter dieses Jahr nach Friesenheim-Schuttern. Der Teilort feierte bereits 2003 seine 1400-Jahrfeier und ist – zumindest wenn man die Gründung des Klosters zugrunde legt – eine der ältesten bekannten Siedlungen in der Region. Vier Mitglieder des Initiativkreises aus Schiltach und Schenkenzell nahmen an der Tagung teil, wo sie u. a. auch auf die Vertreter der benachbarten Mitgliedergruppen Hausach, Hornberg, Haslach, Steinach, Biberach, Zell a. H., Oberharmersbach und Gengenbach trafen.
Präsident Klaus G. Kaufmann begrüßte die Abgesandten der Mitgliedergruppen im katholischen Pfarrheim im Namen des gesamten Präsidiums und berichtete über die zurückliegenden Aktivitäten und die aktuellen Aufgaben.

Geschäftsführer Alexander Vallendor berichtete letztmals über die finanzielle Situation, wobei die Herausgabe der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ naturgemäß wieder den bedeutendsten Ausgabeposten darstellte. Trotz deutlichem Kostendruck gilt die Mitgliederzeitschrift jedoch als unverzichtbares Flaggschiff für die Vereinsaktivitäten und als unverwechselbares Symbol für die Region. Der Abwärtstrend bei den Mitgliederzahlen hat sich verlangsamt, was durchaus zu einer gewissen Hoffnung Anlass gibt. Die Kassenprüfung wurde gemäß den steuerlichen und gesetzlichen Vorgaben durchgeführt, die Prüferinnen bescheinigten dem Geschäftsführer wiederum eine einwandfreie Kassenführung.

Anschließend berichtete Dr. Martin Ruch als verantwortlicher Redakteur über die Entstehung des aktuellen, 97. Jahresbandes der „Ortenau“ und bedankte sich bei Autoren und Präsidium. Auch in diesem Jahr gebe es wieder eine gute Mischung zwischen themenbezogenen Aufsätzen („Kunst und Künstler“) und freien Beiträgen. Als Schwerpunktthema für 2018 wurde „100 Jahre Kriegsende, Revolution, Weimarer Republik“ vorgestellt. Die ersten 90 Jahresbände der „Ortenau“ sind nun komplett bis einschließlich 2010 digitalisiert, alle Beiträge stehen jedem Interessierten somit barrierefrei und rund um die Uhr zur Verfügung. Ein direkter Zugang findet sich im Internet unter
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau.

Die Entwicklung der Finanzen bereite zwar noch keine Sorgen, müsse jedoch sorgsam beobachtet werden, so Präsident Kaufmann. Für die Zukunft stellte er neue Finanzierungsmöglichkeiten zur Diskussion, wies aber gleichzeitig darauf hin, dass die seit über zwanzig Jahren(!) stabile Umlage an den Gesamtverein zur Finanzierung der Vereinszeitschrift in nächster Zeit moderat angehoben werden müsste. Dies bedeute letztendlich einen höheren Beitrag für jedes Mitglied. Er bat die Vertreter der Ortsverbände, die Mitglieder auf diese unausweichliche Maßnahme hinzuweisen.
Auf Vorschlag des Präsidenten wurden Alexander Vallendor (scheidender Geschäftsführer) und René Siegrist (Koordinator für grenzüberschreitende Angelegenheiten) anschließend für ihre Verdienste um den Verein die Ehrenmitgliedschaft verliehen.

Bei den fälligen Neuwahlen wurden alle Mitglieder des Präsidiums sowie die Vorsitzenden der Fachgruppen in ihren Ämtern bestätigt. Zum 3. Stellvertreter des Präsidenten (bisher vakant) wurde Dr. Ewald Hall gewählt.

Dem geschäftlichen Teil folgten Grußworte des Bürgermeisters der Gemeinde Friesenheim, dem Ortsvorsteher von Schuttern und des Vorsitzenden des örtlichen Historischen Vereins. Der Festvortrag von Frau Prof. Dr. Marita Blattmann (Uni Köln) betrachtete „Das Schutterner Mosaik vor dem Hintergrund der Klosterreformen im frühen 12. Jahrhundert“. Sie stellte die verschiedenen Ebenen Ihrer Forschertätigkeit vor und wie sie fast kriminalistisch einzelne Spuren verfolgt und dabei oft verblüffende Zusammenhänge entdeckt. Der Vortrag zeigte deutlich auf, welche Möglichkeiten die weltweite Vernetzung dem Forschenden heute bieten kann.

Nach einem gemeinsamen Mittagessen standen nachmittags eine Führung durch die Klosterkirche Schuttern, die Besichtigung der „Katakomben“ mit den einzigartigen Relikten des Mosaiks sowie des Klostermuseums auf dem Programm. Um viele Eindrücke reicher machten sich die Teilnehmer aus dem oberen Kinzigtal auf die Heimreise. Den Verantwortlichen in Schuttern sowie dem Präsidium gilt unser Dank für die gute Organisation.



Teilansicht des „Mosaik von Schuttern“ mit der Szene „Kain erschlägt Abel“



Schiltach, den 31. Oktober 2017





Die Ortschronik von Lehengericht ist fertig
Fundiertes Wissen zusammengetragen und gesichert


Von Martina Baumgartner


Das neue Lehengericht-Buch ist gedruckt und liegt zum Verkauf bereit. Am vergangenen Freitag stellten es dessen Macher im Schiltacher Rathaus-Foyer vor. 

Bürgermeister Thomas Haas sieht in der neuen Lehengericht-Chronik auch ein gutes Stück Schiltacher Geschichte. Sie hätte zwar den Kostenrahmen gesprengt, füge sich jedoch gut in die Reihe bereits erschienener Bücher zur Geschichte der Kommune ein und ergänze das Stadtbuch von 1980, erklärte er am Freitagabend bei der offiziellen Präsentation der Chronik mit geladenen Gästen im Schiltacher Rathaus-Foyer. Für ihn sei das gute Gelingen des Projekts ein weiterer Beweis eines harmonischen Verhältnisses zwischen  Schiltach und Lehengericht, so Haas. 

Immense Arbeit in nur drei Jahren bewältigt

Bereits 1968 hätte es erste Anfänge einer Lehengerichter Ortschronik gegeben, die nicht weiterverfolgt wurde, informierte Ortsvorsteher Thomas Kipp. Seine Bedenken, ob sich überhaupt genügend Mitstreiter für ein solches Werk finden ließen, waren schnell zerstreut und so traf sich im Dezember 2014 ein Arbeitskreis für einen erneuten Anlauf, das Vorhaben zu verwirklichen, erinnerte Projektleiter Kipp. In nur drei Jahren verfassten 13 Autoren 25 Aufsätze, darunter Mitstreiter, die bereits im Wissenschaftsbetrieb veröffentlicht haben, sowie Heimatforscher und Zeitzeugen, die ihre Erinnerungen beisteuerten. Dafür sammelten sie Fotos und Geschichten der Lehengerichter, machten viele Besuche dort und führten Gespräche, suchten nach Belegen in Archiven und erstellten Bildunterschriften für über 600 Bilder in zwei Chronik-Bänden.

"Lässt Vergangenes lebendig werden"

»Es ist ein Nachschlagewerk entstanden, das den Bürgern von Lehengericht und Schiltach ihre Geschichte näher bringt und Vergangenes lebendig werden lässt«, so Kipp, der dies auch mit einem gewissen Stolz darauf sagen könne. Die 13 Autoren – »ein bunt gemischter Haufen von Profis und Laien«, sagte er freundlich verbunden – vertrat einer von ihnen, Hans Harter. Sie hätten sich als Team gegenseitig geholfen und unterstützt.

Buch versus moderne Medien

Er machte auf die Bedeutung des Buches aufmerksam, das der Kurzlebigkeit heutiger Medien entgegenstehe, mit fundiertem Wissen versorge und Träger des Langzeitgedächtnisses sei. Lehengericht hätte sich den Chronisten vielfältig gezeigt. »Noch gibt es die Alten, die die Brücke ins 20. oder gar ins 19. Jahrhundert schlagen können«, sagte er und bedankte sich für die wohlwollende Unterstützung der Bewohner des Lehengerichts, die ihre Erinnerungen, Lebensgeschichten und Fotos gerne offenbart hätten. Für den passenden Rahmen der Veranstaltung sorgten eine Präsentation des Buches in Bildern von Archivar Andreas Morgenstern, einige Trachtenträger sowie die Trachtenkapelle aus Lehengericht.


> Das zweibändige Lehengericht-Buch wird in einem Schuber ausgeliefert und umfasst rund 700 Seiten. »Ins Layout gepackt, gedruckt und gebunden, kommen wir auf circa 3,5 Millionen Zeichen. Das entspricht ungefähr 550 000 Wörtern und das wiederum 0,007 Cent pro Wort. Das ist okay«, fand Jakob Wolber von Wolber Kommunikation in Hausach.


> Das Werk ist ab sofort im Buchhandel unter der ISBN-Nr. 978-3-00-057340-8 und in der Tourist-Info im Schiltacher Rathaus erhältich. Der Preis beträgt 39 Euro.




Fast alle Macher waren bei der Präsentation der neuen Lehengerichter Chronik im Rathaus-Foyer dabei: Peter Brand (von links), Carsten Kohlmann, Walburga Schillinger, Jakob Wolber, Frank Schrader, Thomas Kipp, Frieder Wolber, Annika Morgenstern, Hans Harter, Andreas Morgenstern, Helmut Horn, Rolf Rombach und Peter Rottenburger.



(Dieser Bericht erschien gleichen Tags erstmals im „Offenburger Tageblatt“!)

Schiltach, den 30. Oktober 2017








Bürgerengagement bei der Freilegung der Brücke am Burgfelsen
Historisch wertvollen Bogenbrücken mehr Aufmerksamkeit schenken


von Willy Schoch


Mit einer Aktion wollten Bürger die Aufmerksamkeit auf den Erhalt von historisch wertvollen Bogenbrücken richten. Die freigelegte Gewölbebrücke am Eingang des Witticher Tales ist ein Beweis dafür. 150 Jahre trotzte sie jedem Hochwasser und befindet sich noch in einem ordentlichen Zustand.

Die wohl ältesten Konstruktionen von Brücken sind die Bogen- oder Gewölbebrücken. Bauwerke einer vergangenen Brückenbauepoche. Die statische Besonderheit dieser Brücken besteht darin, dass alle Kräfte die über das Bauwerk abgetragen werden als Druckkräfte auftreten. Verwendet wurden sorgfältig behauene Keilsteine. Sandsteine, die es ja im Schwarzwald genügend gab. Das Zusammenfügen erfolgte ohne Mörtel oder Zement. Die Konstruktion macht noch heute augenfällig, wie man mit einfachen, seit Generationen erprobten Bauweisen, zu ausgereiften Lösungen kommen konnte.

Erst mit der Industrialisierung wurde Eisen und Stahl als Baumaterial verwendet. Dies wohl auch wegen der größeren Spannweiten. In bescheidenem Umfang werden noch heute Holzbrücken über kleinere Bachläufe gebaut.

Diese Gewölbebrücken werden zunehmend zu einer echten Rarität. Auch sie sind historische Bauwerke einer vergangenen Brückenbauepoche. Bei der Kleindenkmalerfassung im Landkreis Rottweil in den Jahren 2012/2013 wurden die Schenkenzeller Erfasser auch darauf aufmerksam. Auf der Gesamtgemarkung Schenkenzell/Kaltbrunn sind noch fünfzehn davon anzutreffen. Alle als Klein- bzw. Kulturdenkmale bestätigt.

Bogenbrücken sind anzutreffen im Heubachtal, im Egenbach, bei der Dorfmühle sowie im Witticher- und Kaltbrunner-Tal. Gebaut wurden sie alle im 19. Jahrhundert als Folge des allgemeinen Straßenausbaues. Mit dem Ausbau der Kinzigtalstraße um 1869 und der Landesstraße von Schenkenzell nach Reinerzau um 1865 kam auch die verkehrsmäßige Erschließung der Seitentäler. Nicht nur für
den Straßenbau zur Querung der Talbäche, sondern auch als Zugang zu den Wohnanwesen und Wirtschaftsflächen, waren Brücken erforderlich. Teils waren sie öffentlich, teils privat.

Vielfach werden die Bauwerke wenig beachtet. Dies schon deshalb, weil sie zugewachsen und das Mauerwerk stark bemoost ist. Auf eine Initiative des Historischen Vereins Schiltach/Schenkenzell wurde dieser Tage eine Bogenbrücke am Eingang des Witticher Tales am Burgfelsen freigelegt. In einer kleinen und spontanen Bürgeraktion war das möglich. Ein Lob für dieses erneute Bürgerengagement nach den Aktionen an den Schwallungen in Wittichen und Kaltbrunn. Damit will man auch diese historisch wertvollen Klein- bzw. Kulturdenkmale ins rechte Licht stellen und an den Erhalt der Bauwerke erinnern an Brückenbauwerke, die von Generationen vor uns mit sehr viel Geschick erstellt wurden.

Die Bogenbrücke am Burgfelsen – Eigentümer ist das Haus Fürstenberg – präsentiert sich nach der Freilegung noch in einem recht guten Zustand.




Bei den Arbeiten kam ein behauener Sandstein mit der Jahreszahl 1871 zum Vorschein. Nahezu 150 Jahre also hat die Brücke auf dem „Buckel“. Jedem Hochwasser hielt sie stand. Sie hat eine Länge von 6,5 Meter, eine Breite von 2,4 Meter und eine Durchlassbreite von 2,5 Meter. Sie wird heute noch genutzt, wenngleich nicht mehr mit Nutzlasten so wie früher.


Fotos: Willy Schoch



Erst kürzlich hat die Gemeinde einem Karlsruher Ingenieurbüro den Auftrag für eine grundlegende Bestandsaufnahme des Bauzustandes und der Verkehrssicherheit aller Brückenbauwerke vergeben. Betroffen sind 31 Brücken auf der Gesamtgemarkung, die sich im Besitz der Gemeinde Schenkenzell befinden. Darunter fünf reine Gewölbebrücken und drei Brücken in Kombination Gewölbe/Stahlbeton. Diese acht Brücken sind allesamt anerkannte Klein- bzw. Kulturdenkmale.


Schenkenzell, den 27. Oktober 2017




Festvortrag von Historiker Dr. Hans Harter und
Foto-Ausstellung „Leben und Arbeiten in Lehengericht“



Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Lebendiges Lehengericht“ hält Dr. Hans Harter am Freitag, den 10. November 2017 in der Gemeindehalle Vorderlehengericht den Festvortrag „Lehengericht und die Lehengerichter“. Einlass ist ab 18.30 Uhr, Beginn um 19 Uhr.

Eingerahmt wird dieser Vortrag von einer umfangreichen Foto-Ausstellung des Historischen Vereins unter dem Titel „Leben und Arbeiten in Lehengericht“, die an diesem Abend erstmals zu sehen sein wird und in die Klaus Wolber kurz einführen wird. Zusammen mit Klaus-Ulrich Neeb und Marcus Löffler, allesamt aktive Mitglieder des Initiativkreises, hat er aus den Sammlungen des Ortsvorstehers, des Stadtarchivs sowie einiger Privatleute eine große Zahl von Fotografien gesichtet, ausgewählt und zehn Themenbereichen zugeordnet.


Dieter Becker, Klaus-Ulrich Neeb und Klaus Wolber beim Bestücken der Stellwände
Foto: R. Mahn

Nach Jahrhunderte langer Zugehörigkeit zu Schiltach erlangte die Ortschaft Lehengericht nach zähem Ringen 1817 ihre Selbständigkeit. Am 10. November, also vor exakt 200 Jahren, wurde die Trennungsurkunde unterschrieben. Die Ausstellung gibt einen lebendigen Einblick in der Entwicklung der fast 160 Jahre lang selbständigen Gemeinde Lehengericht. Landwirtschaft und Industrialisierung, Vereinsleben und Schulen, Geselligkeit und Familienfeste werden einige Schwerpunkte sein.

Die Präsentation wird auch am Festwochenende 05./06. Mai 2018 zu sehen sein. Zudem sind weitere Termine im Gespräch, an denen die Fotoschau der Einwohnerschaft zugänglich gemacht werden kann. Wir werden dazu rechtzeitig informieren.

Die brandneue zweibändige Chronik „Lehengericht“, die von der Stadt Schiltach herausgegeben wurde und an deren Entstehen Mitglieder unseres Vereines maßgeblich beteiligt waren, kann nach dem Festvortrag zum Preis von 39 Euro erworben werden. Weiterhin wird sie von der Tourist-Info im Rathaus während der üblichen Dienststunden zum Verkauf angeboten.


Schiltach, den 06. November 2017 / rm



„Kunst und Künstler“ als Schwerpunktthema in „Die Ortenau“ 2017
Beiträge aus Schiltach greifen Kinzigtäler Themen auf

Von Reinhard Mahn


Ende September wurden per Spedition mehr als 80 Exemplare der neuen „Ortenau“ angeliefert, worauf sich Mitglieder des Initiativkreises sogleich ans Verteilen machten. Von vielen Geschichtsfreunden in Schiltach, Schenkenzell und Umgebung wurde die zwischenzeitlich bereits 97. Ausgabe des Jahrbuches schon freudig erwartet. Mit 540 Seiten Umfang bietet sie dem Leser wieder ein breites regionalgeschichtliches Themenspektrum. Trotz hohem Kostendruck bei der Herstellung des Bandes wurde auf die aufwändige und farbige Gestaltung des Jahrbuches glücklicherweise nicht verzichtet.

Wir sind in Mittelbaden breit gestreut, was die Themen angeht“ sagte Redakteur Dr. Martin Ruch bei der Präsentation des Bandes im Ritterhaus-Museum in Offenburg „und dass wir von einer Geschichte der Ortenau sprechen können, hängt auch mit diesem Buch zusammen“ ergänzte der Historiker, so die „Badische Zeitung“ vom 9. Oktober 2017.

Seit zehn Jahren steuern Schwerpunktthemen die Richtung der einzelnen Ausgaben, wobei natürlich auch die „freien“ Beiträge weiterhin ihren festen Platz haben. Für den aktuellen Jahrband 2017 hatte die Redaktion das übergeordnete Thema „Kunst und Künstler“ ausgegeben, wobei allerdings nur bereits verstorbene Künstler Berücksichtigung finden konnten.

Aus den themenbezogenen Einsendungen hat eine Auswahl von 13 Beiträgen im Jahrbuch Aufnahme gefunden. Auf gut 180 Seiten erstreckt sich das Themenspektrum vom „Mosaik von Schuttern“ aus dem frühen 12. Jahrhundert über Eindrücke von Kriegsteilnehmern von den Schauplätzen des Ersten Weltkrieges bis zu Werken aus dem späten 20. Jahrhundert sowie der Volkskunst.

Zum Schwerpunktthema erreichte die Redaktion auch wieder ein Aufsatz aus Schiltach. Historiker Dr. Hans Harter beschäftigt sich mit dem Maler Wilhelm Hasemann aus Gutach und seinen Kontakten nach Schiltach und hier vor allem zur Künstlerfamilie Eyth seit den 1880er Jahren. Während seiner Aufenthalte im oberen Kinzigtal wurde er Zeuge der Flößerei, die damals noch in vollem Gange war. Hasemann fertigte Skizzen vom Flößerhandwerk und einzelnen Flößern, die später als Gemälde Eingang in seinerzeit deutschlandweit erfolgreiche Publikationen fanden. Auch zu Werken von Heinrich Hansjakob steuerte er zahlreiche Illustrationen bei. Durch Hasemann, der sich auch schon früh dem Fotografieren widmete, sind so Aufnahmen, Bilder und Darstellungen erhalten, die die Flößerei in Schiltach und Umgebung in einzigartiger Weise dokumentieren und den heutigen Flößervereinen unschätzbares Wissen zur Technik und den bei der Flößerei eingesetzten Hilfsmitteln überliefert hat.

Auf mehr als 260 weiteren Seiten folgen zwanzig breitgefächerte freie Beiträge, die sich u. a. mit dem Reichstal Harmersbach zur Zeit der Reformation, dem Lebensborn-Heim „Schwarzwald“ in Nordrach, dem Judengrab von Steinach, Gedanken zur Erinnerungskultur in Offenburg sowie mit Durbacher Bierbrauern in Amerika befassen.

Unter diesen freien Beiträgen findet sich auch wieder eine Arbeit von Vereinsmitglied Dr. Andreas Morgenstern, Leiter des Stadtarchivs und der städtischen Museen. Sein Blick fällt auf die Berichterstattung von Kriegsbeginn bis Ende 1914 in der damals verbreiteten Zeitung „Der Kinzigtäler“. Er zeigt die Auswirkungen der instrumentalisierten Bildauswahl im Rahmen der massiv eingeschränkten Pressefreiheit auf, die schon damals bewusst propagandistisch eingesetzt wurde. Die wenigen veröffentlichten Fotos stammten nun praktisch alle aus dem militärischen Bereich, wobei Morgenstern sie sechs Kategorien zuordnet und dabei verdeutlicht, welche Wirkung mit den ausgewählten und teilweise gestellten Motiven bei den Lesern in der Heimat erzielt werden sollte.




Drei Kriegsaquarelle des Lahrer Kunstmalers Wilhelm Wickertsheimer
zieren den Einband des 97. Jahresbandes



Abgerundet wird „Die Ortenau“ 2017 durch die Rubriken „Neue Literatur“ und „Nachrichten“. Die Berichte von siebzehn Mitglieder- und fünf Fachgruppen geben Einblick in die Vielfalt der Vereinsarbeit in der Region und komplettieren die von Redakteur, Präsidiums- und Ehrenmitglied Dr. Martin Ruch wieder mit viel Einfühlungsvermögen und Sorgfalt zusammengestellte Publikation.

„Die Ortenau“ 2017 kann über den Initiativkreis des Historischen Vereins zum Preis von EUR 26,00 erworben werden. Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Marcus Löffler, Tel. 07836/378020 oder jedes andere Mitglied des Initiativkreises, die Kontaktdaten finden Sie hier auf dieser Homepage. Falls Sie Mitglied werden wollen sind die Kosten für den Jahresband bereits im Vereinsbeitrag enthalten.

Die Jahreshauptversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. findet am 29. Oktober 2017 in Friesenheim-Schuttern statt.



Schiltach, den 15. Oktober 2017


Mitglieder des Initiativkreises bereiten Foto-Ausstellung
„Leben und Arbeiten in Lehengericht“ vor



Als einer der Höhepunkte im Rahmen des Veranstaltungszyklus „Lebendiges Lehengericht“ darf der Festvortrag von Historiker Dr. Hans Harter, Schiltach am 10. November 2017 in der Gemeindehalle Vorderlehengericht gelten. Begleitet wird dieser Vortrag von einer umfangreichen Foto-Ausstellung des Historischen Vereins unter dem Titel „Leben und Arbeiten in Lehengericht“, die an diesem Abend erstmals zu sehen sein wird. Klaus Wolber, Klaus-Ulrich Neeb und Marcus Löffler, allesamt aktive Mitglieder des Initiativkreises, wurden mit Konzeption und Realisierung dieser Ausstellung betraut.




Die Suche nach geeigneten Fotografien gestaltete sich dabei nicht allzu schwierig. Mit Unterstützung von Dr. Andreas Morgenstern und Thomas Kipp konnte aus den Archiven der Stadt, des Ortsvorstehers sowie zahlreicher Privatleute eine Fülle zeitgeschichtlicher Aufnahmen zusammengetragen werden. In bisher fünf Vorbereitungsrunden entwickelte das Ausstellungsteam daraus verschiedene Themen-Schwerpunkte, scannte die Bilder ein und bearbeitete sie.

Die Themenkreise Landwirtschaft, Wald und Jagd, Industrialisierung, Ortsverwaltung, Schulen, Vereine, Geselligkeit, Familienfeste und Hauswirtschaft werden die Eckpfeiler der Fotopräsentation sein. Die Bilder umspannen einen Zeitraum von nahezu 150 Jahren und geben somit einen lebendigen Einblick in der Entwicklung der Ortschaft Lehengericht, die nach Jahrhunderte langer Zugehörigkeit zu Schiltach nach zähem Ringen 1817 ihre Selbständigkeit erlangte und im Frühjahr 1974 im Rahmen der Gemeindereform wieder Teil der Stadt wurde.

Vorgesehen ist, die Ausstellung auch am Festwochenende 05./06. Mai 2018 im Lehengerichter Rathaus zu präsentieren.
Zudem werden derzeit weitere Möglichkeiten sondiert, die Dokumentation der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Schiltach, den 02. September 2017 (rm)




Gemeinde Schenkenzell lässt Orientierungstafeln an der Ruine Schenkenburg aufstellen



Von 2009 bis 2014 wurden die erhaltenen Bauwerke der Burgruine in drei Bauabschnitten komplett saniert. 420 000 Euro kostete das Großprojekt, zu dem das Land Baden-Württemberg und die Denkmalstiftung ihre Anteile beisteuerten. Durch viele ehrenamtliche Arbeitseinsätze der Bürger wurde die Anlage wieder auf Vordermann gebracht, Bäume und Hecken entfernt, die Rundwege alle wieder begehbar gemacht. 

Was dann noch fehlte waren Infotafeln, die dem Besucher die Geschichte der Burg vermitteln können. Vor drei Jahren wurden Ideen entwickelt, dann erhielt eine Werbeagentur vom Gemeinderat Schenkenzell den Auftrag zur Umsetzung. Der Themenweg mit historischen Informationen rund um die Ruine Schenkenburg wurde nun vor kurzem fertig gestellt.

Entlang des ein Kilometer langen Rundweges informieren zehn ansprechende Tafeln. Diese machen die Geschichte der Schenkenburg für jeden Wanderer erlebbar. Er erfährt Interessantes und Wissenswertes über die Burg und das Leben ihrer ehemaligen Bewohner.




Die Farbgebung der durchnummerierten Tafeln in der Kombination gelb/weiß entspricht dem Wappen der Schenken. Die rechte Tafelseite bietet rein historische Texte über die Erbauer und Bewohner der Burg, die Bauwerke, das »Burg-Hotel«, die Suche nach edlen Erzen und vieles mehr. Den Plan, Hinweise über die Wegführung und jeweiligen Standort finden die Betrachter auf der linken Tafelseite, ergänzt durch kleinere Texte zu Burgen, Rittern und dem Leben auf der Burg. Die Texte für die Tafeln lieferte der Schenkenzeller Heimatforscher Willy Schoch.

Die Anfänge der Schenkenburg reichen in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zurück. Rund 300 Jahre war sie die Herrschaftsburg der Grafen von Freiburg, der Geroldsecker und der Fürstenberger. Neben der Burg Hohengeroldseck gehörte sie zu den ältesten Wehranlagen des Kinzigtals. Im Streit mit seinem Lehensmann ließ der »wilde« Graf Wilhelm zu Fürstenberg 1534 seine eigene Burg zerstören. In den rund 500 Jahren seither hat sich an der Burganlage nicht viel geändert. Weithin sichtbar sind bis heute der wohnturmartige Palas und der massive Bergfried. Auch Ringmauern und Zwinger sind noch zu sehen.

Das Dorf "Schenkencelle" war ehemals von einem Burgenring umgeben und zwar vom „Burgstall“, dem „Schlössle“ und der Burg „Wittichenstein“. In die jeweiligen Richtungen zeigen die drei Fernrohre, die auf dem höchsten Punkt der Ruine aufgestellt wurden.

Der Themenweg beginnt und endet an der Schranke am Wanderweg Lehen – Untere Halde. Die Info-Tafeln sind für die sich nach der Sanierung stolz präsentierende Ruine Schenkenburg das „Tüpfelchen auf dem i“.

Mehr denn je ist das Schenkenzeller Wahrzeichen jetzt wieder ein lohnenswertes Ziel für Einheimische und auswärtige Besucher.



Schenkenzell, den 28. August 2017 (ws/rm)






Gerne weisen wir auf einen sehenswerten Film hin, der die Flößerei auf oberbayrischen Flüssen dokumentiert. Er läuft in Kürze in den Subiaco-Kinos in Schramberg und Freudenstadt.


Dazu schrieb uns Thomas Kipp, Obmann der Schiltacher Flößer:

Ich möchte Euch noch kurz über den Film “Fahr ma obi am Wasser” informieren, der u. a. am Freitag, 08.09.17 um 20:00 Uhr im Subiaco-Kino in Schramberg gezeigt wird.




Es ist ein sehr interessanter Film von Walter Steffen über die Flößerei auf Isar und Loisach.
Speziell an diesem Abend wird Frau Gabriele Rüth aus Wolfratshausen anreisen, sie ist Buchautorin und Vorsitzende des Vereins “Flößerstraße” und hat sich bei der Produktion des Films und dessen Finanzierung stark eingebracht.

Vor der Filmvorführung, um ca. 19:30 Uhr wird sie über den Film und seine Entstehung berichten. Weitere Informationen gibt’s unter http://isarfloesser-film.de/43-2/downloads/

Wer Interesse hat, ist zu dieser Veranstaltung herzlich eingeladen, Treffpunkt ist um 19:15 Uhr vor dem Kino in der Schiltachstraße 32, neben der Kneipe "Majolika". Das Subiaco in Schramberg bietet ca. 100 Sitzplätze, der Eintritt kostet 7 €.



Hinweis für alle, denen dieser Termin ungelegen ist:

Der Film läuft in Schramberg auch am So. 10.09. und Mi. 13.09.17, jeweils 20 Uhr
und im Subiaco-Kino im Kurhaus in FDS, Loßburger Straße, am Do. 14.09., Mo. 18.09. (jew. 20 Uhr) und Di. 19.09.17 um 17.30 Uhr.


Schiltach, den 27. August 2017 (rm)







Gemeinderat unterstützt Forschungen zur Flößerei

Von Lothar Herzog



Die Gemeinde Schenkenzell beteiligt sich an einer interkommunalen Dokumentation zur Geschichte der Flößerei an der oberen Kinzig. Wenn sich neben Schenkenzell noch weitere sieben Kommunen beteiligen, gibt’s eine Förderung vom „Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord“.

Im Jahre 2015 wurde die Flößerei von der Deutschen Unesco-Kommission als wichtiges immaterielles Kulturerbe in das bundesweite Verzeichnis aufgenommen. Die deutsche Flößer-Vereinigung verfolgt außerdem das Ziel, dass die Flößerei als immaterielles Weltkulturerbe anerkannt wird.

Wie Bürgermeister Thomas Schenk in der Sitzung des Gemeinderats informierte, beschäftigen sich die Schiltacher Flößer und die Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell im Historischen Verein für Mittelbaden schon seit geraumer Zeit mit den Bauwerken der Flößerei – aber auch mit der wirtschaftlichen und historischen Bedeutung, die die Flößerei über Jahrhunderte im Schwarzwald hatte.

Das relativ schwache Gefälle der Flüsse Schiltach, Kinzig und Reinerzau bis tief in den mittleren Schwarzwald hinein seien damals gute Bedingungen für die Flößerei im oberen Kinzigtal gewesen. Neben dem Erhalt der Bauwerke (Holzriesen, Schwallungen) sei überlegt worden, wer den historischen Hintergrund fachlich zusammentragen und aufarbeiten könnte. Die Ergebnisse seien danach in Verbindung mit dem Flößerweg auch touristisch nutzbar, erläuterte der Bürgermeister. Durch die Kontaktaufnahme mit einem Freiburger Professor, dessen Forschungsschwerpunkte die Geschichte und Ökologie der Kulturlandschaft sowie die Gewässerentwicklung und die Wasserbaugeschichte darstellen, seien die Schiltacher Flößer auf eine Karte von A. Kern gestoßen. Auf ihr werde das ganze Ausmaß der Floßanlagen an den Gewässern Kinzig, Wolf, Schiltach, Reinerzau sowie deren Seitenbächen sichtbar.


Ein Leistungsverzeichnis zeige auf, welche Arbeiten für die Studie zur historischen Bedeutung der Holzbringungsanlagen vorgesehen seien und welche Kosten hierfür anfielen. Da eine Summe von knapp 38 000 Euro auch für insgesamt acht Gemeinden kaum zu stemmen sei, habe die Stadt Schiltach im vergangenen Herbst einen Förderantrag beim Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord gestellt. Der Antrag sei aufgrund ausgeschöpfter Fördermittel zunächst zurückgestellt worden. Nun aber böte sich eine Chance auf einen Zuschuss in Höhe von circa 22 000 Euro, wenn die acht Kommunen aus drei Landkreisen (Schiltach, Schenkenzell, Alpirsbach, Loßburg, Bad Rippoldsau-Schapbach, Oberwolfach, Wolfach und Schramberg) bereit seien, jeweils 2000 Euro aus eigener Tasche beizusteuern.

Die Teilnahme an diesem Projekt wäre für Schenkenzell sicherlich höchst spannend und würde sich auch für andere Zwecke lohnen, warb Schenk um Zustimmung. Bei Rat Werner Kaufmann stieß der Bürgermeister auf offene Ohren. Die einmalige Chance für eine Bestandsaufnahme dürfe man sich nicht entgehen lassen. Touristisch sei das Projekt ein ordentliches Pfund, mit dem man wuchern könne, stellte Kaufmann in Aussicht. Dies sahen auch andere Räte so und befürworteten die Teilnahme einstimmig.

Das Leistungsverzeichnis sieht zur Erstellung dieser interkommunalen Dokumentation eine Bearbeitungszeit von acht Monaten vor. Es beinhaltet unter anderem die Auswertung von Quellen, Erstellen von Karten und Geländeerhebungen für alle Elemente der Holzbringung, des Holztransports, der Bewässerung und der Mühlen. Die Holzbringungssysteme sollen mit anderen von der Flößerei geprägten Landschaften verglichen werden, um die Alleinstellungsmerkmale des Systems im Kinzigtal herauszuarbeiten.

Außerdem soll der Rekonstruktions- und Restaurierungsbedarf der Bauwerke für den Erhalt wie auch die wirtschafts- und sozialgeschichtlichen Hintergründe erarbeitet werden.



Dieser Bericht erschien am 20.07.2017 im „Schwarzwälder Bote“
und im „Offenburger Tageblatt“.



Schiltach/Schenkenzell, den 02. August 2017 / rm






Historische Kaltbrunner Grabsteine vor Verfall gerettet


Von Willy Schoch und Reinhard Mahn

Um eine 1474 im spätgotischen Stil erbaute Kapelle liegt der idyllisch gelegene Kaltbrunner Friedhof, eingefasst durch eine solide Friedhofsmauer. Vor dem Friedhofstor begegnet der Besucher zuerst einem Gedenkstein, der an Andreas Harter, den langjährigen Vogt und Bauernfürsten von Kaltbrunn erinnert. Nach dem Betreten des Friedhofes fällt der Blick rechts auf drei historische Grabsteine aus dem 19. Jahrhundert. Sie sind wichtige Zeugnisse der Bestattungskultur unserer Vorfahren und zeichnen sich durch besonders wertvolle Steinmetzarbeiten aus.

Der kleinste Stein erinnert an Emanuel Bold, der in Wittichen von 1880 bis 1884 Pfarrer war. Er wurde 1831 geboren und ist mit 56 Jahren gestorben. Die beiden anderen Grabsteine sind recht stattliche Werke mit einer Höhe von 275 Zentimeter. Sie erinnern an die Eheleute Alois und Johanna Harter geborene Armbruster, beide gebürtig aus Schapbach. Alois Harter war Wirt im Vortal und von 1852 bis 1867 Bürgermeister der Gemeinde Kaltbrunn.


Wertvolle Steinmetzarbeiten: Der gediegene Grabstein von Pfarrer Emanuel Bold und die stattlichen Grabmale von Alois und Johanna Harter (Gasthof Linde) Foto: Schoch

Die Friedhofskultur verändert sich zusehends, nicht nur in Art und Örtlichkeit der Beisetzungen, sondern auch in der Gestaltung der Grabmale. Alte historische Grabsteine ermöglichen hierbei einen Vergleich des Stilwandels.
War das Grabruherecht abgelaufen, wurden die Grabsteine entfernt und zerschlagen oder gar für bauliche Zwecke verwendet. So war und ist es wohl immer gewesen. Hierbei wurde wertvolles Kulturgut vernichtet, was letztendlich nicht wieder gutzumachen ist.

Da hatte die ehemalige Gemeinde Kaltbrunn Anfang des vorigen Jahrhunderts doch ein wachsames Auge. Sie rettete drei Grabmale und stellte sie an der Seitenwand der Kaltbrunner Friedhofskapelle wieder auf. Die Grabsteine sind nun aber im Laufe der Jahrzehnte stark verwittert und waren mit Moos und Flechten überwachsen. Im Gestein bildeten sich Risse und Teile der Marmortafeln waren abgefallen. Im Rahmen der Kleindenkmalerfassung in den Jahren 2012/2013 wurden die Erfasser auf den schlechten Zustand der Grabmale aufmerksam. Schnell war klar, dass hier unbedingt Handlungsbedarf besteht.

So hat der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell in der Person von Historiker Willy Schoch maßgeblich die Rettung und Restaurierung in die Hand genommen. Als erstes wurden die Grabmale von einem Fachmann begutachtet und die Kosten ermittelt. Die anfallenden Kosten sollten ausschließlich durch Spenden finanziert werden. So ging Schoch auf Spendersuche und fand in Joachim Harter, Franz Harter, der Pfarrgemeinde Wittichen, der Gemeinde Schenkenzell und dem Historischen Verein Unterstützer der Sanierung.

In diesen Tagen hat die Fachfirma Maier aus Haslach die Restaurierungsarbeiten abgeschlossen. Alle drei Grabmale wurden gründlich gereinigt und gesäubert, Risse im Gestein verfüllt und ein eisernes Grabkreuz wieder gerichtet. Sie präsentieren sich nun wieder fachgerecht saniert in einem ansehnlichen Zustand und bieten die Gewähr, dass sie die nächsten Jahrzehnte dem Zahn der Zeit standhalten können.

Der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell freut sich über das Erreichte und bedankt sich an dieser Stelle bei allen Spendern sowie bei Initiator Willy Schoch, der die Restaurierung begleitete.


Schiltach/Schenkenzell, den 10. Juni 2017




Das Projekt „Lehengerichter Chronik“ steht vor dem Abschluss

Aufwändige Forschungsarbeit geleistet: Autorenvertreter stellen umfassenden Beitrag zur Lehengerichter Geschichte vor



Von Martina Baumgartner

Im Rahmen des Gedenkens an die Loslösung des Lehengerichtes von Schiltach im Jahr 1817 haben 13 Autoren eine Chronik des heutigen Stadtteils Schiltachs erarbeitet. Dieses Projekt stellten drei Vertreter der Forscher dem Gemeinderat vor.

Die Mitautoren Ortsvorsteher von Lehengericht Thomas Kipp, Helmut Horn und Hans Harter stellten dem Gemeinderat am 29. März im Rathaus ein jetzt zum Ende kommendes Projekt – die Lehengerichter Ortschronik – vor. Der Doppelband wird am 27. Oktober als Gesamtwerk in zwei Bänden veröffentlicht. 13 Autoren verfassten 20 Aufsätze. Es entstand ein »gut lesbares Nachschlagewerk«, illustriert mit rund 600 Bilddokumenten. »Das Buch ist rundweg gelungen«, stellte der Ortsvorsteher erfreut fest. 


Helmut Horn zeigte den Räten Beispiele der teils aufwändig zu »beackernden« schriftlichen Akten. Die Arbeit an der Chronik insgesamt ginge weit über eine ehrenamtliche Tätigkeit hinaus, forderte Herzblut und verdiene Anerkennung sowie Respekt, stellte Horn klar. Die Autoren sollten eine Ortschronik von Lehengericht auf wissenschaftlicher Basis verfassen, erläuterte Harter das Projekt in vier Punkten. Um diese Voraussetzungen zu erfüllen, hätten sie allen Fach- und Sachlagen gerecht werden und diese mit Quellennachweisen belegen müssen. 


»Wissenschaftlich heißt allerdings nicht, dass die Lesbarkeit mangelhaft ist«, versicherte Harter. Die Lehengerichter selbst kämen ebenfalls zu Wort – auch im Bild – und beispielsweise mit Erinnerungen, Anekdoten, Episoden, Gedichten und Erzählungen, so Harter. »Die Bilderschätze der Lehengerichter waren eine wahre Fundgrube«, schwärmte der Forscher. Mit der Wahl als Buchform, stünden die Autoren in einer Tradition von historischer Forschung und Schreibung in Schiltach, die bisher ein Schiltach-Buch, die Reihe »Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach« und ein »Trautwein-Sippenbuch« sowie verschiedenen Broschüren hervorbrachte. Die Form »Buch« sei nach Ansicht der Autoren der Träger des sozialen und menschlichen Langzeitgedächtnisses.


Mit einer Vielfalt an nicht vorhersehbaren Phänomenen und zu lösenden Forschungsproblemen waren die Autoren während ihrer Arbeit zum Thema Lehengericht konfrontiert: »Und das alles war zunächst einmal zu erforschen und darzustellen«, erklärte Harter und zählte eine Vielzahl an Beispielen auf, die die Besonderheit des heutigen Schiltacher Stadtteils aufzeigten.   Die Autoren beschrieb Harter freundschaftlich kollegial   als »bunt gemischten Haufen« aus Profis aus dem Wissenschaftsgeschäft und heimatverbundenen Laien.


Diese Mischung hätte die Gruppe immer wieder zusammenkommen, sich gegenseitig unterstützen und helfen lassen und ein Team gebildet, das stolz darauf sei, »was es letztlich zusammengebracht hat«, freute sich Harter mit einigen Kollegen, die zur Sitzung ins Rathaus gekommen waren. Er erinnerte abschließend an die große Herzlichkeit und offene Freude mit der die Lehengerichter ihn und die Kollegen bei ihrer Arbeit unterstützt hätten. »Da wurden Fotoalben und -kisten geöffnet und gern erzählt und erinnert«, so Harter.


Hans Harter (Bildmitte hinten, von rechts), Helmut Horn und Thomas Kipp stellen dem
Schiltacher Gemeinderat das Projekt »Lehengerichter Ortschronik« vor. © Martina Baumgartner

Schiltachs Bürgermeister Thomas Haas bedankte sich für die »unglaubliche Leistung« der Autoren: »Ein Außenstehender kann kaum erahnen, wie viel Geschäft und Engagement darin steckt«. 

Vom Stolz, ein so wertiges Werk im Fundus der Stadt haben zu können, sprach Stadtrat Axel Rombach. Er erinnerte jedoch auch mit Blick auf zurückliegende Diskussionen zum Umfang der Arbeit, die letztlich auf 500 Seiten festgelegt wurde, dass der Gemeinderat die Pflicht und Aufgabe hätte, die Kosten im Blick zu halten. Die Lehengerichter Chronik immer wieder zur Hand nehmen, lesen und sich informieren will Ratskollege Michael Buzzi. »Das Buch wird die Lehengerichter und Schiltacher ein Leben lang begleiten«, sagte er.


Schiltach, den 04. April 2017 (Erstveröffentlichung im „Offenburger Tageblatt“)


Seit 01. April 2017 präsentiert das „Museum am Markt“ in Schiltach die neue Sonderausstellung


1917...18...19: Revolutionäre Jahre im Schwarzwald



1917, vor genau 100 Jahren, war der Krieg im deutschen Kaiserreich zum traurigen Alltag geworden. Die Euphorie, die zu Beginn des Waffengangs teils noch herrschte, war verflogen, die schnellen Siege in weite Ferne gerückt. Ein zermürbender Stellungskrieg im Westen mit zahllosen Toten offenbarte, was keine noch so geschickte Propaganda verschleiern konnte: An den Fronten und in der Heimat machte sich Kriegsmüdigkeit breit, Soldaten wie Zivilisten, die zunehmend mit Versorgungsengpässen, ja mit blanker Not zu kämpfen hatten, waren immer neue Durchhalteparolen nicht mehr zu vermitteln. Vor diesem Hintergrund formierte sich immer deutlicher Widerstand gegen den Kaiser, seine Militärs und das Reich und bereitete der deutschen Revolution von 1918 ihren Weg.

Zahlreiche Exponate und Textbeiträge werfen ein Schlaglicht auf die politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation gegen Ende des I. Weltkriegs und veranschaulichen den im heimischen Kinzigtal und im Schwarzwald eher gemäßigten Übergang vom Kaiserreich zur Republik.



Gerne weisen wir auf diese Präsentation der Stadt Schiltach hin und laden zum Besuch ein. Die Sonderausstellung ist im „Museum am Markt“ bis 01. November 2017 durchgehend zu sehen, zudem an den Adventswochenenden und von Weihnachten bis Dreikönig 2018. Öffnungszeiten: Täglich jeweils von 11-17 Uhr, der Eintritt ist frei.



Schiltach, den 15. April 2017





Erinnerung an den polnischen Zwangsarbeiter
Bernard Perzynski am 22. Januar 2017 im Gottesdienst
in der katholischen Kirche Schiltach


Wie schon berichtet, wurde vor 75 Jahren, am 14. Januar 1942, der polnische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter Bernard Perzynski von der Gestapo in Schiltach hingerichtet. Einigen alten Schiltachern sind die damaligen Begebenheiten noch vertraut.

Schon acht Monate nach Kriegsende gab es zum vierten Jahrestag am 13.1.1946 in der damaligen katholischen Kirche eine Gedenkfeier, daran schloss sich die Einweihung eines Gedenksteins an, der heute als „Polenstein“ bekannt ist.

Dies griff der Initiativkreis der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell auf. Markus Armbruster erinnerte am 22. Januar 2017 in Absprache mit der Pfarrgemeinde am Ende des Gottesdienstes an das Schicksal dieses Verschleppten. Wir dokumentieren hier den Wortlaut seiner Ansprache:


Am 14. Januar vor 75 Jahren starb hier in Schiltach Bernard Perzynski,
Mitglied dieser Pfarrgemeinde, noch keine dreißig Jahre alt.
Unsere Ältesten werden sich noch an ihn erinnern, denn er war Fuhrknecht
und hat Kinder gern ein Stück mitfahren lassen.

Bernard Perzynski war Pole, einer von über dreihundert Zwangsarbeitern
in Schiltach und Lehengericht. Im Sommer 1941 wurde er denunziert und nach
Gestapo- und KZ-Haft auf Befehl des Reichsführers SS im Zellersgrund erhängt.
Sein angebliches Verbrechen: ein Liebesverhältnis mit einer Deutschen.

Das war kein Sonderfall. Allein in Baden wurden in diesen Monaten
38 Polen aus ebensolchen Gründen umgebracht. Die Gesamtzahl
der von der Nazibarbarei Ermordeten geht in die Millionen.

Keiner von uns kann sich die Millionen Opfer des Krieges und des
Nationalsozialismus vorstellen. Der Vorstellung und dem Mitgefühl
zugänglich sind nur Einzelschicksale.

Bernard Perzynski war so ein Einzelner. Was ihn für uns von den
Millionen unterscheidet ist, dass er hier bei uns gelebt hat. Er hat
hier in Schiltach Gutes und Böses erfahren. Niedertracht und Rassenwahn
von Schiltachern sind zu seinem Schicksal geworden. Sein Leiden und Tod
wurde von manchen mit Kälte und Zynismus entgegengenommen,
von anderen aber mit Entsetzen, Abscheu und Trauer.

Wie so viele Tote dieser Zeit hat auch er kein Grab. Seine Kameraden
haben ihm jedoch nach ihrer Befreiung einen Gedenkstein errichtet.
Er steht heute auf dem Gründlebühl, abseits vom Städtle und wenig beachtet.
Mit diesem Stein rufen sie uns auf, Bernard Perzynski
ein ehrendes Andenken zu bewahren.

Wir wollen ihn nicht vergessen.



Schiltach, den 28. Januar 2017 (rm)



Stilles Gedenken am „Polenstein“


von Reinhard Mahn


Am 14. Januar 2017 jährte sich die brutale Hinrichtung des polnischen Zwangsarbeiters Bernard Perzynski im Schiltacher „Zellersgrund“ zum 75. Mal. Für den Historiker Dr. Hans Harter war dies Anlass, am Vorabend anlässlich unserer Mitgliederversammlung in einem denkwürdigen Vortrag die in den letzten Jahren erfolgten Nachforschungen zum Schicksal des polnischen Kriegsgefangenen vorzustellen.

Bei dichtem Schneetreiben machten sich Mitglieder des Initiativkreises zusammen mit Pfarrer Monsignore Dr. Adam Borek am Samstagvormittag auf den Weg zu dem 1946 errichteten Gedenkstein.

Sie legten im Namen des Historischen Vereins ein Gesteck mit Schleife nieder und gedachten nach einem kurzen Gebet still dem tragischen Schicksal dieses Zwangsarbeiters sowie aller Opfer der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft, besonders auch der ebenfalls willkürlich verurteilten Frau, deren Spur sich in der unmenschlichen KZ-Haft verliert.

Das Mahnmal trägt eine Inschrift in drei Sprachen: „An dieser Stelle wurde der Pole Perzynski Bernard, Offiziersanwärter der Polnischen Armee, erhängt. Opfer des Naziterrors. Ehre seinem Andenken.“



Bemerkung: Der Gedenkstein nennt den 13. Januar 1942 als Todestag. Anhand der erhaltenen Akten fand die Hinrichtung jedoch einen Tag später, am 14.01.1942 statt.




Fotos: R. Mahn



Schiltach, den 25. Januar 2017





Die Mitgliedergruppe ist auf vielen Ebenen aktiv

Bericht von der Jahresversammlung am 13. Januar 2017


von Reinhard Mahn


Der Initiativkreis der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell lud Mitglieder und Freunde zum jährlichen Informationsabend ein. Dabei zeigte sich, dass die Gruppe um Sprecher Peter Rottenburger an unterschiedlichsten Projekten arbeitet und auch 2017 wieder vielversprechende Veranstaltungen plant. Publikumswirksame und trotzdem fundierte Vorträge sind ein wesentliches Standbein der Vereinsarbeit, daneben nehmen die Aufarbeitung der Vergangenheit, Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen in den beiden Gemeinden sowie die stetige Weiterentwicklung der Vereinshomepage breiten Raum ein.

Peter Rottenburger konnte zahlreiche Mitglieder sowie einige Gäste begrüßen, umriss den geplanten Ablauf und führte durch den Abend. Schriftführer Reinhard Mahn blickte auf eine ganze Reihe von Veranstaltungen zurück, die der Initiativkreis im zurückliegenden Jahr anbieten konnte, in vielen Fällen übertraf die Resonanz alle Erwartungen. Vorträge gab es zu Herkunft und Bedeutung von „Abnoba“, dem antiken Namen des Schwarzwaldes und seiner Göttin, zum Leben des legendären Vogtes und Bauernfürsten Andreas Harter von Kaltbrunn sowie eine beeindruckende Einführung in das Nibelungenlied. Eine Präsentation beim „Aktionstag Geschichte“ in Spaichingen, der Literaturabend über den Barockdichter Grimmelshausen sowie eine örtliche Exkursion rundeten den Veranstaltungszyklus ab. Zudem fanden in Kaltbrunn und Wittichen unter der Regie von Willy Schoch mehrere Bürgeraktionen zur Freilegung der historischen Floßweiher statt. Auch die Führungsmannschaft der Mitgliedergruppe wurde verstärkt - durch Markus Armbruster (Schiltach) und Werner Sum (Schenkenzell).




Danach ging Peter Rottenburger auf die Vorhaben des laufenden Jahres ein. Der erste Vortrag im Frühjahr befasst sich mit den politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen am Ende des Ersten Weltkrieges und ihre Auswirkungen bis ins Kinzigtal (Referent: Andreas Morgenstern), weitere Themen sind im Herbst die Burgen des oberen Kinzigtals (Heiko Wagner) sowie die Loslösung des Lehengerichts von Schiltach vor 200 Jahren (Hans Harter). Ein Literaturabend mit Günter Bentele und Wolfgang Tuffentsammer zu Hermann Hesse im Frühjahr, eine kleine Sommerexkursion sowie die Ausstellung „Leben und Arbeiten in Lehengericht“ sind ebenfalls in Vorbereitung. Eine aktuelle Übersicht finden Sie unter Termine.

Der Sprecher des Initiativkreises betonte, dass die Bemühungen um eine bessere Akzeptanz des Silvesterzuges unter Federführung der Stadt fortgesetzt würden. Bereits für dieses Jahr seien behutsame Veränderungen angedacht, wobei auch die Schüler der Grundschule einbezogen werden sollten. Der Arbeitskreis „Lebendiges Lehengericht“, an dem die Mitgliedergruppe ebenfalls beteiligt ist, verspricht in den Jahren 2017 und 2018 interessante Veranstaltungen, eine chronologische Auflistung ist bereits eingestellt. Zu der von der Stadt geplanten Neugestaltung des Areals um das Gedenkkreuz hat der Historische Verein konkrete Vorstellungen. Ziel muss sein, dass das Gedenken alle Opfer von Kriegen, Gewaltherrschaft, Willkür, Terror und Rassismus gleichermaßen einschließt.

Peter Rottenburger erinnerte daran, dass sich seit nunmehr fast exakt zehn Jahren ein inzwischen zehnköpfiger Initiativkreis um die Belange der fast 100jährigen Mitgliedergruppe kümmere, die ausgangs des 20. Jahrhunderts im Dornröschenschlaf lag. Die erfolgreiche Reaktivierung sei ein kleines Jubiläum wert, das man feiern dürfe, mit Stolz und Freude könne man auf das Erreichte der letzten Dekade zurückblicken. Dem solle nun die seit längerem angestrebte Vereinsgründung folgen, wobei Rottenburger zu bedenken gab, dass er ab dem kommenden Jahr kürzer treten wolle und für Führungsaufgaben dann nicht mehr zur Verfügung stehe. Sein Dank galt u. a. dem Präsidium des Gesamtvereins, den Bürgermeistern von Schiltach und Schenkenzell, dem Stadtarchiv, der Volkshochschule Schiltach/Schenkenzell für die gute Zusammenarbeit, der Presse, allen Mitgliedern sowie den Kollegen des Initiativkreises.




Anschließend berichtete Kassier Marcus Löffler von einem leichten Anstieg der Mitgliederzahl und einem insgesamt ruhigen Kassenjahr, Klaus Wolber bescheinigte im Namen der Prüfer eine einwandfreie Kassenführung.
Der Lehengerichter Ortsvorsteher und Vereinsmitglied Thomas Kipp dankte auch im Namen der politischen Gemeinde für die geleistete Arbeit. Man spüre, dass die Struktur der Mitgliedergruppe intakt sei, dies zeige sich an den vielseitigen Aktivitäten, die weit über die heimischen Gemarkungen hinaus reichten.

Gespannt warteten die Zuhörer danach auf den angekündigten Vortrag von Historiker Hans Harter über das tragische Schicksal des polnischen Kriegsgefangenen Bernard Perzynski, der seit 1940 in Schiltach Zwangsarbeit leisten musste und im Januar 1942 durch die Gestapo hingerichtet wurde. Eine kurze Zusammenfassung sowie den dem Vortrag zugrunde liegenden Aufsatz des Referenten finden Sie hier.


Schiltach, den 21. Januar 2017










Bericht von der Jahresversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden
am Sonntag, den 30. Oktober 2016 in Nordrach


von Reinhard Mahn


Die Hauptversammlung ist stets ein ganz besonderer Termin im Vereinskalender. Hier besteht die Gelegenheit, Kontakte zu knüpfen, sich über die Vereinsarbeit auszutauschen und Neues aus der lokalen Forschung zu erfahren. Das Treffen der Vereinsvertreter wurde Ende Oktober von der Mitgliedergruppe Nordrach ausgerichtet, die gleichzeitig ihr 10jähriges Bestehen feierte und somit als jüngster, aber dafür äußerst aktiver Spross des Historischen Vereins für Mittelbaden gelten darf. Vertreter der Mitgliedsgruppen aus dem ganzen Vereinsgebiet trafen sich im Katholischen Pfarrheim, wo Sie von Präsident Klaus Kaufmann (Haslach) und den Mitgliedern des Präsidiums begrüßt wurden. Das obere und mittlere Kinzigtal war durch Vertreter aus Schiltach/Schenkenzell, Schapbach, Hausach, Hornberg/Triberg, Haslach, Steinach, Biberach, Zell a. H. und Gengenbach gut vertreten.

Der Präsident blickte in seinem Rechenschaftsbericht auf Ereignisse und Termine des vergangenen Vereinsjahres zurück, die ihn zu Veranstaltungen rechts und links des Rheins sowie in der Schweiz führten und umriss Aufgaben und Herausforderungen, die im kommenden Jahr angepackt werden müssen.

Geschäftsführer Alexander Vallendor berichtete über die finanzielle Situation, der größte Posten auf der Ausgabenseite war naturgemäß wieder die Mitgliederzeitschrift „Die Ortenau“, die jedoch ein unverzichtbares und identitätsstiftendes Aushängeschild für die Vereinsaktivitäten und die Region ist. Der Abwärtstrend bei den Mitgliederzahlen konnte auch im vergangenen Jahr nicht gestoppt werden, was auch die Auflage des Jahrbuches nicht unberührt ließ. Die Kassenprüfung wurde gemäß den steuerlichen und gesetzlichen Vorgaben durchgeführt, die Prüferinnen bescheinigten dem Geschäftsführer eine einwandfreie und transparente Kassenführung.

Im Anschluss berichtete Martin Ruch als verantwortlicher Redakteur über die Entstehung des aktuellen, erstmals farbigen „Ortenau“-Bandes 2016 und bedankte sich bei Autoren und Präsidium. Auch in diesem Jahr gebe es wieder ein ausgewogenes Verhältnis zwischen themenbezogenen Aufsätzen („Unterwegs – zu Lande, zu Wasser, zu Luft. Aus der Geschichte der Verkehrswege“) und freien Beiträgen. Als Leitthema für 2017 wurde „Kunst und Künstler“ ausgegeben. Die „Ortenau“-Bände sind nun komplett bis einschließlich 2009 digitalisiert, alle Beiträge stehen jedem Interessierten somit kostenlos zur Verfügung. Einen direkten Zugang finden Sie im Internet unter http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/ortenau.

Danach folgten Ehrungen durch den Präsidenten. Zum einen dankte er dem Bibliotheks-Team für seine leise aber wichtige Arbeit, zum andern konnte er nach einhelligem Votum durch die Mitgliederversammlung dem langjährigen Redakteur Dr. Martin Ruch für seine außerordentlichen Verdienste um den Verein feierlich die Ehrenmitgliedschaft verleihen. Ruch koordinierte bereits den 17. Jahresband der „Ortenau“.

Dem geschäftlichen Teil folgten Grußworte des Vorsitzenden der ausrichtenden Mitgliedergruppe sowie des Bürgermeisters der Gemeinde Nordrach. Den Festvortrag „Schabos in Nordrach – die Wiedergewinnung der jüdischen Geschichte eines Schwarzwaldkurorts“ hielt der Historiker Uwe Schellinger. Er berichtete über die Rothschild’sche Klinik, deren Geschichte und das Schicksal ihrer letzten Patienten ebenso wie über die teils erheblichen Widerstände bei der Aufarbeitung dieses sensiblen historischen Erbes.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen standen für den Nachmittag drei verschiedene Veranstaltungen zur Wahl: Zum einen die Besichtigung der ehemaligen Klinik Rothschild und des jüdischen Friedhofs, zum andern konnte man sich auf die Spuren des ersten Lungensanatoriums in Nordrach und dessen Gründer Dr. Otto Walther begeben oder man schloss sich einer Exkursion zu den abgegangenen Nordracher Höhenhöfen und Glashütten an. Alle drei Angebote erhielten regen Zuspruch, die drei Vertreter aus Schiltach/Schenkenzell entschieden sich für letztere Möglichkeit.



Der Tag mit seinen vielfältigen Eindrücken wird bei allen Teilnehmern sicher lange in Erinnerung bleiben. Für die gute Organisation und die familiäre Atmosphäre den Nordracher Freunden und dem Präsidium von dieser Stelle ein herzliches Dankeschön.


Schiltach den 1. November 2016




„Verkehrswege“ als Schwerpunktthema im neuen Jahrbuch „Die Ortenau 2016“
Beitrag aus Schiltach befasst sich mit Schwarzwälder Technologie-Transfer



Von Reinhard Mahn


Schon vor einigen Wochen konnte der Initiativkreis die druckfrischen Exemplare der neuen „Ortenau“ im Empfang nehmen und zügig verteilen. Von manchem unserer Mitglieder wurde der rote Jahrband – zwischenzeitlich bereits die 96. Ausgabe – schon freudig erwartet. Und nach dem ersten Durchblättern und Orientieren staunte der ein oder andere nicht schlecht: Die „Ortenau“ des Jahres 2016 ist mit einem Gesamtumfang von 560 Seiten erstmals durchgehend als Farbdruck erschienen. Das ist durchaus ein Mehrwert, der heutigen Erwartungen und Anforderungen entgegen kommt und sicher mithilft, dass der neue Band auch über den Buchhandel Interesse weckt und neue Leser erreicht.

Für die Ausgabe 2016 hatte die Redaktion schon vor gut zwei Jahren das Schwerpunktthema „Unterwegs. Zu Lande, zu Wasser und zu Luft. Aus der Geschichte der Verkehrswege“ ausgegeben. Ein Themenkreis also, der wieder viele Autoren ansprechen sollte, die unterschiedlichsten Fortbewegungsarten und Reisewege zu betrachten. Aus den Einsendungen hat die Redaktion wieder eine breite Palette von Beiträgen zusammengestellt, die die Vielseitigkeit dieses Themenkomplexes erahnen lassen.

Achtzehn Beiträge beleuchten auf gut 280 Seiten die unterschiedlichsten Facetten des Themenschwerpunktes. Die Beiträge befassen sich u. a. mit Römerstraßen und Pilgerwegen, mit Brücken und Wasserläufen, mit Fortbewegungsmitteln, der Irrfahrt eines Flüchtlingsbootes 1939 – und der Ankunft von Flüchtlingen und Heimatvertriebenen in den Jahren nach 1945. Es geht also um Mobilität und das „Unterwegssein“ insgesamt.

Zum Schwerpunktthema bereichert auch wieder ein Aufsatz aus Schiltach den neuen Jahresband. Historiker Hans Harter befasste sich während der vergangenen Jahre intensiv mit den Aktivitäten der Schiltacher Flößer, die sich nicht nur auf das Kinzigtal beschränkten, sondern weit darüber hinaus reichten. Seine Recherchen zur Flößerei auf der Wutach liegen bereits in gedruckter Form vor, sein diesjähriger Beitrag bringt einen Technologie-Transfer zum Vorschein, der in den 1860er Jahren aus dem heimischen Schwarzwald nach Österreich-Ungarn vor sich ging. Unter der Leitung des Schiltacher Floßmeisters Abraham Koch machten sich 28 Flößer aus dem Kinzig- und Wolftal auf die weite Reise nach Niederösterreich, um mit Hilfe von Schwarzwälder Floßtechnik den Alpenfluss Ybbs floßbar zu machen und die damals unerschlossenen Holzvorkommen jener Region wirtschaftlich nutzen zu können. Aber das Knowhow der Schwarzwälder war auch in anderen Regionen der Monarchie gefragt, so gelangten badische Flößer, teils mit ihren Familien, auch nach Ungarn, nach Siebenbürgen, ja selbst in Galizien, dem westlichen Teil der heutigen Ukraine sind ihre Spuren nachzuweisen. Harter beschreibt detailliert die Einrichtung der Gestörflößerei, die Ausbeutung der Holzvorkommen, die wirtschaftlichen Risiken und Gefahren sowie Schicksale der beteiligten Kinzigtäler. Auszüge aus Briefen und anderen Dokumenten geben einen authentischen Einblick in die raue und gefährliche Lebenswelt jener frühen Technologie-Experten.

Auf mehr als 170 weiteren Seiten folgen vierzehn freie Beiträge, die sich u. a. mit archäologischen Forschungen in Renchen, einer kritischen Würdigung des 100. Geburtstages von Heinrich Hansjakob, dem Nordracher Klerus und der Zeller Keramik befassen. Vorgestellt wird auch ein Pfarrer aus Schutterwald, der über Jahre den Nationalsozialisten widerstanden hatte. Dazu kommen die Rubriken „Junge Autoren“, Neue Literatur und Nachrichten. Berichte der Mitglieder- und Fachgruppen führen die Vielfältigkeit der Vereinsarbeit in der Region eindrücklich vor Augen und komplettieren die von Redakteur und Präsidiumsmitglied Martin Ruch wieder mit viel Sorgfalt und Liebe zum Detail zusammengestellte Publikation.



"Wir wollen eine breite Leserschaft ansprechen", betonte Ruch, so die Badische Zeitung, deshalb seien die Beiträge nicht zu wissenschaftlich, aber auch nicht zu banal. "Die Ortenau" sei bunter, die Aufsätze, früher eher von älteren Autoren verfasst, seien attraktiver und lebendiger geworden. Entstanden sei eine facettenreiche Lektüre für alle Interessierten, die vielfältige Einblicke in die Geschichte biete. "Dass die Ortenau ein Geschichtsbewusstsein hat, ist auch ein Verdienst dieser Zeitschrift", unterstrich der Redakteur.

„Die Ortenau“ Ausgabe 2016 kann über den Initiativkreis des Historischen Vereins zum Preis von EUR 30,00 erworben werden. Falls Sie Mitglied werden, erhalten Sie den Jahresband zum Vereinsbeitrag (Vorzugspreis). Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Marcus Löffler, Tel. 07836/378020 oder jedes andere Mitglied des Initiativkreises.


Schiltach, den 30. Oktober 2016





Kampf gegen den Zahn der Zeit:
Restaurierung beschädigter Grabmale ist in die Wege geleitet


Von Willy Schoch



Ein Kleinod ist die Kapelle auf dem idyllisch gelegenen Friedhof im Kaltbrunner Tal. Sie stammt aus dem Jahr 1474. Rechts der Kapelle sind alte, historisch wertvolle aber zwischenzeitlich stark verwitterte Grabsteine aufgestellt. Auf Initiative des Historischen Vereins Schiltach/Schenkenzell werden diese nun restauriert.

Nach dem Betreten des Friedhofes, im umfriedeten Bereich, fällt der Blick auf drei alte Grabsteine. Schon Anfang des vorigen Jahrhunderts hatte die Gemeinde Kaltbrunn ein wachsames Auge auf die Erhaltung wertvoller Zeugen unserer Vorfahren gehabt. Diese historischen Grabmale wurden an der Seitenwand der Kapelle aufgestellt. So wird der Stilwandel bei der Gestaltung von Grabsteinen über den Zeitraum der vergangenen 150 Jahre möglich.





Emanuel Bold war von 1880 bis 1884 Pfarrer in Wittichen. Im Alter von 56 Jahren verstarb er. Der etwas gedrungene Stein mit eisernem Kreuz zeugt von einer wundervollen Steinmetzarbeit. Der Aufsatz zeigt in einem Oval einen Kelch mit Hostie, darüber einen Totenkopf.

Die beiden anderen stattlichen Grabsteine erinnern an die Eheleute Alois und Johanna Harter geborene Armbruster, beides gebürtige Schapbacher. Alois Harter war Wirt im Vortal und von 1852 bis 1867 Bürgermeister der Gemeinde Kaltbrunn. Alle drei Grabsteine sind im Laufe der Jahrzehnte stark verwittert und mit Moos und Flechten überwachsen. Im Gestein befinden sich Risse und Teile der Marmortafeln sind abgefallen. Die Grabmale sind anerkannte Kleindenkmale, die unbedingt vor dem Verfall bewahrt werden müssen. Allzu lange sollte damit aber nicht mehr gewartet werden.

Deshalb hat nun die Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell im Historischen Verein für Mittelbaden die Restaurierung dieser anerkannten Kleindenkmale angestoßen, die noch in diesem Jahr durch die Steinmetz-Werkstatt Maier aus Haslach erfolgen wird. Die Kosten sind durch Spenden der Gemeinde, der Kirche, des Historischen Vereins sowie von Privatleuten gedeckt.



Schenkenzell, den 03. September 2016









Gerne machen wir auf die kommende Veranstaltung der Stadt Schiltach aufmerksam


„Kultur im Stadtgarten“ – Die Museen der Stadt Schiltach laden ein:
Badener und Württemberger – das passt zusammen! Oder?


Ein Abend mit Thomas Schnabel, dem Leiter des „Haus der Geschichte Baden-Württemberg“

Seit mehr als 60 Jahren zusammengewachsen – oder doch nicht? Was verbindet Badener und Württemberger miteinander? Sind die Nachbarn noch immer „Sauschwobe“ oder „Badenser“?
Wer könnte sich besser mit diesen Fragen auseinandersetzen als der Leiter des Hauses der Geschichte Baden-Württemberg? Thomas Schnabel leitet seit 1989 das Museum zur Landesgeschichte und kennt so aus seinem beruflichen Wirken zahlreiche Geschichten des Zusammenlebens im Bindestrichland.

Aber nicht nur aus diesem Blickwinkel kann Thomas Schnabel über das Zusammenleben der beiden Nachbarn berichten, er sammelte auch ganz persönlich „grenzüberschreitende“ Erfahrungen: Der gebürtige Heilbronner lebte vor seinem Wechsel in die Schwabenmetropole Stuttgart in Freiburg – eine Stadt, die er bis heute sehr schätzt.



Freuen Sie sich auf einen kurzweiligen, unterhaltsamen Vortrag – und erfahren Sie, was die Menschen „beiderseits des Bindestrichs unseres Landesnamens“ miteinander verbindet.

Die Veranstaltung beginnt am Freitag, den 5. August 2016 um 19 Uhr im Stadtgarten hinter der ev. Kirche. Bei schlechtem Wetter Verlegung ins nahegelegene Lehengerichter Rathaus, Hauptstraße 5.

Der Eintritt frei!

Schiltach, den 21. Juli 2016 (am, rm)



Auch zweite Bürgeraktion erfolgreich:
Staumauer am vorderen Laybachweiher freigelegt


von Willy Schoch


Nach der erfolgreichen Freilegung der Staumauer des Floßweihers in Wittichen war am Samstag, den 28. Mai 2016 der vordere Floßweiher am Laybach in Hinterkaltbrunn an der Reihe. Wiederum waren freiwillige Helfer zur Stelle, um die noch größere Staumauer von Bewuchs freizulegen und wieder sichtbar zu machen. Der Gerüstbauer Fabian Allgeier hatte vorzüglich Vorarbeit geleistet, sodass es gleich richtig zur Sache gehen konnte. Als der Schweiß floss, kam der Besuch von Bürgermeister Thoma Schenk mit Getränken und Brezeln nicht ungelegen. Kurz vor Mittag war die recht mühevolle Arbeit abgeschlossen. Organisator Willy Schoch zeigte sich wiederum sehr zufrieden über die Bereitschaft der Mitbürger und Flößer. Das Gerüst wurde anschließend abgebaut und am nächsten Projekt, dem hinteren Layweiher, wieder aufgestellt. Dort findet dann die dritte und vorerst letzte Aktion am Samstag, 11. Juni 2016, statt.

Auch am vorderen Layweiher war nach Abschluss der Freilegungsarbeiten festzustellen, wie schon beim Floßweiher in Wittichen, dass der Zahn der Zeit an dem historischen Kulturgut gehörig genagt hatte. Die Bausubstanz hat durch Hochwasser und Ausspülung sowie Hangdruck gelitten.

Die jetzt wieder freigelegte Staumauer am Laybach wurde 1842 von Bauern in massiver Bauweise erstellt. Sie hat eine Wandstärke von über acht Meter und eine Breite von fünfzehn Meter. Der Weiher wurde auf eine Länge von einhundert Meter auf die ganze Talbreite aufgestaut. Dessen Schwellwasser zusammen mit dem Schwellwasser des oberen Floßweihers machte es möglich, die Holländerstämme talauswärts bis hin zum Reinerzauer Talbach zu flößen.


Seitdem die Kinzigflößereigenossenschaft ihre Tätigkeit 1894 einstellte und auf die alten Floßrechte verzichtet haben, verfielen mit den Jahren die Anlagen der Flößerei. Förster Braitsch vom Fürstlich Fürstenbergischen Forstamt Wolfach war es, der mit seinen Waldarbeitern das Stauwehr am vorderen Layweiher vor dem Einsturz rettete und 1967 wieder fachmännisch erneuerte. Sowohl die Tafel mit dem Hinweis auf die Erbauung als auch auf die Erneuerung ist nach der Freilegung des Mauerwerks wieder sichtbar geworden.







Die vorerst letzte Aktion gilt der Staumauer des oberen Laybachweihers, der von Hochwasser und Witterung ebenfalls stark in Mitleidenschaft gezogen wurde. Nach Abschluss der Arbeiten am vorderen Weihers wurde das Gerüst an der Staumauer des oberen Weihers aufgebaut.



Schenkenzell, den 29. Mai 2016 / alle Fotos: Willy Schoch










Bürgeraktion im Witticher- und Kaltbrunner Tal:
Gewaltige Staumauern der Floßweiher von Moos und Bewuchs befreit


Von Willy Schoch


Die historischen Bauwerke aus der Flößerzeit im Witticher- und Kaltbrunner-Tal treten erstmals wieder besser in Erscheinung. Nach der Auslichtung der Floßweiher werden nun in einer Bürgeraktion die gewaltigen Staumauern vom Moos und sonstigem Bewuchs befreit.

Die Kaltbrunner Bürger legen Wert auf den Erhalt der kulturhistorischen Floßweiher. Die erste Bürgeraktion am vergangenen Samstag an der Witticher Schwallung war ein deutlicher Beweis dafür. Freiwillige Helfer hatten an der mächtigen Staumauer Hand angelegt und die Sandsteinquader freigelegt. Für den Wanderer und Vorbeifahrenden bietet sich nun wieder ein herrlicher Blick. Und zudem wurden durch diese Arbeiten auch die Schadstellen im Mauerwerk besser sichtbar.

Jahrhunderte lang wurde auf der Kinzig, der Reinerzau und ihren Nebenflüssen geflößt. Der Holzhandel und vor allem der Holztransport war ohne die Flößerei nicht vorstellbar – und diese wäre wiederum ohne die Floßweiher nicht möglich gewesen. Die mächtigen Holländerstämme aus den Kaltbrunner Waldungen brauchten vor allem auf den kleinen Nebenflüssen wie dem Kaltbrunner Talbach, dem Klosterbach oder dem Heubach schon den notwendigen Schub an Schwellwasser, um zur Kinzig und später zum Rhein zu kommen.

Der Floßweiher am Klosterbach, wie er früher bezeichnet wurde, diente mehr zum Flößen von Scheiterholz und Rollen („Trift“) bis hinab zur Reinerzau.
Das im Witticher Tal angefallene Stammholz wurde eher mit Pferden auf dem Talweg bis ins Vortal zur Reinerzau gezogen und dort dann eingebunden.
Der Stauweiher oberhalb des Wüstenbächles war nicht klein. Er hatte eine Länge von rund achtzig Metern und eine durchschnittliche Breite von dreizehn Metern.
Um dem Druck dieser angestauten Wassermassen standzuhalten, war eine mächtige Staumauer mit einer Stärke von fünf Metern erforderlich. Am 2,70 Meter breiten Auslauftunnel befand sich die Auslauffalle, die von der Stammkrone aus bedient wurde.

Zum letzten Mal wurde im Kinzigtal 1894 geflößt. Die Flößerei, dieses einst so bedeutsame Gewerbe, musste dem Bahn- und Straßenbau Tribut zollen. Die Helfer am Samstag in Wittichen waren einerseits stolz auf die damalige Idee und Leistung ihrer Großväter und Urgroßväter und andererseits auch auf das, was sie heute durch ihre „praktische Beteiligung“ einbringen konnten. Damit werde auch das Interesse der jüngeren Generation an diesen Zeugen der Vergangenheit geweckt.

Am kommenden Samstag, 28. Mai, ab 8 Uhr geht es gleich weiter mit der nächsten Aktion am vorderen Floßweiher am Laybach im hinteren Kaltbrunner Tal an der Auffahrt zum Roßberg. Der Arbeitsaufwand dürfte dort etwas größer werden als in Wittichen. Der Historische Verein und die Schiltacher Flößer würden sich natürlich freuen, wenn auch diese Bürgeraktion so erfolgreich abgeschlossen werden könnte. Die entsprechenden Arbeitsgeräte (Kelle, Spachtel, Drahtbürste) und natürlich Gummistiefel sind mitzubringen.




Schenkenzell, den 24. Mai 2016 Fotos: Willy Schoch









Ab 22. April 2016 neue Sonderausstellung
im „Museum am Markt“



Gerne weisen wir auf diese Präsentation der Stadt Schiltach hin
und laden zum Besuch ein:



Fachwerk gestern und heute.
Wie Schiltach sich verändert hat



Erleben Sie den charakteristischen Wandel einer Fachwerkstadt im Schwarzwald. Am Beispiel Schiltach zeigt das Museum am Markt ab dem 22. April in seiner neuen Sonderausstellung, worin sich das äußere Bild einer Gemeinde über die Jahrzehnte gewandelt hat. Ausgewählt für die Ausstellung wurden 23 historische Fotografien, die einen typischen Rundgang eines Besuchers durch Schiltach wiedergeben. Aufgenommen wurden diese Motive der Stadt im oberen Kinzigtal vom späten 19. Jahrhundert bis 1960. Jedem einzelnen Bild stellt die Sonderausstellung dem Besucher noch einmal den jeweils gleichen Blick gegenüber, diesmal aber aus dem Schiltach des Jahres 2015.
Erzählt wird die Geschichte einer Schwarzwaldgemeinde, die sich herausgeputzt hat. Das übrigens vielfach ganz wortwörtlich: Viele Häuser zeigen heute wieder den Charme ihres Fachwerks, das einst hinter Putz versteckt wurde.

Auffällig zeigt sich aber auch: Ein einstiger Kinzigtäler könnte sich auch heute noch gut und sicher in Schiltach orientieren.




Im Zeitalter der Fotografie blieb die Schwarzwaldgemeinde zum Glück von größeren Zerstörungen durch Krieg oder Feuer verschont und auch die Abrissbirne regierte hier nicht. Der Besuch der Ausstellung verspricht so alt-neue Einblicke in die Geschichte einer Fachwerkstadt im Schwarzwald.


Die Sonderausstellung ist bis 11. September 2016 im „Museum am Markt“ in Schiltach zu sehen. Öffnungszeiten: Täglich von 11-17 Uhr, der Eintritt ist frei.



Schiltach, den 21. April 2016









„Aktionstag Geschichte“
der Region „Schwarzwald-Baar-Heuberg“ in Spaichingen
am Sonntag, 20. März von 10.30 bis 18.00 Uhr


Beteiligung der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell mit einer Präsentation – und des Schiltacher Stadtarchivars Dr. Andreas Morgenstern mit einem Kurzvortrag


Alle zwei Jahre findet in der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg ein „Aktionstag Geschichte“ statt. 2016 wird der Aktionstag wieder im Landkreis Tuttlingen, diesmal in Spaichingen, ausgerichtet. Der Aktionstag steht unter dem Leitmotto "Zeitgeschichte: Forschen - erinnern - gedenken". Kostenlose Stadt- und Museumsführungen bilden das Rahmenprogramm.


Erstmals wird sich auch der Historische Verein Schiltach/Schenkenzell an diesem Aktionstag beteiligen. Wir freuen uns, dass wir in einem Klassenzimmer der Realschule unsere Mitgliedergruppe, unsere Veranstaltungen und Projekte einem interessierten Publikum außerhalb unseres eigentlichen Vereinsgebietes vorstellen können.

Zur Vorbereitung wurde innerhalb des Initiativkreises eine vierköpfige Arbeitsgruppe gebildet, die eine Konzeption erarbeitet und die Grundzüge unserer Präsentation festgelegt hat.

An unserem Stand, den wir mit Dr. Andreas Morgenstern, Leiter des Schiltacher Stadtarchivs und der städtischen Museen teilen, werden wir Infomaterial über Schiltach und Schenkenzell, Veranstaltungshinweise und Literatur anbieten, darunter auch die Bände aus der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach“ sowie Ansichtsexemplare unserer Vereinszeitschrift „Die Ortenau“.

Nach der Begrüßung um 10.30 Uhr hält Prof. Dr. Reinhard Weber von der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg  den Hauptvortrag zum  Thema

„Zeitgeschichte als Gegenwartsgeschichte.
Erinnerungskultur im deutschen Südwesten“



Den Nachmittag über werden Kurzvorträge zu verschiedenen regionalen Themen angeboten.
Dr. Andreas Morgenstern wird dabei um 14.30 Uhr über

„Das Bild in der Zeitung Der Kinzigtäler im Jahr 1914“



referieren und aufzeigen, was die Tagespresse des Oberen Kinzigtals ihren Lesern vom Ersten Weltkrieg zeigte.



Die Einladung zum Aktionstag bzw. das Gesamtprogramm finden Sie hier.

Veranstaltungsorte: Im Festsaal des Gewerbemuseums in der Bahnhofstraße 5  gibt es Vorträge und Projektvorstellungen zum Leitmotto des Aktionstages "Zeitgeschichte: Forschen - erinnern - gedenken".





Heimat- und Geschichtsvereine, Archive, Museen und Gedenkstätten stellen in den Räumen der Realschule in der Bahnhofstraße 4  ihre Institutionen, Veröffentlichungen und Projekte vor.




Zu dieser Veranstaltung der Region Schwarzwald-Baar-Heuberg laden wir herzlich ein. Es besteht hier eine gute Möglichkeit, die vielfältige Arbeit der beteiligten Vereine sowie der Archive und Museen kennenzulernen. Der Eintritt zu allen Veranstaltungen ist frei. (rm)

Schiltach, den 01. März 2016






Auch 2016 wieder ein vielseitiges Programm

Rückschau und Ausblick anlässlich der Mitgliederversammlung


von Reinhard Mahn
Fotos Michael Buzzi


Der Initiativkreis lud vergangenen Freitag Mitglieder und Freunde des Historischen Vereins zum jährlichen Informationsabend in den „Treffpunkt“ ein. Wegen heftigen Schneetreibens und damit ungünstigen Witterungsbedingungen konnte Peter Rottenburger als Sprecher des Initiativkreises dieses Jahr leider weniger Mitglieder und Gäste willkommen heißen. Er umriss den Programmablauf und führte gewohnt souverän durch den Abend.

Sein besonderer Gruß galt dem Präsidenten des Gesamtvereins, Klaus G. Kaufmann aus Haslach, der bei dieser Gelegenheit auch seine Arbeit vorstellte. „Der Blick des Präsidiums schweift nicht in erster Linie nach Westen, die Ausrichtung ist inzwischen trinational und umfasst Geschichtsforschung in Baden, der Pfalz, im Elsass und in der Nordschweiz“. In einer kurzen Grußadresse würdigte Kaufmann die Arbeit unserer Mitgliedergruppe und betonte, dass deren Engagement vom Präsidium mit Interesse zur Kenntnis genommen und begleitet werde. „Mit Ihrer Mischung aus Vorträgen und Exkursionen sind Sie auf einem guten Weg, machen Sie weiter so“ ermunterte er den Initiativkreis und wünschte für die weiteren Vorhaben ein gutes Gelingen.




Schriftführer Reinhard Mahn rief das zurückliegende Jahr in Erinnerung und konnte auf eine ganze Reihe besonderer und dabei immer gut besuchter Veranstaltungen zurückblicken.

Vorträge gabs zu Schiltacher Schicksalen während des Ersten Weltkriegs, zu bergbaulichen Erkundungen rund um Schiltach und zu römerzeitlichen Baubefunden auf dem Brandsteig. Dazu kamen eine Betrachtung des württembergischen Dichter Wilhelm Hauff und seiner noch heute aktuellen Werke sowie ein stimmungsvoller Abend zu den Geheimnissen der mystischen Raunächte. Die Franz-Kinle-Ausstellung im Frühjahr in Schenkenzell war ein wahrer Publikumsmagnet und auch die Fotoausstellung während des Stadtfestes zu den heimischen Kleindenkmalen fand aufmerksame Besucher. Abgerundet wurden diese vielseitigen Aktivitäten durch drei herbstliche Entdeckungstouren durch heimatliche Gefilde auf den Spuren von bekannten und verborgenen Kleindenkmalen.



Peter Rottenburger konnte daraufhin den Blick nach vorne richten und den Zuhörern das Programm des laufenden Jahres vorstellen. Dem Initiativkreis war es wieder gelungen, mit einer ausgewogenen Mischung von Lokalgeschichte, Literatur und Begehungen ein ansprechendes Jahresprogramm zusammenzustellen.

So wird Helmut Horn im März in einem Vortrag den aktuellen Forschungsstand zur fast vergessenen Schwarzwaldgöttin „Abnoba“ vorstellen. Im April taucht Willy Schoch tief in die Heimatgeschichte ein und wird dabei Aufstieg und Fall von Andreas Harter, dem Bauernfürsten von Kaltbrunn aufzeigen. Anfang Juni folgt das vierte Literarische Gespräch mit Günter Bentele und Wolfgang Tuffentsammer, das sich dem zuletzt in Renchen als Schultheiß amtierenden Schriftsteller Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen widmen wird.
Im August ist eine weitere Exkursion mit Hans Harter zu sehenswerten Schiltacher Kleindenkmalen geplant. Prof. Konrad Kunze wird Ende Oktober wieder zu Gast sein und sich auf seine unnachahmliche Weise mit dem mittelhochdeutschen Nibelungenlied beschäftigen. Darüber hinaus wird sich der Verein beim regionalen „Aktionstag Geschichte“ im März in Spaichingen mit Informationen zum Verein, zur Mitgliedergruppe und zu den Gemeinden Schiltach und Schenkenzell vorstellen.

Rottenburger informierte weiter, dass sich der Initiativkreis mit Markus Armbruster und Werner Sum weitere Verstärkung geholt habe, um die anstehenden Aufgaben zu bewältigen und die Führung des Vereins auch in Zukunft zu sichern. Zu diesem Zweck wird auch erwogen, die Mitgliedergruppe in absehbarer Zeit durch Eintragung in das Vereinsregister auf eine solide Grundlage zu stellen. Die Mitgliederzahl sei erfreulicherweise konstant, was heutzutage keine Selbstverständlichkeit mehr sei. Derzeit laufe noch die Dokumentation des Schiltacher Friedhofs und die Sanierung des Pulverhäusles.




Daneben werden dieses Jahr Bemühungen zur Erhaltung und Belebung des Silvesterzuges im Vordergrund stehen, was allerdings nicht ohne Koordination und Führungsrolle der Stadt Schiltach zu erreichen sein werde. Dem Präsidenten konnte er die Ausrichtung der Jahresversammlung im Jahr 2019 in Aussicht stellen, was dieser erfreut zur Kenntnis nahm. Dies wäre dann nach 1961, 1973 und 1991 das vierte Treffen der Ortenauer Historiker im Gerber- und Flößerstädtle.

Rottenburger dankte im Namen des Initiativkreises Bürgermeister Haas und der Stadtverwaltung, Stadtarchivar Morgenstern sowie dem Gesamtverein für die gute Zusammenarbeit und Unterstützung. Kassenwart Marcus Löffler konnte von einem kleinen aber soliden finanziellen Polster der Mitgliedergruppe berichten und Klaus Wolber konnte im Namen der Prüfer eine einwandfreie Kassenführung bestätigen.

Nach einer kurzen Fragerunde stimmte Willy Schoch die Zuhörer auf den Dokumentarfilm „Die letzten Holzriesen im Schwarzwald“ ein. Der Film wurde im Auftrag der Fürstlich Fürstenbergischen Forstverwaltung Donaueschingen von Gottlieb Cerny gedreht. Er entstand in den Jahren 1955/1956 in Wittichen und Kaltbrunn, deren Gemarkung noch heute einen 90%igen Waldanteil aufweist und sollte ein letztes Zeugnis des Jahrhunderte lang ausgeübten und unverzichtbaren „Riesens“ in den Tälern an der oberen Kinzig sein.

„Ohne Riesen keine Flößerei“, erklärte Schoch eingangs. Er hatte sich intensiv mit dem Film auseinandergesetzt und konnte den Zuhörern wertvolle Hinweise zu dieser einmaligen Dokumentation, deren Akteure und den damaligen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen geben. „Die Flößerei endete bereits 1895, auf das Holzriesen konnte man noch weitere 60 Jahre nicht verzichten“. Er wusste von Unglücksfällen wie dem im Februar 1853 zu berichten und dass von den im Film aktiven Holzhauern heute lediglich zwei noch leben. Der zunehmende Bau von Holzabfuhrwegen machte erst in den 1950er Jahren dieses schwere und überaus gefährliche Handwerk entbehrlich, „das für Mensch und Tier eine wahre Schinderei war“. Schoch zeigte auf, wie sehr sich die Arbeitsweisen und Methoden der Waldbewirtschaftung in den vergangenen sechzig Jahren gewandelt haben. Deutlich wurde dies auch an Zahlen, denn bis zur Hälfte des letzten Jahrhunderts waren in den Forstrevieren auf Gemarkung Kaltbrunn neben drei Förstern und zwei Haumeistern bis zu 60 Waldarbeiter beschäftigt, heute dagegen kein einziger mehr.





Der anschließend gezeigte Schwarzweißfilm führte die unterschiedlichen Techniken des Sommer- und Winter-Riesens mit spannenden Bildern eindrücklich vor Augen. Beim gemütlichen Gedankenaustausch, von Klaus Wolber mit frisch gebackener, duftender „Neujahrsbrezel“ aufs Beste versorgt, klang der Abend in gemütlicher Atmosphäre aus.





Schiltach, den 18. Januar 2016




Jahresversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden
am Sonntag, 25. Oktober 2015 in Renchen



von Reinhard Mahn



Zur Hauptversammlung lud die Mitgliedergruppe Renchen ein, die dieses Jahr ihr 90jähriges Bestehen feiert. Vertreter der Mitgliedsgruppen aus dem ganzen Vereinsgebiet trafen sich im Renchener Rathaus, wo Sie vom Präsidenten Klaus Kaufmann (Haslach) und der Vorstandschaft begrüßt wurden. Das obere und mittlere Kinzigtal war durch Vertreter aus Schiltach/Schenkenzell, Schapbach, Hausach, Hornberg/Triberg, Haslach, Steinach, Biberach, Zell a. H. und Nordrach vertreten. Die jährliche Versammlung ist eine gute Möglichkeit, persönliche Kontakte zu vertiefen, sich auszutauschen und sich mit der Arbeit in anderen Mitgliedsgruppen vertraut zu machen.

Große Betroffenheit löste die Nachricht vom Tod von Dr. Gernot Kreutz (Offenburg) aus. Kreutz war langjähriger Vorsitzender der Fachgruppe Kleindenkmale, leitete maßgeblich die Kleindenkmalerfassung im Ortenaukreis und gab den Anstoß zur Dokumentation der Friedhöfe.

Der Präsident hielt in seinem anschließenden Bericht eine ausführliche Rückschau auf Ereignisse des vergangenen Vereinsjahres, neben verschiedenen Präsidiumssitzungen waren dies eine Vielzahl von Veranstaltungen, die er rechts und links des Rheins sowie in der Schweiz besuchte und bei denen er den Historischen Verein für Mittelbaden vertrat. Bei einem Treffen konnte er unserem Ministerpräsidenten Wilfried Kretschmann die Aktivitäten des Vereins persönlich vorstellen.

Geschäftsführer Alexander Vallendor berichtete über die finanzielle Entwicklung. Einnahmen und Ausgaben hielten sich fast die Waage, wobei auf der Ausgabenseite der Löwenanteil wieder für die Mitgliederzeitschrift „Die Ortenau“ aufzubringen war. Wie in den Vorjahren war die Entwicklung der Mitgliederzahlen wiederum leicht rückläufig. Die Kassenprüfung wurde gemäß den steuerlichen und gesetzlichen Vorgaben durchgeführt, die Prüferinnen bescheinigten dem Geschäftsführer eine einwandfreie Kassenführung, die Entlastung erfolgte einstimmig.

Anschließend berichtete Dr. Martin Ruch als verantwortlicher Redakteur über die Entstehung des aktuellen „Ortenau“-Jahresbandes und bedankte sich bei Autoren und Vorstand. Auch 2015 sei die Mischung aus themenbezogenen („Hexenverfolgung“) und freien Beiträgen wieder gut gelungen. Das Leitthema 2016 laute „Unterwegs – zu Lande, zu Wasser, zu Luft. Aus der Geschichte der Verkehrswege“. Die „Ortenau“-Bände sind nun von 1910 bis einschließlich 2009 digitalisiert, alle Beiträge stehen jedem Interessierten somit kostenlos zur Verfügung. Einen direkten Zugang finden Sie
hier. Es wurde darauf hingewiesen, dass die Vereinsbibliothek im Handwerkermuseum in Kehl-Kork wegen Umbauarbeiten voraussichtlich bis zum Jahresende geschlossen bleibt. Mit der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Louis Schlaefli aus Strasbourg, der sich als Autor und Förderer des Literaturaustausches zwischen der rechten und linken Rheinseite verdient gemacht hat, endete der geschäftliche Teil.

Dem Empfang durch die Stadt Renchen schloss sich der Festvortrag an. Dr. Heiko Wagner (Kirchzarten) referierte zum Thema „Der Renchener Schlossberg – Archäologische Forschungen zu Burg und Oberstadt“. Er beleuchtete dabei die Burg- und Stadtgeschichte, stellte auf eindrucksvollen Bildern die Funde der vergangenen Jahre vor und kommentierte sie kompetent.

Nach dem gemeinsamen Mittagessen folgte die Besichtigung der „Stadtgeschichtlichen Sammlung“, die mit viel Bürger-Engagement in den Räumen eines ehemaligen Kolonialwarenladens eingerichtet wurde. Die Begehung des Schlossberges mit Blick über die Stadt und die Rheinebene rundeten einen informativen und geselligen Sonntag ab.

Schiltach, den 02. November 2015



Bauernmarkt-Nachlese:

Erneut viele interessierte Besucher bei der Foto-Ausstellung „Bekannte und verborgene Klein- und Kulturdenkmale in Schiltach und Schenkenzell“



Von Reinhard Mahn



Als seinen Beitrag zum neunten Schiltacher Stadtfest hatte der Historische Verein schon Ende Juni eine umfangreiche Foto-Ausstellung präsentiert. Aufgrund der guten Resonanz entschloss sich der Initiativkreis, die Ausstellung anlässlich des Bauernmarktes nochmals der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.

Von 11-17 Uhr wurden daher nochmals auf insgesamt 13 Stellwandflächen über 140 Fotografien im Lesesaal im Lehengerichter Rathauses präsentiert. Viele einheimische und auswärts lebende Schiltacher und Schenkenzeller, Bürger aus den Nachbargemeinden sowie Gäste aus der weiteren Umgebung nutzten ihren Marktbesuch und informierten sich über die in den Jahren 2012 und 2013 erfolgte Dokumentation der Kleindenkmale und Grenzsteine in Schiltach, Lehengericht, Schenkenzell und Kaltbrunn.





Viele Besucher verweilten vor den gelungenen Fotos der wunderschönen und ganz unterschiedlich gearbeiteten Grenzsteine entlang unserer Gemarkungsgrenzen, die in ihrer Vielfalt und auch ihrem guten Erhaltungszustand beeindrucken. Die Präsentation beleuchtete zudem die Themenschwerpunkte technisch-wirtschaftliche Bauwerke, Verkehrsinfrastruktur, Wasserversorgung, Kleingebäude, religiöse und weltliche Erinnerungssteine und Denkmale sowie den Bergbau. Das Gros der Fotografien lieferten dabei Hans Harter, Willy Schoch, Klaus Wolber und Reinhard Mahn, abgerundet wurde die Schau durch Aufnahmen von Jürgen Hils und Matthias Zizelmann. Manchen der aktuellen Fotos waren verdeutlichend alte Bilder, Zeichnungen und Skizzen beigefügt worden.





Während der Öffnungszeit standen Mitglieder des Historischen Vereins den Besuchern Rede und Antwort. Dabei ergaben sich spontan aufschlussreiche Gespräche und Diskussionen, die manch unbekannte Geschichten zu den dargestellten Objekten an den Tag brachten.

Ziel der Ausstellung war einerseits, auf diese oft unscheinbaren Zeitzeugen aufmerksam zu machen und Interesse an ihnen zu wecken, andererseits die Bevölkerung für den Erhalt dieser teils einzigartigen Kulturschätze unserer Heimat zu sensibilisieren. Sie sind ein Schatz, den es zu pflegen und zu erhalten gilt.


Schiltach, den 24. Oktober 2015





„Hexenforschung“

ist Schwerpunktthema im neuen Jahrbuch „Die Ortenau“ –
auch Schiltacher Autoren sind wieder mit Beiträgen vertreten



Von Reinhard Mahn



Ende September brachte der Spediteur die druckfrischen, freundlich-roten Bände mit dem hohen Wiedererkennungswert auch wieder nach Schiltach: Fast 80 Bücher des Jahrgangs 2015 wurden angeliefert und vom Initiativkreis im Handumdrehen an die Mitglieder in der Region verteilt. Gar manches Mitglied hat zwischenzeitlich in der 95. „Ortenau“-Ausgabe geschmökert und festgestellt, dass der Schriftleitung wieder ein solides und ausgewogenes Jahrbuch gelungen ist.

Für die Ausgabe 2015 hatte die Redaktion schon vor geraumer Zeit das Schwerpunktthema „Alte und neue Quellen zur Hexenforschung“ gewählt. Ein Themenkreis, der angesichts der vielen Hexenprozesse, die gerade auch im mittelbadischen Raum gegen Frauen, Männer und gar nicht selten auch gegen Kinder geführt wurden, eine breite Palette an Einsendungen versprach.

Zwölf Beiträge beleuchten auf über 210 Seiten unterschiedlichste Facetten dieser düsteren Ära unserer Regionalgeschichte, die von Aberglauben wie Angst vor Verwünschungen und Schadzauber geprägt ist und ihre Opfer meist unter den Wehrlosen und Ausgegrenzten, vornehmlich Armen und Witwen fand. In den Archiven bisher zum Teil nicht aufgearbeitete Quellen ließen neue Einblicke in die gesellschaftliche Situation des 16. und 17. Jahrhunderts zu, und damit auch manch neue Bewertung der damaligen Vorgänge.

„Zwischen Himmel und Hölle“ bewege sich die Thematik des neuen Jahresbandes der Vereinszeitschrift, meinte die „Mittelbadische Presse“ am 14. Oktober 2015 angesichts der Präsentation der Publikation in Gengenbach. Auf über 630 Seiten bietet der Band in gewohnt gewissenhafter und wissenschaftlicher Manier ein breites Spektrum an regionalgeschichtlichen Informationen und das, wie der „Schwarzwälder Bote“ gleichentags ausdrücklich bemerkt „in verständlicher Sprache verfassten Beiträgen“.

Auf mehr als 400 weiteren Seiten folgen einundzwanzig freie Beiträge, dazu die Rubriken „Junge Autoren“, „Forum“, Neue Literatur und Nachrichten. Berichte der Mitglieder- und Fachgruppen sowie Vereinsmitteilungen runden die von Redakteur und Präsidiumsmitglied Martin Ruch wieder sorgfältig zusammengestellte Publikation ab.


Hans Harter, äußerst aktiver Schiltacher Historiker, ist erfreulicherweise auch wieder als Autor im neuen Jahrbuch vertreten, was angesichts des Schwerpunktthemas aber nicht wirklich verwundert. Nach seiner Veröffentlichung „Der Teufel von Schiltach“ im Rahmen der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach“ aus dem Jahr 2005, wo er die Ereignisse des Jahres 1533, deren Deutungen und Wirkungen anhand der Quellenlage aufzeigte, griff er das Thema nun erneut auf.

Nach intensiver Auseinandersetzung mit den erhaltenen Aufzeichnungen und Berichten über den Brand und dem daraufhin in Oberndorf/N. stattgefundenen Prozess gegen „Scherlins Magd“, die vermeintliche Hexe, bietet Harter einen neuen Deutungsversuch zu den damaligen Ereignissen im Städtle vor dem Hintergrund geschichtlicher und militärischer Fakten an. Sie dürfen gespannt sein, welche Schlüsse der Historiker in seiner neuesten Veröffentlichung zieht.




Zum ersten Mal unter den Autoren findet sich Vereinsmitglied Andreas Morgenstern, Museums- und Archivleiter in Schiltach. Sein freier Beitrag beschäftigt sich mit der parallel zum I. Weltkrieg einher gegangenen Teuerung. Die Verknappung von Lebensmitteln und Produkten des täglichen Bedarfs führte auch in Schiltach bereits während des Krieges zu spürbar steigenden Preisen, was sich nach Kapitulation und beginnender Zahlung der Reparationsleistungen bis 1923 zu einer gigantischen Über-Inflation steigerte. In deren Verlauf konnten die Geldpressen den Bedarf an Banknoten nicht mehr decken, sodass sich viele Kommunen, so auch Schiltach und die benachbarten Städte im Kinzigtal gezwungen sahen, eigene „Gutscheine“ und Notgeld auszugeben. Das Ende vom Lied war eine immense Vernichtung von Werten und Vermögen, was breite Bevölkerungsschichten in der Existenz traf.

Schon allein diese beiden Beiträge machen Lust auf Stöbern, Lesen und eigenständiges Erkunden in der vorliegenden Veröffentlichung. Eine Rückschau auf das vergangene Jahr dokumentiert zudem die vielfältigen Aktivitäten unserer Mitgliedergruppe. Eine ganze Reihe weiterer, thematisch unterschiedlicher, aber immer kompetent recherchierter Beiträge sind eine Fundgrube für alle Freunde der Heimatgeschichte.

„Die Ortenau“ 2015 kann über den Initiativkreis des Historischen Vereins zum Preis von EUR 28,00 erworben werden. Falls Sie Mitglied werden, erhalten Sie den Jahresband zum Vereinsbeitrag (Vorzugspreis). Bei Interesse wenden Sie sich bitte an ein Mitglied des Initiativkreises, die Kontaktdaten finden Sie unter „Initiativkreis“.


Schiltach, den 17. Oktober 2015




Ab 27. September 2015 ist im „Museum am Markt“ die neue Sonderausstellung zu sehen.

Gerne weisen wir auf diese Präsentation der Stadt Schiltach hin und laden zu deren Besuch ein:




Neue Ausstellung „Die Bibel – besondere Ausgaben“
zeigt zahlreiche wertvolle Bibeln in Schiltach



Bibeln in großer Vielfalt sind ab dem 27. September 2015 im „Museum am Markt“ in Schiltach zu sehen. Die neue Sonderausstellung „Die Bibel – besondere Ausgaben“ präsentiert unterschiedliche Ausgaben vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart.

Die Heilige Schrift ist das meist verkaufte und gelesene Buch, aber auch das Buch mit den meisten unterschiedlichen Ausgaben weltweit. Hierzulande ist sie in beinahe jedem Haus zu finden. Zahlreiche Leihgaben ermöglichen eine Präsentation besonderer Bibelexemplare im Museum am Markt bis zum 6. Januar 2016.



Highlights der Ausstellung sind u. a. ein limitierter Probedruck der Fünf Bücher Mose in der Jessen-Schrift von 1926, eine Cotta’sche Bibel von 1729, eine Hohenlohe’sche Bibel von 1756, eine Kinderbilderbibel von 1906 sowie ein handgeschriebenes Gebetbuch von 1814. Einen besonderen Raum nehmen die zahlreichen erhalten gebliebenen Traubibeln ein, welche etwa ab Mitte des 19. Jahrhunderts an die Brautpaare überreicht wurden und heute in den Familien bewahrt werden. Erzählt werden aber auch Geschichten einer besonderen persönlichen Beziehung zur Bibel.

Neben der Präsentation historischer Ausgaben aus dem 18. Jahrhundert dokumentiert die Ausstellung die stärkere Verbreitung der Bibel im 19. Jahrhundert und besondere Exemplare des 20. Jahrhunderts. Unterschiedliche, seltene deutschsprachige Übersetzungen werden ebenso präsentiert wie wertvolle fremdsprachige Bibeln.



Weitere Informationen:
Museumsleiter Dr. Andreas Morgenstern
07836-5875
morgenstern@stadt-schiltach.de

Schiltach, den 08.09.2015





Arbeitskreis will Floßweiher retten

Initiative mit Experten aus mehreren Kommunen setzt sich für den
Erhalt der alten Holztransportsysteme ein


Von Willy Schoch

Die Flößerei auf der Kinzig und ihren Nebenflüssen endete 1894. Auf Gemarkung Schenkenzell/Kaltbrunn sind heute noch Reste von Schwallungen aus jener Zeit vorhanden, Zeugen der Vergangenheit, um die sich ein neugegründeter Arbeitskreis „Floßweiher“ annehmen will.

Im Landkreis Rottweil wurde 2012/2013 die Kleindenkmalerfassung durchgeführt. In diesem Zusammenhang wurden auch in Schenkenzell und Kaltbrunn 121 Kleindenkmale und 439 markante ehemalige Landesgrenzsteine schriftlich und fotografisch dokumentiert.

Erfasst wurden auch die Schwallungen in der Lay, im Grüßgott-Tal, in Wittichen und im Heubachtal. Alle Sandsteinbauwerke aus der Zeit der Flößerei, einem einst bedeutsamen Gewerbe. Etwa 600 Jahre wurde auf der Kinzig mit ihren Nebenflüssen (so auch der Reinerzau) geflößt.

Bis dahin ruhte der Holzhandel ganz auf der Flößerei. Geflößt wurde in der Hauptsache Stammholz, aber auch Scheiter und Rollen. Zuerst mussten die geschlagenen Baumstämme von den Hängen in die Täler zu den Bachläufen befördert werden. Dies geschah über Stein- oder Erdriesen. Von dort wurden die teilweise über 30 Meter langen Holländerstämme mit Pferden zur Herrichtung der Flöße an die Einbindeplätze gezogen.

Dann wurde das Floß zu Wasser gelassen. Nun begann eine wilde, aufregende und gefährliche Fahrt talwärts. Ein Floß brauchte von der Lay oder Grüßgott im hinteren Kaltbrunner Tal bis zum Schenkenzeller Weiher bei der Schenkenburg rund eineinhalb Stunden. Dies aber nur dann, wenn keine Zwischenfälle eintraten. Zum Vergleich: Ein Fußgänger braucht für dieselbe Strecke zweieinhalb Stunden.

Schwellwasser ersetzte Hochwasser

Heute fragt man sich, wie auf diesem armseligen Rinnsal des Kaltbrunner Baches in den Sommermonaten jemals ein Floß schwimmen konnte, außer bei Hochwasser. Die Lösung war, durch Stauungen künstliches Hochwasser, sogenanntes Schwellwasser, zu schaffen. Die noch vorhandenen Schwallungen auf Kaltbrunner Gemarkung wurden alle um 1842 in massiver Bauweise neu erstellt.
In der Lay waren es gleich 2 Stauweiher hintereinander mit Staulängen von 100 und 60 Meter. Bei dieser Wasserstaumenge waren die Staumauern bis zu acht Meter stark und 4,20 Meter hoch.



Schwallung Lay in Hinter-Kaltbrunn. Eine Sandsteinmauer quer über den Bach. In der Mitte eine Öffnung. Darin befand sich eine Bohlenfalle. Foto: Willy Schoch



Nicht nur das Schwellwasser war für einen ordentlichen Floßbetrieb unverzichtbar. Auch das Bachbett musste geebnet, enge Windungen begradigt und Bäume und Büsche am Ufer entfernt werden. Dies war das „Bachrohmen“ (=Bachräumen), eine ebenfalls beschwerliche und zeitaufwändige Arbeit.

Die Flößerei, die vielen Menschen einen guten Verdienst brachte, ist seit 120 Jahren Vergangenheit. Für den Abtransport des Schwarzwälder Holzreichtums an die Bestimmungsorte stehen heute Spezialfahrzeuge, gut ausgebaute Waldwege und Straßen zur Verfügung.


Zahn der Zeit nagt an den historischen Bauwerken

Was aber bis heute noch blieb, sind die Floßweiher. Wohl nirgends im Bereich der oberen Kinzig und des Wolftales sind solche historische Bauwerke aus der Flößerzeit in dieser Größenordnung noch vorhanden wie in der Gemeinde Schenkenzell. Der Zahn der Zeit nagt aber unerbittlich an diesen Denkmalen. Starke Hochwasser unterspülen immer mehr die Mauerwerke, Sandsteine brechen aus. „Es ist also Eile geboten“, so Heimatforscher Willy Schoch. In den Schiltacher Flößern fand er kundige Ansprechpartner.

Zwischenzeitlich wurde ein Arbeitskreis „Floßweiher“ gebildet, dem Experten aus Schiltach, Schenkenzell, Reinerzau, Alpirsbach, Ehlenbogen und Wolfach angehören. Dieser Arbeitskreis macht es sich zur Aufgabe, die alten Holztransportsysteme (Riesen, Schwallungen, Einbindeplätze) zu erfassen, zu dokumentieren und möglichst vor dem Verfall zu retten.

Mit der Freilegung der Schwallungen wird im Herbst dieses Jahres vor Ort begonnen. Die Fürstlich-Fürstenbergische Forstverwaltung als Grundstückseigentümer wird diese Aktion auf ihre Kosten übernehmen. Damit wären die Bauwerke von den Fahrwegen aus wieder besser einsehbar. Im nächsten Jahr ist dann vorgesehen, die Sandsteinmauern von Moos und sonstigem Bewuchs zu befreien.

Langfristig gesehen, soll dann die Sanierung der Floßweiher angegangen werden. Der finanzielle Aufwand dürfte sicherlich nicht unwesentlich sein. Ohne die Mithilfe der Gemeinden Schenkenzell, Schiltach und Wolfach lässt sich so was allerdings nicht verwirklichen, dessen ist sich der Arbeitskreis bewusst. Dazu wäre eine zusätzliche Förderung durch den Naturpark Schwarzwald Mitte/Nord oder durch Zuschüsse aus dem Leader-Programm sehr hilfreich.



Dieser Artikel erschien erstmals am 03. Juni 2015 im „Schwarzwälder Bote“











Der Registerband 2002-2013 zur Mitgliederzeitschrift „Die Ortenau“ ist da

Die Jahresbände der Mitgliederzeitschrift „Die Ortenau“ des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. informieren jährlich auf weit über 500 Seiten über verschiedenste Projekte der Geschichtsforschung in unserer Region, über die Arbeit des Vorstandes sowie die Aktivitäten der Mitglieder- und Fachgruppen.

Von Zeit zu Zeit gibt der Verein einen „Registerband“ in Auftrag, also ein hilfreiches Nachschlagewerk, mit dem man problemlos nach Stichworten, Themen, Beiträgen und Autoren suchen kann. Der vorige Band umfasste die Jahre 1991 bis 2001. Für die systematische Forschung sind diese Bände unerlässlich.

Der aktuelle Registerband für die Jahre 2002 bis 2013 wurde in mühevoller ehrenamtlicher Arbeit von Dr. Gernot Kreutz zusammengestellt und liegt seit kurzem vor. Wir haben noch einige Exemplare zur freien Verfügung und können diese gerne zum Selbstkostenpreis von € 10 pro Band abgeben.

Bei Interesse wenden Sie sich bitte an Marcus Löffler, Mail: marcus.loeffler@geschichte-schiltach-schenkenzell.de oder abends auch Tel. 07836/378020.


Schiltach, den 18. April 2015





Ab sofort präsentiert das „Museum am Markt“ in Schiltach eine neue Sonderausstellung.
Veranstalter sind das Stadtarchiv und die Stadt Schiltach.
Auf diese Ausstellung möchten wir Sie freundlich hinweisen:




„Über Grenzen hinweg.
Als der Bundespräsident aus Schiltach kam
und weitere Geschichten“




Am 17. April 2015 startet im Schiltacher Museum am Markt die neue Sonderausstellung „Über Grenzen hinweg. Als der Bundespräsident aus Schiltach kam und weitere Geschichten“.

Grenzen trennen und verbinden, erfordern die Auseinandersetzung mit fremden Ideen und Regeln, eröffnen neue Perspektiven. Die Ausstellungstücke spüren solchen Grenzen überschreitenden Geschichten aus Schiltach nach.

Seit 25 Jahren pflegen die Schiltacher eine Städtefreundschaft mit ihren Landsleuten aus dem sächsischen Geising. Aus der ersten Begegnung von Vertretern Schiltachs mit ihren erstmals demokratisch gewählten Kollegen in der damaligen DDR 1990 entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten ein enger Austausch. Die historischen Ausstellungsstücke erinnern an die praktische Zusammenarbeit und sind inzwischen Zeugen gelebter deutsch-deutscher Geschichte.

Knapp 100 Jahre zuvor knüpften Schiltacher 1893 grenzüberschreitende Kontakte: Über die badisch-württembergische Grenze hinweg trafen sie sich mit ihren Gästen aus Schramberg, Alpirsbach oder Wolfach zum „Schiltacher Städtebund“. An der Spitze stand ihr „Bundespräsident“. In fröhlicher Atmosphäre feierten die Schwarzwälder am Neujahrstag im Gasthaus „Krone“ ihren Zusammenhalt sowie gemeinsame Erfolge, wie den Bau der grenzüberschreitenden Kinzigtalbahn.

Darüber hinaus zeigen weitere Geschichten die Vielschichtigkeit des Grenzbegriffs: Lehrpläne für „zukünftige Hausfrauen“, durch Europa irrende Post aus Schiltach, eine Krippenszene in einer Laterne zum Schiltacher Silvesterzug oder das „Land mit X“.

Die Ausstellung soll zum Nachdenken und zur Diskussion anregen. Das Plakat zur Ausstellung finden Sie hier.


Das „Museum am Markt“ und die Sonderausstellung sind vom 17. April 2015 bis -20. September 2015 täglich 11-17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.


Schiltach, den 17. April 2015




Aus der Mitgliederversammlung vom 16. Januar 2015
Rückblick – Vorhaben 2015 – Initiative für den „Silvesterzug“


Von Reinhard Mahn



Als Sprecher des Initiativkreises konnte Peter Rottenburger in der gemütlichen „Treffpunkt-Stube“ zahlreiche Mitglieder und Gäste sowie den fast vollzähligen Initiativkreis begrüßen. Dabei umriss er die Anliegen und derzeitigen Aktivitäten der Mitgliedergruppe.

In seinem Jahresrückblick rief Schriftführer Reinhard Mahn die Veranstaltungen und Ereignisse des zurückliegenden Vereinsjahres in Erinnerung. Der Mitgliederversammlung mit Zeitzeugenrunde folgten Vorträge in Schenkenzell und Schiltach über die Dokumentation der Kleindenkmale und ein Literaturabend zu Johann Peter Hebel. Anfang August machte eine Exkursion durchs Städtle den Beginn des Ersten Weltkrieges vor einhundert Jahren nacherlebbar und eine Ausstellung von Gedenkblättern und Gedenktafeln im Lehengerichter Rathaus erinnerte an die über 150 Kriegstoten aus Schiltach und Lehengericht. Im Herbst begeisterte Prof. Konrad Kunze Zuhörer aus der ganzen Region mit seinen Forschungen zum alemannischen und schwäbischen Dialekt. Eine Dokumentation des Schiltacher Friedhofs konnte begonnen werden und ein Arbeitseinsatz zur Erhaltung des Kleindenkmals „Pulverhäusle“ beschloss ein abwechslungsreiches Vereinsjahr.



Peter Rottenburger berichtete über die vielschichtige Vereinsarbeit, freute sich über eine steigende Zahl von Mitgliedern und konnte mit Marcus Löffler (Schwerpunkt Kasse und Mitgliederbetreuung) Zuwachs im Initiativkreis vorstellen, gleichzeitig bestätigte er eine einwandfreie Kassenführung.

Sorge bereite ihm die Entwicklung im Blick auf den traditionellen Silvesterzug, der in den letzten Jahren in der Bevölkerung offensichtlich stark an Akzeptanz verloren habe. Mit den Teilnehmerzahlen ginge auch die Zahl der aktiven Sänger zurück, scheinbar seien auch viele Schiltacher mit den alten Liedern nicht mehr vertraut. An Bürgermeister Haas gewandt, rief er zu gemeinsamen Anstrengungen von Stadt, Kirchen und Vereinen auf, um diesen einmaligen und für Schiltach so typischen Brauch am Leben zu erhalten und ihm wieder neue Impulse zu geben. Diese Anregung quittierten die anwesenden Mitglieder mit großer Zustimmung. Der Historische Verein und die Stadt werden im Laufe des Jahres Möglichkeiten sondieren, das Interesse am traditionellen Silvesterzug wieder zu wecken.



Anschließend umriss der Sprecher des Initiativkreises die Planungen für das laufende Jahr. Bereits im März wird sich ein Vortrag im Foyer der Friedrich-Grohe-Halle mit bergbaulichen Erkundungen rund um Schiltach beschäftigen. Im April würdigt eine Ausstellung im Schenkenzeller „Haus des Gastes“ den vielseitigen Heimatkünstler Franz Kinle. Im Juni folgt im „Treffpunkt“ ein Literaturabend über den schwäbischen Dichter Wilhelm Hauff und im Rahmen des Stadtfestes präsentieren die Schiltacher und Schenkenzeller Kleindenkmal-Erfasser im Schiltacher Rathaus-Foyer eine Foto-Ausstellung kostbarer Kleindenkmale in unseren Gemeinden. Für den Sommer sind Wanderungen zu besonders eindrucksvollen Kleindenkmalen in Schenkenzell und Schiltach angedacht. Im Oktober folgt ein Vortrag über neue Erkenntnisse zur Erforschung und Bedeutung der ehemaligen römischen Straßenstation „Brandsteig“, dem nach neuesten Forschungen ein stattlicher Tempelbezirk angeschlossen war. Ein Abend über die Mythen um die Raunächte (Weihnachten bis Dreikönig) wird das Vereinsjahr im Dezember beschließen. Näheres dazu finden Sie auch unter Termine.

Die anschließende kurze Diskussionsrunde brachte einige interessante Vorschläge aus dem Kreis der Mitglieder zutage, darunter Hinweistafeln auf die Standorte ehemaliger Betriebe, die längst aus der Landschaft und dem Bewusstsein verschwunden sind, die bessere Ausschilderung der auf unseren Gemarkungen erhaltenen Burgruinen und die Möglichkeit der Übernahme von Patenschaften für Kleindenkmale und Grenzsteine. Der Initiativkreis wird diese Ideen aufgreifen, prüfen und verfolgen.

Danach warteten die Zuhörer gespannt auf den Vortrag von Dr. Hans Harter zum Thema

„Schiltacher Schicksale 1914/1918“


Einen Bericht darüber sowie den Audio-Mitschnitt finden Sie unter Themen/Vorträge.


Schiltach, den 22. Januar 2015


„Historischer Verein für Mittelbaden“ schafft sich ein neues Fundament –Jahresversammlung in Lahr verabschiedete neue Satzung


Von Reinhard Mahn


Zum besseren Verständnis möchten wir Ihnen heute einmal über Struktur und Organisation unseres Vereines sowie die kürzlich stattgefundene Jahresversammlung berichten.

Für den Begriff „Mittelbaden“ gibt es keine allgemeingültige Definition, unser Vereinsgebiet umfasst als Kerngebiet jedoch den Ortenaukreis, dazu den südlichen Teil des Kreises Rastatt (Altkreis Bühl), den Stadtkreis Baden-Baden, im Osten die nach der Gebietsreform den Kreisen Freudenstadt und Rottweil zugeordneten Gemeinden des ehemaligen Kreises Wolfach und im Südosten die zum Schwarzwald-Baar-Kreis gehörende Stadt Triberg. Die nördlichste Mitgliedergruppe ist Rastatt, die südlichste Ettenheim, die östlichste Schiltach/Schenkenzell und die größte Kehl am Rhein. Der 1910 gegründete Verein hat seinen Sitz in Offenburg.

Neben den Mitgliedergruppen sind „Fachgruppen“ die zweite Säule des Vereins. Hier wird Forschungsarbeit geleistet oder man beschäftigt sich mit speziellen Themen. Derzeit sind die Fachgruppen für Archäologie, Archive, Bergwesen, Denkmalpflege/Ortsgeschichte, Flurnamen und Mundart, Jüdische Geschichte in der Ortenau, Kleindenkmale und Wandmalerei aktiv.

Von den 30 Mitgliedsgruppen des Historischen Vereins für Mittelbaden trafen sich die Vertreter von 19 Ortsverbänden sowie einiger Fachgruppen Ende Oktober in Lahr. Neben der Jahresversammlung im Herbst, die jährlich von einer anderen Mitgliedergruppe ausgetragen wird, bietet der Verein auch eine Frühjahrstagung in Kehl-Kork an, wo über die Aktivitäten im Vorjahr berichtet, aktuelle Vorhaben und Organisationsfragen besprochen und Kontakte gepflegt werden können.

Ausrichtende Mitgliedergruppe der Jahresversammlung 2014 war die Regionalgruppe „Geroldsecker Land“. Klaus Kaufmann als Präsident des Gesamtvereins hieß die Teilnehmer herzlich willkommen, blickte kurz auf Veranstaltungen und Ereignisse des vergangenen Vereinsjahres zurück und machte Appetit auf Johannes Suhms Dokumentarfilm „New Offenburg – Die letzten Badener der USA“, dessen Finanzierung auch vom Historischen Verein unterstützt wurde. Das Werk läuft seit Mitte November in verschiedenen Kinos der Region. Der in Offenburg geborene Schauspieler und Filmemacher besuchte in Missouri (USA) die vermutlich letzten deutschstämmigen Auswanderer, die noch den niederalemannischen Dialekt ihrer Urgroßeltern sprechen.

Geschäftsführer Alexander Vallendor berichtete über das abgelaufene Geschäftsjahr. Die Herstellung des Jahrbuchs „Die Ortenau“ war der bei weitem größte Ausgabeposten. Die Entwicklung der Mitgliederzahl auf etwas über 2.800 war wiederum leicht rückläufig, Ursache sei neben dem demographischen Faktor jedoch auch eine „Bestandsbereinigung“ einiger Mitgliedergruppen gewesen. Er ist damit einer der großen Geschichtsvereine Deutschlands.

Redakteur Martin Ruch gab Einblick in die Entstehung des 640seitigen Jahresbandes 2014 und bedankte sich bei Autoren und Vorstand. Auch dieses Jahr sei die Mischung aus themenbezogenen und freien Beiträgen wieder gut gelungen. Das Schwerpunktthema 2015 lautet „Alte und neue Quellen zur Hexenforschung“ und 2016 geht’s in „Unterwegs – zu Lande, zu Wasser, zu Luft" um die Geschichte der Verkehrswege. Redaktionsschluss ist ab sofort jeweils bereits am 1. Februar. Der Registerband 2002-2014 ist in Arbeit, ein Termin für die Auslieferung steht noch nicht fest. Alle „Ortenau“-Bände sind nun bis einschließlich 2008 digitalisiert, jeder Beitrag und manches andere Interessante über den Verein kann über
www.historischer-verein-mittelbaden.de aufgerufen und gelesen werden.

Zentraler Tagesordnungspunkt war die Verabschiedung der neuen Vereinssatzung, die maßgeblich aktualisiert wurde und nun den aktuellen Anforderungen des Vereins- und Steuerrechts entspricht. In mehreren vorausgegangenen Beratungen war der Wortlaut von den Delegierten der Mitgliedergruppen beraten und festgelegt worden. Die 14 Paragraphen umfassende Satzung wurde zur Diskussion gestellt und einstimmig verabschiedet.

Bei den Wahlen zum Präsidium wurden die bisherigen Amtsinhaber bestätigt. Präsident bleibt Klaus Kaufmann (Haslach), 1. Stellvertreter Cornelius Gorka, 2. Stellvertreter Klaus Gras. Weitere Mitglieder im Präsidium sind Geschäftsführer Alexander Vallendor, Redakteur Martin Ruch sowie kraft Amtes Renate Demuth, Leiterin der Vereinsbibliothek. Koordinator für grenzüberschreitende Themen ist weiterhin René Siegrist.

Beim anschließenden Empfang durch die Stadt Lahr erläuterte OB Müller die Aktivitäten und den Umgang der Großen Kreisstadt im Blick auf ihre Geschichte und verwies auf die Landesgartenschau 2018, zu der römische Ausgrabungen rekonstruiert und die reichlich vorhandenen Funde aus Dinglingen ansprechend präsentiert werden sollen.



Bedeutendes Bauwerk mit langer Geschichte: Die Kirche St. Peter in Lahr-Burgheim
Foto: Badische Zeitung


In seinem Festvortrag „Von Römern, Alamannen und frommen Mönchen: Die Ortenau zwischen Antike und Mittelalter – Forschungsstand und Zukunftsperspektiven“ zeigte Dr. Niklot Krohn (Freiburg) am Beispiel der südlichen Ortenau anschaulich auf, dass das Gebiet relativ fundarm sei, was möglicherweise auf die im Landesvergleich schwache Forschungstätigkeit zurück zuführen ist. Dagegen ist das Vorkommen an Klöstern überdurchschnittlich, dies sei es wert, in Zukunft mehr beachtet zu werden. Die romanische Kirche von Lahr-Burgheim mit ihrem römischen Brunnen ist die älteste Kirche Südwestdeutschlands, sie ist auf den Fundamenten des Badhauses eines römischen Gutshofes errichtet. Mit einer Besichtigung und fachkundigen Führung durch dieses Kleinod mit seinen frühen Wandmalereien fand die Jahresversammlung am späten Nachmittag ihren Abschluss.

Haben Sie Fragen zum Verein oder unserer Mitgliedergruppe können Sie sich gerne an die Mitglieder unseres Initiativkreises wenden.

Schiltach, den 01. Dezember 2014


Stadt Schiltach dankt für Erfassung der Kleindenkmale
Budget für Erhaltung in Aussicht gestellt

Von Martina Baumgartner

In der gemeinsamen Sitzung des Gemeinde- und Ortschaftsrates am 12. November 2014 erklärten die Erfasser der Kleindenkmale den versammelten Räten sowie den Mitarbeitern der Verwaltung ihre Erhebungsarbeit in den Jahren 2012 und 2013. Alle Beteiligten sind aktive Mitglieder in der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins.

Hans Harter, Reinhard Mahn, Klaus-Ulrich Neeb und Klaus Wolber hatten im Auftrag des Landkreises Rottweil in Schiltach und Lehengericht etwa 150 Kleindenkmale und entlang der ehemaligen Landes- und Gemarkungsgrenze über 170 markante Grenzsteine aufgenommen, kartiert und katalogisiert. Dazu gehörten neben Bauwerken, die der Wasserversorgung dienten oder dem Verkehr nutzten auch Bahnanlagen und Laderampen, Bergwerke, Sandgruben, religiöse Relikte sowie Bauwerke aus dem Bereich der Friedhofs- und Gedenkkultur.

Kleindenkmale stehen nicht ausdrücklich unter Denkmalschutz, prägen eine Landschaft jedoch ebenso wie ihre „großen Brüder“, die Kulturdenkmale, so Hans Harter. Ihre Erhaltung sei gefährdet, Unterhaltung und Pflege sei Sache der Privateigentümer – und nicht selten teuer. Manchmal fühlt sich einfach auch niemand zuständig, weshalb Kleindenkmale teilweise unbemerkt verfielen. Ebenso führten Diebstahl und geringe Wertschätzung zu erheblichen Verlusten. Auch die heute praktizierte automatisierte Form der Waldbewirtschaftung führe zu mitunter irreparablen Schäden. Klaus Wolber, der in seinem Gebiet eine erhebliche Zahl aus dem Boden gerissener und teilweise zerstörter Grenzsteine dokumentieren musste, schlug einen Ortstermin im Rahmen einer Wanderung entlang der Grenzlinie von der Ebersbacher Höhe zum Dornacker vor, um sich ein Bild vom Zustand der dort noch vorhandenen ehemaligen Grenzmarkierungen zu machen.

Die Mitglieder des Historischen Vereins wünschten sich von der Verwaltung bei der aktuellen Haushaltsplanung daher die Einstellung eines „gewissen Geldbetrages“, wie Harter im Namen des Erfasserteams formulierte, um gerade private Eigentümer bei Pflege und Erhalt der Kleindenkmale unterstützen zu können. Bürgermeister Haas konnte sich eine derartige Unterstützung durchaus vorstellen und sagte eine wohlwollende Prüfung zu. Er würdigte die mühevolle aber lohnenswerte Arbeit der Kleindenkmalerfasser und dankte ihnen seitens der Stadt mit Präsenten.

Harter appellierte abschließend an den Rat: „Kleindenkmale sind ein Schatz, den es zu pflegen und zu erhalten gilt. Es heißt ja auch schließlich Denkmal und nicht Vergissmal“, was wiederum auch als eine Aufgabe verstanden werden könne.



Bürgermeister Thomas Haas (von rechts) bedankte sich für ihre Arbeit bei Klaus Wolber,
Klaus-Ulrich Neeb, Hans Harter und Reinhard Mahn. Foto: Martina Baumgartner



Schiltach, den 19. November 2014



Das Jahrbuch „Die Ortenau 2014“ ist da –
Schiltacher Autoren sind wieder mit von der Partie



Von Reinhard Mahn



Ende Oktober, ganz knapp vor der Jahresversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. in Lahr, erhielten wir die druckfrischen, freundlich-roten Bände des Jahrgangs 2014 mit dem hohen Wiedererkennungswert. Sie wurden von den Mitgliedern des Initiativkreises sofort an alle Vereinsmitglieder in Schiltach, Schenkenzell und St. Roman verteilt.

Die Redaktion hatte auch für die Ausgabe 2014 wieder ein Schwerpunktthema festgelegt. Angesichts des Kriegsbeginns vor 100 Jahren kam der vorgegebene Themenkreis „I. Weltkrieg“ daher nicht überraschend.

17 Beiträge mit einem Umfang von 400 Seiten, die diese Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts aus unterschiedlichsten Perspektiven beleuchten, hatte die Schriftleitung in den 94. Jahresband aufgenommen. Auf weiteren gut 150 Seiten folgen neun freie Beiträge sowie drei kleinere Aufsätze im Rahmen des „Forums“ zu verschiedenen regionalhistorischen Themen. Literaturhinweise, Nachrichten, sowie die Berichte der Mitglieder- und Fachgruppen runden die wieder sehr gelungene Publikation ab.

„Ein Kilo Ortenauer Geschichte“ titelte die „Mittelbadische Presse“ zum Erscheinen des Bandes am 25.10.2014. Mit gut 640 Seiten sei der Band allerdings nicht nur physisch schwergewichtig, sondern biete in gewohnt gewissenhafter und wissenschaftlicher Manier wieder einen wahren Fundus an regionalgeschichtlichen Informationen. Redakteur und Präsidiumsmitglied Martin Ruch ist besonders stolz auf zwei Beiträge elsässischer Autoren, die sich mit der Umwandlung des Straßburger Priesterseminars in ein Lazarett und die Beschlagnahmung der elsässischen Glocken im Jahre 1917 befassen.

Nachdem der Schiltacher Historiker und Autor Hans Harter in den vergangenen Jahren regelmäßig mit spannenden Beiträgen aus dem oberen Kinzigtal zum jeweiligen Leitthema in der „Ortenau“ vertreten war, findet diese Tradition erfreulicherweise auch 2014 ihre Fortsetzung.
Nach Auswertung der damaligen Lokalzeitung „Der Kinzigtäler“ hatte Harter bereits mit verschiedenen Artikeln in der örtlichen Presse auf den Beginn des Weltkrieges 1914 und seine Auswirkungen auf Schiltach und Lehengericht aufmerksam gemacht. In der „Ortenau“ folgt nun ein umfangreicher Aufsatz über „Kriegserfahrung und Kriegsverarbeitung in Schiltach 1914-1925“, der detailliert die Propaganda bei Kriegsbeginn, Situation und Gefühle der Bevölkerung, das Erleben der Versorgungsengpässe, der Umgang mit den zunehmenden Gefallenennachrichten von der Front, die Durchhalteparolen und schließlich die Kapitulation und die Heimkehr der Soldaten und Kriegsgefangenen. Unter dem Titel „O Deutschland, vergiss nie deine toten Helden“ ist nachzulesen, welchen Stellenwert dem „Tod fürs Vaterland“ in den Folgejahren zugemessen wurde, welche Erinnerungskultur daraus erwuchs und wie unterschiedlich versucht wurde, die Niederlage und den Verlust geliebter Menschen zu bewältigen.



Seit Jahren beschäftigt sich auch Helmut Horn mit Heimatgeschichte. Zu seinen Schwerpunkten zählen Siedlungs- und Sprachgeschichte, gewürzt mit neuesten Erkenntnissen aus Archäologie, Gewässernamenkunde (Hydronymie) und Genetik. Im freien Beitragsteil der neuen „Ortenau“ hat er sich wieder eines ganz besonders reizvollen und speziellen Themas angenommen, indem er den Begriff „Abnoba“ recherchiert. Bereits aus der Spätantike ist uns dieser leider nur noch einem Fachpublikum bekannte Name durch verschiedene Autoren überliefert. Bei den Geschichtsschreibern Plinius und Tacitus sind die Abnoba mons das Gebirge, aus dem die Donau entspringt, also unser heutiger Schwarzwald. Wer schon einmal die römische Fundstätte „Brandsteig“ besuchte (Gemarkung Schenkenzell/Aichhalden-Rötenberg), erinnert sich vielleicht an einen dort befindlichen Weihestein zu Ehren der Diana Abnoba. Damit wird dieses Thema für unsere Region höchst interessant und aktuell. Wurde das Gebirge nach der Göttin oder die Gottheit nach dem Gebirgszug benannt? Und was könnte das Wort bedeuten? Horn trägt in seinem Beitrag alte und neue Forschungserkenntnisse zusammen und betrachtet den Namen dazu sowohl aus linguistischem wie völkerkundlichem Blickwinkel.

Allein schon diese beiden kurz angesprochenen Beiträge machen Lust auf Stöbern, Lesen und vielleicht auch eigenständigem Erkunden und Vertiefen. Eine ganze Reihe weiterer, thematisch unterschiedlicher, aber immer interessanter und gut recherchierter Beiträge in der „Ortenau“ (Oberharmersbach während des I. Weltkriegs, Funde aus dem Kinzigtal von der Steinzeit bis zur Römerzeit, Eine mutige Bäuerin während der NS-Zeit in Nordrach) laden zu Ausflügen in die Heimatgeschichte ein. Abschließend dokumentiert eine Rückschau auf die vielfältigen Aktivitäten unserer Mitgliedergruppe die Vereinsarbeit im vergangenen Jahr.

„Die Ortenau“ 2014 kann über den Initiativkreis des Historischen Vereins zum Preis von EUR 28,00 erworben werden. Mitglieder erhalten den Jahresband kostenlos, denn der Bezug ist im jährlichen Vereinsbeitrag bereits inbegriffen. Bei Interesse können Sie hier mit den Mitgliedern des Initiativkreises in Kontakt treten.

Schiltach, den 02. November 2014






Konjugieren auf Schiltacherisch –
Helmut Horn präsentierte sein amüsantes Lehrbuch
zum Schiltacher Dialekt


von Martina Baumgartner




Der Schiltacher Mediziner und Hobby-Linguist Helmut Horn veröffentlichte ein gleichwohl fundiertes wie amüsantes Lehrbuch zum Schiltacher Dialekt. Es wurde am 24. Oktober 2014 der Öffentlichkeit vorgestellt.

„Nobed, Ihr Dame un’ Herre“, so begann Helmut Horn am Freitagabend mit der Vorstellung seines neuen Buches „Die Schiltacher Mundart“ im Saal des Rathauses am Marktplatz. Mit einem kleinen Festakt präsentierte die Stadt den Autor, der sein Werk als achten Band in der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach“ veröffentlichte. Damit ihn auch alle Gäste verstehen konnten, wechselte Horn bald ins Hochdeutsche.

In fünf Kapiteln seines Buches beschreibt er die sprachliche Entwicklung in Schiltach, die Grammatik der hiesigen Mundart sowie Lektionen für Schiltacher und „Reingeschmeckte“, um sich im Ort sprachlich bei Begrüßungen, beim Einkauf oder beim Gebrauch feststehender Ausdrücke „durchschlagen“ zu können. Einen Teil mit erzählten Schiltacher Geschichten und einem Vokabelkapitel mit 2000 gesammelten Mundartwörtern des Schiltacherischen hängte er auch noch dran – in Lautschrift gedruckt. Viele Fotos alter Schiltacher Ortsansichten runden das Werk ab.

Zirka 20 Jahre Mühe hat Horn, der auch äußerst aktives Mitglied in der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell des Historischen Vereins ist, in diese Fleißarbeit gesteckt und damit sein Umfeld und den Verleger Jakob Wolber aus Hausach zeitweise wohl fast zur Verzweiflung getrieben, wie er mit einem Augenzwinkern verriet. Eigentlich wollte Horn Literaturwissenschaft studieren, letztlich entschied er sich des besseren Auskommens wegen jedoch für die Medizin. Die Liebe zur Sprache, besonders zur heimatlichen Mundart, ist dem Schiltacher allerdings erhalten geblieben.

In seiner Arztpraxis stellte er fest, dass Schiltacherisch zunehmend weniger gesprochen würde und so entschloss er sich Wörter, Ausdrücke und Geschichten zu „sammeln“ und aufzuschreiben. Er orientierte sich am Südwestdeutschen Sprachatlas der Universität Freiburg und an den Schiltacher „Dialekt-Fundgruben“ Christian Faißt, Helmut Schneider und Herbert Pfau sowie Fritz Laib. Eine Geschichte in Schiltacher Mundart von Christian Faißt gab Horn bei der Vorstellung seines Buches auch gleich selbst zum Besten. Deren amüsanter Inhalt und die humorvolle Vortragsweise gefiel dem Publikum gut. Besonders die Schwester des bereits verstorbenen Urhebers im Publikum, Else Haberer, die mit ihrem Bruder zusammen am Schlossberg aufwuchs, hatte ihre Freude daran.

In der anschließenden Diskussion sorgten sich die Besucher um das Aussterben des Dialekts, den die Eltern ihren Kindern offensichtlich auch nicht mehr weitergeben können. „Wir haben Schiltacherisch auf der Gasse beim Spielen gelernt“ erinnerte sich Horn und bedauerte, dass die Kinder heutzutage kaum noch auf der Straße spielen. Auch Bürgermeister Thomas Haas spreche nicht viel vom weichen und vokalreichen Schiltacher Dialekt mit seinen 20 Doppellauten, erklärte dieser, und seine Kinder dementsprechend auch kaum. Das Publikum schlug zum Erhalt der Sprache die Gründung eines Vereins zur Sprachpflege oder Fortbildungen über die Volkshochschule vor. Einen großen Beitrag zum Spracherhalt leiste Horns Buch, war das Fazit des Bürgermeisters.



Helmut Horn (Zweiter von rechts) stellte sein Buch über den Schiltacher Dialekt im Rathaussaal vor. Zusammen mit ihm freuten sich Bürgermeister Thomas Haas (von rechts), seine Frau Iris Horn sowie Verleger Jakob Wolber über die gelungene Veröffentlichung.



Helmut Horn: „Die Schiltacher Mundart“. Band 8 aus der Reihe „Beiträge zur Geschichte der Stadt Schiltach“, 147 Seiten. ISBN 978-3-00-046386-0. Bei der Stadt Schiltach sowie im Buchhandel erhältlich.

Schiltach, den 29.10.2014






Informationen rund um den Maler Eduard Trautwein (1893-1978)

Der in Schiltach geborene und später in Wolfach lebende Maler Eduard Trautwein geriet unlängst in die Schlagzeilen.

Aufgrund seiner NS-Vergangenheit beschäftigte sich der Wolfacher Historiker Frank Schrader mit der Frage, ob die nach Trautwein benannte Straße nicht einen neuen Namen erhalten sollte. Selbst dem SWR-Fernsehen war diese Diskussion im vergangenen Jahr einige Sendeminuten wert. Nachdem die Stadt Wolfach in dieser Angelegenheit keinen Handlungsbedarf sah, ist es um die Sache inzwischen wieder ruhig geworden.

Seit kurzem ist auf Wikipedia ein interessanter und ausgewogener Eintrag eingestellt, sodass sich jeder Interessierte mit Trautweins Lebensdaten, seinem Werdegang sowie wissenswerten Details vertraut machen kann. Auch einige Kostproben seines Schaffens an öffentlichen Gebäuden in Wolfach und Schiltach werden präsentiert.

Zu dieser lesenswerten Zusammenfassung über Eduard Trautwein gelangen Sie
hier.


Schiltach, den 17. Juni 2014


Mitgliederbeschluss wird umgesetzt:
Namenserweiterung bezieht jetzt auch Schenkenzell mit ein


Von Reinhard Mahn


Als zukunftsweisende Entscheidung will der Initiativkreis des Historischen Vereins den Beschluss verstanden wissen, der örtlichen Mitgliedergruppe ab 01. April 2014 offiziell den erweiterten Namen „Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell“ zu geben. Dies betonen die Verantwortlichen in einer aktuellen Pressemitteilung vom 14. März 2014.


Als sich vor etwas mehr als 95 Jahren über 50 Geschichtsfreunde aus dem oberen Kinzigtal im Schiltacher Gasthof „Rössle“ zusammenfanden um eine örtliche Sektion des neun Jahre zuvor aus der Taufe gehobenen „Historischen Vereins für Mittelbaden“ zu gründen, waren darunter auch schon drei Bürger aus den Nachbargemeinden Schenkenzell, Bergzell und Kaltbrunn. Die treibende Kraft, der reichen Geschichte der Region in der Öffentlichkeit mehr Gewicht zu verleihen, war der damalige evangelische Stadtpfarrer Max Mayer, angespornt von Prof. Ernst Batzer aus Offenburg. Für den Vorstand des neuen Vereins war es ganz selbstverständlich, allen fünf östlichen Gemeinden des seinerzeitigen Landkreises Wolfach, nämlich Schiltach, Lehengericht, Schenkenzell, Bergzell und Kaltbrunn seine Arbeit zu widmen. Ein gutes Beispiel für die gemeindeübergreifende Zusammenarbeit gab Gründungsmitglied Otto Beil, ehemals Hauptlehrer in Wittichen, der sich schon zu Beginn der 1920er Jahre an die Vermessung, Kartierung und Beschreibung der Reste hochmittelalterlicher Burganlagen machte. Auch Gewerbelehrer Hermann Fautz, bis heute einer der bedeutendsten Heimatforscher des oberen Kinzigtals, befasste sich in vielen Beiträgen mit Themen Schenkenzeller und Kaltbrunner Geschichte. Diese Tradition wurde vor Jahren von Historiker Dr. Hans Harter wieder aufgenommen und wird mit viel Einsatz von Willy Schoch, einem profunden Kenner der Schenkenzeller Ortshistorie erfolgreich fortgesetzt.

Daher war es schon 2011 eine folgerichtige Entscheidung der Vereinsleitung, Willy Schoch als Vertreter für Schenkenzell/Kaltbrunn in den Initiativkreis des Historischen Vereins Schiltach einzubinden. Das auch in der Nachbargemeinde ständig wachsende Interesse an geschichtlichen Themen, außerordentlich gut besuchte Vortragsabende sowie die positive Entwicklung bei den Mitgliederzahlen war ausschlaggebend, die Namenserweiterung im Rahmen der Mitgliederversammlung im Januar zur Diskussion zu stellen. Gleichzeitig soll der Historische Verein damit gerade auch in Schenkenzell verankert und eine gemeinsame Identität gefördert werden.

So schlossen sich die Mitglieder mit großer Mehrheit dem Vorschlag des Initiativkreises an, den Bereich Schenkenzell nun auch bei der Vereinsbezeichnung ins Blickfeld zu rücken. Dabei konnte auch das neue Logo der Mitgliedergruppe präsentiert werden, das neben dem Doppeladler als Symbol für den übergeordneten „Historischen Verein für Mittelbaden“ auch die beiden Gemeindewappen von Schiltach und Schenkenzell zeigt. Die bewusst ins Logo integrierte Web-Adresse weist zudem darauf hin, dass das Internet eine tragende Säule der Informations- und Öffentlichkeitsarbeit der Mitgliedergruppe darstellt, die auch künftig ständig ausgebaut werden soll:





Der Initiativkreis dankt den Bürgermeistern und Gemeinderäten für deren Unterstützung, ohne die das Logo des Vereins in der vorliegenden Form nicht hätte realisiert werden können.

Der Initiativkreis der Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell hat sich auch für die Zukunft einiges vorgenommen. Vorträge und Veranstaltungen werden weiterhin je nach Thema wahlweise in Schenkenzell oder Schiltach angeboten. Bereits am 10. April lädt der Verein zu einem Vortragsabend ins Schenkenzeller „Haus des Gastes“ ein. Willy Schoch, der mit drei Mitarbeitern eineinhalb Jahre lang Kleindenkmale und Grenzsteine in Schenkenzell und Kaltbrunn erfasste, wird dabei die Ergebnisse seiner umfangreichen Arbeit vorstellen. Am 28. Mai wird dann in Schiltach ein Vortrag der örtlichen Erfasser zur Kleindenkmalerhebung in Schiltach und Lehengericht folgen. Das vorläufige Jahresprogramm sieht zwei weitere Vorträge sowie Ende September ein Ausstellungsbesuch im Stuttgarter „Haus der Geschichte“ vor.

Schiltach/Schenkenzell, den 14. März 2014


Nähere Informationen zu den Vorhaben in diesem Jahr finden Sie unter „
Termine.






Video-Collage zur Ausstellung „Flößerei im Bilde der Kunst“, die im Jahre 2013 im Museum am Markt gezeigt wurde.


Der 24-minütige Beitrag von Diet Rahlfs und Hans Harter gibt einen umfassenden Überblick zu den ausgestellten Werken, die nach Ende der Ausstellung wieder an ihre Eigentümer zurückgegeben wurden.





Rückblick auf die Machtübernahme der Nationalsozialisten
vor 80 Jahren in Schiltach und Lehengericht



Im Jahre 2013 jährte sich die „Machtergreifung“ durch die NSDAP – und damit die Abschaffung der noch jungen Demokratie, der ersten auf deutschem Boden.

Für den Historischen Verein war dies ein Grund, die Situation im Jahre 1933 in Schiltach und Lehengericht etwas genauer unter die Lupe zu nehmen. Begünstigt durch verschiedene Faktoren, u. a. die leidlich funktionierende Weimarer Demokratie, die Belastungen aufgrund des Versailler Vertrages sowie die – bereits wieder abklingende – Weltwirtschaftskrise fiel das nationalsozialistische Gedankengut auch in Schiltach und Lehengericht auf fruchtbaren Boden.
Dazu haben Dr. Hans Harter und Dr. Helmut Horn anhand von Bekanntmachungen und Annoncen im „Nachrichtenblatt der Gemeinden Schiltach und Lehengericht“ sowie der Wolfacher Tageszeitung „Der Kinzigtäler“ den Ereignissen jenes Jahres und der sich rasch entwickelnden Diktatur nachgespürt. Auch Aussagen verschiedener Zeitzeugen und Akten des Schiltacher Stadtarchivs flossen in ihre Forschungsergebnisse ein.
Daraus resultierten das Jahr über verschiedene Veröffentlichungen in der Lokalpresse, die schlaglichtartig die Begebenheiten vor 80 Jahren in Erinnerung riefen. Eine großangelegte, über fast drei Monate laufende Serie zum Jahr 1933 in einer Tageszeitung sowie ein Vortragsabend vor vollem Haus brachten viel Neues aber auch Verdrängtes ans Licht. Dabei wurde deutlich, wie – aus heutiger Sicht – erschreckend problem- und widerstandslos der Nationalsozialismus in unseren Gemeinden seinen Einzug hielt.
Um die Entwicklung, die zur Diktatur und zum braunen Terror führte, auf örtlicher Ebene besser nachvollziehen und verstehen zu können haben wir Ihnen hier nachfolgend einige aufschlussreiche Informationsquellen zusammengestellt, die Beachtung verdienen. Und damit möchten wir dieses Thema für den Moment auch abschließen. Unser Dank gilt den Autoren Dr. Harter, Dr. Horn und Dr. Morgenstern.


Hans Harter: „
1933 – Auch Schiltach wird nationalsozialistisch“ (Kleinere Beiträge)

Andreas Morgenstern:
„Der 1. Mai 1933 in Schiltach“ (Kleinere Beiträge)

Hans Harter/Helmut Horn: 1933 – Auch Schiltach wird nationalsozialistisch
(Audio-Mitschnitt des Vortrages vom 28.11.2013)

Helmut Horn: Schiltach 1933 – Textauszüge und Faksimiles chronologisch aus dem „Nachrichtenblatt Schiltach und Lehengericht“ (Aufsätze)

Helmut Horn: Das Jahr 1933 in Schiltach und Lehengericht – auf Basis der Berichterstattung im „Nachrichtenblatt“ und im „Kinzigtäler“ (Aufsätze)



Reinhard Mahn, 21. Februar 2014



Zusammenfassung
„Mitgliederversammlung 2014“


am Freitag, den 10. Januar 2014 im „Treffpunkt“ in Schiltach


von Reinhard Mahn


Zum jährlichen Informationsabend konnte der Historische Verein Schiltach im „Treffpunkt“ viele Mitglieder und Gäste willkommen heißen. Dem Rückblick auf ein ereignisreiches Vereinsjahr und einer Vorschau auf die für 2014 geplanten Aktivitäten folgte ein von Dr. Hans Harter moderierter Ausflug in die Schiltacher Geschichte, wobei eine kleine Zeitzeugenrunde erstaunliche Details und viel Wissenswertes zu berichten wusste.

In Vertretung von Sprecher Peter Rottenburger begrüßte Michael Buzzi als Mitglied des Initiativkreises des Historischen Vereins die zahlreich erschienenen Zuhörer (namentlich: Ortsvorsteher Thomas Kipp, Pfarrer Dr. Christoph Glimpel, Pfarrer Bernd Müller, Prof. Rolf Pfefferle und Martina Baumgartner vom „OT“) und führte souverän durch die einzelnen Programmpunkte. Bei der Totenehrung gedachte er der beiden engagierten Vereinsmitglieder Paul Armbruster und Ernst Pfau, die 2013 verstorben waren.

In seinem Jahresrückblick rief Schriftführer Reinhard Mahn die Veranstaltungen und Ereignisse des zurückliegenden Jahres in Erinnerung. Der Mitgliederversammlung folgten zwei Museumsfahrten nach Stuttgart zur äußerst erfolgreichen Ausstellung „Die Welt der Kelten“ sowie zur Sonderschau „Widerstand und Volksgemeinschaft 1933 bis 1945“ im „Haus der Geschichte“. Nach der Lesung „Der Schwarzwald und seine Dichter“ im Frühjahr schloss sich den Sommer über im Schiltacher „Museum am Markt“ die Ausstellung „Die Flößerei im Bilde der Kunst“ an. In der Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ waren Schiltacher Autoren mit mehreren Artikeln gut vertreten. Im Spätherbst wurde dann nochmals das Thema „1933“ aufgegriffen. Die Schiltacher Referenten Dr. Hans Harter und Dr. Helmut Horn werteten Berichterstattung und Vereinsmitteilungen jenes Jahres aus und ermöglichten so dem Publikum, sich selbst ein Bild vom Einzug des Nationalsozialismus in Schiltach und Lehengericht zu machen. Parallel dazu erschienen aufschlussreiche Berichte in der Lokalpresse. Auch die zwischenzeitlich abgeschlossene Aufnahme der Kleindenkmale in Schiltach und Schenkenzell erforderte viel Einsatz der ehrenamtlichen Helfer.

Michael Buzzi stellte anschließend die Planungen für das laufende Jahr vor. Die Dokumentation der Kleindenkmale und Grenzsteine in unserer Region brachte manche verborgenen Schätze zutage, die in Vorträgen in Schenkenzell (April) und Schiltach (Mai) von den Erfassern vorgestellt werden. Eine Lesung und Podiumsdiskussion zu Johann Peter Hebel mit Wolfgang Tuffentsammer und Günter Bentele folgt im Rahmen der Schiltacher Kulturwoche im Juli und für September ist ein weiterer Ausstellungsbesuch in Stuttgart vorgesehen. Anlass für die dortige Sonderschau „Fastnacht der Hölle – der I. Weltkrieg und die Sinne“ ist der Kriegsbeginn vor einhundert Jahren. Ende Oktober folgt als besonderes Schmankerl ein weiterer Vortrag mit Prof. Konrad Kunze, der sich in seiner unvergleichlichen Art mit unserer heimischen Mundart sowie deren Geschichte, Verbreitung und den Grenzen des alemannisch-schwäbischen Dialektgebiets befassen wird. Damit ist der Rahmen für die Vorhaben dieses Jahres weitgehend abgesteckt.


Schon seit Monaten befasst sich der Initiativkreis mit einer möglichen Namenserweiterung für die Schiltacher Mitgliedergruppe. Da Schenkenzell zum einen bei allen Aktivitäten des Historischen Vereins schon immer eine gewichtige Rolle spielte und sich dies zum andern auch in stetig steigenden Mitgliederzahlen bemerkbar macht, stellte Michael Buzzi im Namen des Initiativkreises das Vorhaben zur Diskussion. Bei einer Abstimmung per Handzeichen stimmte die große Mehrheit der anwesenden Mitglieder für die künftige Bezeichnung „Mitgliedergruppe Schiltach/Schenkenzell“. Der offizielle Start und die Vorstellung des neuen Logos werden in naher Zukunft im Rahmen eines Pressetermins erfolgen.
An diesen Punkt schloss sich eine kurze Information über Besonderheiten des künftigen SEPA-Lastschriftverfahrens an. Fragen und Anträge von Seiten der Mitglieder gab es nicht, sodass der „geschäftliche“ Teil der Versammlung damit beendet war.

Nach einer kurzen Pause folgte eine von Dr. Hans Harter moderierte Zeitzeugenrunde zum Thema „Franzosenkinder in Schiltach 1944/45“. Näheres dazu erfahren Sie
hier oder in der Rubrik „Themen“.




Dokumentation der Kleindenkmale abgeschlossen
Für Schenkenzell Arbeit von bleibendem Wert geleistet

Von Lothar Herzog



Vier Schenkenzeller waren 18 Monate lang ehrenamtlich mit Rucksack, Drahtbürste, Foto, Meterstab und Notizblock im Gemeindegebiet unterwegs.
Dabei haben sie 121 Kleindenkmale erfasst und 481 Landesgrenzsteine aufgespürt. Die Dokumentation ist jetzt abgeschlossen und Texte und Fotos digitalisiert in acht Ordnern gesammelt.
Als Willy Schoch mit seinen Helfern Werner Sum, Hermann Kaufmann und Bernd Wöhrle im Frühjahr 2012 mit dieser vom Landesamt für Denkmalpflege angestoßenen Projektarbeit begannen, merkten sie bald, dass dies eine doch sehr zeitaufwändige Geschichte werden sollte, von der am Ende nun alle begeistert sind.

„Es ist eine Arbeit für Schenkenzell und Kaltbrunn von bleibendem Wert. All die gesichteten Kleindenkmale und Grenzsteine informieren über ein Geschehen vor langer Zeit, die nicht selten Fragen offen lassen. Und all diese Zeitzeugen der Vergangenheit haben eines gemeinsam: Sie sind schützens- und erhaltenswert. Zumindest aber sollte ihre Existenz festgehalten werden“, resümiert Willy Schoch.

Wie der Hobbyhistoriker und frühere Hauptamtsleiter der Gemeinde Schenkenzell verrät, habe das Dokumentieren von Kleindenkmälern etwas mit Entdeckergeist zu tun gehabt, und dies in der eigenen Gemeinde, in der eigenen Umgebung. Mit der Erfassung seien Kleindenkmäler und Grenzsteine bei der Bevölkerung, die sich sehr aufgeschlossen gezeigt und die Arbeit unterstützt hätte, wieder in Erinnerung gerufen worden. Die Bandbreite der Kleindenkmale war sehr groß und differenziert. In einer katholischen Landgemeinde wie Schenkenzell und Kaltbrunn waren Bildstöcke und Kreuze, Grabsteine, Kapellen und Gedenkstätten in der Überzahl. Auch der in Wittichen im 18. Jahrhundert florierende Bergbau hat einige interessante Erinnerungen hinterlassen. Weitere Kleindenkmale stehen im Zusammenhang mit der Flößerei, Landwirtschaft, Wasserkraft und Verkehr.

Die öffentliche Aufmerksamkeit und Wertschätzung sei der beste Schutz für die all die unwiederbringlichen Zeugnisse der Geschichte, hebt Schoch hervor. Landesgrenzsteine seien begehrte Sammelobjekte, hier und da habe einer gefehlt. Auch ein Bildstock in der „Lay“ sei jahrelang verschwunden gewesen, nach Schapbach entführt und schließlich vom reuigen „Dieb“ wieder zurückgebracht worden, schildert der Projektleiter.

In den letzten Monaten ihrer Projektarbeit war das Quartett auf der Suche nach den historischen Landesgrenzsteinen von der Willenburg über das Zollhaus, den Fräulinsberg bis zur Teufelsküche unterwegs, von dort über die Kinzig hinauf über Reilinsberg, Rinkenbach zum Bettelmännle, hinunter zur Reinerzau, wieder hoch über Emle, Roßberg bis hin zum Schmiedsberger Platz.
Dabei haben sie 481 Grenzsteine gezählt, wovon 439 noch gut erhalten sind. Darunter befänden sich absolute Raritäten mit Wappen von Fürstenberg, Baden, Württemberg und dem Kloster Alpirsbach, wie Schoch begeisternd erzählt. Während der älteste Stein aus dem Jahre 1558 auf dem „Zollhaus“ an der Gemarkungsgrenze zu Aichhalden entdeckt wurde, thront der größte Grenzstein mit 1,20 Meter auf dem „Bettelmännle“.

Im frühen Mittelalter genügten noch Waldränder, Wasserläufe und Verbindungslinien wichtiger Geländepunkte wie Berggipfel und Felsen als Grenzmarkierungen zwischen verschiedenen Besitztümern. Etwas genauer wurden Grenzlinien durch markante Bäume nachgewiesen. Im 15. Jahrhundert begannen reiche Grundherren, Kirchen und Klöster ihren Besitz sprichwörtlich in Stein zu meißeln. Der Grenz- oder Lochenstein bedeutete zu damaliger Zeit ein Novum.
Im Bereich „Brandsteig“ zwischen Rötenberg und Schenkenzell ist auf einem Grenzstein der Abtsstab des Klosters Alpirsbach zu sehen. Im 17. und 18. Jahrhundert kam es immer wieder zu Grenzstreitigkeiten. Im Generallandesarchiv in Karlsruhe befinden sich heute noch Verträge zwischen dem Stab Schenkenzell, dem Stab Kaltbrunn, Kloster Alpirsbach und den dazugehörenden Stäben von Rötenbach und Reinerzau über die Forst- und Jurisdiktionsgrenze zwischen Württemberg und dem Adelshaus Fürstenberg. Es dürfte kaum eine Grenzlinie geben, die so markant und unübersehbar durch hohe Steinquader die einstigen staatlichen Bereiche zwischen Baden und Württemberg abgrenzt wie auf Schenkenzeller und Kaltbrunner Gemarkung.



Die Erfassung der Kleindenkmale wurde in ganz Baden-Württemberg durch ehrenamtliche Kräfte umgesetzt. Die fachliche Begleitung erfolgte durch das Denkmalamt, die Organisation im Kreis Rottweil oblag dem Fachbereich Archiv, Kultur, Tourismus im Landratsamt Rottweil. Nach der Auswertung der Unterlagen soll eine schriftliche Dokumentation in Buchform entstehen.

Über die Kleindenkmale von Schenkenzell und Kaltbrunn wird Willy Schoch am 10. April 2014 im „Haus des Gastes“ in Schenkenzell einen Vortrag halten. Nähere Infos finden Sie in der Rubrik > TERMINE.

Dieser Artikel erschien erstmals am 14. Dezember 2013 im „Schwarzwälder Bote“.


Erfassung der Kleindenkmale im Landkreis Rottweil 2012/2013

In diese Aufgabe sind Mitglieder des Initiativkreises des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. in besonderem Maße eingebunden.
Verschiedene Berichte über die bisherige Tätigkeit finden sich
hier zum Nachlesen.



Die Vereinszeitschrift „Die Ortenau 2013“ ist da!
Hans Harter und Helmut Horn sind mit drei Aufsätzen vertreten

Von Reinhard Mahn


Vor zwei Wochen, und damit rechtzeitig vor der dieses Jahr in Hornberg veranstalteten Jahresversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. wurden unserer Mitgliedergruppe die druckfrischen, freundlich-roten Jahrbücher 2013 zugestellt und zügig an alle Vereinsmitglieder in Schiltach, Schenkenzell und St. Roman verteilt. Das Schwerpunktthema des vorliegenden 93. Jahresbandes lautet „Literatur und Sprache am Oberrhein: Geschichte und Gegenwart“. Zu diesem Themenkomplex hat die Schriftleitung 16 Beiträge mit einem Umfang von 280 Seiten in das Jahrbuch aufgenommen. Auf weiteren gut 300 Seiten folgen 14 freie Beiträge zu unterschiedlichsten regionalhistorischen Themen, denen sich ein Forum, Rezensionen heimatgeschichtlicher Literatur, Berichte der Fach- und Mitgliedergruppen sowie Mitteilungen und Hinweise der Vereinsführung anschließen.

Der 590seitige Band bestätigt eindrucksvoll, dass die Verfasser der einzelnen Beiträge wieder gute, gewissenhafte und wissenschaftlich fundierte Arbeit geleistet haben, die dann Redakteur und Vorstandsmitglied Martin Ruch gewohnt professionell zu einer optisch ansprechenden und übersichtlich gegliederten Veröffentlichung zusammengestellt hat.



Nachdem im vergangenen Jahr der Schiltacher Historiker und Autor Hans Harter zum Leitthema „Criminalia. Zur Geschichte der Justitia in Mittelbaden“ seine Forschungsergebnisse zu einem in den Jahren 1773 und 1774 in Schiltach abgehaltenen aufsehenerregenden Prozess gegen die Anführer einer Bettel-, Räuber- und Diebesbande darlegte, darf sich der heimatgeschichtlich interessierte Leser in diesem Jahr sogar auf drei sachkundige und wissenswerte Beiträge aus dem oberen Kinzigtal freuen.

Im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart fand sich die Notiz eines anonymen Autors von 1781, dass Bürger in Schiltach, „einem kleinen wirtembergischen Städtchen auf dem Schwarzwald“ schon bald nach dem 30jährigen Krieg „ein Schauspiel aufgeführt hätten, was sie zu ihren Privilegien oder wenigstens zu ihren alten ehrbaren Gewohnheiten zählen“ würden. Diese Bemerkung weist auf eine gewisse Tradition hin, was Hans Harter veranlasste, sich näher mit diesem Thema zu beschäftigen. Dabei förderte er Erstaunliches zutage. Harter fand Belege, dass im 17. Jahrhundert zumindest eine Reihe biblischer Volksschauspiele in Schiltach mit Laiendarstellern aus der Bürgerschaft aufgeführt wurden. Im Mittelpunkt seines Beitrages steht die Aufführung des Stückes „Ahasveros und seine beiden Königinnen Vasdi und Esther“ von 1654, ergänzt um Einblicke in die konfessionspolitische Situation in und um Schiltach.

In einem zweiten Beitrag befasst sich Harter mit einem Brief des Schiltacher Schiffers Adolf Christoph Trautwein an seinen Sohn Wilhelm von 1871. Von besonderem Interesse sind heute dabei die Einstellung des Schreibers zur Arbeiterbewegung, sein wirtschaftliches Denken und Handeln, die Beschreibung der Probleme des Kinzigtäler Holzhandels, die Verdienstchancen der Flößer in Siebenbürgen und die Lage des örtlichen Handwerks am Beispiel der Gerber.

In einem „freien“ Beitrag beschäftigt sich Helmut Horn, der ebenfalls schon durch mehrere Veröffentlichungen in der „Ortenau“ als Heimatforscher in Erscheinung trat, mit dem 1788 geborenen, aus Schiltach stammenden Jakob Bernhard Trautwein, der als Chemiker seinerzeit zu Berühmtheit gelangte.
Seine wissenschaftlichen Arbeiten genossen europaweiten Ruf. Als Beispiel für viele seien seine Untersuchungen zur damals in der Medizin „in Mode gekommenen“ Blausäure genannt, wo deutlich wird, dass er dem vor allem bei Lungenleiden eingesetzten chemischen Arzneimittel mehr als skeptisch gegenüberstand. Trautwein war nicht nur ein leidenschaftlicher Forscher, er trat auch nachdrücklich für die Belange der Apotheker ein und führte in Nürnberg die „Apotheke zum Heiligen Geist“, die bereits 1498 gegründet, als älteste Apotheke Nürnbergs galt und noch heute besteht.

Diese drei nur kurz angesprochenen sowie eine ganze Reihe weiterer, ganz unterschiedlicher, aber immer interessanter und gut recherchierter Beiträge in der „Ortenau“ 2013 machen Lust auf Stöbern, Lesen, Entdecken und vielleicht auch Weiterforschen. Eine Rückschau auf die Aktivitäten der Mitgliedergruppe Schiltach im Jahr 2012 rundet diesen gelungenen Jahresband ab.

„Die Ortenau“ 2013 kann über den Initiativkreis des Historischen Vereins zum Preis von EUR 26,00 erworben werden. Mitglieder erhalten den Jahresband kostenlos, denn der Bezug ist im jährlichen Vereinsbeitrag bereits enthalten. Bei Interesse können Sie
hier mit den Mitgliedern des Initiativkreises in Kontakt treten.








Neu: Online-Zugriff auf Beiträge in der „Ortenau“
Von Reinhard Mahn


Die jährlich im Herbst erscheinende Vereinszeitschrift „Die Ortenau“ ist für viele Heimatfreunde über die Jahre zu einem unentbehrlichen Nachschlagewerk und einem zuverlässigen Begleiter bei Fragen zur lokalen und regionalen Geschichte geworden. Die Themen der wissenschaftlich fundierten Beiträge sind dabei breit gefächert, umfassen Beiträge zu Archäologie, Geologie, Besiedelung, Burgen und Architektur, Flurnamen, Wirtschaft, Gewerbe und Industrie, Kultur, Kunst und Gesellschaft, politischen Ereignissen sowie die Zeit des nationalsozialistischen Terrorregimes.

Bei der kürzlich in Kehl-Kork stattgefundenen Frühjahrstagung des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. wurden die Vertreter der Mitgliedsgruppen über die zwischenzeitlich abgeschlossene Digitalisierung sämtlicher „Ortenau“-Bände bis einschließlich 2007 informiert. In den kommenden Jahren soll jeweils ein weiterer Jahrgang den Nutzern digitalisiert zur Verfügung gestellt werden.

Diese wahre Fleißarbeit mit einer Erfassung von mehreren zehntausend Seiten wurde der Universität Freiburg übertragen, die diese Aufgabe gut und solide erfüllt hat. Beginnend mit dem ersten Band der Jahre 1910/1911 stehen nun sowohl Wissenschaftlern, Heimatforschern und interessierten Laien die ganze Palette von Veröffentlichungen über einen Zeitraum von gut 100 Jahren zum Schmökern, Lesen, gezielten Suchen und Forschen zur Verfügung, ohne dass ein Besitz der einzelnen Bände erforderlich ist. Das „Online-Archiv“ erreichen Sie
HIER.

Nach Anklicken der Jahreszahl des Erscheinens können über das Inhaltsverzeichnis des jeweiligen Bandes die Beiträge angewählt werden. Ab Jahrgang 1949 ff. steht zusätzlich eine Stichwortsuche zur Verfügung, womit gewünschte Suchbegriffe wie Namen, Klöster, Burgen, Adelsgeschlechter, Herrschaften, Orte, Flüsse und vieles mehr in textlichem Zusammenhang leicht aufgefunden werden können.

Der Initiativkreis wünscht beim Suchen und „Fündigwerden“ viel Erfolg!





Historischer Verein besuchte Ausstellung „Anständig gehandelt“
Von Reinhard Mahn


Eine Exkursion nach Stuttgart unternahmen am 01. März 2013 Mitglieder und Freunde des Historischen Vereins. Während einer gut zweistündigen Führung erläuterte Andreas Morgenstern fachkundig das Zustandekommen und Anliegen der Ausstellung „Anständig gehandelt - Volksgemeinschaft und Widerstand 1933-1945“. Die Ausstellung zeigt am Beispiel konkreter Aktionen, wie sich einzelne und Gruppen im Kleinen und Großen gegen den Nationalsozialismus zur Wehr setzten. Der heutige Leiter der städtischen Museen und des Archivs, der vor seiner Tätigkeit in Schiltach im „Haus der Geschichte Baden-Württemberg“ am Zustandekommen dieser Ausstellung selbst beteiligt war, erklärte den Exkursionsteilnehmern, dass die Ausstellung exemplarisch 39 Beispiele des Widerstands dokumentiere. Sodann griff er einzelne Fälle heraus, die er näher erläuterte, wie den Generalstreik von Arbeitern aus Mössingen, der unmittelbar auf die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler folgte sowie den geheimen Radiosender des Stuttgarter Rundfunkpioniers Rudolf Formis, der von Prag aus über das Regime zu informieren suchte. Ebenso berichtete er vom Attentatsversuch des schwäbischen Tüftlers Georg Elser, der im Münchener Bürgerbräukeller eine Bombe zündete und präsentierte die Werkbank, an der Elser experimentierte. Eine nähere Betrachtung verdiente auch der aus Freiburg stammende Marineoffizier und Publizist Helmuth Klotz, ein früher Weggenosse Adolf Hitlers, der sich schon Ende der 1920er Jahre von der Bewegung abwandte und 1937 aus dem Pariser Exil das Buch „Der neue deutsche Krieg“ veröffentlichte, das bereits eindringlich vor den Kriegsvorbereitungen Nazideutschlands warnte. Die geschichtsträchtigen Ausstellungsstücke waren vor großen Fotowänden platziert, die eine bedrückende Vielzahl von Einzelaufnahmen aus den Jahren 1933-1945 wiedergaben und die Vereinnahmung des öffentlichen wie privaten Lebens dieser Zeit durch das NS-Regime deutlich vor Augen führten. Die Ausstellung ist noch bis 31. März 2013 zu sehen.
Ausführlicher Bericht siehe
Themen - Exkursionen.





Ist Udo Lindenberg ein Schwarzwälder?
Literaturabend über den Schwarzwald und seine Dichter


Von Martina Baumgartner

Wenn die Literatur von Zwergen, die an Baumwurzeln hausen, mystischen Luftspiegelungen, geheimnisvollen Begegnungen mit rauchenden Kraftgestalten, sprechender Stille und unglaublichen Vorkommnissen erzählt, hat der Leser es nicht unbedingt mit Science Fiction oder Computerspielen zu tun. Hier ist die Rede vom Schwarzwald und der inspirierte schon so manchen Dichter.
In einer Gemeinschaftsveranstaltung der Mitgliedergruppe Schiltach des Historischen Vereins und der VHS wussten der Schiltacher Stadtführer Wolfgang Tuffentsammer und der aus Bietigheim stammende baden-württembergische Regionalhistoriker und Buchautor Günther Bentele das Publikum für diese Thematik mit einem kurzweiligen und spannenden Vortrag zu begeistern.
Nach der Begrüßung durch den Sprecher des Vereins Peter Rottenburger stellten die Redner abwechselnd acht Autoren vor, die persönlich und dichterisch eng mit dem Schwarzwald verbunden sind. Doch falsch gedacht, wer trockene Literatur erwartete. So mancher Text entlockte den Besuchern im Schlossbergsaal des Gottlob-Freithaler-Hauses ein lautes Lachen und Tuffentsammer und Bentele waren mit ihrer originellen Art der Darstellung und der Auswahl der Zitate und Anekdoten nicht ganz unschuldig daran.
So wussten sie vom amerikanischen Autor Mark Twain, dass der Reichtum des Schwarzwälders am Umfang des Misthaufens vor der Haustür zu berechnen sei und vom Gemeinderat in Ottenhöfen, der ab acht Uhr morgens am Stammtisch in einer Gaststätte tagen musste, um die anfallenden Amtsgeschäfte feuchtfröhlich zu erledigen. Der passionierte Angler Ernest Hemingway empfahl das Schwarzfischen im Schwarzwald, weil man wenigstens zwei Wochen benötige, um die erforderlichen drei Genehmigungen zu erhalten, damit man endlich mal einen Fisch aus dem Fluss ziehen kann. Der Haslacher Heimatdichter Heinrich Hansjakob schrieb über die einmaligen Schwarzwälder Originale in der Region. Besonders hatte es ihm ein Förster angetan, der Fürst vom Teufelsstein genannt wurde. Der einsame Waldmann baute erfolgreich Tabak im engen Heubachtal an. Leider war der nicht genießbar, doch der Teufelssteiner schmauchte auch dieses Kraut.


In Wiesentäler Mundart dichtete Johann Peter Hebel seine Alemannischen Verse. Zu seinen Bewunderern gehörten Tolstoj und Goethe, letzterer versuchte selbst einmal in Dialekt zu reimen und scheiterte kläglich. Der Sänger Udo Lindenberg fühlt einen Seelenverwandten schreiben, wenn er die Texte des in Calw geborenen Hermann Hesse liest und für den weitgereisten Hesse selbst war seine Heimat der schönste Ort. Das Schicksal des Autors Christoffel v. Grimmelshausen, der als Soldat des 30-jährigen Krieges ein schreckliches Leben führte, im Schwarzwald seine wahren Wurzeln fand und endlich seinen berühmten Simplicissimus schrieb, berührte. Nachdenklich stimmte ebenso das Leben eines jüdischen Schriftstellerkollegen, des Berthold Auerbach aus Horb, der so gern ein Deutscher sein wollte, besonders vor dem Hintergrund, dass nur Jahrzehnte später jeder Jude die Deutschen fürchten musste. Natürlich durfte das Märchen vom Kalten Herzen von Wilhelm Hauff nicht fehlen.
Nach dieser geballten Ladung Literatur hatte das Publikum noch nicht genug und forderte eine Zugabe. Günther Bentele las aus Eduard Mörike ‚Die Geister vom Mummelsee‘ und schloss den Vortrag mit einem Augenzwinkern: „Gell, auch die Schwaben können‘s.“

23. Februar 2013 / Fotos: Martina Baumgartner


PS: Einen weiteren Bericht über den Vortragsabend finden Sie in der Rubrik „Themen“


Historische Vereine Hausach und Schiltach besuchten die „Welt der Kelten“


Am Sonntag, den 27.01.2013 luden die Mitgliedergruppen Hausach und Schiltach zu einem ganztägigen Besuch der großen Keltenschauen in Stuttgart ein. Über 35 Mitglieder der beiden Vereine machten sich mit der Bahn auf die Reise in die Landeshauptstadt. Die groß angelegte Ausstellung, die seit September 2012 bereits über 150.000 Besucher zählte, ist in zwei Themenbereiche gegliedert. Im „Alten Schloss“ liegt der Schwerpunkt auf der keltischen Kunst, im „Kunstgebäude“ wird der Besucher mit der Entwicklung der keltischen Zivilisation vertraut gemacht.

Bedingt durch den großen Besucherandrang kam es vor den Eingängen zu kurzen Wartezeiten, was unsere Besuchergruppe gerne in Kauf nahm. „Zentren der Macht“ ist der Titel der Ausstellung im Kunstgebäude und entführt den Besucher in die Lebenswelt der Kelten, beginnend mit der frühen Eisenzeit (7. Jh. v. Chr.) bis etwa zur Zeitenwende. Hier werden die Beziehungen der Kelten zu Völkern des Mittelmeerraums sowie Religion und Kult beleuchtet. Wie sah sich dieses rätselhafte Volk selbst und wie wurden die Kelten von der Archäologie entdeckt sind weitere spannende Aspekte. Im Mittelpunkt allerdings stehen die sog. „Fürstensitze“, deren reiche und prächtige Grabbeigaben (z. Bsp. Eberdingen-Hochdorf) den Besucher faszinieren. Geländeprofile und die ehemaligen Befestigungsanlagen der Heuneburg, des Ipf, des Aspergs und des Mont Lassois, teilweise ergänzt durch gelungene 3-D-Animationen, verschaffen dem Betrachter einzigartige Einblicke in die zivile und militärische Ordnung jener Zeit.



Eine Gruppe Schiltacher Besucher am Einlass zur Ausstellung. Foto: R. Mahn


Ein Blick auf die Wanderungen der Kelten nach Norditalien, den Balkan und bis nach Anatolien sowie Betrachtungen zu den „Oppida“, den keltischen Städten, runden das großartige Bild auf dieses „europäische“ Volk ab.

Die im Alten Schloss präsentierten „Kostbarkeiten der Kunst“ spannen einen Bogen von den frühen Zeugnissen des keltischen Kunstschaffens im 8. Jahrhundert v. Chr. über einen Zeitraum von nahezu 1700 Jahren durch alle wesentlichen und prägenden Stilepochen hindurch, bis eine zunehmende Verschmelzung der keltischen Tradition mit germanischen Elementen einsetzte. Die zu bestaunenden und teilweise mit höchster Präzision geschaffenen Kunstwerke aus Ton, Holz, Bronze, Eisen, Silber und Gold veranschaulichen die in der Frühzeit vorherrschende Liebe zu geometrischen Formen. Später traten Einflüsse aus dem Süden hinzu, die in der Darstellung von Masken und Fabelwesen ihren Niederschlag fanden. Vor der Zeitenwende machte sich eine zunehmend realistischere Abbildung von Menschen, Tieren und Götterbildern bemerkbar, in den ersten Jahrhunderten des neuen Jahrtausends prägt dann der Kunstausdruck der dominierenden römischen Welt das keltische Kunstgeschehen. Eine letzte Blütezeit erlebt die keltische Kunst in Form der irischen Buchmalerei bis ins 9. Jahrhundert n. Chr. hinein.


Hausacher und Schiltacher Teilnehmer auf dem Rückweg zum Bahnhof Foto: R. Mahn



Die sehenswerte Ausstellung wurde vom Archäologischen Landesmuseum Baden-Württemberg und dem Landesmuseum Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart sowie dem Historischen Museum Bern ermöglicht und ist noch bis zum 17. Februar 2013 geöffnet.

Die Teilnehmer der Exkursion kehrten mit viel neuem Wissen und einer Fülle an schönen Eindrücken aus der „Welt der Kelten“ ins heimische Kinzigtal zurück.

Schiltach, den 28. Januar 2013 Reinhard Mahn




Forschung, Vorträge, Ausstellungen und Exkursionen

Bericht über die Mitgliederversammlung
am Freitag, den 18. Januar 2013


Von Rolf Rombach

Die Mitgliedergruppe Schiltach des Historischen Vereins für Mittelbaden hat in 2012 ein enormes Maß an Arbeit geleistet, an Forschung, Vorträgen und Ausstellungen. Dies wurde bei der Mitgliederversammlung im Gasthof „Sonne“ deutlich, als dort Reinhard Mahn, Mitglied des so genannten Initiativkreises, in der ausführlichen Rückschau an die verschiedenen Ereignisse erinnerte, insbesondere an die Registrierung der Kleindenkmale, an Referate über die verschiedensten Themen, an die Leonhard-Ausstellung, die Musiken im „Museum am Markt“, an Seminare, Beteiligung am kommunalen Sommerferienprogramm, die Tagung der Museumsfachgruppe des Hauptvereins in Schiltach, an vier Sitzungen des Initiativkreises, an die Zeitzeugengespräche bezüglich der NS-Zeit, die Diskussion über städtebauliche Folgen des vorgesehenen Hochwasserschutzes an Schiltach und Kinzig und an Schiltacher Veröffentlichungen in der „Ortenau“, dem Jahrbuch des Hauptvereins.

Mit der hauptamtlichen Besetzung der städtischen Archiv- und Museumsleitung sei ein langgehegter Wunsch in Erfüllung gegangen. „Wir freuen uns auf eine vertrauensvolle Zusammenarbeit mit dem Stelleninhaber Andreas Morgenstern“, bekundete Mahn. Der Historiker Michael Hensle habe seinen Archiv-Ordnungsauftrag erfolgreich beendet. Mit jetzt 60 Mitgliedern weise die Mitgliederzahl eine leicht steigende Tendenz auf. Mitgliederwerbung sei aber auch künftig eine stetige Aufgabe.



Foto: R. Mahn

In der Vorschau wurde für 2013 ebenfalls ein umfangreiches Arbeitspensum deutlich: Am 27. Januar Exkursion zur Keltenausstellung in Stuttgart (zusammen mit der Mitgliedergruppe Hausach), am 20. Februar Vortrag „Der Schwarzwald und seine Dichter“ um 19.30 Uhr im Gottlob-Freithaler-Haus (Leitung Wolfgang Tuffentsammer und Günther Bentele), am 1. März Exkursion zur Ausstellung „Anständig gehandelt – Widerstand und Volksgemeinschaft 1933-1945“ (Leitung Andreas Morgenstern), am 26. April Ausstellungseröffnung „Die Flößerei im Bilde der Kunst“ im „Museum am Markt“ (Ausstellungsdauer bis 30. September), am 2. Mai Eröffnung der Wander-Ausstellung „Flößerei in aller Welt“ in der Hansgrohe-Aquademie. Für die zweite April-Hälfte ist zudem eine Exkursion zur Ruine Althornberg (Leitung Karl Volk) geplant, im frühen Sommer eine Exkursion zur benachbarten Ruine „Schilteck“ in Schramberg (Leitung Hans Harter). Nach den Sommerferien folgt ein Vortrag von Hans Harter über einen Schiltacher Kriminalfall von 1773/74 „Zwey berüchtigte Jauner zum Strang gerechtest verurtheilt“ (Der weiße Bettelbub und der schwarze Katzensepp).

Der promovierte Politologe und Historiker Andreas Morgenstern, seit November neuer städtischer Archiv- und Museumsleiter, stellte sich in der Versammlung vor, zeigte dabei seine beruflichen Stationen auf und gab Hinweise zu seiner künftigen Arbeit in Schiltach. Dem Stadtarchiv bescheinigte er eine vorbildliche Ordnung der Archivalien. Gerne will er aus dem vorhandenen Bücherbestand eine „kleine regionalgeschichtliche Bibliothek“ zusammenstellen. Er lud zum Besuch ins Stadtarchiv ein und zur Benutzung dieser wichtigen Einrichtung. Bezüglich der Museen sieht er eine „schöne und wichtige Aufgabe“ in der Gestaltung von Ausstellungen. Dabei denkt er bereits an zwei Jubiläen, in 2014 an „100 Jahre Ausbruch des Ersten Weltkrieges“ und in 2015 an „25 Jahre Wiedervereinigung“. Sowohl Einheimische wie Auswärtige sollten aus Museumsbesuch und Ausstellungen Bleibendes mitnehmen.


Der neue städtische Archiv- und Museumsleiter Andreas Morgenstern (links) stellt sich vor. Daneben Reinhard Mahn, Peter Rottenburger, Klaus-Ulrich Neeb und Michael Buzzi, allesamt Mitglieder des „Initiativkreises“ der Mitgliedergruppe. Foto: Rombach


Zur vollständigen Aufarbeitung der NS-Zeit, so kündigte der Sprecher des Initiativkreises, Peter Rottenburger, an, müssten jetzt noch die städtischen Archivalien und Zeitungsberichte ausgewertet werden. Ferner kündigte er an, dass sich die Mitgliedergruppe mittelfristig zu einem rechtsfähigen Verein etablieren werde. Derzeit sei sie lediglich Teil des Hauptvereins. In einer längeren Diskussion appellierten die Mitglieder an die Entscheidungsträger, bei der vorgesehenen Realisierung von Hochwasserschutzmaßnahmen städtebaulich-historische Gesichtspunkte nach Möglichkeit und in verantwortbarer Abwägung zu berücksichtigen. Gedacht wurde hier insbesondere an Gerbergasse, Stadtbrücke, Bachstraße, Mauerhöhung, Tieferlegung der Schiltach und Entfernung des Wehrs oberhalb der Stadtbrücke. Gerade in der Schiltach-Tieferlegung, der Mauererhöhung und der Wehrentfernung sehen die Historiker eine sehr große negative Beeinträchtigung des historischen und wertvollen Stadtbildes.


Foto: R. Mahn

Peter Rottenburger, der die Versammlung mit einer Grußadresse eröffnet hatte, setzte den Versammlungsschlusspunkt mit dem Dank an alle Förderer der Ortsgruppe. Gleichzeitig lud er zu den vorgesehenen Veranstaltungen, zu aktiver Mitarbeit und zu Anregungen ein.







Bericht von der

Herbsttagung der Fachgruppe „Museen“


am Samstag, den 08. Dezember 2012 in Schiltach

Leitung: Thomas Hafen



Museumsfachleute besuchen Schiltach
von Rolf Rombach

Auf ihrer jährlichen Informationstour weilten Mitglieder des Fachbereichs „Museen“ des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. am Samstag in Schiltach, um hier das „Museum am Markt“ und das Hansgrohe-Museum „Wasser, Bad und Design“ in Augenschein zu nehmen. Die Leitung hatte der Fachbereichsvorsitzende Thomas Hafen, der zugleich wissenschaftlicher Leiter des „Vogtsbauernhofes“ in Gutach ist. Der neue Leiter der Schiltacher städtischen Museen und des Stadtarchivs, Andreas Morgenstern,  gab mit seiner ersten Führung durch das „Museum am Markt“ sein gelungenes Debüt. Er führte die Gäste durch die elf Museumszimmer, die in thematischer Anordnung die Stadtgeschichte aufzeigen, und erläuterte dabei das von Frank Lang (Stuttgart) erarbeitete und vor einem Jahr realisierte neue moderne Konzept. Hörstationen, I-Pads und Interaktionsmöglichkeiten fänden sich hier und gegenüber dem Vorgängerkonzept falle die vorgenommene „Entlüftung“ auf (weniger Exponate). Morgenstern  machte dabei zugleich einen eindrücklichen Exkurs in die  vielfältigen Facetten der Schiltacher Stadtgeschichte anhand der Exponate und der informierenden Technik. Ergänzt wurden seine Ausführungen durch Hans Harter und Klaus-Ulrich Neeb, die als Vertreter der Mitgliedergruppe Schiltach des Historischen Vereins für Mittelbaden anwesend waren. Die Mitgliedergruppe war beratend bei der Erarbeitung der Neukonzeption beteiligt.
Als mögliche nächste Bearbeitungsfelder sieht Morgenstern für sich vorausschauende Weichenstellungen zu möglichen Sonderausstellungen in 2014 und 2015 und die harmonische Koordination der ehrenamtlichen Mitarbeiter. Für 2013 kündigte er die Sonderausstellung „Flößerei im Bilde der Kunst“ an.
In der anschließenden Diskussion fand das aktuelle Konzept des „Museums am Markt“ die Zustimmung der Gäste. Das Konzept sei „up to date“. Auch die „großen Kunsthallen“ würden heute nicht mehr chronologisch, sondern thematisch ausstellen, sagte Hafen. Neue Denkweisen im Internetzeitalter setzten sich durch und seien nicht umkehrbar. Angesprochen und dabei verschieden bewertet wurde die Anzahl der Exponate und die Verwendung von im Depot vorhandenen Originalen statt künstlich geschaffener Skulpturen. Zielgruppen müssten sowohl die Touristen wie auch die einheimische Bevölkerung sein. Sonderausstellungen und Konzerte im vorhandenen Ausstellungsraum sowie weitere Aktivitäten vor Ort, wie schon begonnen, könnten die Schiltacher und auch „Auswärtige“ immer wieder ins Museum führen und hier ihre Heimatgeschichtskenntnisse erweitern und verstärken lassen.


Anschließend begaben sich die Museums-Experten zur Schiltacher Hansgrohe-Aquademie und besuchten dort die Ausstellung „Wasser, Bad und Design“. Roman Passarge, der Leiter der Hansgrohe-Aquademie, führte die Museumsleute nach seiner einführenden Begrüßungsadresse durch sämtliche Aquademie-Einrichtungen, erläuterte dabei die Hansgrohe-Philosophie, machte im Hansgrohe-Museum anhand der vielen und interessanten Exponate mit der Geschichte  des „privaten Bades“ bekannt, zeigte die überaus erfolgreiche Design-Entwicklung bei Hansgrohe auf, machte auf bedeutsame Innovationen aufmerksam, und auch die Showerworld war Thema. Er lud dazu ein, diese Showerworld zu gegebener Zeit in Funktion selbst auszuprobieren. Bei einer abschließenden Kaffeerunde bestand die gute Möglichkeit zu Fragen bezüglich der Hansgrohe-Museumseinrichtung, die von Passarge gerne beantwortet wurden. Hafen dankte im Namen der Teilnehmer sowohl Andreas Morgenstern wie auch Roman Passarge für die Ermöglichung der Museen-Besichtigungen.



Oktober 2012 – der Jahresband „Die Ortenau 2012“ ist erschienen:


Dr. Hans Harter berichtet über einen aufsehenerregenden Prozess, der vor 240 Jahren in Schiltach stattfand


Rechtzeitig vor der dieses Jahr in Haslach/Kinzigtal stattfindenden Jahresversammlung des Historischen Vereins für Mittelbaden e.V. wurden den Mitgliedergruppen die druckfrischen, zwischenzeitlich in einem warmen und freundlichen Rot gehaltenen Jahrbücher für 2012 zugestellt und zügig an alle Vereinsmitglieder verteilt. Das Schwerpunktthema des vorliegenden Bandes lautet „Criminalia: Zur Geschichte der Justitia in Mittelbaden“. Zu diesem Themenkomplex hat die Schriftleitung 13 Beiträge mit einem Umfang von über 200 Seiten in das Jahrbuch aufgenommen. Auf weiteren 220 Seiten folgen 15 freie Beiträge zu unterschiedlichsten regionalhistorischen Themen, denen sich ein Forum, Rezensionen heimatgeschichtlicher Literatur, Tätigkeitsberichte der Mitglieder- und Fachgruppen sowie Mitteilungen und Hinweise der Vereinsführung anschließen.




Bei Durchsicht des 560seitigen Bandes bestätigt sich, dass sowohl die Verfasser als auch Redakteur Dr. Martin Ruch wieder gewissenhafte und wissenschaftlich fundierte Arbeit geleistet und eine ansprechende Veröffentlichung vorgelegt haben.

Nachdem im vergangenen Jahr der Schiltacher Historiker und Autor Dr. Hans Harter zum Leitthema „Unternehmer- und Unternehmensgeschichte in Mittelbaden“ seine Forschungen zu den weit über das heimische Kinzigtal hinausreichenden Aktivitäten der Schiltacher Schiffer an Wutach, Hochrhein und Bodensee darlegte, braucht der heimatgeschichtlich interessierte Leser auch in diesem Jahr nicht auf einen spannenden Beitrag aus dem oberen Kinzigtal verzichten.

Im Hauptstaatsarchiv in Stuttgart studierte Harter im vergangenen Winter bündelweise Akten zu einem äußerst gut dokumentierten Kriminalfall aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Dem „Weißen Bettelbub“ sowie dem „Schwarzen Katzensepp“ wurden in Schiltach in den Jahren 1773 und 1774 als schillernde Anführer einer Bettel-, Räuber- und Diebesbande, die einige Zeit den mittleren und südlichen Schwarzwald unsicher machte, ein aufwändiger und kostspieliger Prozess gemacht. Der Autor berichtet nicht nur über die 10monatige Haft im „Städtle“ und die im Rathaus erfolgten Verhöre, sondern ermöglicht auch eine einzigartige Milieustudie, zeigt die sozialen Strukturen schonungslos auf und gewährt Einblick in die Bürger- und Bauerngesellschaft jener Zeit. Harter berichtet anhand der Aktenlage, dass hauptsächlich in den Jahren nach der Missernte von 1770 ganze Heerscharen von Entwurzelten, Männer, Frauen und Kinder, von den Landesherrschaften völlig im Stich gelassen, in den Wäldern und auf den Landstraßen hausten. Von der Not getrieben unternahmen sie ihre Beutezüge vorwiegend in abgelegenen Tälern und zu einsam gelegenen Gehöften. Für die Angeklagten endete die Angelegenheit tragisch: Das Urteil lautete auf „Tod durch den Strang“.

Der Tätigkeitsbericht der Mitgliedergruppe Schiltach sowie weitere Beiträge mit engem Bezug zum oberen Kinzigtal (z.B. Forschungen zum Verlauf der Römerstraße um Schiltach, Karsamstagsmord von Bad Rippoldsau 1945, 400 Jahre Vogtsbauernhof) sind nur wenige Beispiele für viele weitere lesenswerte Beiträge dieses Bandes. „Die Ortenau“ 2012 kann über den Buchhandel oder den Initiativkreis des Historischen Vereins erworben werden (rm).